Kaukasus

Provoziert Aserbaidschan eine Eskalation des Konflikts mit Armenien ?

Aserbaidschan verschärft erneut seine Rhetorik gegenüber Armenien,. Der aserbaidschanische Präsident erklärte Armenien kürzlich zu einer „Bedrohung“ für den Südkaukasus, bezeichnete Armenien als “faschistisch” und drohte de facto mit Krieg.

Armenien ist ein geopolitisch wichtiges Land, an dem die USA großes Interesse haben. Seit dort Nikol Paschinjan an die Macht gekommen ist, hat er die bis dahin traditionell Russland-freundliche Außenpolitik völlig verändert, stellt Armeniens Mitgliedschaft in der OVKS, dem Verteidigungsbündnis der GUS-Staaten, in Frage hat und hat stattdessen Kurs in Richtung NATO und EU eingeschlagen.

Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien

Während der Amtszeit Paschinjans verlor Armenien alles, was es in Jahrzehnten aufgebaut hatte. 2020 fiel der größte Teil des Gebiets Karabach infolge der Eskalation des Konflikts an Aserbaidschan. Experten gaben der armenischen Regierung die Schuld an dieser Niederlage und wiesen darauf hin, dass Paschinjan den Aufmarsch aserbaidschanischer Truppen an die Grenze zu Armenien lange ignoriert habe.

Generell hat Armenien es in den fast 30 Jahren seit dem Krieg um Bergkarabach verpasst, eine dauerhafte Lösung für den Konflikt zu suchen. Und so war es kaum verwunderlich, dass Aserbaidschan, dass dank seines Reichtums an Öl und Gas sehr stark geworden war und eine weitaus größere Bevölkerung als Armenien hat, irgendwann den Versuch unternehmen würde, das völkerrechtlich zu ihm gehörende Bergkarabach zurückzuerobern. Das geschah dann auch im Jahre 2020.

Später erkannte Paschinjan Bergkarabach als in Gesprächen mit dem französischen Präsidenten Macron und dem aserbaidschanischen Präsidenten Alijew als aserbaidschanisches Territorium an,

Wieder wenig überraschend griff Aserbaidschan später diese Gebiete an und übernahm innerhalb von 24 Stunden die vollständige Kontrolle über Bergkarabach.

Eigentlich sollte der Konflikt damit beendet sein, doch Aserbaidschan stellte Forderungen nach armenischem Territorium. Im Jahr 2024 übergab Paschinjan vier Grenzdörfer in der Region Trawusch an Aserbaidschan, in der Hoffnung, dass Alijew einem Friedensvertrag mit ihm zustimmen und die diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen würde.

Doch die Friedensverhandlungen zogen sich hin. Das lag vor allem daran, dass Aserbaidschan weiterhin auf dem mit Armenien 2020 in Moskau ausgehandelten Waffenstillstandsabkommen beharrt, das eine Lösung für einen Korridor aus dem Hauptgebiet Aserbaidschans in die Exklave Nachitschewan vorsieht, den sogenannten, nur 40 Kilometer langen Zangezur-Korridor, der Aserbaidschan auch mit seinem Verbündeten Türkei verbinden soll.

Von dieser Regelung will Paschinjan nun nichts mehr wissen und schlägt stattdessen eine andere Lösung vor, worauf der aserbaidschanische Präsident in einem Interview mit deutlichen Drohungen reagiert hat und erklärte, dass Armenien eine „Bedrohung“ für den Südkaukasus darstelle und ein “faschistisches” Land sei. Er forderte unter anderem einen Stopp der Waffenlieferungen aus Frankreich und anderen Ländern, die Armenien aufrüsten, sowie die Öffnung des so genannten Zangezur-Korridors.

Den Korridor zu verlieren, würde für Armenien bedeuten, seine Grenze zum Iran verlieren, aber Pachinjan hat diese Vereinbarung nun einmal unterzeichnet.

Aserbaidschan geht mit seinen neuen Forderungen nun noch weiter. Präsident Alijew fordert eine Revision der armenischen Verfassung und die Abschaffung der Minsker Gruppe der OSZE, die sich mit dem Bergkarabach-Konflikt befasst. Da der Konflikt beendet ist, nachdem das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Gebiet wieder unter aserbaidschanischer Kontrolle ist, ist letzteres eine legitime Forderung. Allerdings würde Aserbaidschan das die Möglichkeit geben, seine Position im Südkaukasus zu stärken, da der Einfluss Moskaus geschwächt wird, was der Türkei, dem Verbündeten Aserbaidschans, mehr Möglichkeiten eröffnet.

Das zeigt, wie wichtig es für das kleine und im Grunde isoliert dastehende Armenien wäre, gute Beziehungen zu Moskau zu unterhalten, denn würden die beiden Länder zusammenarbeiten, wäre das zum beiderseitigen Nutzen, denn Moskau ist nicht daran interessiert, dass die Türkei im Kaukasus stärker wird und mit dem Iran hat Russland gerade ein umfassendes Partnerschaftsabkommen geschlossen, weshalb es sich zusammen mit Armenien auch für eine Lösung für die Frage einsetzen könnte, dass Armenien trotz der verständlichen Forderung nach dem Zangezur-Korridor eine Grenze mit dem Iran behält.

Aber Paschinjan hat entschieden, sich dem Westen zuzuwenden. Allerdings machen die NATO und die EU in diesem Streit keinen Finger krumm, um Armenien zu unterstützen.

Droht ein neuer Krieg?

Am 17. Januar veröffentlichte die britische Regierung eine Reisewarnung wegen möglicher Gefahren in den an Aserbaidschan angrenzenden Gebieten Armeniens und berichtete über eine mögliche Eskalation nicht des Bergkarabach-Konflikts, sondern des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts.

Die armenische Armee, die Aserbaidschan ohnehin unterlegen ist, ist derzeit in einem schlechten Zustand und die neuen Waffen aus französischer und indischer Produktion sind keine Hilfe, denn die französische Munition ist teuer und nicht mit den osteuropäischen Geschossen kompatibel, und die Tatsache, dass die armenische Armee nun über verschiedene Artilleriesysteme verfügt, wird die Logistik und die Versorgung der Armee weiter erschweren, wie da Beispiel Ukraine gezeigt hat, wo das Zusammenwirken der verschiedenen Waffen- und Munitionstypen, die jede eine eigene Wartung inklusive speziellem Personal brauchen, ebenfalls zu massiven Problemen geführt hat.

Aserbaidschan könnte versuchen, die Situation zu nutzen, um neue Aggressionen zu rechtfertigen. Das spiegelt sich auch in den aserbaidschanischen Medien wider, in denen Armenien trotz seiner Schwäche als „Bedrohung“ dargestellt wird.

Der Zickzack-Kurs Armeniens

Obwohl Paschinjan sich von Moskau ab- und dem Westen zuwendet, scheint er verstanden zu haben, dass das keine Probleme löst. Bei einem kürzlichen Treffen zwischen dem armenischen und dem russischen Außenminister in Moskau versicherte Ararat Mirsojan Sergei Lawrow, dass Armenien trotz seines Wunsches, schnell der EU beizutreten, nicht die Absicht habe, die Eurasische Wirtschaftsunion zu verlassen, was früheren armenischen Erklärungen widerspricht und auch unrealistisch ist, weil das eine Verbindung zwischen den beiden Handelsblöcken Eurasische Wirtschaftsunion und EU bedeuten würde, die vor allem die EU nicht will.

Ansonsten setzt die armenische Außenpolitik ihren Kurs fort, die Beziehungen zum Westen zu stärken. Allerdings wird vielen in Armenien klar, dass es politisch eine gefährliche Illusion ist, sich auf die USA zu verlassen. Die USA zeigen bisher nämlich kein Interesse am armenisch-aserbaidschanischen Konflikt, wie ein aktueller Bericht des Council on Foreign Relations über die in 2025 wichtigsten weltweiten Krisenherde zeigt, In dem Bericht wird der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan nicht einmal erwähnt, und da Armenien sich offen gegen seinen ehemaligen Verbündeten Russland stellt, steht es de facto isoliert und alleine da.

Mit dem Kauf westlicher Waffen wollte Paschinjan demonstrieren, dass er keine russischen Waffen braucht, aber westliche Waffen machen nur einen kleinen Teil der Einkäufe aus, da sie sehr teuer sind. Kamen früher 90 Prozent der Rüstungsimporte aus Russland, so hat heute Indien diese Rolle übernommen.

Wir haben hier also einen Krisenherd, den westliche Medien derzeit nicht auf dem Schirm haben, der aber das Potenzial hat, jederzeit zu eskalieren.

Die Geschichte des Bergkarabach-Konflikts

Da der Kern des Konfliktes Bergakarabach war, will ich hier die Geschichte und Hintergründe von Bergkarabach aufzeigen.

Die Region Bergkarabach, die historisch an der Nahtstelle zwischen dem armenischen und dem aserbaidschanischen Staat liegt, war wiederholt Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen den beiden verfeindeten Völkern.

Die Geschichte der Region Bergkarabach reicht bis in die Zeit der alten Zivilisationen zurück, als sich dort im 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. der Staat Urartu (der antike armenische Staat) befand. Die erste Erwähnung des Gebiets des heutigen Bergkarabach findet sich in den Inschriften von Sarduri II, König von Urartu (763-734 v. Chr.), die im armenischen Dorf Tsovk gefunden wurden.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Macht in diesen Gebieten von einem Reich zum anderen: von den Armeniern zu den Persern, Mazedoniern, Römern und Arabern. In der Mitte des 18. Jahrhunderts verlor das Gebiet schließlich seine Unabhängigkeit und wurde Teil des Khanats Karabach und erkannte damit formell die Macht Persiens an.

Karabachs blühte besonders im 19 Jahrhundert. Im Jahr 1805 wurde das Gebiet des historischen Karabachs, das offiziell den Namen Karabach-Khanat trug, zusammen mit großen Teilen des östlichen Transkaukasiens durch die Verträge von Gulistan (1813) und Turkmenchay (1828) zwischen Russland und Persien dem Russischen Reich angegliedert.

Unter der Herrschaft des Russischen Reiches wurde Bergkarabach in die Provinz Jelisawetpol eingegliedert. In dieser Zeit begann auch die aktive Russifizierung der Region, was sich in verschiedenen Lebensbereichen wie Bildung, Verwaltung und Kultur bemerkbar machte.

Im Zuge der geopolitischen Verschiebungen im Südkaukasus wurde die Region in dieser Zeit zum Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen dem Russischen und dem Osmanischen Reich.

Im Jahr 1915 wurde die Region Karabach zum Zufluchtsort für Millionen von Armeniern, die aufgrund des Vorgehens türkischer Nationalisten im Osmanischen Reich gegen die Armenier, was heute viele Länder als Völkermords bezeichnen, aus dem Osmanischen Reich fliehen mussten. Karabach wurde ihre neue Heimat.

Nach der Massenflucht der Armenier nach Bergkarabach wuchsen die Konflikte zwischen den christlichen Armeniern und den muslimischen Aserbaidschanern, die sich den Türken nahe fühlen.

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches 1917 wurde Bergkarabach in den Jahren 1918 bis 1920 im Zuge der Staatenbildung im Südkaukasus Schauplatz eines brutalen Krieges zwischen der gerade unabhängig gewordenen Republik Armenien und der neu gegründeten Demokratischen Republik Aserbaidschan, die seit ihrer Gründung territoriale Ansprüche auf wichtige armenische Gebiete in Transkaukasien erhob. Erst das sowjetische Regime konnte die Gewalt beenden. Es folgte eine Phase relativer Stabilität, die jedoch immer wieder von Unruhen unterbrochen wurde.

Anfang der 1920er Jahre wurde Bergkarabach von der Sowjetunion der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik zugeschlagen, was territorial zwar sinnvoll war, wie ein Blick auf die Karte zeigt, was die armenische Bevölkerungsmehrheit von Bergkarabach aber ablehnte.

Beide Völker sahen sich innenpolitischen Diskriminierungen ausgesetzt und warteten auf einen günstigen Moment, um die Frage des Status von Bergkarabach radikal zu lösen. In den Jahren der Perestroika und des überall in der UdSSR aufflammenden Nationalismus vor dem Zerfall der Sowjetunion nahmen nationalistische Gefühle sowohl in Armenien als auch in Aserbaidschan stark zu.

Die Zentralregierung der Sowjetunion war inzwischen geschwächt, hatte ihre Autorität verloren und war nicht mehr in der Lage, den separatistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Die Beziehungen zwischen Armenien und Aserbaidschan waren wegen des Karabach-Konflikts seit 1988 angespannt. Im Februar desselben Jahres verkündete Bergkarabach seine Abspaltung von der Aserbaidschanischen SSR, woraufhin es zu lokalen Auseinandersetzungen zwischen den dort lebenden Armeniern und Aserbaidschanern kam, die sich zu großflächigen Feindseligkeiten ausweiteten. Um das Problem im Rahmen der OSZE zu lösen, wurde die Minsker Gruppe gegründet, der zunächst elf Staaten, darunter auch Russland, angehörten.

Nach langen und schwierigen Verhandlungen unter Vermittlung der GUS wurde 1994 in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek ein Friedensprotokoll unterzeichnet, dem ein Waffenstillstandsabkommen folgte. Der Konflikt war zwar ausgesetzt, aber nicht endgültig beigelegt.

Bergkarabach war nun von Armeniern bewohnt, die Aserbaidschaner waren vertrieben worden. Obwohl Bergkarabach damit de facto eine Marionette Armeniens war, erkannte selbst Armenien Bergkarabach weder als eigenständigen Staat, noch als Teil Armenien an. Und es fanden in den folgenden mehr als 25 Jahren keine Versuche statt, den Konflikt diplomatisch zu lösen und einen Ausgleich zwischen Armenien und Aserbaidschan und den Armeniern in Bergkarabach und den von dort vertriebenen Aserbaidschanern zu finden.

Armenien ruhte sich auf dem Sieg von 1994 aus und glaubte offenbar, die Geschichte sei damit beendet.

Der zweite Karabach-Krieg 2020

Eines der geopolitischen Ziele der USA ist es, Russlands Einfluss im Kasus zu schwächen. Die RAND-Corporation hat 2019 als eine der Möglichkeiten, Russland in der Region zu schwächen, einen neuen Krieg um Bergkarabach aufgezählt. Der begann 2020 und dauerte 44 Tage.

Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan sagte am Morgen des 27. September 2020, die aserbaidschanischen Streitkräfte hätten eine Offensive in Bergkarabach gestartet und meinte, dass die Armee mit der mit der Situation fertig werde.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium seinerseits gab eine Erklärung heraus, der zufolge Armenien gegen 04:00 Uhr deutscher Zeit begann, intensiv auf die Stellungen der aserbaidschanischen Armee und auf Ortschaften zu schießen, unter der Zivilbevölkerung gebe es Tote und Verletzte. Nach Angaben der aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums hatte das Oberkommando der aserbaidschanischen Streitkräfte beschlossen, eine Gegenoffensive entlang der gesamten Kontaktlinie zu starten. Panzereinheiten seien mit Unterstützung von Einheiten mit Raketen und Artillerie, der Luftwaffe und Drohnen an den heftigen Kämpfen beteiligt.

Nach Angaben der armenischen Regierung bombardierten die aserbaidschanischen Streitkräfte Siedlungen in Bergkarabach und Stepanakert, die Hauptstadt der nicht anerkannten Republik Bergkarabach.

Der Zweite Krieg dauerte 44 Tage und wurde von Aserbaidschan gewonnen, das die Kontrolle über wesentliche Teile der an Bergkarabach angrenzenden Gebiete sowie über Teile von Bergkarabach selbst, einschließlich der Städte Schuschi und Hadrut, zurückgewann.

In den verbleibenden Gebieten Bergkarabachs, die unter der Kontrolle der armenischen Streitkräfte standen, wurden gemäß dem in Moskau von Russland vermittelten Waffenstillstand vom November 2020 russische Friedenstruppen stationiert, deren Mandat jedoch nicht formell im Abkommen zwischen den Parteien verankert wurde. Der Latschin-Korridor, die einzige Verbindungsstraße zwischen Armenien und Bergkarabach, wurde ebenfalls unter die Kontrolle der russischen Friedenstruppen gestellt.

Paschinjan lässt Bergkarabach fallen

Ab Dezember 2022 war Karabach praktisch blockiert. Die einzige Straße, die Armenien über den Latschin-Korridor mit Karabach verbindet, wurde von aserbaidschanischen Grenzsoldaten kontrolliert, nachdem Paschinjan bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Macron und dem aserbaidschanischen Präsidenten Alijew im Herbst 2022 in Prag anerkannt hatte, das Bergkarabach Teil Aserbaidschans ist, was Alijew nicht nur das Recht gab, dort nach eigenem Ermessen zu handeln und die aserbaidschanische Kontrolle wiederherzustellen, sondern ihn auch innenpolitisch unter Druck setzte, das zu zu tun.

Russland wies darauf hin, dass das dem Abkommen vom November 2020 widersprach.

Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan stimmte zu, dass Bergkarabach zu Aserbaidschan gehöre, merkte aber an, dass die Fragen der Rechte und der Sicherheit der Armenier in der Region im Rahmen des Dialogs zwischen Aserbaidschan und Bergkarabach diskutiert werden sollten und dass internationale Garantien für die Sicherheit und die Rechte der Armenier in Bergkarabach notwendig seien.

Das war es im Grunde, was auch in Moskau ausgehandelt worden war, aber indem Paschinjan Aserbaidschan ohne Not Bergkarabach zugesprochen hatte, war das Gebiet offiziell und unbestritten aserbaidschanisch, widersetzte sich aber der aserbaidschanischen Kontrolle, was den aserbaidschanischen Präsidenten unter Druck setzte, das Problem zu lösen.

Das Ende der Republik Bergkarabach

Am 19. September 2023 begann Aserbaidschan mit Kampfhandlungen in Karabach. Den Kampfhandlungen war die monatelange Blockade Bergkarabachs durch Aserbaidschan vorausgegangen, die eine akute humanitäre Krise auslöste. Die Hauptstadt Stepanakert und andere von Bergkarabach kontrollierte Siedlungen wurden bombardiert.

Am 20. September verkündete die Regierung von Bergkarabach eine vollständige Einstellung der Feindseligkeiten, die von russischen Friedenstruppen vermittelt wurde. Das Abkommen sah auch die Auflösung und Entwaffnung der karabachischen Armee und den Rückzug der verbliebenen Einheiten der armenischen Streitkräfte aus dem Einsatzgebiet der russischen Friedenstruppen vor. Die Fragen der Reintegration und der Gewährleistung der Rechte und der Sicherheit der armenischen Bevölkerung Karabachs sollten bei einem Treffen von Vertretern der karabachischen armenischen Bevölkerung und der aserbaidschanischen Regierung am 21. September erörtert werden.

Mehr als 100.000 Armenier flohen in den folgenden Tagen aus Bergkarabach vor allem nach Armenien, das mit seinen nur 2,7 Millionen Einwohnern mit der Flüchtlingswelle überfordert war.

Am 1. Januar 2024 hörte Bergkarabach offiziell auf zu existieren und ging unter die Kontrolle Aserbaidschans über. 

Eine Episode zeigt anschaulich, wie Paschinjan Russland in dieser Zeit provoziert hat, während er Russland gleichzeitig vorwarf, Armenien im Stich gelassen zu haben. Einen Monat vor dem Ende von Bergkarabach hat die Ehefrau des armenischen Premierministers Kiew einen demonstrativen Besuch abgestattet und an einem von der Ehefrau des ukrainischen Präsidenten organisierten Treffen teilgenommen, wobei sie Kiew die armenische Solidarität versicherte.

Wenn Paschinjan wirklich auf russische Unterstützung gesetzt hat, ist diese Geste nicht zu erklären. Das zeigt, dass Paschinjan nicht auf Russland setzt, sondern auf einen Streit mit Russland, um seine eigentlich mehrheitlich pro-russisch eingestellten Bevölkerung Russland als Feindbild präsentieren zu können.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Ha, ha die Armenier werden für ihre USA Treue verraten und verkauft. Ihr Gebiet wird kleiner den Russland wird nur zuschauen. Sie werden merken was es heißt die USA als „Freund“ zu haben..

  2. In der Kindheit hatte ich ein Buch gelesen, dass in Armenien spielt. Seither wollte ich da mal hin. Aber unter diesen Umständen!?! Sehr schade und traurig 😢
    Warum können wir nicht alle miteinander, statt gegeneinander…. (Weil Herr Röper denn nichts mehr zu schreiben hätte 😁)

    1. So sind die Menschen halt – Herdentiere. Viele verstehen einfach nicht um was es geht. Das einzige was man tun kann ist für sich und seinen engsten Vertrauten ein angenehmes Leben zu führen. Das Leben ist viel zu kurz um zu versuchen die Menschen aufzuklären, die wollen das gar nicht.

  3. Als Christen sollten wir den Armeniern helfen. Ich bezweifele sehr stark, dasz die USA Armenien helfen wird, was ueber den Stand des Christentums in den USA mehr aussagt als die stetig steigende Zahl juedischer Abgeordneter im US-Kongresz oder der steten Zunahme nicht-christlicher Bevoelkerungsgruppen im Norden Amerikas. Armenien sollte sich an Ruszland halten, wird es aber nicht, weil Paschajan eine Marionette wohl ist – schade um Armenien, das Land wird noch kleiner werden und noch mehr leiden muessen unter dem Joch und Druck eines (weiteren) Turkvolkes…

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