Korruption

Wie das russische Fernsehen über die Verhaftungswelle beim russischen Militär berichtet

In den letzten Wochen wurden fünf hochrangige russische Militärs wegen des Verdachts auf Korruption verhaftet.

Die Verhaftungswelle im russischen Verteidigungsministerium kommt nicht wirklich überraschend, denn Gerüchte über Korruption in dem Ministerium gab es in Russland schon lange. Als der neue russische Verteidigungsminister ernannt wurde, habe ich eine derartige „Aufräumarbeit“ in dem Ministerium erwartet. Nun laufen die „Aufräumarbeiten“ und ich zeige hier, wie darüber am Sonntag im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens berichtet wurde.

Beginn der Übersetzung:

Kreml: Der Kampf gegen die Korruption ist eine konsequente Arbeit

Verhaftungen hochrangiger Militärs wegen dem Verdacht der Korruption passieren in letzter Zeit immer öfter. Hier ist eine einfache Chronologie gemäß den offiziellen Angaben.

Am 13. Mai wurde Generalleutnant Juri Kusnezow, Leiter der Hauptpersonalabteilung des russischen Verteidigungsministeriums, verhaftet. Er wird verdächtigt, Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen zu haben. Laut Paragraf 290 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Am 17. Mai wurde Generalmajor Iwan Popow, ehemaliger Kommandeur der 58. Armee der russischen Streitkräfte, ein Teilnehmer der Militäroperation, festgenommen. Die Ermittluner verdächtigen Popow des Diebstahls von Metall, das für den Bau der Verteidigungslinie im Militärbezirk Nord-Ost bestimmt war. Der Schaden wird vorläufig auf 100 Millionen Rubel (ca. eine Million Euro) geschätzt.

Am 23. Mai wurde Generalleutnant Vadim Schamarin, Leiter der Hauptkommunikationsdirektion der russischen Streitkräfte und stellvertretender Generalstabschef, festgenommen. Auch er wird verdächtigt, bei der Vergabe von Aufträgen im Rahmen eines staatlichen Vertrags Schmiergelder in besonders großem Umfang angenommen zu haben. Es geht um 36 Millionen Rubel (ca. 360.000 Euro) vom Generaldirektor des Permer Telefonwerks.

Am selben Tag wurde Vladimir Verteletsky, Leiter der Abteilung des Verteidigungsministeriums für staatliche Verteidigungsaufträge, festgenommen. Den Ermittlungen zufolge hat er dem Staat durch seine Handlungen einen Schaden von mehr als 70 Millionen Rubel (ca. 700.000 Euro) zugefügt.

Und am 23. April, also vor der Ernennung des neuen Verteidigungsministers, wurde Timur Iwanow, stellvertretender russischer Verteidigungsminister, direkt an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Ihm wird auch vorgeworfen, Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen zu haben. Den Ermittlungen zufolge soll Timur Iwanow als Teil einer organisierten Gruppe einen Vermögensvorteil von einer Milliarde Rubel (ca. zehn Millionen Euro) aus Auftragsarbeiten für den Bedarf des Verteidigungsministeriums erhalten haben.

Insgesamt erregt der Säuberungsprozess Aufmerksamkeit. Der Kreml ist der Ansicht, dass es sich hier nicht um eine Kampagne handelt, wie Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte: „Schließlich ist der Kampf gegen die Korruption eine konsequente Arbeit. Das ist keine Kampagne, sondern um eine ständig fortlaufende Arbeit. Sie ist ein integraler Bestandteil der Aktivitäten unserer Strafverfolgungsbehörden. Natürlich ist hier keine Rede von einer Kampagne. Der Kampf gegen die Korruption wird in allen Behörden fortgesetzt, egal ob es sich um föderale Behörden oder die kommunale Ebene handelt.“

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

20 Antworten

    1. Das Ausmisten in der deutschen Politik ist seit Langem überfällig. Seit einiger Zeit schon fällt auf, daß Korruption offen betrieben wird. Der Lobbyismus ist eine legalisierte Form der Vorteilsnahme auf allen Ebenen.

  1. Ich empfehle allen, die sich für den Fall Popow interessieren, mal bei Podoljaka Telegram reinzuschauen und sich über Generalmajor Iwan Popow zu informieren. Dieser Fall ist meiner Ansicht nach ein ganz besonderer.

  2. So ein Vorgehen gegen Korruption würde ich mir im Wertewesten auch wünschen!

    Allerdings ist Bestechung und Vorteilsnahme ein essentieller Teil dessen, was als „Freiheit“ im Westen gepriesen wird!🤑

    1. @cui bono

      Wo sehen Sie denn ein Vorgehen gegen die Korruption?
      Diese „Skandale“ haben in Russland nie! Aufgehört …

      Es wird einfach nur regelmäßig mit einem Bauernopfer ein Schauprozess gemacht, aber an der Korruption ändert sich absolut nichts …

      Mal ehrlich wie viele Fälle gibt es in Russland wo jemand wegen Korruption einfährt, mit großem Tam Tam kommt sein Nachfolger, schwingt Reden aller „Jetzt ist Schluss“ und paar Monate später sitzt er selber wegen Korruption … und so weiter und so weiter…

      Ja es rollen Köpfe, dass ist richtig, aber die Korruption bleibt unverändert

      1. „Wo sehen Sie denn ein Vorgehen gegen die Korruption?
        Diese „Skandale“ haben in Russland nie! Aufgehört …“

        Der Artikel berichtet von ‚Vorgehen gegen Korruption“… aber weil es nicht die geliebten Leute betrifft ( könnte ja sein, dass die evt. nicht an der Korruption teilnehmen) behauptet man einfach:
        „Es wird einfach nur regelmäßig mit einem Bauernopfer ein Schauprozess gemacht, aber an der Korruption ändert sich absolut nichts …“

        Ein Glück, dass @Yr gar nicht weiß, WAS GENAU Korruption bedeutet …. als Assimilierter muss er ja Korruption NUR in Russland für unveränderbar halten OHNE selber zu merken, dass es Korruption IMMER & ÜBERALL zu JEDER Zeit gibt!

        Die Wenigen, die nicht dafür zu haben sind – eventuell ein Putin? – sind so dünn gesät, dass man die nicht bemerkt & vor allem merkt man nicht die eigene Korruption, der man in welcher Forn auch immer nachkommt….wie bequem…

  3. Man muss doch zugeben, dass es irgendwie merkwürdig ist, wann die Rechtmäßigkeit von Zahlungen geprüft wird, dass man zeitnah gleich mehrere solche Fälle aufdeckt. Werden die zuständigen Prüfer immer nur zu bestimmten Monaten tätig?

    1. @Darrin

      Woher nehmen Sie die Ansicht:
      „dass es irgendwie merkwürdig ist, wann die Rechtmäßigkeit von Zahlungen geprüft wird, dass man zeitnah gleich mehrere solche Fälle aufdeckt. Werden die zuständigen Prüfer immer nur zu bestimmten Monaten tätig?“

      Welche Erfahrung habet man denn selber in Sachen „Ermittlungen von Korruption“?
      Wie lange darf so etwas dauern? WANN darf man darüber berichten oder gar Verhaftungen vornehmen? Woher „weiß“ man, dass die berichteten Fälle nicht miteinander zu tun haben?

  4. Der Reiz zur Bestechung ist in dieser Situation naheliegend, wo schnell und unbürokratisch sehr große Ressourcen umgesetzt werden müssen. Kann man nicht abschalten, nur kleinhalten.

      1. @teplinski popow

        Den Eindruck habe ich nicht …
        Ich nehme an, dass die selben die sich Prigoschin und Sorowikin angenommen haben, jetzt auch Popow angenommen haben …
        Ich denke zwar nicht, dass der Mann Prigoschins Schicksaal Teilt
        Aber ich denke es läuft alles drauf hinaus dass er wie Surowikin endet

  5. Ich möchte mir die Freiheit raus nehmen, hier in aller Deutlichkeit zu sagen, dass man sich hier nicht selber belügen sollte….
    All diese „Skandale“ diese sind lediglich ein Kratzer auf der Spitze des Eisberges

    Korruption kennt in Russland kein Anfang und kein Ende…
    Moskau, Berlin, Brüssel… überral die selben Leute, das gleiche System

    1. So, so… Wenn man zuerst bei SICH SELBER anfangen würde mit der „Ehrlichkeit“, wäre man tatsächlich ein ganzes Stück weiter…. wer nach DE kommt weil er sich ein paradiesisches Leben verspricht & nicht weil er hier dringend gebraucht wird, korrumpiert sich selber….

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