Russland und der Iran unterzeichnen ein Abkommen über strategische Partnerschaft
Am Freitag haben die Präsidenten Russlands und des Iran haben ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet. Ein russischer Experte hat das Abkommen und seine Folgen in einem Artikel für die russische Nachrichtenagentur TASS analysiert und ich habe seinen Artikel übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Das Abkommen ist unterzeichnet: Was die strategische Partnerschaft zwischen Russland und dem Iran bringen wird
Sergej Balmasow, ein Experte des russischen Nahost-Institutes, über die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern und den Einfluss der USA und ihrer Satelliten auf sie
Unter dem zunehmenden Druck des Westens haben Russland und der Iran ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet. Nach Angaben des iranischen Botschafters in Moskau, Kazem Jalali, deckt der Vertrag „alle Bereiche der bilateralen Zusammenarbeit“ ab. Es stellt sich die Frage, ob die beiden Länder angesichts der sich über Teheran verdichtenden Wolken in der Lage sein werden, dieses Bündnis voll auszuschöpfen.
Der internationale Kontext des „Deals“
Diplomatischen Quellen der Islamischen Republik zufolge ergibt sich die Notwendigkeit der Unterzeichnung der „Union“ aus der Absicht der Länder, sich den gemeinsamen westlichen Herausforderungen zu stellen. Der Einfluss der USA in der kaspischen Region und die politische Instabilität in Westasien spielen dabei eine besondere Rolle. Darüber hinaus ist aufgrund der Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen den Iran und Russland eine weitere bilaterale Annäherung erforderlich. Das Abkommen wird die Zusammenarbeit angesichts der Sanktionen erleichtern und gegenseitige Unterstützung in internationalen Foren ermöglichen, um feindliche Handlungen von Drittländern zu vermeiden.
Die strategische Partnerschaft zwischen Moskau und Teheran garantiert, dass sie keine separaten Abkommen mit dem Westen abschließen, die den Interessen eines der beiden Länder zuwiderlaufen. Insbesondere signalisiert Russland deutlich, dass es die Wiedereinführung von Sanktionen gegen den Iran durch den UN-Sicherheitsrat wegen der Entwicklung des Teheraner Atomprogramms nicht zulassen wird. Ich erinnere daran, dass die USA und die europäischen Länder den Iran beschuldigen, das Abkommen von 2015 zu verletzen, weil er Uran auf 60 Prozent anreichert. Dies erlaube es dem Land, mit der Produktion von Atomsprengköpfen zu beginnen.
Meiner Meinung nach ist die Unterzeichnung des Abkommens drei Tage vor dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident besonders aussagekräftig. Er ist offensichtlich stark anti-iranisch eingestellt und erwägt sogar Angriffe gegen die Islamische Republik, „um nicht zuzulassen, dass sie Atomwaffen baut“. Ich denke, dass Moskau durch die Unterzeichnung des Abkommens mit Teheran vor den erwarteten amerikanisch-russischen Verhandlungen über die Ukraine zusätzlich garantiert, dass es die iranischen Interessen nicht „opfern“ wird.
Auch die Klausel über die territoriale Integrität des Abkommens ist für den Iran von Vorteil, da die Vereinigten Arabischen Emirate Teheran den Besitz von drei Inseln im Persischen Golf streitig machen.
Der Abschluss des Abkommens über die strategische Partnerschaft wird für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht der angenehmste Moment sein. Durch die jüngsten Erfolge Ankaras in Syrien und die jüngsten Konflikte seines engen Verbündeten Aserbaidschan mit Armenien ist die Türkei spürbar stärker geworden. Dies hat zu einer gewissen Bedrohung der iranischen und russischen Interessen im Kaukasus und im Nahen Osten geführt. Dank des Abkommens kann jedoch damit gerechnet werden, dass das Gleichgewicht der Kräfte wiederhergestellt wird und die Türkei daran gehindert wird, sich vom Schwarzen Meer bis zum Kaspischen Meer auszudehnen.
Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich
Einer der wichtigsten Aspekte der bilateralen Beziehungen ist die für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit bei der Verteidigung. Für den Iran ist das angesichts der Verschärfung der anti-iranischen Aktionen Israels und der USA von besonderer Bedeutung. Seine Erfolge im Kampf gegen Teherans Verbündete – die Hamas und die Hisbollah wurden stark geschwächt und das syrische Regime von Bashar al-Assad ist zusammengebrochen – drängen Israel zu verstärkten anti-iranischen Aktionen. Darum will der Iran moderne russische Waffen, darunter Luftabwehrsysteme und Su-35-Kampfjets, um neue mögliche Angriffe abzuwehren, denn wie die israelischen Angriffe vom 26. Oktober 2024 gezeigt haben, ist Teheran nicht in der Lage, sie vollständig abzuwehren. In der Vergangenheit war der Iran vor allem wegen der Sanktionen nicht in der Lage, seine Luftverteidigung zu verstärken, doch nun sind einige Analysten der Ansicht, dass diese Fähigkeiten durch das Abkommen zugänglicher geworden sind.
Das Abkommen über die strategische Partnerschaft ist natürlich auch für Moskau von Vorteil. Einiges deutet darauf hin, dass Teheran im Jahr 2024 nach Indien und China der drittgrößte Importeur russischer Waffen sein wird.
Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass Außenminister Abbas Araghchi bereits vor der Unterzeichnung des umfassenden strategischen Partnerschaftsabkommens betonte, dass das Abkommen nicht die Bildung eines Militärbündnisses vorsieht.
In der Zwischenzeit sucht der Westen offensichtlich nach verschiedenen Aspekten, die Zweifel an der Transparenz der iranisch-russischen Beziehungen aufkommen lassen könnten. So wurde Teheran beispielsweise vorgeworfen, Moskau mit Angriffsdrohnen zu versorgen, die für Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur verwendet wurden. Russland hat das bestritten, der russische Botschafter bei der UNO, Wassili Nebensja, bezeichnete die Anschuldigungen als „unbegründet“. Im September 2024 behaupteten westliche Nachrichtenagenturen, dass moderne iranische ballistische Kurzstreckenraketen vom Typ Fath 360 (das iranische Pendant zu den amerikanischen Hymars) und Arman-Raketenabwehrsysteme nach Russland geschickt worden seien. Im Oktober beschuldigten US-Quellen Russland, Irans Verbündete, die jemenitischen Huthis, mit nachrichtendienstlichen Informationen zu versorgen, „um die weltweite Schifffahrt anzugreifen“.
Im Gegenzug hat die russisch-iranische Seite wiederholt über Abmachungen gesprochen. So bestätigte der stellvertretende iranische Verteidigungsminister General Mahdi Farahi, dass die Islamische Republik im Jahr 2023 russische Mi-28-Angriffshubschrauber, Su-35-Kampfjets und Yak-130-Kampftrainingsflugzeuge kaufen wird.
Vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Beziehungen von Teheran und Moskau zum Westen dürfte sich die iranisch-russische militärische Zusammenarbeit durch den Abschluss der strategischen Partnerschaft noch intensivieren.
Wirtschaft und Energie
In dem Abkommen wird der Wirtschaft und insbesondere dem Energiesektor besonderer Platz eingeräumt. So erwartet Teheran, dass die Gaslieferungen aus Russland seine Energiesicherheit gewährleisten und die Islamische Republik zu einer Gasdrehscheibe machen werden.
Hinter diesen Hoffnungen verbergen sich sehr ernste Probleme, die die iranische Führung zu lösen gedenkt, auch auf Kosten Moskaus. So verfügt Teheran zwar über die zweitgrößten Gasreserven der Welt, aber es fehlt an eigenen Fördermengen.
Darüber hinaus beabsichtigen die Länder, ein äußerst wichtiges Projekt zu verwirklichen: die Schaffung des Nord-Süd-Transportkorridors. Dank dieses Korridors erwartet der Iran eine Stärkung seiner Bedeutung als einer der wichtigsten Transporteure von Waren und Dienstleistungen zwischen den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) und Südasien. Und Russland wird dadurch einen garantierten Zugang zu internationalen Märkten erhalten, was vor dem Hintergrund der westlichen Sanktionen besonders wichtig ist.
Die Aussicht auf die Schaffung des „Nord-Süd-Korridors“ bereitet den USA und ihren Satelliten natürlich Sorge. Der Westen befürchtet eine generelle Neuausrichtung des Warenverkehrs über solche alternativen Kanäle.
Die Aussichten für die Umsetzung des Abkommens
Ausgehend von den bestehenden Parametern der russisch-iranischen Partnerschaft gibt die Unterzeichnung des Abkommens dem bereits erreichte Niveau der Zusammenarbeit zwischen den Ländern eine rechtliche Basis und vereinfacht ihre weitere Umsetzung. Die vollständige Verwirklichung aller Pläne ist unter den derzeitigen Bedingungen natürlich nicht selbstverständlich.
Die Gegner der Islamischen Republik haben offensichtlich die Absicht, das Abkommen zu bekämpfen, wobei sie die Erfahrungen in Syrien berücksichtigen. Ich denke, selbst wenn die iranische Nuklearkrise aus Sicht des Westens erfolgreich gelöst wird, beabsichtigen sie, das in Teheran herrschende Regime zu stürzen. Dabei geht es nicht um rein militärische Mittel.
In den letzten Monaten hat die iranische Wirtschaft, die sich (insbesondere aufgrund der westlichen Sanktionen) bereits in einer schwierigen Lage befindet, neue schwere Zeiten erlebt. Die Inflation hat deutlich zugenommen und in den letzten fünf Monaten ist der Wechselkurs der iranischen Landeswährung stark gefallen, und zwar um fast ein Drittel. Das trägt natürlich zu dem (anscheinend bereits chronischen) Rückgang der Kaufkraft und der Verschlechterung des Lebensstandards von Millionen von einfachen Iranern bei. Hinzu kommt die zunehmende Strom- und Gasknappheit, die zu immer häufigeren Unterbrechungen bei der Versorgung von Haushalten und Unternehmen mit Energie führt. Die Folge sind regelmäßige Stromausfälle, die sich auf die Wirtschaftsleistung des Staates und damit auch auf den Lebensstandard der Iraner auswirken.
Die Folge ist eine zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung und die Aussicht auf eine spürbare Zunahme der Proteststimmung. Auch die Unzufriedenheit mit dem Zwang zur Einhaltung der konservativen Kleiderordnung im öffentlichen Raum spielt hier eine Rolle. All dies zusammen gibt den Gegnern des Irans Trümpfe in die Hand, um die Lage im Iran zu beeinflussen, was die Gegner Teherans in naher Zukunft offensichtlich ernsthaft zu tun gedenken.
Die USA betrachten den Kampf gegen das iranische Regime als eine der wichtigsten Fronten im sich entwickelnden Kampf gegen China. China erhält unter den Bedingungen der Anti-Iran-Sanktionen billiges iranisches Öl und andere Rohstoffe. Die USA und ihre Verbündeten beabsichtigen, diesen Fluss zu unterbrechen und die sich angeblich bildende anti-westliche Achse Russland-Iran-China-Nordkorea zu zerstören.
Ende der Übersetzung
7 Antworten
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Die Kleiderordnung spielt kaum eine Rolle wie man auf vielen yt-Videos aus Großstädten Irans sehen kann. Viele Frauen gehen ohne Kopftuch auf die Strasse oder lassen es in den Nacken rutschen.
Daß es mit der eigenen Förderung von Gas im Iran nicht klappt ist mir unverständlich. Sollte Iran nicht das Wissen und die Ausrüstung dafür haben so haben es mind. Russland und die VR China.
Da stellt sich mir doch spontan folgende Frage – was macht Russland im Falle eines direkten Angriffes der unheiligen Allianz gegen den Iran?
Denn da Syrien nun platt gemacht wurde und der Irak keine Rolle mehr spielt – da ebenfalls längst platt – steht einen direkten Angriff der hebräer mit Unterstützung ihres militärischen Armes, den yankee’s, sowie anderen Schurkenstaaten – allen voran die kleinen britt-chen – rein logistisch nichts mehr im Wege…
Hat doch olle Trump schon in seiner letzten Amtszeit von einem Krieg gegen den Iran gefaselt, sowie der Iran ja auch der erklärte Hauptfeind der hebräer ist…
Das ganze Intermezzo von angeblichen Friedensbemühungen in Gaza, welche von den hebräern doch sowieso nie eingehalten werden, dient doch wieder nur der Ablenkung, der Verschleierung für die Öffentlichkeit weltweit – olle Neonazi netanjahu kann sich keinen Frieden leisten – weil er ja sonst befürchten muß „schwedisch zu atmen“ – sowie wir immer noch zu unserer eigenen Diagnose stehen, den wahren Auslöser des 3. WK’s mit „strahlendem Erwachen“ betreffend – denn die Realität hat bis dato keine Entwarnung zugelassen… 😤🧐
Sie haben blühende Phantasien.
…verschone es uns…
„Uns“? Wie viele sind Sie eigentlich? Ihr Institut, hier im Forum an Atavaren und Mitarbeitern? Ihre „nur für Berlin gültige“ Weltsicht hat in der Außenwelt jedenfalls keine Relevanz.
…verschone es uns – soviel Dummheit ertragen wir nicht…
Sanktionierte bilden eine Internationale! Die USA wird vergrößern!