Die "Mythen" der EU-Kommission

Teil 2: „Die Ukraine verzeichnet weiterhin eindrucksvolle Siege“

Die EU-Kommission hat 13 angebliche Mythen über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht, die ich in einer Artikelserie vorstelle. In diesem Teil geht es unter anderem darum, dass die Ukraine gar nicht "am Verlieren" sei, sondern dass sie in Wahrheit "weiterhin eindrucksvolle Siege" verzeichne.

Ich beschäftige mich in dieser 13-teiligen Artikelserie mit einer Seite, die die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland online gestellt hat und die den Titel „13 Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine – und die Wahrheit“ trägt. Man sollte meinen, dass die EU-Kommission in der Lage ist, angebliche russische „Mythen“ mit überzeugenden Belegen für „die Wahrheit“ zu widerlegen. Doch weit gefehlt.

In diesem zweiten Teil der Artikelserie beschäftigen wir uns mit dem zweiten von der EU-Kommission genannten „Mythos“, der lautet:

„Mythos 2: Die Ukraine ist am Verlieren, ihre Führung verzweifelt und der militärische Zusammenbruch unvermeidlich. Außerdem ist die Ukraine so verzweifelt, dass sie zivile Atomkraftanlagen angreift und an einer „schmutzigen Bombe“ arbeitet.“

Die EU-Kommission hat zu diesem „Mythos“ eine sehr lange Erläuterung geschrieben, die wir uns komplett anschauen wollen.

„Die Ukraine verzeichnet weiterhin eindrucksvolle Siege“

Im ersten Absatz der Erläuterungen erfahren wir (Links wie im Original:

„Die Gegenoffensive der Ukraine im Jahr 2023 erzielte nur geringfügige Gewinne. Seit Russlands Invasion am 24. Februar 2022 hat die Ukraine jedoch etwa die Hälfte des ursprünglich von Russland im Februar 2022 besetzten Gebietes zurückerobert. Die aktuelle Schlachtfeldsituation mag wie eine Pattsituation wirken, doch die Ukraine verzeichnet weiterhin eindrucksvolle Siege am Schwarzen Meer.“

Bleiben wir bei der Chronologie. Die EU-Kommission behauptet, die Ukraine habe „etwa die Hälfte des ursprünglich von Russland im Februar 2022 besetzten Gebietes zurückerobert“. Das Wort „zurückerobert“ ist Desinformation, denn im Zuge der Friedensverhandlungen in Istanbul im März 2022 hat Russland diese Gebiete freiwillig als Geste des guten Willens geräumt.

Das wird im Westen als „russische Propaganda“ bezeichnet, lässt sich aber überprüfen. Russland hat damals sehr große Gebiete vor allem bei Kiew geräumt. Suchen Sie selbst in den Archiven der Medien und schauen im Zeitraum etwa ab 25. März 2022 bis etwa 10. April 2022 nach, ob es damals Meldungen über schwere Kämpfe im Raum Kiew gab, bei denen die Ukraine die russische Armee erfolgreich zurückgeschlagen hat. Sie werden nichts finden, denn tatsächlich ist die russische Armee freiwillig und ohne nennenswerte Kämpfe abgezogen.

Das wird im Westen auch manchmal eingestanden, dann wird allerdings behauptet, Russland habe das getan, um einer Niederlage zuvorzukommen. Auch dafür gibt es keine Hinweise, denn die Ukraine war zu dem Zeitpunkt gar nicht in der Lage, dort eine große Operation durchzuführen. Das berühmte Beispiel Butscha zeigt das, denn die russische Armee hat Butscha am 31. März 2022 erlassen, die ukrainischen Truppen sind dort aber erst am 3. April 2022 eingerückt. Die ukrainische Armee war damals in der Region so schwach, dass sie den freiwillig abziehenden russischen Truppen nicht einmal folgen konnte, von einer anstehenden ukrainischen Offensive, die zu einer russischen Niederlage hätte führen können, konnte zu dem Zeitpunkt also keine Rede sein.

Der einzige militärische Erfolg, den die Ukraine erzielen konnte, war, dass sie die russischen Truppen bei Charkow im Herbst 2022 überrumpeln und aus Gebieten wie Isjum vertreiben konnte.

Dass Russland damals auch die Stadt Cherson geräumt hat, war kein ukrainischer Erfolg auf den Schlachtfeld, sondern ein strategischer Rückzug der russischen Armee, weil Russland die Versorgung der Stadt und der eigenen Streitkräfte nach der Zerstörung der Antonow-Brücke nicht mehr garantieren konnte, weshalb die Russen sich notgedrungen auf das andere Flussufer zurückgezogen haben, bevor es zu kritischen Kämpfen kommen konnte, die einen geordneten strategischen Rückzug behindert hätten. Die ukrainischen Truppen sind danach kampflos in Cherson eingerückt, von einem Sieg auf dem Schlachtfeld kann also keine Rede sein.

Dass die sogenannte ukrainische Gegenoffensive vom Sommer 2023 „geringfügige Gewinne erzielt“ hat, ist ebenfalls Desinformation, denn die Ukraine hat dabei zwar im Gebiet Saporoschje kleine Geländegewinne verzeichnet, sie hat in der gleichen Zeit allerdings an anderen Frontabschnitten weiter nördlich im Donbass sogar mehr Gebiete verloren, als sie in Saporoschje unter gigantischen Verlusten eingenommen hat.

Und der letzte Satz in dem Absatz, in dem die EU-Kommission behauptet, die Ukraine verzeichne „weiterhin eindrucksvolle Siege am Schwarzen Meer“, ist Unsinn. Als Beleg für die Behauptung setzt die EU-Kommission einen Link zu einer Meldung von CEPA über eine ukrainische Operation. Die Meldung ist von Februar 2024, sie bestätigt also keine aktuellen „eindrucksvollen Siege am Schwarzen Meer“. CEPA ist ein in Washington sitzender, transatlantischer Think Tank, der unter anderem von der US-Rüstungsindustrie und (über das National Endowment for Democracy) von der US-Regierung finanziert wird.

Dass die Lage an der Front für Kiew inzwischen verzweifelt ist, bestreiten mittlerweile auch westliche Analysten nicht mehr.

Übrigens habe ich aufgrund des Unsinns, den die EU-Kommission in diesem Abschnitt schreibt, gedacht, die Seite wäre veraltet, denn so einen Unsinn zu behaupten und mit so alten und nicht mehr aktuellen Links zu belegen, habe ich nicht einmal der EU-Kommission zugetraut. Aber falsch gedacht, die Seite wird ständig aktualisiert.

Die Behauptung, die Ukraine habe 50 Prozent der zu Anfang von Russland kontrollierten Gebiete zurückerobert, ist mit einem Link zur Nachrichtenagentur Reuters belegt, die US-Außenminister Blinken mit dieser Aussage zitiert. Und wenn die USA etwas sagen, muss es natürlich die Wahrheit sein, meint die EU-Kommission.

Die Behauptung, die „Schlachtfeldsituation“ möge nur „wie eine Pattsituation wirken“, unterlegt die EU-Kommission mit einem Artikel des britischen Staatssenders BBC, der bestenfalls eine Meinungsäußerung, aber sicher keine faktenbasierte Aussage ist.

Der Ukraine geht es gut

Als nächstes behauptet die EU-Kommission:

„Alles in allem ist und bleibt der Erfolg der Ukraine, Russlands massive, illegale und unprovozierte Invasion abzuwehren, inspirierend. Das Land befindet sich weder politisch noch militärisch nahe eines Zusammenbruchs, auch wenn die internationale Unterstützung manchmal nicht so zweckmäßig ist, wie sie sein könnte.“

Ich würde das, was die Ukraine tut, nicht als „inspirierend“ bezeichnen. Das passende Wort ist selbstmörderisch, denn wer die (ukrainischen) Meldungen von der Front liest, der stellt fest, dass dort davon gesprochen wird, dass die Front zumindest an einigen Abschnitten vor dem Zusammenbruch steht. In so einer Situation weiterzukämpfen, ist reiner Selbstmord, zumal die westlichen Waffen an der Front kaum noch helfen, weil es der Ukraine schlicht an Soldaten fehlt, die sie bedienen könnten.

Das bestätigen täglich neue Meldungen, am 23 September berichtete die Financial Times beispielsweise unter Berufung auf einen ukrainischen Offizier, dass die ukrainische Armee im Donbass so hohe Verluste habe, dass ihre Mannstärke nicht ausreicht, um den russischen Vormarsch aufzuhalten. Aber wahrscheinlich liest die EU-Kommission die Financial Times und andere westliche Medien gar nicht, die Derartiges inzwischen fast täglich melden.

Weiter schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original):

„Es gibt keine Belege für die Behauptungen Russlands, dass Kiew Kinder, Frauen oder ältere Menschen für den Einsatz an der Front mobilisiert oder dass Präsident Wolodymyr Selenskyj ukrainische Truppen vorsätzlich in ein Gemetzel schickt. Die Beweise gehen eher in die andere Richtung: Russische Generäle senden ihre Truppen, von denen viele Soldaten in Gefängnissen rekrutiert wurden, zu selbstmörderischen „Fleischangriffen“.“

Erstens behauptet keine seriöse russische Quelle, dass „dass Kiew Kinder, Frauen oder ältere Menschen für den Einsatz an der Front mobilisiert“, das hat sich die EU-Kommission ausgedacht. Und die EU-Kommission lügt hier bewusst, denn auch die von ihr verlinkte Quelle (das von der EU-Kommission selbst gegründete, finanzierte und gelenkte Projekt East StratCom Task Force) behauptet das gar nicht, sondern schreibt, dass eine solche Mobilisierung kommen würde. Jeder Stammleser des Anti-Spiegel weiß, dass es diese Gerüchte gibt, die allerdings nicht von Russland gestreut werden, sondern von Falken in den USA, die von Kiew fordern, das Alter für die Einberufung an die Front von jetzt 25 Jahren auf 18 Jahre zu senken.

Dass Selensky seine Soldaten „vorsätzlich in ein Gemetzel schickt“ kann man angesichts der Lage an der Front kaum bestreiten. Das Problem ist nur, dass die EU-Kommission über die Lage an der Front desinformiert.

Dass russische Soldaten auch in Gefängnissen rekrutiert werden, ist kein Geheimnis. Was die EU-Kommission allerdings verschweigt, ist, dass es diese Praxis auch in der Ukraine gibt. Ein entsprechendes Gesetz wurde in der Ukraine dieses Jahr erlassen und im Mai wurde aus Kiew gemeldet, dass sich über 3.000 Strafgefangene für die Front gemeldet haben.

Als Bestätigung für die Behauptung, die russische Armee würde „zu selbstmörderischen ‚Fleischangriffen'“ schicken, verlinkt die EU-Kommission alte Artikel von BBC und CNN, die als Trommler für die Narrative des US-geführten Westens sicher keine neutralen Quellen sind.

Das nukleare Thema

Die EU-Kommission schreibt weiter (Links aus dem Original):

„Der Mythos über Atompläne der Ukraine oder „schmutzige Bomben“ ist reine Fiktion und nukleares Säbelrasseln. Tatsächlich ist die Ukraine seit 1994 nach Unterzeichnung des Budapester Memorandums frei von Kernwaffen. Sie ist eines der wenigen Länder der Welt, das seine Kernwaffen aufgab und diejenigen beseitigte, die ihm von der Sowjetunion hinterlassen wurden. Russland dagegen missachtete unverhohlen seine durch Unterzeichnung des Vertrags eingegangene Verpflichtung, in welchem es zusagte, die Unabhängigkeit, Souveränität und Grenzen der Ukraine zu respektieren.“

Auch hier desinformiert die EU-Kommission durch Weglassen, denn sie verschweigt, dass Selensky am 19. Februar 2022 auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus des Westens gedroht hat, die Ukraine wieder nuklear zu bewaffnen. Er sagte dort, dass er das Budapester Memorandum nicht mehr einhalten will, was sicher einer der Gründe dafür war, dass Russland nur wenige Tage später militärisch interveniert hat.

Weiter schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original):

„Der Kreml setzt außerdem gern schnell Nuklearnarrative ein, um die Schuld abzulenken, kaum verhüllte Drohungen zu äußern oder auf nukleare Erpressung zurückzugreifen, um seine Aggression zu unterstützten. Die Schaffung eines Bildes eines in die Enge getriebenen, aber atomar bewaffneten Tieres (wie kremlnahe Demagogen stets hervorheben) hat für den Kreml Vorteile..“

Als Quelle verlinkt die EU-Kommission auf einen schon zwei Jahre alten Artikel ihres eigenen Projektes East StratCom Task Force, das gerne selbst Fake News verbreitet. Stammleser des Anti-Spiegel wissen, dass die Behauptung, Russland würde „kaum verhüllte Drohungen äußern oder auf nukleare Erpressung zurückgreifen“, Unsinn sind. Vielmehr warnt die russische Regierung angesichts der ständigen Eskalationen vor der Gefahr einer nuklearen Eskalation, wie ich oft übersetzt habe.

Wie würden eigentlich die USA reagieren, wenn Russland beispielsweise Kuba Raketen liefern und den Beschuss von Zielen in den USA erlauben würde? Würden sie dann eventuell vor einer Eskalation bis hin zum Atomkrieg warnen? Die Kuba-Krise aus den 1960er Jahren gibt die Antwort auf diese Frage.

Weiter schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original):

„Russland nutzte die Beschuldigung, dass die Ukraine versuche, eine „schmutzige Bombe“ zu bauen, als Vorwand für eine größere Eskalation. Die Ukraine lud die IAEO zur Untersuchung der Orte ein, an denen laut Russland schmutzige Bomben entwickelt würden. Die IAEO fand keinerlei Belege dafür, dass die Ukraine Nuklearmaterial entwickelt.“

Die Warnungen des russischen Verteidigungsministeriums vor einer schmutzigen Bombe, die Kiew entwickeln soll, gibt es, allerdings nutzt Russland die nicht „als Vorwand für eine größere Eskalation“, wie die EU-Kommission schreibt. Als Beleg für diese Behauptung verlinkt die EU-Kommission wieder einen zwei Jahre alten Artikel, dieses Mal einen von der New York Times, in dem berichtet wird, dass die Außenminister der USA, Großbritanniens und Frankreichs warnen, Russland könne die Vorwürfe an Kiew als Vorwand für eine größere Eskalation nutzen. Nur wissen wir ja heute, dass das in den zwei seit dem vergangenen Jahren nicht passiert ist.

Die EU-Kommission sollte vielleicht mal ihre Links aktualisieren, wenn sie sich nicht selbst lächerlich machen will.

Weiter schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original):

„Die Behauptungen, dass die Ukraine absichtlich seine eigenen zivilen Atomkraftanlagen beschädigt, sind ebenfalls nicht belegt. Tatsächlich haben die Ukraine und die USA wiederholt versucht, die Spannungen bezüglich des Atomkraftwerks in Saporischschja zu entschärfen. Russland hat viele rücksichtslose Aktionen gegen diese Anlage ergriffen. Es hat Militärausrüstung und Truppen im Gelände stationiert, die Umgebung als Basis für Raketenangriffe verwendet und so faktisch die Kontrolle über die Anlage übernommen und die Hauptstromleitung mehrmals gekappt. Die IAEO hat seitens der Ukraine keine Bombenabwürfe oder Angriffe auf das Kraftwerk bestätigt, weder bevor noch nachdem der Kreml diese Anschuldigungen vorbrachte.“

Die Geschichten, dass Russland seine eigenen AKW nicht nur in Saporoschje, sondern auch in Kursk angreift, sind ziemlich absurd. Hinzu kommt, dass es auch versuchte Terroranschläge gegen andere AKW in Russland gab.

Warum sollte Russland seine eigenen AKW angreifen, um sein eigenes Gebiet zu verstrahlen? Wenn, dann müsste Russland AKW in der Ukraine angreifen. Aber das tut Russland aus irgendwelchen Gründen nicht, Russland greift laut der westlichen Propaganda immer nur seine eigenen AKW an.

Außerdem lügt die EU-Kommission, wenn sie behauptet, Russland würde „Militärausrüstung und Truppen“ auf dem Gelände des AKW Saporoschje stationieren, denn Beobachter der IAEO sind vor Ort und haben nichts dergleichen gemeldet. Lediglich Einheiten der russischen ABC-Truppen sollen auf dem Gelände sein, was angesichts der gefährlichen Lage aber mehr als verständlich ist.

Damit wären wir bei der IAEO, auf die sich die EU-Kommission beruft. Die IAEO dokumentiert die Angriffe auf das AKW-Saporoschje, behauptet aber, nicht zu wissen, wer das AKW beschießt. Allerdings ist es eher so, dass die IAEO es nicht wissen will, denn sie könnte ja die Trümmer der einschlagenden Waffen an Waffenexperten schicken, um zu erfahren, womit das AKW beschossen wird. Russische Behörden haben solche Trümmerteile der oft genug der Öffentlichkeit präsentiert und es waren eindeutig westliche oder ukrainische Waffen, über die Russland gar nicht verfügt.

Für die IAEO wäre es ein Leichtes, diese Trümmerteile an unabhängige Experten zu schicken, um zu überprüfen, ob die Russen die Wahrheit sagen oder nicht. Aber aus irgendeinem Grund will die IAEO das nicht tun und nichts zur Aufklärung beitragen, was ein sehr schlechtes Licht auf die Behörde wirft.

Die Ukraine behindert die IAEO

Dass Russland die für Kühlung des AKW wichtige Stromleitung selbst mehrmals gekappt haben soll, um sie anschließend im Eiltempo wieder zu reparieren, ist auch keine allzu überzeugende Geschichte.

Dazu ist wieder der Link interessant, den die EU-Kommission zu der angeblich von Russland gekappten Hauptstromleitung gesetzt hat. Dabei handelt es sich um einen Artikel der BBC vom 3. September 2022. Wer sich mit den Problemen um das AKW-Saporoschje auskennt, für den ist das ein Schlüsseldatum.

Kiew war nicht glücklich darüber, dass die IAEO und Russland 2022 beschlossen haben, dass IAEO-Experten dauerhaft beim AKW-Saporoschje eingesetzt werden sollen, um die Lage zu kontrollieren, und hat deren Anreise am 1. September 2022 mit allen Mitteln zu behindern versucht, was am Ende jedoch vergeblich war.

Im Zuge dieser Versuche Kiews, die Anreise der IAEO-Experten zu behindern, wurde unter anderem auch die Hauptstromleitung des AKW gekappt, aber auch die dadurch drohende Gefahr eines atomaren Unfalls konnte die IAEO-Experten nicht aufhalten oder vertreiben. Aber das erwähnt die EU-Kommission nicht, obwohl man den zeitlichen Zusammenhang im verlinkten BBC-Artikel lesen kann.

Interessant ist auch der Link, den die EU-Kommission zu der Behauptung gesetzt hat, „die Ukraine und die USA“ hätten „wiederholt versucht, die Spannungen bezüglich des Atomkraftwerks in Saporischschja zu entschärfen.“ Der Link führt zur Seite des US-Außenministeriums und berichtet über eine Erklärung, die ein stellvertretender US-Außenminister im UN-Sicherheitsrat abgegeben hat, als die IAEO-Experten im September 2022 beim AKW Saporoschje eingetroffen waren. Von einem Versuch, die „Spannungen zu entschärfen“, konnte in der Erklärung jedoch keine Rede sein. Vielmehr begrüßte er die IAEO-Mission und forderte von Russland, das Gebiet zu räumen, weil nur das den Beschuss beenden und die Sicherheit des AKW garantieren könne.

Aber wenn behauptet wird, Russland beschieße das eigene AKW, wie soll es den Beschuss des AKW beenden, wenn Russland abzieht? Dann könnte es das AKW ja immer noch beschießen. Daher war das das indirekte Eingeständnis, dass Kiew das AKW beschossen hat und diesen Beschuss auch fortsetzen wollte, bis die Russen vertrieben sind.

Nach der Ankunft der IAEO-Experten wurde es zwar ruhiger um das AKW, aber gerade in letzter Zeit gab es dort wieder häufiger Beschuss, den die IAEO-Experten auch dokumentiert haben, aber wieder waren sie nicht bereit, die Trümmerteile der Waffen einzusammeln und an neutrale Experten zu schicken, um deren Herkunft zu bestimmen.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

9 Antworten

  1. Eine 13 teilige Serie ist schon sehr ambitioniert.
    Ich weiss gar nicht ob 13 Teile ausreichen um das Elend der Ukraine und teilweise auch der übriggebliebenen RF und die einwirkenden Interessen des Wertewesten zu Beschreiben. Ein Buchprojekt wäre stressfreier. Insbesondere wenn man bedenkt das Herr Röper wenig Zeit hat.😉
    Abgesehen von diesem Geläster, finde ich Teil 1 ganz gut, wenn auch verwürfelt.

  2. Was mir in dem Artikel fehlt ist die Geschichte mit den im AKW Saporoshje aufgefundenen Beständen an waffenfähigem Uran und Plutonium. Meines Wissens wurde das auch durch die IAEO bestätigt.
    Das betrifft ja mehr oder weniger direkt die Geschichte mit der geplanten atomaren Bewaffnung der Ukraine bzw. „schmutzigen Bomben“ als Option

    Könnte man das noch ergänzen, Thomas?

  3. ….lieber Herr Röper, es ist ja anerkennungswert, dass sie sich mit der EU – Propaganda beschäftigen.. …als „kleine Kritik“, verschwenden sie nicht ihre kostbare Zeit, mit diesem Propaganda – Machwerk der Handlanger der Angloamerikaner !!..😎

      1. ….die „Anglos“ ist der Deckname… …die Handlanger sind DIEJENIGEN, welche im Auftrag von Rothschild usw. 1913 die FED gründeten !!.. ..also, die „Internationale Hochfinanz“… .. und ihre „weltlichen Vettern“, sind die Zionisten weltweit und besonders im besetzten Palästina !!..
        …Xi Jinping sprach, „…die Hundert Jahre sind vorbei !!“..🙈

  4. Also ich glaub ja diese EU Kommission mit all ihren militärischen Beraten halten einfach nur die Gefechts Karten falsch rum halten.. 🤣😉
    Aber eine Frage hätte ich schon..
    Was wäre den eine legitime Invasion ?
    Oder besser was wäre den untern dem Völkerrechtlichen legitim gut geheißen Invasion ?

  5. Heute Morgen konnte ich noch Teil 1 lesen, den Teil 2 habe
    ich nun zurechtgelegt und werde wohl erst morgen früh
    anfangen.

    Zwischenzeitlich hat mich ein Artikel der „paz“ er-„bost“.
    Der stammt von dem strammen Transatlantiker und, man
    man muss es sagen, russophoben Auftragsschreiber Bodo
    Bost. Wobei er wohl Überzeugungstäter ist. Er war auch
    ein Grund, warum ich der Zeitung den Laufpass gab.

    Das war zum Teil etwas schade, weil es auch einen, meiner
    Meinung nach, guten Autor gibt: Wolfgang Kaufmann.
    Was er schreibt, ist i. d. R. gut recherchiert und er hält jour-
    nalistische Distanz!

    Ganz anders hier: Herr Putin will nach der Krim offenbar
    noch finnisch-schwedische Inseln einnehmen, aus Rache
    für den NATO-Beitritt. Außerdem hat er die Ukrainer im
    Donbas aufgewiegelt. Auch auf der Krim soll es mehr
    Ukros als Russen gegeben haben?

    Aber lesen Sie selbst:
    https://paz.de/artikel/moskau-schielt-auf-die-aland-inseln-a12427.html

    Auch die jetzt angelaufene Artikel-Serie wird nur Men-
    schen ansprechen, die bereit sind Sachverhalte zu
    hinterfragen. Bei den anderen ist Hopfen und Malz
    verloren, wie schon bei „Corona“ und jeder anstehen-
    den Wahl. Herr Bost ist ein eingefleischter Betonkopf.
    Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr …

    Nachtrag zur paz:

    Als ich mich vor ca. 6/ Jahren für die Zeitung entschied
    war ich erst einmal positiv überrascht. Zwar „konser-
    vativ“, aber nicht so wie üblich. Geschichte über Per-
    sönlichkeiten und Epochen spielte eine große Rolle.
    Das hat mir zugesagt, weil geschichtsinteressiert.
    Auch ein Florian Stumfall, der als „bayerisches Urge-
    stein“ beschrieben wurde und beim Bayernkurier
    maßgeblich mitwirkte, wusste zu überraschen. Seine
    Leitartikel waren sachlich fundiert und wider Erwar-
    ten keine wiedergekäuten Vorurteile, wie es im „libe-
    ral-konservativen“ Milieu üblich ist. Herr Stumfall
    ist nach gut 50 Jahren aus der CSU ausgetreten!

    Nach dem Wechsel in der Chefredaktion änderte sich
    die Berichterstattung langsam, fast unbemerkt- Aber
    nur fast. Herr Prof. Patzelt durfte immer öfter schrei-
    ben sowie ein als „meinungsstark“ gelltende Klaus
    Kelle. Letztgenannter war allerdings überaus wissens-
    schwach und voreingenommen.

    Das erinnerte mich an ein paar Jahr vorher. Bei der
    „Frankfurter Rundschau“ war es ähnlich. Erst ganz
    gut und informativ. Dann kam die von der „taz“ auf´s
    Altenteil geschobene Bascha Mika – und die Zeitung
    ging den Bach hinunter. Sie gab der Stasi-Agentin
    Annette Kahane Platz für einen wöchentlichen Gast-
    beitrag. Auch ein Christian Bommarius, der die USA
    wegen der Todesstrafe als barbarisch kritisierte wurde
    auf einmal handzahm, was das Narrativ betraf.

    Und so ging es weiter:
    Das „Neue Deutschland“ bezeichnete im Politik-Teil
    die Abspaltung der Krim als „Annexion“. Im Feuilleton
    hingegen war von „Sezession“ die Rede. Der Autor des
    Feuilleton arbeitet heute bei den „NachDenkSeiten“!

    Ich wünsche allseits eine gute Nacht!

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