Die "Mythen" der EU-Kommission

Teil 13: Die EU-Kommission und ihr Geschichtsrevisionismus zum Zweiten Weltkrieg

Die EU-Kommission hat 13 angebliche Mythen über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht, die ich in einer Artikelserie vorstelle. In diesem Teil geht es darum, wie die EU-Kommission mit der Geschichte umgeht und um ihr Verhältnis zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg.

Ich beschäftige mich in dieser 13-teiligen Artikelserie mit einer Seite, die die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland online gestellt hat und die den Titel „13 Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine – und die Wahrheit“ trägt. Man sollte meinen, dass die EU-Kommission in der Lage ist, angebliche russische „Mythen“ mit überzeugenden Belegen für „die Wahrheit“ zu widerlegen. Doch weit gefehlt.

In diesem letzten Teil der Artikelserie beschäftigen wir uns mit einem weiteren von der EU-Kommission genannten „Mythos“, der lautet:

„Mythos 13: Die Ukraine ist ein böser Nazistaat und wird von Naziführern regiert. Somit bedroht ihre bloße Existenz Russland. Russland kämpft zum Erhalt der Geschichte. Ganz Europa unterstützte Nazideutschlands Invasion in der Sowjetunion, so wie Europa heute die Naziukraine unterstützt. Russland führt den Großen Vaterländischen Krieg in der Ukraine fort, um die Welt von Nazis zu befreien.“

Da die EU-Kommission hier wiederholt, was sie schon in ihrem 4. „Mythos“ versucht hat, nämlich zu bestreiten, dass in der Ukraine ein Regime an der Macht ist, dass der Nazi-Ideologie folgt, wiederhole ich die Beispiele, die ich schon zum 4. „Mythos“ der EU-Kommission aufgezählt habe:

  • Schon 2018 hat euronews über Ferienlager in der Ukraine berichtet, in denen mit staatlicher Unterstützung schon achtjährige Kinder an der Kalaschnikow ausgebildet wurden, um Russen zu töten. Sie lernten dort, Russen seien Untermenschen, die man umbringen könne.
  • Ebenfalls schon 2018 hat sich der ukrainische Präsident Poroschenko mit Soldaten fotografieren lassen, die offen Nazi-Symbole getragen haben.
  • Im April 2022 hat der ukrainische Botschafter in Deutschland in einem Interview gesagt, die Ukraine müsse alle Russen töten. Es könne „jetzt nicht darum gehen, zwischen bösen Russen und guten Russen zu unterscheiden“, sagte er.
  • Die offizielle Ukraine verehrt viele Kriegsverbrecher, die mit den Nazis Massenmorde an Juden, Polen, Ukrainern und so weiter begangen haben, als Nationalhelden.
  • Gegen die Verehrung von Stepan Bandera, dem wichtigsten Nationalhelden der heutigen Ukraine, der ebenfalls ein Nazi-Kollaborateur war, protestiert unter anderem Israel jedes Jahr aufs Neue.
  • Warum die korrekte Übersetzung des ukrainischen Schlachtrufs „Slava Ukraini“ tatsächlich „Heil Ukraine“ lautet, habe ich hier ausführlich erklärt.

Und das waren wie gesagt nur einige wenige Beispiele.

„Ein guter Lacher“?

Die EU-Kommission schreibt (Links aus dem Original):

„Der vielleicht grundlegendste Mythos der russischen Aggression gegen die Ukraine ist der Vorwurf, dass die Ukraine, die Ukrainer und das Ukrainischsein irgendwie nazimäßig sind. Der Vorwurf war schon immer absurd und wäre ein guter Lacher, wenn die Absicht des Kremls, gemäß diesem Vorwurf zu handeln, nicht so mörderisch wäre. Ohne diese Verleumdung könnte die russische Führung ihre Aggression gegen die Ukraine nicht rechtfertigen. Deshalb wiederholen sie diese immer und immer wieder.

Es ist wirklich dreist, wie der Westen die Tatsache, dass in der Ukraine ein Nazi-Regime an der Macht ist, bestreitet. Dabei ist das vollkommen offensichtlich und nicht neu und Nazi-Symbole in der Ukraine sind so alltäglich, dass beispielsweise die New York Times sich 2023 gezwungen sah, das Phänomen schönzureden.

Besonders deutlich war das auch, als Reuters im Juni 2022 zu einer Meldung aus der Ukraine eine Fotostrecke veröffentlicht, wobei ein Foto die Unterschrift trug:

„Ein Anwohner inspiziert nach einem Militärschlag inmitten des russischen Angriffs auf die Ukraine am 8. Juni einen beschädigten Lieferwagen in einem Wohngebiet in Charkow.“

Und hier nun das Bild, das Reuters dazu veröffentlicht hat, und danach eine Vergrößerung.

Es ist bemerkenswert, dass der Reuters-Fotograf, der das Bild gemacht hat, offenbar keinen Anwohner finden konnte, der keine riesige Hakenkreuz-Tätowierung auf dem Arm trug. Waren Hakenkreuz-Tätowierungen für den ukrainischen Reuters-Fotografen so normal, dass er sie nicht bemerkt hat?

Und so etwas kann man in der Ukraine überall sehen. Tattoos mit Hakenkreuzen und SS-Runen und all die anderen Nazi-Symbole sind in der Ukraine so alltäglich, dass man sie in der Ukraine sogar überall auf Märkten kaufen kann.

Es ist daher nicht absurd und erst reicht kein „guter Lacher“, wenn Russland das Kiewer Regime als Nazi-Regierung bezeichnet. Es ist vielmehr absurd und ganz und gar kein „guter Lacher“, dass die EU-Kommission das weiterhin bestreitet.

Übrigens führen auch hier wieder alle von der Kommission gesetzten Links zur EU-Kommission selbst, oder besser gesagt zu einem Artikel des EU-Portals „EU vs. Disinfo“. Das Projekt, zu dem das Portal gehört, ist die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes, also der EU-Kommission. Die Kommission verlinkt sich also als Bestätigung für ihre Behauptungen quasi selbst.

Die EU-Task Force, die (russische) Fake News aufdecken soll, wurde am 1. September 2015 gegründet. Wir erinnern uns: Die Ereignisse in der Ukraine nach dem Maidan 2014 haben bei sehr vielen Menschen Misstrauen gegenüber westlichen Medien geweckt. Um diesem Misstrauen zu begegnen, hat die EU ihre Fake-News-Jäger gegründet. Ich habe mehrmals über diese Fake-News-Jäger berichtet (siehe hier oder hier). Die Fake-News-Jäger der EU sind dabei sehr kreativ und denken sich gerne selbst Fake News aus.

EU-Kommission deckt Ehrungen für ehemaligen SS-Mann

Die EU-Kommission schreibt danach (Links aus dem Original):

„Doch dieser Mythos rechtfertigt nicht nur Russlands illegale Invasion. Er dient auch als Grundlage für Russlands angestrebten Genozid an der ukrainischen Sprache, der ukrainischen Kultur, dem ukrainischen Staat und dem ukrainischen Volk, wie wir bereits berichteten. In der Fantasie der radikalen russischen Nationalisten ist die Ukraine ein „Antirussland“, das Russland entgegenwirkt, wie Antimaterie gegen Materie, und ihre bloße Existenz ist eine tödliche Gefahr. Der Kreml bezeichnet nun alle als „Nazi“, die seiner Aggression gegen die Ukraine entgegenwirken – unter anderem auch Kanada.“

Auf die Lüge der EU-Kommission, Russland plane in der Ukraine einen Genozid, bin ich schon beim ersten „Mythos“ der EU-Kommission ausführlich eingegangen, weil das darin die Kernaussage war. Ich will das hier nicht wiederholen, Sie können hier nachlesen, warum es exakt umgekehrt ist und es die Ukraine ist, die gemäß den völkerrechtlichen Definitionen einen Genozid an ihrer ethnisch russischen Bevölkerung nicht nur plant, sondern bereits durchführt.

Auch die Frage, warum Russland diese heutige Ukraine, die 2021 in ihre Militärdoktrin geschrieben hat, das oberste militärische Ziel der Ukraine sei ein Krieg gegen Russland, und deren Präsident am 19. Februar 2022 auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus seiner westlichen Zuhörer ankündigte, die Ukraine nuklear bewaffnen zu wollen, als „Antirussland“ und als „tödliche Gefahr“ ansieht, haben wir bereits oben geklärt.

Und warum Russland Kanada als „Nazi-Staat“ bezeichnet, ist auch kein Geheimnis. Im September 2023 wurde ein ehemaliger SS-Mann und Kriegsverbrecher, der nach dem Krieg in Kanada Unterschlupf gefunden hat, beim Besuch von Selensky im kanadischen Parlament mit Applaus geehrt. Dass Kanada nach dem Zweiten Weltkrieg viele SS-Kriegsverbrecher aufgenommen hat und deren Auslieferung an Russland ablehnt, ist kein Grund, Kanada als Staat zu bezeichnen, der Nazis beschützt?

Und als Krönung der Geschichte mit der Ehrung des SS-Mannes in Kanada wurde diesem Mann nach dem Skandal in Kanada in der Ukraine ein Orden „für den bedeutenden persönlichen Beitrag zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte“ verliehen. Aber das macht die Ukraine natürlich auch nicht zu einem Nazi-Staat. Das meint zumindest die EU-Kommission.

Aber von all dem hat in Deutschland ja kaum jemand gehört, also kann die EU-Kommission hier fleißig Nazis in Schutz nehmen, ohne dass es dagegen Proteste gibt. Was das über die EU-Kommission selbst aussagt, darf sich jeder selbst denken.

Projektion

Die EU-Kommission schreibt danach (Links aus dem Original):

„Wir folgten dem Einsatz des „Nazi-Schreckgespenst“-Narrativs des Kremls seit Jahren. Der Kreml hat dieses nützliche Desinformationsthema während des ganzes Kriegs verwendet, um Ukrainer zu entmenschlichen und zu verunglimpfen. Putins Darstellung von Russland als modernen Bändiger des Nationalsozialismus ist ein klassisches Beispiel für Projektion – eine Methode des Kremls, die Schuld an seinen eigenen zerstörerischen Taten auf andere zu schieben..“

In der Sache enthält dieser Absatz nichts Neues, worauf man eingehen könnte. Nur eines ist interessant, nämlich dass die EU-Kommission hier das Phänomen der Projektion anspricht, denn das haben Dominik Reichert und ich gerade erst in einer Folge von Anti-Spiegel-TV behandelt.

Es ist bemerkenswert, wie der Westen Russland immer genau das vorwirft, was er selber tut.

Ganz Europa gegen Russland?

Und zum Abschluss schreibt die EU-Kommission noch (Links aus dem Original):

„Die Anschuldigungen, dass ganz Europa Nazideutschlands Invasion in der Sowjetunion unterstützt habe, ist mehr als bizarr. Sie stellen die Geschichte auf den Kopf. Tatsächlich umfasste im Jahr 1942 die Anti-Hitler-Koalition 26 Staaten sowie die Exilregierungen der besetzten europäischen Länder. Russlands Beschwörung des Kampfs gegen Nationalsozialismus zum Auslösen einer starken psychischen oder emotionalen Reaktion ist nicht nur manipulativ, sondern einfach nur lächerlich, insbesondere angesichts des Schwenks des Kremls zu offener antisemitischer Rhetorik.“

Liebe EU-Kommission, die „Anschuldigungen, dass ganz Europa Nazideutschlands Invasion in der Sowjetunion unterstützt“ hat, ist ganz und gar nicht „bizarr“. Es ist egal, welche Exilregierungen europäischer Staaten der Westen sich damals gegründet hat, Fakt bleibt, dass von 1941 bis Mitte oder Ende 1944 die Industrie ganz Europas für Hitler-Deutschland gearbeitet und den Nazi-Krieg gegen die Sowjetunion unterstützt hat.

Und in den Divisionen der Waffen-SS, die sich aus Freiwilligen (das muss man betonen) aus den von den Nazis besetzten Ländern Westeuropas rekrutierten, dienten etwa 200.000 Mann. Hinzu kamen all jene in den besetzten Ländern, die den Nazis gerne in Staat, Verwaltung und Wirtschaft gedient haben. Daran, dass es auch in den besetzten Ländern viele Sympathisanten der Nazis gab, von denen hunderttausende sogar Freiwillig mit der SS in den Krieg gezogen sind, wollen diese Länder (Frankreich, die Benelux-Staaten, die skandinavischen Staaten und andere) heute nicht mehr erinnert werden.

Hinzu kamen in diesen Waffen-SS-Divisionen noch über 300.000 Mann aus osteuropäischen Ländern, die als „Volksdeutsche“ eingestuft wurden. Auch diese Länder, vor allem Rumänien, das zusammen mit Ungarn und Bulgarien freiwillig und mit den regulären Armeen an der Seite Hitler-Deutschlands gegen die Sowjetunion gekämpft haben, wollen diesen Teil ihrer Geschichte heute gerne vergessen machen.

Es ist daher keineswegs „bizarr“, wenn man in Russland sagt, die Sowjetunion habe damals nicht nur gegen Nazi-Deutschland, sondern gegen ganz Europa kämpfen müssen.

Und der Hinweis am Ende, in Russland gebe es einen „Schwenk“ hin „zu offener antisemitischer Rhetorik“, ist mehr als lächerlich. Als Bestätigung verlinkt die EU-Kommission dazu eine Sendung des russischen Fernsehens mit einer Reportage über den Rothschild-Clan.

Dass im Westen jeder, der Kritik an Soros, Rothschild oder anderen westlichen Oligarchen übt, als „Antisemit“ bezeichnet wird, ist vielsagend. Warum darf man westliche Oligarchen nicht für das, was sie tun, kritisieren, ohne deshalb gleich als Antisemit verteufelt zu werden?

Dazu fällt mir eine alte Weisheit ein:

„Wenn Du wissen willst, wer Dich beherrscht, musst Du Dich fragen, wen Du nicht kritisieren darfst…“

Das lasse ich zum Abschluss dieser Artikelserie über die „Mythen“ der EU-Kommission mal so stehen, darüber darf jeder selbst nachdenken.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. Für die EU-Kommission ist der Krieg ein Herrschafts-Instrument zur Unterdrückung kritischer Stimmen. Genauso wie für die Bundesregierung. Und mit der Wahrheit hat auch Russlans Version nichts zu tun.

    Zum Bevölkerungsanteil sassen in Weissrussland überproportional viele Juden in der KP. Stalin hat die Partei bei seiner Machtübernahme säubern lassen. Er sagte sinngemäß, daß er nach der Säuberung die demokratischste Verfassung der Welt installieren würde. Auf die Verfassung warten wir noch heute.

    Von wegen befreit, nach dem verlorenen Krieg sind die KZs in der SBZ weiterbetrieben worden. Da kamen die politisch Mißliebigen hinein. Und jetzt erzähle keiner, das sei aber was gaaanz anderes. Der Grauschleier hängt noch immer über den Vorfällen.

    Wer legt eigentlich einen Kranz nieder für die von den I.G. Farben Verfolgten, Internierten, Versklavten? Die Industrieanlage der I.G. Auschwitz, einer 100% Tochter der I.G. Farben steht noch und ist größer als alle Auschwitzlager zusammen! Hat die scheiss SPD auch nur ein einziges Mahnmal für die Opfer der Pharma-Industrie errichten lassen? Geschichte ist eine Lüge zum Machterhalt, auf die man sich geeinigt hat.
    Und während der Corona-Zeit lagen Politik-Ganoven und Pharma-Verbrecher schon wieder zusammen im Bett. Da kann man drauf hinweisen, wie man will, da kräht kein Hahn nach.

    Geschichte ist was für Großkopferte. Wer dabei unter die Räder kommt, ist denen egal!

  2. Wen kann es noch wundern, dass der Westen mit der Beteiligung von Nazis in der ukrainischen Regierung kein Problem hat, wenn man berücksichtigt, dass die USA noch während der Nürnberger Prozesse gegen die Nazi-Kriegsverbrecher damit beschäftigt waren, fleissig Nazi-Kriegsverbrecher für ihre Dienste gegen die Sowjetunion zu rekrutieren?

    Das kann man heute ganz offen u.a. in Wikipedia hier nachlesen.

    https://en.wikipedia.org/wiki/U.S._intelligence_involvement_with_German_and_Japanese_war_criminals_after_World_War_II

    Und dass Nazis die »besten« Verbündeten gegen Russland sind weiß jeder.

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