Energiekrise

Gasspeicher in der EU zu unter 40% gefüllt, Zulassung von Nord Stream 2 erst im 2. Halbjahr 2022

Das Gas dürfte in der EU kaum über den Winter reichen, aber neue Großbestellungen aus Russland bleiben aus und die Zulassung von Nord Stream 2 wird weiter verzögert.

Am Ende der letzten Heizsaison waren die Gasspeicher in der EU noch zu etwa 30 Prozent gefüllt. Heute, mitten im Winter, ist es nicht viel mehr. Wie das Erdgas über den Winter reichen soll, ist nicht ersichtlich, es sei der Winter wird sehr warm.

Der Grund ist, dass Pipelines und Flüssiggas-Tanker nicht ausreichen, den Gas-Bedarf im Winter zu decken, daher werden die Gasspeicher im Sommer gefüllt und im Winter geleert. Im letzten Sommer gelang es jedoch nicht, die Speicher zu füllen, die Gründe dafür habe ich am Ende dieses Artikels zusammengefasst.

Trotzdem verzögern die Bundesnetzagentur und die EU-Kommission die Zulassung von Nord Stream 2. Mehr noch: Seit Ende Dezember wird kaum noch Gas aus Russland über die bestehenden Pipelines geordert, obwohl Russland immer wieder mitgeteilt hat, dass bereit ist, mehr zu liefern, Details dazu finden Sie hier.

Es drängt sich regelrecht das Gefühl auf, dass man in der EU an der Gasknappheit interessiert, denn es wird nichts dagegen unternommen und es wird immer wahrscheinlicher, das demnächst großflächige Abschaltungen von Strom und/oder Heizung drohen.

Das russische Fernsehen hat die aktuellen Meldungen am 31. Januar in zwei Artikeln gebracht und ich habe sie übersetzt. Wir beginnen mit der Meldung über den Füllstand der europäischen Gasspeicher.

Beginn der Übersetzung:

Gazprom: Europas Gasspeicher sind nur zu 39% gefüllt

Nach Angaben von Gazprom ist weniger als 20 Prozent des in diesem Sommer in die europäischen unterirdischen Gasspeicher gepumpten Gases in den Speichern verblieben.

Die Menge des aktiven Gases in den Gasspeichern in Europa war am 29. Januar um 27,3 Prozent (14,4 Milliarden Kubikmeter) geringer als am gleichen Tag des Vorjahres.

Der Füllstand der Gasspeicher in Europa lag bei 39 Prozent, während er in Deutschland und Frankreich 37 Prozent bzw. 36 Prozent betrug.

Somit haben die europäischen Länder bis zum 29. Januar 80,3 Prozent (38,4 Milliarden Kubikmeter) des im Sommer in die Speicher gepumpten Gases entnommen.

Gleichzeitig sind die Gasreserven im ukrainischen Gasspeichern bis zum 29. Januar auf 11,5 Milliarden Kubikmeter gesunken, das sind 46,1 Prozent (9,8 Milliarden Kubikmeter) weniger als im Vorjahr und 3,8 Milliarden Kubikmeter weniger als zu Beginn der Einspeisung im April 2021.

Ende der Übersetzung

Trotzdem haben Deutschland und die EU es nicht eilig, Abhilfe zu schaffen und verzögern die Zulassung von Nord Stream 2 weiterhin, wie das russische Fernsehen in einem weiteren Artikel meldet.

Beginn der Übersetzung:

Deutschland: Zertifizierung von Nord Stream 2 wird sich lange hinziehen

Das Schweizer Unternehmen Nord Stream 2 AG, das als Betreiber der Gaspipeline Nord Stream 2 fungiert, hat eine Tochtergesellschaft in Deutschland gegründet, die Gas for Europe GmbH.

Die Bundesnetzagentur warte jedoch darauf, dass die Nord Stream 2 AG alle erforderlichen Unterlagen einreiche, um den Antrag auf Zertifizierung der Gas for Europe GmbH als Betreiber von Nord Stream 2 zu prüfen, sagte der Leiter der Behörde, Jochen Homann, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Gas for Europe GmbH wurde bereits in das deutsche Handelsregister eingetragen. Es sind jedoch weitere Schritte erforderlich. Die Behörde geht davon aus, dass die Nord Stream 2 AG in Kürze alle Unterlagen einreichen wird.

Nach Erhalt der Unterlagen kann die Agentur ihre Prüfung des Antrags auf Zertifizierung des Betreibers von Nord Stream 2 wieder aufnehmen.

Was den Zeitplan betrifft, so ist eine Entscheidung über die Zertifizierung in der ersten Jahreshälfte kaum zu erwarten, betonte Homan.

Nord Stream 2 hat vom Bergamt Stralsund bereits die technische Betriebsgenehmigung erhalten.

Die Behörde hat jedoch Bedenken, ob der Betreiber von Nord Stream 2 die EU-Vorschriften zur Entflechtung einhält. Die Unternehmen der Rohstofflieferanten müssen von den Unternehmen des Rohstoffhandels getrennt sein.

Sollte die Behörde das deutsche Unternehmen nicht zertifizieren, könnte die Nord Stream 2 AG rechtliche Schritte einleiten, so Homan.

Der Zertifizierungsprozess könnte sich daher „lange hinziehen“, betonte der Leiter der Behörde.

Darüber hinaus ist die Europäische Kommission in den Zertifizierungsprozess involviert und die Agentur muss die Meinung der Kommission berücksichtigen, so Homan.

Präsident Wladimir Putin hat bereits erklärt, dass Russland und seine Partner ihr Ziel, Nord Stream 2 zu bauen, erreicht haben, nun haben Deutschland und die EU das Wort.

Nord Stream 2 ist betriebsbereit, betonte Putin und zeigte sich zuversichtlich, dass die Inbetriebnahme der Pipeline zu niedrigeren Gaspreisen in Europa führen wird.

Ende der Übersetzung

Wie wenig souverän Deutschland und die EU sind, zeigt sich an Meldungen aus den USA. Die 2014 auf dem Maidan Brötchen verteilende US-Vizeaußenministerin Victoria (Fuck-the-EU) Nuland, die heute wieder den gleichen Posten besetzt, hat sich gerade zu Nord Stream 2 geäußert und erklärt:

„Ich möchte mich heute klar und deutlich ausdrücken: Wenn Russland in die Ukraine einmarschiert, wird Nord Stream 2 so oder so nicht vorankommen.“

Im Klartext ist es für die USA selbstverständlich, dass Washington entscheidet, welche Energieprojekte in Deutschland und der EU umgesetzt werden. Und Deutschland und die EU sehen das anscheinend genauso, denn aus der EU es kam kein Protest gegen diese Aussage.

Die EU mag das ja genauso sehen, wie die USA, aber derartig eindeutige Aussagen zu Nord Stream 2 hört man aus Brüssel nicht, dort wird gestritten, ob man Nord Stream 2 in ein etwaiges Sanktionspaket einbinden sollte oder nicht. Und man hört auch keinen Protest darüber, dass die USA der EU ihre Energiepolitik vorschreiben wollen.

Die Gründe für die Energiekrise in Europa

Über die Gründe für die Energiekrise in Europa habe ich oft berichtet, daher fasse ich sie hier der Vollständigkeit halber nur noch einmal kurz zusammen.

Erstens: Der letzte Winter war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in diesem Jahr ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es in diesem Jahr nur knapp 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der letzte Sommer aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien sind die Gaspreise noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker fahren nach Asien, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

Warum Gazprom trotzdem langfristige Verträge möchte? Die Antwort ist einfach, denn das war auch in Europa so, als in Europa noch Gasfelder erschlossen wurden. Der Produzent von Gas muss Milliardeninvestitionen planen und das geht nur, wenn er weiß, wie viel Gas er langfristig zu welchem Preis verkaufen kann. Daher möchte ein Gasproduzent langfristige Verträge, auch wenn der Preis zeitweise möglicherweise viel niedriger ist als der, den er an der Börse erzielen könnte.

Auch für den Kunden ist es von Vorteil, wenn er die Gaspreise und die Gasmengen im Voraus planen kann, denn was passiert, wenn man sich auf kurzfristige Verträge einlässt, erleben wir gerade in Europa. Dass die EU-Kommission sich trotzdem für kurzfristige Verträge und Börsenhandel von Gas einsetzt, ist entweder Inkompetenz, oder der Wunsch europäischen Konzernen die lukrative Börsenspekulation mit Gas auf Kosten der Verbraucher zu ermöglichen, oder die politische Abhängigkeit von den USA, die auf kurzfristige Verträge setzen, weil ihrer schnelllebigen Frackingindustrie schnelle Gewinne wichtiger sind als langfristige Planungssicherheit.

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Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

33 Antworten

  1. Deutschland und diese „eu“ schaden sich nur selber durch ihr sklavisches Dahinsiechen… – hoffentlich wacht das Volk endlich aus seinem Dornröschenschlaf auf – wenn Strom und Heizung ausfallen… 😤😤

    1. egal was kommt, wir, das Volk, werden frieren un im Dunkelen sitzen und die Schuld wird man Russland (Putin) in die Schuhe schieben. Sieh Dir die Impf- Gläubigen an, genau so viele werden an Russlands Schuld glauben.

      Ich wiederhole die Aussage eines Foristen: “ besser unsere Soldaten erfrieren hier, als wieder vor Moskau“, wa?

      1. Das will doch das yankee – daß deutsche und europäische Soldaten vor Moskau erfrieren – aber nicht seine – die sollen die gewinnbringende Nachlese halten, wie am Ende des 2.WK… – ohne deutsche Technik wären die bis Heute noch in der Steinzeit… 😝

  2. Den meiner meinung nach wichtigsten grund für diese misere vermisse ich in dem artikel: das handeln der verantwortlichen politgestalten irgendwo im bereich angesiedelt zwischen sabotage und landesverrat! Ich weis im einzelfall nicht ob sie so handeln weil sie von hohen gas- und energiepreisen persönlich profitieren oder weil sie so tief wie nur möglich im amiarsch stecken aber am sachverhalt als solchem gibt es keine zweifel. Wenn wichtige teile der versorgung zusammenbrechen wird mit viel lärm und geschrei richtung osten gezeigt: „Putin wars! Die russen sind schuld . . .“

    1. Kaufen denn Politiker unser Gas ein?
      Oder geben die nur entsprechende Anweisungen?
      Ich würde wirklich gerne mal wissen wer da genau zuständig und verantwortlich ist und warum dem keiner aufs Dach steigt.

  3. Die selbstmörderische Politik unserer Regierung (der vorigen wie der jetzigen) sieht so aus, dass man den Russen sagt: „Wenn ihr nicht tut, wie wir wollen, dann kaufen wir kein Brotgetriede mehr bei euch ein und lassen unser Volk verhungern!“
    Den Segen der USA, der Polen, Balten und anderer falscher „Freunde“ dafür haben wir schon.

    Gottseidank geht es „nur“ ums Erfrieren, aber nachvollziehbar ist das alles nicht.

  4. Wohl dem, liebe Bundesnetzagentur! So wiederholt ihr an NordStreams Stelle als denn (was 750 Jahre zuvor) die Lübecker Saga von St. Marien, die lautet: „Als man die Grundmauern der Marienkirche legte, glaubte der Teufel, dass man dabei sei, ein Weinhaus zu errichten. Das gefiel ihm, denn schon manche Seele hatte über einen solchen Ort den Weg zu ihm genommen. Er mischte sich deshalb unter die Arbeiter und half. Kein Wunder, dass der Bau staunenswert schnell in die Höhe wuchs. Doch musste der Teufel eines Tages erkennen, worauf es hinauslief mit dem Bau, und voller Wut schleppte er einen gewaltigen Felsbrocken herbei, die angefangene Kirche damit zu zertrümmern. Schon brauste er durch die Lüfte heran, da rief ihm ein kecker Geselle zu: ‚Haltet ein, Herr Teufel! Lasst steh’n, was steht! Wir bauen euch dafür neben der Kirche ein Wirtshaus!‘ – Das schien dem Teufel geratener; er ließ den Stein hart vor der Mauer der Kirche fallen. Dort liegt er noch und zeigt deutlich die Eindrücke der Teufelskrallen, und gleich neben der Kirche wurde der Ratsweinkeller erbaut.“ – Was lange währt, oh, werte Netzagentur, seid nicht des Teufels, wird GUT. Mein Bäcker-Brötchen ist also (wenn) herzwarm & bundes-teuer!

  5. Bei Gas hat es die EU und die deutsche Regierung nicht eilig. Da kann die Bevölkerung ruhig frieren und ein Vermögen dafür zahlen. Und nebenbei gibt es zynische Spar- und Blackouttipps vonseiten der deutschen Regierung bzw. Behörden.
    Aber bei neuartigen Impfstoffen und Medikamenten gegen SARS-CoV2 kann man schon mal aufs Gaspedal drücken und alles freigeben was geht.

    1. Es wird in EU-Europa nun mal alles gefördert, was den kollektiven Suizid von EU-Europa beschleunigt – habe ich zumindest den Eindruck. Der Hirntod als wichtige Vorstufe ist offenbar bereits vollendet.

  6. Also das Wetter ist in der Tat ziemlich mild, kaum mal Temperaturen unter Null. Erfahrungsgemäß kommt das aber eher am Ende des Winters, schaun mer mal.

    Aber klar ist auch, die Gaspreise werden hoch bleiben, schließlich müssen all die schönen Speicher ja auch irgendwann wieder gefüllt werden.

    Einen Seitenhieb kann ich mir aber nicht verkneifen, Herr Röper. Das Russland/Gazprom jetzt so total unschuldig ist glaube ich auch nicht, ist bei dem ganzen Machtspielchen, rund um NS2 auch verständlich.

    Eigentlich ist es ohnehin ein Verliererthema, bezahlen wird Westeuropa die Pipeline so oder so und klar, andere Länder haben leicht reden, Deutschland ist bezüglich Investorenschutz in der Verantwortung, die Pipeline wurde zudem nicht einfach so auf gut Glück gebaut, da stecken auch Verträge hinter und auch noch einige Firmen aus dem Westen, die das überhaupt nicht gerne sehen.

    1. Da müßte man sich die Frage stellen, worin denn die „Schuld“ von Rußland/Gazprom bestehen könnte.

      Im Übrigen: _____//vz.ru/news/2022/1/31/1141388.html

      „…
      Das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 sei nicht auf die verstärkte Anwendung der Energiepolitik ausgerichtet, die unter anderem auf die Dekarbonisierung abziele, sagte Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission (EK).

      „Dieses Projekt entspricht nicht den Anforderungen der Solarpolitik der Europäischen Union“, sagte er auf einer Pressekonferenz während eines Besuchs in der Ukraine, berichtete TASS.
      …“

      _____://de.wikipedia.org/wiki/Valdis_Dombrovskis

      „…
      Valdis Dombrovskis (* 5. August 1971 in Riga, damals Lettische SSR) ist ein lettischer Politiker der Partei Vienotība. Er war vom 12. März 2009 bis zum 27. November 2013 Ministerpräsident seines Landes. …
      …. Danach studierte er Physik an der Universität Lettlands (Bachelor 1993) und Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure an der Rigaer Technischen Universität (Bachelor 1995). Von 1995 bis 1996 arbeitete er als Laborassistent am Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und erhielt 1996 den Magister-Grad der Universität Lettlands. Danach war er am Institut für Festkörperphysik der Universität Lettlands und von 1997 bis 1998 als Forschungsassistent an der University of Maryland (College Park) in den USA beschäftigt.[3] Ab 1998 arbeitete er als Spezialist für Makroökonomie bei der Lettischen Staatsbank.
      …“

      Politik (und freiheitlich-demokratische Finanzökonomie) schlägt Physik …

      1. „Da müßte man sich die Frage stellen, worin denn die „Schuld“ von Rußland/Gazprom bestehen könnte.“

        Bestimmte Typen müssen das nicht. Denen reicht es, Seitenhiebe zu verteilen, die auf ihrem Glauben beruhen. 😉

        1. Ja … und für Sie habe ich jetzt noch eine ganz schlechte Nachricht:

          _____://vz.ru/news/2022/2/1/1141452.html

          „…
          Die Ukraine hat am Dienstag zum ersten Mal mit dem physischen Import von Gas aus Ungarn begonnen, sagte der Generaldirektor der LLC „Betreiber der GTS der Ukraine“ Sergey Makogon.


          Er stellte fest, dass die ungarische Richtung nach der Slowakei die zweite garantierte Route für die Gasversorgung der Ukraine geworden ist, insbesondere in Ermangelung eines Transits.

          Laut Makogon ermöglicht die Öffnung dieser Richtung den Händlern auch, die Lieferung von Flüssiggas in die Ukraine vom Terminal in Kroatien aus zu organisieren.
          …“

          Wir dürfen jetzt kühn spekulieren, welches Gas (außer LNG) da in die Ukraine fließen wird…

        2. „Bestimmte Typen müssen das nicht. Denen reicht es, Seitenhiebe zu verteilen, die auf ihrem Glauben beruhen. 😉“

          Ihr seid ja ganz schön biestig hier. Man könnte fast meinen, ihr hättet bereits schlechte Erfahrungen gemacht.
          Ich arbeite auch in der Wirtschaft, O.K. dies ist zugegeben noch keine große Kunst, allerdings weiß ich auch, dass es so etwas wie Internas gibt, die niemanden etwas angehen. Der ein oder andere hat davon vielleicht auch schon mal gehört.

          Die Aussage an sich habe ich auch nicht infrage gestellt, doch ich kann mir angesichts der Preislage in Europa kaum vorstellen, dass es nicht einmal jemand versucht hat Gas von Gazprom zu kaufen. Warum dies nicht zustande kam, ist eine andere Frage, Preisvorstellungen, Vertragskonditionen (z.B. kein langfristiger Vertrag) usw. Das ist alles das gute Recht eines Lieferanten. Doch natürlich liegt da so eine gewisse taktische/strategische Vorgehensweise gewiss im Bereich des Möglichen, was ebenfalls das gute Recht des Lieferanten ist.

          Und wie Du ja scharfsinnig bemerkt hast, beruht diese Annahme in der Tat ganz schlicht auf meinem Glauben, wobei ich, wie bereits erwähnt, die Aussage an sich überhaupt nicht infrage gestellt habe.

          Man sollte nie alles vorbehaltlos glauben, so ein wenig mitzudenken wird also wohl noch erlaubt sein, zumal mir auch gar nicht bekannt ist welche Quellen Herr Röper und der sitzt zweifellos näher an der Quelle in St. Petersburg, so hat und wie zuverlässig die sind, selbst wenn es von offizieller Stelle kommt. Es liegt sicher nicht in Gazproms Interesse irgendwie in den Verdacht zu kommen… nun sagen wir mal Öl ins Feuer zu gießen. Allein dieser naheliegende Punkt kann bereits zu dieser Aussage führen, niemand behauptet (also hier zumindest nicht) sie wäre nicht korrekt.

          1. Man muß halt verstehen, daß wir hier im Grunde Zwei Gasmärkte haben.

            Den ursprünglichen für langfristige Verträge, da war und ist Gazprom sicher der Platzhirsch, aber bei weitem nicht allein, die Norweger z.B. und die Niederländer sind oder waren da ebenfalls am Markt, wenn ihnen das die EU nicht inzwischen versaut hat (Und erst jüngst wurde von Seiten der EU verkündet, daß man, ich glaube bis 2040, diesen Markt vollständig liquidieren wolle.)

            Und daneben haben wir den „Spotmarkt“, der aber auch nicht wie ein Trödelmarkt funktioniert, eher wie ein Kartoffelmarkt …

            Und nun muß man sich die wesentlichen Verpflichtungen aus so einem langfristigen Vertrag einmal anschauen.
            Das sind nämlich auf Verkäuferseite die Lieferung einer bestimmten Menge in einer bestimmten Zeit.
            Auf Käuferseite sind das die Bezahlung entsprechend der im Vertrag geregelten Konditionen und – das ist wichtig – die Abnahme der gelieferten Menge in der vereinbarten Zeit.
            Und nun kann man einige Schlüsse ziehen, wer da die „geborenen“ Vertragspartner sind … Der Meister des Weblog hat da bereits ausführlich die Interessenlage erläutert.
            Und wem das nicht einleuchtet, der sei an die überall zu lesende wichtigste Aufgabe der EZB (früher der DBB) erinnert: Die Gewährleistung von Preisstabilität.

            Und wenn man den Spotmarkt verstehen will muß man nur an die „Liberalisierung des Strommarktes“ vor etwa 15 Jahren denken.
            Danach turnten die Leute durch das Netz, um nach dem günstigsten „Stromanbieter“ zu jagen, da wurden auch eine Menge Plattformen etabliert, die Verträge sind auch recht flexibel gemacht worden, etc. etc.

            Nur diese „Stromanbieter“ haben ziemlich genau zwei Eigenschaften:
            Die haben (produzieren) keinen Strom und die brauchen keinen Strom – das sind Händler.
            Und da wurden z.T. Dumpingpreise gemacht, um Kunden zu gewinnen – das kann aufgehen, ist es aber nicht in jedem Falle und und und
            Und so ganz nebenbei wurde dafür ein mächtiges Gesetzteswerk errichtet, daß wir ohne diesen Unfug überhaupt nicht bräuchten.
            Und auf die Frage, warum es dennoch mit den Strompreisen nicht so toll aussähe antwortete ein Experte der neu errichtete Leipziger Strombörse: Tja früher mußten wir kostendeckende Preise machen, jetzt machen wir Marktpreise …
            (Das die ganze Geschichte, was den Strom betrifft, wahrscheinlich gut zu den höchst flexiblen Erträgen durch Sonne und Wind paßt, sei hier noch erwähnt.)

            Und wenn man das auf den Spotmarkt überträgt, und dann noch versteht, was Papiergas ist – nämlich Ansprüche auf Lieferung aus Verträgen: Ich bezahle jetzt, weil es billig ist, du lieferst 5 Monate später, erst dann trifft mich die Abnahmepflicht.
            Und diese Ansprüche können problemlos gehandelt werden, Pech hat man nur wenn bei Fälligkeit der Abnahme der Preis unter den Einkaufspreis gefallen ist, und man die „Papiere“ in der Hoffnung, der Preis würde (weiter) steigen, noch nicht abgestoßen hat. Das ist bei Gas in Richtung Winter eher unwahrscheinlich.

            Und nun hatten wir den umgekehrten Fall, sprich der Gaspreis ist im Sommer nicht gefallen, und es wird in der Vergangenheit schon so gewesen sein, daß Gas im Sommer am Spotmarkt billiger war als das „Vertragsgas“ und im Winter wurde es halt teurer, aber 2021 blieb es teuer, und man wartete bis es endlich billiger werde, aber es tat das Gegenteil, so daß die polnischen Unternehmen, die die Vertragsklausel, wonach der Handel mit dem Vertragsgas verboten war, vor den EuGH brachten, der sie selbstverständlich für mit dem europäischen Wettbewerbsrecht unvereinbar erklärte, und damit das Elend anleierte, daß also diese polnischen Unternehmen bei Gazprom um Preisnachlaß nachsuchten.
            usw, usw.

            Und nun liefern die Russen ständig ihr Vertragsgas zum vereinbarten Preis, gleichzeitig sind und waren sie sicher auch auf dem Spotmarkt zu gange, nur dort sind die Preise gerade im Himmel, und da Vertragsgas ja nun gehandelt werden darf, wäre man ja schön blöd bei Gazprom neben dem Vertragsgas Gas zum Spotmarktpreis zu kaufen, lieber verscherbelt man das weiter eingehende Vertragsgas zum Spotmarktpreis und macht irrsinnige Gewinne…

            Und nun gibt es ganz Schlaue, die meinen offenbar, Gazprom soll einfach mal sein Liefervolumen über das im Vertrag vereinbarte hinaus erhöhen, denn das sie mehr liefern können, sagen sie ja ständig.
            Das Gas könnte dann hier auch wunderbar auf dem Spotmarkt verscherbelt werden, und vielleicht würden dann auch die Preise sinken, um wieviel ist fraglich, weil die Preise derzeitig weltweit im Himmel sind.

            So doof ist Gazprom nun auch nicht, zumal sie sich damit den Markt für langfristige Verträge jedenfalls in Europa kaputt machen würden, denn wenn hier die Auffassung die Oberhand gewänne, Gazprom wird uns schon retten, wenn es ernst wird, wer schlösse dann noch langfristige Verträge…

            Ach ja …

            Und die ganze Scheiße beruht noch nicht mal auf irgend welchen Schnapsideen der EU-Apparatschiks, sondern dem EU-Primärrecht – also den Verträgen.
            Das ist die Verfassung dieser EU.

            1. Puh… da ziehst Du ja noch mal den ganz großen Kreis, so weit alles klar. Ich glaube der Kernpunkt ist dieser hier, bezüglich des Vertragsgases:

              „Das Gas könnte dann hier auch wunderbar auf dem Spotmarkt verscherbelt werden, und vielleicht würden dann auch die Preise sinken, um wieviel ist fraglich, weil die Preise derzeitig weltweit im Himmel sind.“

              So ungefähr da wollte ich auch hin. Nur einen Punkt habe ich noch nicht ganz klar. Warum basiert das denn auf den EU-Verträgen, ich dachte die Marktliberalisierung wäre erst kürzlich erfolgt?

              1. Also die Liberalisierung des Gasmarktes hat wohl schon die vorangegangene EU-Kommision eingerühert – aber darauf kommt es nicht an.

                Gerade die EU-Verträge sind die konstitutive Rechtsgrundlage für den Marktliberalismus, derselbe natürlich erst nach und nach eingeführt wurde, sich entwickelt …
                Diese EU ist von ihrer Verfaßtheit her ein Freihandelsabkommen – das auf einigen aberwitzigen ökonomischen Theorien beruht …
                Und das EU-Parlament könnte noch so mächtig und weise sein, die können nichts beschließen, was gegen die Verträge verstößt, ebenso wenig wie das die Nationalstaaten können, da wird dann vor dem EuGH in den Krieg gezogen …und, und, und …
                Oder, um das etwas populistischer zu verdeutlichen:
                Hierzulande steht über jedem Urteil eines jeden beliebigen Gerichtes:
                „Im Namen des Volkes“
                Und jeder darf jetzt mal nachschauen, in wessen Namen der EuGH Recht spricht …
                Die wirklich dickste Lüge, die alle schlucken, ist Saga von der Demokratie dieser EU. Wie dieser schwachsinnige Verein von einem EU-Parlament überhaupt darauf kommt, anderen Demokratie beibringen zu wollen, ist wirklich das Rätzel des Jahrhunderts …

    2. Bleibt immer die Mutter aller Dummheiten:

      „Wir kaufen als Strafe für den pöhsen Russen dem sein Gas nicht ab, obwohl es Winter ist, und wir woanders kein Gas kaufen können!“

      So versteht Frau von der Leine i.A. die EU-Position der Stärke.

  7. Wieso glaubt jemand in Brüssel hätte man Interessen für die EU Bürger?

    Brüssel vertritt die Oligarchen und die wollen Money und hohe Gaspreise. Die Gaspreise steigen, wenn Gas knapp ist.

  8. Der Kampf um NS2 ist wie ein Pokerspiel, bei dem die Russen 4 Asse auf der Hand haben und die EU nur Schrott. Den Menschen in der EU wird aber erzählt, dass es sich um ein super Blatt handelt und diejenigen, die nichts von dem Spiel verstehen, die glauben den Erzählungen. Die, die aber auch nur ein bisschen Ahnung haben sagen: Momentmal, das ist Wahnsinn, wenn ihr mit dem Blatt weitermacht. Die werden dann aber als Verschwörungstheoretiker hingestellt und die Masse ist begeistert, wenn der Spieler sagt, wir gehen Al In.
    Die EU ist nicht einmal am Bluffen, denn Russland weiß, dass wir nur Schrott auf der Hand haben, dass gibt die EU freimütig zu. Und Russland zeigt der EU auch noch seine 4 Asse und fragt kopfschüttelnd, willst du wirklich Al In gehen? Und die Masse schreit begeistert Ja Ja. Es erinnert mich an die legendäre Rede von Goebbels, als er nach dem Krieg fragte. Nur mit einen Unterschied, Damals hatte Deutschland ungleich höhere Chanson den Krieg zu gewinnen.

    1. „Der Kampf um NS2 ist wie ein Pokerspiel, bei dem die Russen 4 Asse auf der Hand haben und die EU nur Schrott.“

      Sehe ich auch so, nur falls es noch nicht bekannt sein sollte, die IEA (International Energy Agency) prognostiziert für Europa einen steigenden Gasverbrauch. Für den gibt es mehrere Gründe. CO2-Ausstieg (Ausstieg aus der Kohle) in Deutschland zusätzlich der Ausstieg aus der Kernkraft, abnehmende eigene Förderleistung (speziell Niederlande und Norwegen), um nur die wichtigsten zu nennen.

      Das heißt aktuell wird NS2 kapazitätsseitig überhaupt noch nicht gebraucht, doch eine der wichtigsten Leitungen durch die Ukraine erreicht so langsam sein Lebenszeitende, ein neues Projekt dort dürfte aus naheliegenden Gründen und mal gelinde gesagt in sehr weiter Ferne liegen. Im Süden wurde ja gerade erst Kapazität geschaffen, Yamal durch Weißrussland ist auch noch nicht so alt. Damals konnte man halt noch Pipelines bauen.

      Die Umgehung der Ukraine ist also bereits Realität, Gründe dafür kann man auf der Wiki-Seite „Russisch-Ukrainischer Gasstreit“ nachlesen. Hat alles nichts mit den aktuellen Entwicklungen zu tun, bzw. man benötigt sie nicht, um das Vorgehen erklären zu können.

      Und ja, die EU hat schlechte Karten, natürlich. Mit Von der Leier aber auch eine beinharte Transatlantikerin am Ruder und somit verlässt der Streit die Realität und macht rüber in die Ideologie. Ich kann es ihr nicht verdenken, sie ist reich, gebildet, mehrsprachig. Da verstehe ich völlig, dass sie dem Homeland der Bonzen möglichst nahe sein will. Ist halt nur etwas (sprichwörtlich) ungünstig für die Gaskunden in Europa.

      Eigentlich rechne ich dieses Jahr auch nicht mehr mit einer Inbetriebnahme von NS2, ich lasse mich aber gern auch mal positiv überraschen, mit anderen Worten: Ich weiß es ja auch nicht.

  9. WER genau bestellt denn kein Gas und warum bekommt der keinen Druck von irgendwo gemacht?
    Was würde uns die Zulassung von Nord Stream 2 bringen wenn niemand Gas bestellt?
    Wer kann denn überhaupt Gas bestellen um die Speicher zu füllen? Sind das Firmen, Behörden oder was genau?
    Ist das denn nicht kritische Infrastruktur wo jemand sich an Regeln und Gesetze halten muss und Verantwortung trägt wenn was schief geht?
    Man liest immer noch das Gas wird knapp, aber wer jetzt wirklich Schuld und/oder verantwortlich ist, das erfährt man nicht.

  10. Also es drohen Millionen im Dunkeln und in der Kälte zu sitzen, aber Hauptsache das Amt für Irgendwas Buxtehude achtet darauf, daß die Formulare ordnungsgemäß ausgefüllt werden. Ganz großes Tennis.

    Lasset uns beten, daß der Wind ausreichend weht. Die letzten Tage tat er es, und da gingen die Füllstände auch nur minimal zurück. Die AGSI-Seite ist inzwischen ganz oben auf meiner Liste. Etwa um sieben Uhr abends wird sie meist auf den neuesten Stand (vom Vortag) gebracht.

    1. „Also es drohen Millionen im Dunkeln und in der Kälte zu sitzen, aber Hauptsache das Amt für Irgendwas Buxtehude achtet darauf, daß die Formulare ordnungsgemäß ausgefüllt werden. Ganz großes Tennis.“

      Nein, Leitungskapazität ist ausreichend vorhanden, das ist aktuell eher ein politisches Problem und die Speicher gibt es ja nicht nur so zum Spaß, im Winter kann nicht so viel geliefert werden wie im Sommer, das ist schon seit Jahrzehnten so. Logisch, in Russland ist ja auch Winter, dort sogar mal richtig.

      Bei Herr Röper hört es sich immer so an als wäre stets Förderkapazität ohne Ende vorhanden, das glaube ich nicht so ganz. Habe aber zugegeben nicht vollständig auf dem Schirm, wo genau der Engpass liegt. Auf Basis meines Schulwissens würde ich aber zur eigentlichen Produktion/Förderung tendieren. Der Grund dafür ist auch relativ einfach. An so einem Gasfeld dreht man nicht nach Bedarf den Hahn auf und zu, sondern erreicht die besten Ergebnisse, wenn man dem porösen Gestein das Gas gleichmäßig entlockt.

      Also wenn die Ukraine jetzt nicht schon komplett raus aus der Nummer ist (und das hätte ich im Spiegel, als quasi Kriegserklärung wochenlang lesen müssen) ist NS2 heute nicht zwingend notwendig, aber natürlich eine wichtige Zukunftsinvestition.

      Es gibt bei dieser ganzen Nummer überhaupt keinen logischen Weg, der sinnvoll ist. Wenn die EU kein Pipelinegas mehr will, werden die Russen sicher auch gern LNG-Terminals bauen, dann kommt das halt über die. Aber politisch ergibt das Gezerre überhaupt keinen Sinn, da wollen nur Leute den USA zu Diensten sein und das war es.

  11. Ah, Headline der Woche beim Spiegel:

    „Europa droht jahrelange Gasknappheit

    Russland hat Europa im Würgegriff: Die Gasknappheit könnte sich bis 2025 hinziehen – sie bedroht Industrieproduktion, Klimabilanz und letztlich den sozialen Frieden. Und Deutschland macht sich gerade sogar noch abhängiger. Von Stefan Schultz“

    Da bin ich froh das ich kein Abo habe, kann dieses Hetzstück somit gar nicht lesen.
    Aber Stefan, mal ein Tipp, kauf doch woanders, du Depp.

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