Valdai-Club

Putin im O-Ton über Trump und andere US-Präsidenten

Der russische Präsident Putin hat sich am Donnerstag über drei Stunden den Fragen der internationalen Experten des Valdai-Clubs gestellt. Ich übersetze die interessantesten Antworten Putins und hier geht es darum, was Putin über Donald Trump und andere US-Präsidenten gesagt hat.

Ich kenne keinen Staatschef, der sich mehrmals pro Jahr die Zeit nimmt, sich auf wichtigen Konferenzen zu verschiedensten Themen über mehrere Stunden den Fragen der internationalen Experten und Journalisten zu stellen. Beim Valdai-Club geht es jedes Jahr um geopolitische Themen und ich werde hier die in meinen Augen interessantesten Antworten von Putin übersetzen.

Hier übersetze ich eine kleine Diskussion, die es zwischen Putin und dem Moderator der Veranstaltung über verschiedene US-Präsidenten gegeben hat.

Beginn der Übersetzung:

Moderator: Herr Präsident, gestern gab es ein großes Ereignis, dem die ganze Welt mit angehaltenem Atem zugesehen hat: Die USA haben einen neuen Präsidenten gewählt. Das ist der sechste in Ihrer Amtszeit als Präsident, und es ist auch der vierte, aber das kommt vor.

Haben Sie irgendwelche Erinnerungen, vielleicht sind einige davon angenehmer, einige weniger angenehm? Mit wem war die Zusammenarbeit interessanter?

Putin: Wissen Sie, generell sind das alles interessante Leute. Es ist schwer, sich einen Menschen vorzustellen, der sich in einem der führenden Länder der Welt an der Spitze der Macht befindet und ein absolut unbedeutender, dummer, uninteressanter Mensch wäre.

Worum geht es? Es geht darum, dass die innenpolitische Kultur der USA so ist, dass der innenpolitische Kampf immer schärfer wird und dass die Gegner und politischen Feinde alle möglichen Techniken einsetzen, um irgendwie gegen den Präsidenten vorzugehen. Und dabei werden Instrumente eingesetzt, die oft unangenehm und alles andere als bezeichnend für diese politische Kultur sind.

Erinnern Sie sich, es gab so viele Angriffe auf Bush: Er sei so ungebildet, unintelligent und ignorant. Das ist alles Lüge. Und wir hatten viele Gegensätze.

Ich denke, dass aus der Sicht der Haltung gegenüber Russland, der Politik gegenüber Russland, viele von ihnen, fast alle, wie ich gesagt habe, also alles, was getan wurde, sah letztendlich wie eine versteckte Intervention aus.

Aber in persönlicher Hinsicht versichere ich Ihnen, war derselbe Bush, der zuvor Gouverneur von Texas war, das ist übrigens ein komplexer, riesiger Staat, und er war ein erfolgreicher Gouverneur. Ich habe mit ihm geredet und ich versichere Ihnen: Er steht jedem, der in diesem Raum sitzt, in nichts nach, egal wie er dargestellt wird, als eine Art Mensch mit niedrigem IQ und so weiter, ebenso wie gegenüber jedem seiner politischen Gegner. Ich weiß das, denn ich habe viel mit ihm persönlich gesprochen und eine Nacht in seinem Haus auf seiner Ranch in Texas verbracht. Ich habe mehrmals seine Eltern getroffen, bei ihnen zu Hause und sie kamen auch zu mir.

Ich sage Ihnen: Ich habe mit seinem Vater gesprochen, der ebenfalls ein ehemaliger US-Präsident war, natürlich war er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Präsident. Er sagte mir aufrichtig, er sagte so ruhig: „Wir haben einen großen Fehler gemacht, als wir begonnen haben, die Olympischen Spiele in Moskau zu boykottieren. Danach begann Russland, dasselbe mit den Olympischen Spielen hier zu tun. So ein Unsinn.“ Er sagte mir persönlich: „So ein Unsinn, so ein Fehler. Warum machen wir das alles?“

Na und? All das geht weiter. Unter dem Druck von außen hat sich das Internationale Olympische Komitee in eine Art, ich weiß nicht, Zirkusartisten verwandelt. Sie haben die olympische Bewegung vollständig kommerzialisiert und zerstören sie mit den eigenen Händen.

Aber warum erzähle ich das, darum geht es jetzt nicht, sondern es geht darum, mit welchen Menschen ich arbeiten musste. Jeder von ihnen ist eine Persönlichkeit und ein Mensch, der nicht zufällig in diesen Olymp gelangt ist.

Moderator: Und wie ist der künftige Präsident aus dieser Sicht?

Putin: Wissen Sie, man kann zu ihm auch stehen, wie man möchte. Schließlich sagten alle anfangs – in seiner ersten Präsidentschaftswahl –, dass er hauptsächlich Geschäftsmann sei und wenig von Politik verstünde, er könne Fehler machen.

Aber erstens kann ich Ihnen sagen: Sein Verhalten beim Attentat, ich weiß nicht, aber das hat mich beeindruckt. Er erwies sich als mutiger Mann. Und es geht nicht nur um die erhobene Hand und den Aufruf, für die gemeinsamen Ideale zu kämpfen. Es ist nicht nur das, obwohl das natürlich im Affekt war. Ein Mensch zeigt seine Natur in Extremsituationen, da zeigt ein Mensch, wer er ist. Und er hat sich meiner Meinung nach sehr korrekt gezeigt: mutig, wie ein Mann.

Was die Politik in der ersten Amtszeit angeht, ich weiß nicht, ob er das hören wird, aber ich werde es hier wohl sagen. Ich sage das absolut aufrichtig: Ich habe den Eindruck, dass er von allen Seiten gejagt wurde und sich nicht bewegen konnte. Er hatte Angst, einen Schritt nach links oder rechts zu machen oder ein Wort zu viel zu sagen.

Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird, ich habe keine Ahnung: Für ihn ist das schließlich die letzte Amtszeit und was er tun wird, muss man ihn fragen. Aber was er bisher öffentlich gesagt hat…

Ich möchte jetzt nicht kommentieren, was er während des Wahlkampfs gesagt hat, ich denke, dass es dabei um den Kampf um Stimmen ging, aber das spielt keine Rolle. Aber was er über den Wunsch gesagt hat, die Beziehungen zu Russland wiederherzustellen und zur Beendigung der Ukraine-Krise beizutragen, verdient meiner Meinung nach zumindest Aufmerksamkeit.

Und ich nutze diese Gelegenheit, um ihm zu seiner Wahl zum Präsidenten der USA zu gratulieren. Ich habe bereits gesagt, dass wir mit jedem Staatsoberhaupt zusammenarbeiten werden, dem das amerikanische Volk sein Vertrauen ausspricht. So wird es auch in der Praxis sein.

Moderator: Und wenn er wahr macht, was er die ganze Zeit gesagt hat, wird er Sie buchstäblich in naher Zukunft, noch vor der Amtseinführung anrufen und sagen: „Wladimir, lass uns treffen.“

Putin: Wissen Sie, mir ist es nicht peinlich, ihn anzurufen. Ich mache das nicht, weil mich die Führer westlicher Staaten in einer bestimmten Etappe fast jede Woche anriefen und dann plötzlich damit aufhörten. Wenn sie nicht wollen, müssen sie auch nicht. Wie Sie sehen, sind wir am Leben, gesund und wir entwickeln uns und schreiten voran.

Wenn einer von ihnen die Kontakte wieder aufnehmen möchte, habe ich immer gesagt, und ich möchte es noch einmal sagen: Wir haben nichts dagegen. Bitte nehmet die Kontakte wieder auf und wir diskutieren. Es gibt so viele, die diskutieren wollen, hier ist ein ganzer Raum voll, wenn die nicht wollen, dann diskutieren wir eben mit Ihnen.

Moderator: Sie sind also bereit, it Trump zu diskutieren?

Putin: Ich bin bereit.

Moderator: Gut. Aber solange Trump nicht hier ist, lassen Sie uns mit denen diskutieren, die hier sind.

Ende der Übersetzung

Anmerkung: Der Kremlsprecher hat nach Trumps Wahlsieg erklärt, Putin habe nicht vor, Trump zum Wahlsieg zu gratulieren, weil die USA ein Russland gegenüber „unfreundliches“ Land sind, dass in der Ukraine de facto Krieg gegen Russland führt. Dass Putin Trump nun hier gratuliert hat, darf man sicher als Signal an Trump verstehen, dass Putin zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Der wahre Gegner von Trump ist nicht Putin und der wahre Gegner von Putin ist nicht Trump.
    Beide dürften aber genau wissen, wer ihr wahrer Gegner ist.
    Sobald einer von beiden, oder gar alle beide, sich von diesem Gegner jagen und konrollieren (oder töten) lassen, ist diese Welt verloren im Bezug auf Humanität und Menschlichkeit.
    Dann regiert nur noch das kalte Grausen!

  2. Eine Achse Paris-Berlin-Moskau wäre eine wunderbare Sache.
    -
    Folgen Sie würde den alten Freundschaften, welche es zwischen Deutschland und Russland und zwischen Russland und Frankreich und zwischen Deutschland und Frankreich schon seit dem 19. Jahrhundert in vielfältiger Art gegeben hat, Rechnung tragen.
    -
    Ein verstärkter Kulturaustausch könnte allen diesen Ländern gut tun und sowohl Frankreich wie Deutschland könnten zu einer Modernisierung der russischen Wirtschaft beitragen und durch verbesserte Wirtschaftsbeziehungen zu Russland auch ihre eigene Wirtschaft stärken.
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    Wer von unseren Europäischen US-Vasallen-Politikern hat endlich einmal diese kreative Idee, die Gerhard Schröder (hier muss man in loben) bereits begonnen hatte ?????
    
    Warum der der 3. Weltkrieg bei uns und nicht in Amerika stattfinden soll – historische Zitate führender US-Amerikaner

    Für die offenen Worte unserer amerikanischen „Freunde“ müssen wir ihnen dankbar sein – hier einige Zitate:
    
    💥 US-General Collins :
    „Es ist genug, dass wir Waffen liefern, unsere Söhne sollen nicht in Europa verbluten. Es gibt genügend Deutsche, die für unsere Interessen sterben könnten“
    (Hessisch-Niedersächsische Allgemeine 24.10.1981)
    
    💥 Samuel Cohen, US-Kernwaffenexperte und Mitbauer der für deutschen Boden bestimmten Neutronenbombe, erklärt auf die Frage nach dem Einsatz der Bombe:
    „Der wahrscheinlichste Schauplatz wäre Westdeutschland: ich halte es für eine akademische Frage, sich den Kopf darüber zu zerbrechen auf welche Art der Feind zu Tode kommt.“
    (Bild-Zeitung, Hamburg 16.10.1977)
    
    💥 Henry Kissinger 1979 in Brüssel:
    „Ihr Europäer müsst schon verstehen, dass, wenn es in Europa zu einem Konflikt kommt, wir Amerikaner natürlich keineswegs beabsichtigen, mit euch zu sterben“
    (Unabhängige Nachrichten Bochum Nr. 8 1981)
    
    💥 US-Verteidigungsminister C. Weinberger:
    „Das Schlachtfeld des nächsten konventionellen Krieges ist Europa und nicht die Vereinigten Staaten“
    (Frankfurter Rundschau, 29.4.1981)
    
    💥 US-Konteradmiral Gene R. La Rocque:
    „Die Amerikaner gehen davon aus, dass der dritte Weltkrieg ebenso wie der erste und der zweite in Europa ausgefochten Wird“
    (FrankfurternRundschau,29.4.1981)
    
    Die europäischen Politiker wären somit gut beraten, nicht der geleichen Fehleinschätzung wie die Polen vor Beginn des zweiten Weltkrieges zu unterliegen. Nämlich davon auszugehen, dass man uns zur Hilfe eilen wird, sollte es wirklich krachen.
    
    Außerdem war den Amerikanern das Hemd immer näher als der Rock. Ihr Kriegsziel, nämlich Deutschland und Russland für die nächsten Jahrzehnte zu trennen und so nebenbei von den durch die Spannungen resultierenden Gewinnen zu profitieren, haben sie bereits jetzt schon erreicht.

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