Der Kampf des Westens gegen Russland im postsowjetischen Raum Teil 2: Kirgistan
Das Ziel des US-geführten Westens ist die Zerschlagung Russlands als Staat. Das klingt nach „russischer Propaganda“ oder nach einer Verschwörungstheorie, aber ich werde gleich aufzeigen, dass das eine Tatsache ist.
Um das Ziel zu erreichen, setzt der US-geführte Westen viele Mittel ein. Eines davon ist es, die Bindungen zwischen Russland und seinen Nachbarstaaten, den ehemaligen Sowjetrepubliken, zu zerstören und einen Keil zwischen Russland und seine Nachbarn zu treiben. Das soll zum Einen Russland schwächen, zum Anderen soll es eine anti-russische Stimmung schaffen, die auf andere Völker im multi-ethnischen Russland übergreifen soll.
In dieser Artikelserie werde ich dieses Vorgehen und seine Folgen in sieben Artikeln am Beispiel von zehn Staaten aufzeigen. In diesem zweiten Artikel geht es um Kirgistan.
Bevor wir dazu kommen, will ich einige allgemeine Informationen zum Verständnis geben, die ich in allen Artikeln dieser Serie an den Anfang stelle. Sollten Sie das schon in einem anderen Artikel der Serie gelesen haben, können Sie den ersten Abschnitt des Artikels überspringen.
NGOs und anti-russische Stimmungsmache
Westliche Regierungen, Medien und NGOs tun alles, um weltweit eine anti-russische Stimmung zu erzeugen, wobei es keineswegs um die russische Politik geht, sondern um Russland selbst. Russland und die Russen werden verteufelt und bei jeder Gelegenheit wird negativ über Russland berichtet. Dafür gibt es auch in Deutschland täglich neue Beispiele, über die ich schon seit langem berichte.
Russland wird dabei als aggressiver und imperialistischer Staat dargestellt und eine der beliebtesten Propaganda-Lügen ist, dass Putin angeblich ein „Großrussland in den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion wiederherstellen“ will und das angeblich auch offen sagt. Dass das gelogen ist, musste die deutsche Bundesregierung vor einigen Monaten offiziell eingestehen, was deren Vertreter aber nicht daran hindert, diese Lüge immer mal wieder zu wiederholen.
Für die USA war der Zerfall der Sowjetunion ein großer Sieg, aber nicht das endgültige Ziel, denn nun gehen die Bemühungen mit dem Ziel weiter, auch Russland als Staat zu zerschlagen und in unzählige kleine und damit leicht kontrollierbare Staaten aufzuteilen, um erstens den geopolitischen Konkurrenten loszuwerden und zweitens ungehinderten Zugriff auf die russischen Bodenschätze zu bekommen. Dazu finanziert die US-Regierung gleich mehrere NGOs, die dieses Ziel unter dem Begriff der „Dekolonisierung“ Russlands erreichen wollen, über die ich beispielsweise hier und hier berichtet habe.
Das zeigt übrigens, wie verwirrend der Begriff „NGO“, also „Nicht-Regierungsorganisation“, im Westen verwendet wird. Er soll suggerieren, dass diese Organisationen unabhängig von Regierungen sind und angeblich den Willen der „Zivilgesellschaft“ widerspiegeln. Aber wie kann man von Nicht-Regierungsorganisationen sprechen, wenn diese Organisationen von Regierungen gegründet, finanziert und gelenkt werden?
Man mag über den Begriff der „Dekolonisierung Russlands“ lachen, aber er wird aktiv genutzt, um in den ehemaligen Sowjetrepubliken Stimmung gegen Russland zu machen. Den Menschen soll eingeimpft werden, dass ihre Völker von Russland und der Sowjetunion unterdrückt und ausgebeutet wurden, um einen tiefen Graben zwischen Russland und seinen Nachbarn zu ziehen.
Kirgistan
Kirgistan, oft auch als Kirgisien bezeichnet, ist eine arme Ex-Sowjetrepublik in Asien, die im Norden an Kasachstan, im Osten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan grenzt, und sie ist für die US-Regierung und die US-NGOs von besonderem Interesse. Das zeigte sich beispielsweise 2023, als George Soros die Leitung seiner Stiftungen an seinen Sohn Alex weitergab, denn der gab als eine der ersten Amtshandlungen bekannt, die meisten Auslandsaktivitäten einstellen und daher 40 Prozent der Mitarbeiter feuern zu wollen, weil er sich vor allem auf die USA konzentrieren wollte.
Interessant wurde es, als Anfang 2024 gemeldet wurde, in welchen Ländern Alex Soros weiterhin aktiv bleiben wollte, denn in einer Erklärung hieß es:
„Wir werden uns durch die Arbeit unserer nationalen Stiftungen auch weiterhin in der gesamten Region für Menschenrechte, Demokratie und eine verantwortungsvolle Regierung einsetzen, insbesondere in der Ukraine, in Moldawien, Kirgisistan und auf dem westlichen Balkan“
Die Liste der Länder, in denen Soros weiterhin aktiv sein will, zeigt, dass Soros sich außenpolitisch auf den Kampf gegen Russland konzentriert. Mit dem „westlichen Balkan“ dürfte Serbien gemeint sein, das an seiner Freundschaft zu Russland festhält, während die Arbeit von Soros in der Ukraine, Moldawien und Kirgistan offen gegen Russland gerichtet ist.
Kirgistan ist ein Land, in dem die USA sehr aktiv versuchen, anti-russische Kräfte zu fördern, unter anderem, weil es für die Durchsetzung der Russland-Sanktionen sehr wichtig ist. In Kirgisistan gab es seit seiner Unabhängigkeit mehrere gewaltsame Regierungswechsel, sogenannte Farbrevolutionen, ähnlich dem Maidan in Kiew 2014. Das Land ist auch über 30 Jahre nach seiner Unabhängigkeit noch immer nicht politisch stabilisiert.
Nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine weigerte sich Kirgisistan lange, dem Druck der USA nachzugeben, eine anti-russischere Politik zu verfolgen. Russland ist immerhin Kirgisistans wichtigster Handelspartner, die Umsetzung der Sanktionen würde Kirgisistan also sehr schaden.
Die USA warfen Kirgisistan vor, die westlichen Russland-Sanktionen bewusst zu umgehen und – so ein Zufall – im Juni 2023 wurde in Kirgisistan ein Putschversuch verhindert. Danach waren US-Vertreter sich nicht zu schade, der kirgisischen Regierung offen mit einem weiteren Putsch zu drohen, wenn sie den USA gegenüber ungehorsam bleibt.
Geschichte umschreiben im Auftrag der USA
In Kirgistan sind neben Soros noch andere US-NGOs aktiv, für deren Tätigkeit ich einige Beispiele nennen will.
Im Juni 2024 verabschiedete Kirgistan Änderungen zum Gesetz über die Rehabilitierung von Opfern der Repression, das jedoch vor allem Nazi-Kollaborateure und Basmatschi rehabilitierte, das waren Banden, die vor hundert Jahren gegen die Sowjetunion gekämpft haben. Die Bezeichnung Basmatschi kommt aus den Turksprachen und lebte in den 1980er Jahren neben der heute üblichen arabischen Bezeichnung Mudschaheddin für islamistische Widerstandskämpfer in Zentralasien wieder auf.
Das Gesetz wurde schon 2019 unter Beteiligung der Soros-Kirgisien-Stiftung und der von USAID finanzierten Organisation Open Government ausgearbeitet, wie eine kirgisische Nachrichtenagentur 2024 ausführlich berichtete. In deren Artikel erfahren wir auch, wie US-amerikanische NGOs Lehrpläne in Kirgistan beeinflussen. So hat die Soros-Stiftung beispielsweise dafür gesorgt, dass Russland in Schulbüchern ausgesprochen negativ dargestellt und als „Aggressor, Kolonisator und so weiter“ bezeichnet wird.
Aber es ist bei weitem nicht nur die Soros-Stiftung, die daran arbeitet, die Geschichte in Kirgistan umzuschreiben. Auch das National Endowment for Democracy (NED) ist auf diesem Gebiet aktiv. Das NED ist eine von der US-Regierung gegründete, finanzierte und gelenkte Organisation, die gegründet wurde, um in anderen Ländern pro-amerikanische Putsche durchzuführen. Der Gründer des NED sagte in einem Interview, das NED tue das, „was vor 25 Jahren die CIA verdeckt getan hat.“
Die US-Regierungsbehörde USAID habe ich eben schon erwähnt. Ihre offizielle Aufgabe es ist, US-Konzernen Absatzmärkte und den Zugang zu Bodenschätzen in anderen Ländern zu öffnen. In Kirgistan fördert USAID beispielsweise eine NGO namens „Okuu Keremet“ („Lerne gut“). Dort heißt es, „die Programme von USAID haben eine wichtige Rolle bei der Umsetzung moderner Lehrpläne in Mathematik, Sprache und Geschichte gespielt“, es geht also auch hier um das Umschreiben der Geschichte in Schulbüchern, um im Sinne der Interessen der USA das Feindbild Russland in die Lehrpläne zu bringen, wie es seit den 1990er Jahren in der Ukraine geschieht, das Ergebnis ist bekannt. Das genannte Projekt von USAID in Kirgistan läuft seit 2019 und bis 2024 wurden 18,9 Millionen Dollar dafür ausgegeben.
Die Folgen
Während die US-NGOs ihren Einfluss einerseits nutzen, um Nazi-Kollaborateure und Radikale, die gegen Russland und die Sowjetunion gekämpft haben, zu rehabilitieren, setzen sie sich gleichzeitig dafür ein, die gemeinsame Geschichte von Kirgistan und Russland aus dem geschichtlichen Bewusstsein zu tilgen. So wurde 2024 beispielsweise im Zentrum der kirgisischen Hauptstadt Bischkek ein Museum abgerissen, das der Panfilow-Division gewidmet war. Das war eine Schützendivision, die hauptsächlich aus Kirgisen und Kasachen bestand und im Zweiten Weltkrieg unter großen Verlusten heldenhaft gegen Nazi-Deutschland gekämpft hat. Mit solchen Maßnahmen soll der gemeinsame Kampf der Völker der Sowjetunion gegen Hitler in Vergessenheit geraten.
Wie auch in der Ukraine haben die Aktivitäten der US-NGOs zu einer Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung geführt. Bereits 2021 hatte sich die Regierung für Menschenrechtsverletzungen an Russen in Kirgisistan entschuldigt, denn Angriffe auf Russen sind in Bischkek inzwischen keine Seltenheit. 2023 machte beispielsweise ein Fall Schlagzeilen, als ein russisches Paar in einem Café zusammengeschlagen wurde, weil es – so die Täter – „ethnisch unrein“ sei.
Kirgistan bleibt daher ein instabiles Land, in dem die USA die anti-russische Stimmung anheizen wollen, um Russland in seinem Umfeld weitere Probleme zu bereiten.
Eine Antwort
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Nächster Beitrag: Gibt es Krieg zwischen der EU und den USA, wenn Trump Grönland angreift?
Das Ziel des US-geführten Westens, Zerschlagung Russlands als Staat, ist weder russischer Propaganda noch eine Verschwörungstheorie
Friedensnobelpreisträger Lech Walesa ist kein Freund der Russlands, er
fordert die Reduzierung Russlands auf nur noch 50 Millionen Einwohner – sonst würde sich die Geschichte immer wiederholen.
Selbst wenn die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird, werden wir in fünf Jahren dasselbe haben, in zehn Jahren wird ein weiterer Putin auftauchen
Commission on security and cooperation in Europe – Decolonizing Russia: a Moral and Strategic Imperative.
Serious and controversial discussions are now underway about reckoning with Russia’s fundamental imperialism and the need to “decolonize” Russia for it to become a viable stakeholder in European security and stability. As the successor to the Soviet Union, which cloaked its colonial agenda in anti-imperial and anti-capitalist nomenclature, Russia has yet to attract appropriate scrutiny for its consistent and oftentimes brutal imperial tendencies.