Was der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan mit Frankreich und seinen Kolonien zu tun hat
Wer meine letzten Artikel über den Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien, der sich wieder zuspitzt, gelesen hat, der weiß, dass Frankreich Armenien mit Waffen beliefert. Frankreich fühlt sich aus irgendeinem Grunde bemüßigt, in dem Konflikt Partei für Armenien zu ergreifen, was man in Aserbaidschan natürlich nicht gerne sieht.
Daher hat man sich in Aserbaidschan überlegt, wie man Frankreich dafür bestrafen kann und hat im Sommer 2023 die Baku-Initiativgruppe gegründet, deren erklärtes Ziel ist es, den Kampf der Völker zu unterstützen, die im 21. Jahrhundert unter Kolonialismus leiden.
Und unter Frankreichs Kolonialismus leiden noch einige Völker und die Gruppe scheint erfolgreich zu sein, denn im Mai 2024 kam es in der französischen Kolonie Neukaledonien, die wegen ihrer Rohstoffe wichtig für Frankreich ist, zu Unruhen. Und auch in Afrika hat Frankreich bekanntlich seit einigen Jahren massive Probleme mit seinen ehemaligen Kolonien.
Dass Aserbaidschan in dem Bereich aktiv ist, habe ich auch von einer Quelle in Russland erfahren, die vor einiger Zeit in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku war und dabei auch eine Delegation aus Neukaledonien getroffen hat, die sozusagen halboffiziell in Baku war.
Das kleine Aserbaidschan ist selbstbewusst geworden und fordert die ehemalige Weltmacht Frankreich am anderen Ende der Welt heraus. Und Aserbaidschan kann sich das leisten, denn obwohl die EU-Staaten Aserbaidschan ständig vorwerfen, eine böse Diktatur zu sein, verhandeln sie mit Aserbaidschan über die Lieferung von Gas, das die EU so dringend braucht, aber nicht aus Russland beziehen will. Die EU will es sich mit Aserbaidschan also nicht verderben, weshalb Brüssel Frankreich bei seinen Bemühungen gegen Aserbaidschan kaum nennenswert beistehen dürfte.
Dass Frankreich gar nicht glücklich mit der Lage ist, zeigt eine aktuelle Meldung, die ich in der russischen Nachrichtenagentur TASS gefunden und für Sie übersetzt habe.
Beginn der Übersetzung:
Paris fordert Baku auf, die Unterstützung der Befürworter der Unabhängigkeit Neukaledoniens einzustellen
Der französische Außenminister Jean-Noël Lecornu bezeichnete Versuche, das nationale politische Leben französischen im Überseegebiet zu destabilisieren, als inakzeptabel
Frankreich betrachtet die Abhaltung von Veranstaltungen von Befürwortern der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht in Neukaledonien (einem Überseegebiet Frankreichs) unter der Schirmherrschaft Aserbaidschans als einen inakzeptablen Versuch der Destabilisierung, erklärte der französische Außenminister Jean-Noël Lecornu.
„Die Baku-Gruppe hat erneut versucht, das nationale politische Leben in Neukaledonien zu destabilisieren. Diese vergeblichen Versuche Aserbaidschans in unseren Überseegebieten sind inakzeptabel und müssen sofort beendet werden“, schrieb er auf X.
Mit dieser Aussage reagierte der Minister auf den Kongress der „Internationalen Front zur Dekolonialisierung“, der diese Woche von der Baku-Initiativgruppe in Noumea (dem Verwaltungszentrum Neukaledoniens) abgehalten wurde. An der Veranstaltung, die vom 23. bis 25. Januar stattfand, sollten der Ankündigung auf X zufolge Vertreter mehrerer Vereinigungen aus französischen Überseegebieten sowie aus Korsika teilnehmen, die sich für die Unabhängigkeit von Frankreich einsetzen.
Beim letzten Kongress im Juli 2024, der in der Hauptstadt Aserbaidschans organisiert wurde, nahmen Führer von mehr als 15 politischen Parteien und Unabhängigkeitsbewegungen aus Guadeloupe, Korsika, Melanesien, Polynesien, der Karibik und den Antillen teil. Bei diesem Treffen unterzeichneten sie eine Erklärung zur Gründung der Internationalen Befreiungsfront der französischen Kolonien.
Die Baku-Initiativgruppe wurde im Juli 2023 im Rahmen des Ministertreffens des Koordinierungsbüros der Bewegung der Blockfreien Staaten auf einer Konferenz in Aserbaidschan gegründet. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Kampf der Völker zu unterstützen, die im 21. Jahrhundert unter dem Kolonialismus leiden.
Ende der Übersetzung
5 Antworten
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Tja – solange Profitstreben über friedliche Koexistenz geht…. – dabei wäre doch alles sooo einfach.
Und die „guten alten Kolonialzeiten“ sind längst vorbei, zumindest für Frankreich&Co. … … …
wie be WW1 und WW2 beide seiten werden von denn selben mächten gegeneinander aufgehetzt hauptsache krieg um russlands grenzen zu erschaffen
Der Artikel ist bezogen auf alles, was man unter Einflusssphären versteht sehr interessant.
Insbesondere für die, welche nun mal nicht in einem Weltbild sich bewegen, dass alles nur schwarz-und weiß ist und man eben den Kampf der Mächte zu verstehen sucht. Gerade beginnend in der Zeit ab 20.Januar 2025, dass ein Mann sich gegen die Festlegung von Einflussphären beginnt zu wehren, die nicht durch das Amerika bestimmt- sondern von einem Haufen von Dorftrottel ( wenn man die Worte des Mannes ins Deutsche übersetzt) Gemeint natürlich die Mitgliedsländer der Europäischen Union, welche sich anmaßen, eben die Welt beherrschen zu wollen.
Das alles klingt sehr theatralisch. Doch der hinter die Kulissen zu schauen lernt, findet sehr schnell das „Wie die EU das macht“ …
Wobei man eben das Wort NOCH MACHT, schon mal zufügen kann …
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union
Vierter Teil – Die Assoziierung der überseeischen Länder und Hoheitsgebiete (Art. 198 – 204)
https://dejure.org/gesetze/AEUV/198.html
Also ob der mögliche Krieg der Franzosen-EU gegen BAKU über die Armenier, oder der Krieg der Nato/EU gegen Russland über die Ukraine . Das alles hängt untrennbar zusammen.
Jedoch befindet sich das koloniale Denken zwar nicht in der Auflösung, jedoch in der Verschiebung auf andere Akteure, welche Entsprechend den in der Präambel des EU-Vertrages aufgestellten Grundsätze dann auch umsetzen und eben AUCH gerne auch mitverdienen können, weil die Investitionen NICHT an die Bedingungen geknüpft sind, welche die EU den Länder aufzwingen.
Und da , genau an diesem Punkt wird man sehen, wie weit der Präsident der Vereinigten Staaten eben sich wird bereit zeigen, eigenes koloniale Denken in der Ausgestaltung der Handlung, der neuen Weltordnung unterzuordnen.
Nicht nur der Wertewesten kann unbotmäßige Staaten schwächen indem man Unabhängigkeitsbewegungen unterstützt!
Da gäbe es noch viel zu tun:
Die Inuit in Grönland gegen Dänemark unterstützen,
Schottland, Korsika, das Baskenland …
… Bayern …