Ukraine

Warum will Kiew seine Kriegsgefangenen nicht zurückholen?

Russland ist bereit, mehr als 600 Kriegsgefangene an die Ukraine zu übergeben, doch die Ukraine weigert sich, sie anzunehmen, erklärte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, bei einer Pressekonferenz.

Bereits während einer Pressekonferenz Ende November erklärte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, dass Moskau zu einem weiteren Austausch von Kriegsgefangenen mit der Ukraine bereit sei. Russland möchte 630 Soldaten im Austausch für dieselbe Anzahl Ukrainer zurückbringen, gab sie damals bekannt. Russland überlasse Kiew dabei die Entscheidung, welche russischen Kriegsgefangenen in die entsprechende Liste eingetragen würden.

Schon bei einer Pressekonferenz am 2. November hatte Sacharowa erklärt, dass die Ukraine ihre gefangenen Soldaten nicht zurückhaben wolle. Alle etablierten Gesprächskanäle dazu seien offen und intakt. Am 27. November erinnerte sie daran:

„Bei der Pressekonferenz am 2. November haben wir bereits Fakten darüber bekannt gegeben, dass das russische Verteidigungsministerium in diesem Jahr einen Vorschlag an die Ukraine geschickt hat, 935 ukrainische Kriegsgefangene im Rahmen eines Austauschs zu übergeben. Dabei lehnte das Kiewer Regime es ohne Angabe von Gründen ab, mehr als 600 seiner Soldaten zurückzunehmen.“

In einem am 3. Dezember auf Telegram veröffentlichten Beitrag schrieb Sacharowa unter Verweis auf die beiden Pressekonferenzen erneut, dass Kiew den Austausch der Kriegsgefangenen auf jede erdenkliche Weise blockiere. Anstatt die Kriegsgefangenen auszutauschen, setze die Regierung unter Präsidenten Selensky auf endlose medienwirksame internationale politische Auftritte, schreibt Sacharowa. Kiew spiele somit auf Zeit, in der Hoffnung, eigene Interessen durchsetzen zu können. Sie führt aus:

„Das Problem ist, dass sie ihre Leute nicht nehmen. Selensky braucht die 630 gefangenen ukrainischen Staatsbürger nicht. Er lässt sie fallen. Und gestern hat Tatjana Moskalkowa ihre Namen veröffentlicht. Alle 630 Vor- und Nachnamen und Geburtsdaten.“

Die veröffentlichte Liste der über 600 Ukrainer, die Kiew nicht zurückhaben möchte, kann man bei Interesse hier einsehen.

Ihrer Meinung nach verlangen die Menschen in der Ukraine eine Erklärung. Erst habe der ukrainische Ombudsmann Dmitri Ljubinez, „um Interesse vorzutäuschen“, eine Liste angefordert, die ihm Russland schnellstmöglich zugeschickt habe. Russland habe den Austausch von über 900 Kriegsgefangenen nach der Regel „einer gegen einen“ angeboten, wobei es der Ukraine die Wahl gelassen habe, welche Russen Kiew austauschen möchte.

Laut Sacharowa sabotiert Ukraine sabotiert den Kriegsgefangenenaustausch mit Russland. Kiew sei nur am Austausch von Radikalen aus den nationalistischen Einheiten und an ausländischen Söldnern interessiert, sagte Sacharowa schon am 2. November.

Für Russland sei die Rückkehr jedes Mannes aus der Gefangenschaft wichtig und sie wies darauf hin, dass Russland seine Leute, im Gegensatz Kiewer Regime, nicht nach Religion, Ethnie oder Zugehörigkeit zu bestimmten Militäreinheiten unterscheidet.

In der Tat ist es merkwürdig, dass Kiew, das unter einem akuten Mangel an Soldaten leidet, nicht an der Rückholung von über 600 Kriegsgefangenen interessiert ist.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

21 Antworten

  1. Kiev weiß, dass die 600 sowieso nicht einsetzbar sind, weil ernüchtert, sofern es sich nicht um radiake Hasser hadenlt. Da Russland Kriegsgefangene nach genfer Konvention behandelt (was man bei der Ukraine nur hoffen, aber nicht überprüfen kann) , dürften nur sehr wenige bereit sein, wieder ihren Kopf für die Ukraine hinzuhalten.

  2. Das Problem aus Sicht der Ukraine liegt in dem Begriff Wahrheit.

    Aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Soldaten erzählen IN DER REGEL keine Horrorgeschichten, wenn ihnen auf dem Felde das Leben geschenkt wurde.

    1. An die beiden Leser vor mir.

      Danke für Ihre Beiträge, absolut richtig erkannt, dem habe ich nichts hin zu zufügen.

      Es ist und bleibt ein Faschistenregime, das hoffentlich bald sein unrühmliches und verdientes Ende finden wird.

      Dafür lohnt es sich, jeden Tag zu beten !

  3. Oder ihre russischen Pendants sind zwecks Organentnahme für westl. Kunden schon alle aufgebraucht;
    *yuck* im Ernst, ich traue dem Selenskij-Clan ALLES zu, die haben wahrscheinlich das Adrenochrom für Papa Joe hergestellt.

    1. Adrenochrom ist ein Stoffwechselprodukt des Adrenalins und an der Bildung des Hautpigments
      (Melanin) beteiligt.

      Adrenochrom entsteht sowohl im menschlichen Körper in geringen Mengen als auch an der Luft durch Oxidation von Adrenalin. Die Bildung im Körper erfolgt durch Superoxid-Anionen und kann durch das Enzym Superoxiddismutase verhindert werden. An der Luft zerfällt das Adrenochrom sehr schnell in andere Substanzen, wenn es nicht entsprechend gelagert wird. Im Körper wird es durch das Enzym Glutathion-S-Transferase mit Glutathion konjugiert und abgebaut.

      Adrenochrom ist zudem Bestandteil einer Reihe zeitgenössischer Verschwörungstheorien wie der Satanic Panic oder Pizzagate von 4chan und QAnon. Diese Theorien behaupten die Existenz unterirdischer Lager, in denen Kindern die vermeintlich verjüngende Substanz abgezapft werde, vergleichbar mit altertümlichen Ritualmordlegenden. Da sich das Stoffwechselprodukt jedoch leicht durch die Oxidation von Adrenalin gewinnen lässt, wäre eine Extraktion aus dem menschlichen Körper unwirtschaftlich.

  4. Spontan hab ich auch gedacht, daß es die russischen Kriegsgefangenen gar nicht mehr gibt, sprich entkörpert wurden und sie damit nicht raus wollen. Ist für mich die einzige Erklärung die für mich Sinn macht.

  5. Weil sie dann das Problem der Ukraine sind. Es ist nicht davon auszugehen, dass sie in absehbarer Zeit wieder kämpfen können. Nun sind knapp 600 Soldaten aber das Problem von Russland. Jeder Soldat bindet ca. 2 Soldaten, d.h. diese 1200 Soldaten können nicht für Russland kämpfen. Nimmt Kiew also die 600 Soldaten zurück, fehlen nicht nur die 600 Soldaten, sie binden auch andere wichtige Ressourcen. Sie sind also genau da, wo sie den größten Schaden für Russland verursachen können.

  6. Was hier wohl den Wenigsten auffällt ist, dass es anscheinend an der Front auch für die Russen nicht so toll läuft, da sich ja über 600 von ihnen bei den Ukrainern in Haft befinden. Es gab bekanntlich schon viele Gefangenenaustausche, deshalb kann es sich nicht um jene, die zu Beginn der Operation Überrumpelten handeln.

    Da die Ukrainer überhaupt im Gebiet Kursk eindringen konnten und bis heute dort sind, zeigt, dass im Militär nicht alles rund läuft und Prigoschin mit seiner Kritik wohl nicht so falsch lag. Wie würde es wohl in Kursk aussehen, wenn es seine Privatarmee (Wagner) dort kämpfen würde?

    Frage an Thomas: Zu seiner Zeit fanden auch freiwillige Rekrutierungen in den Gefängnissen statt. Da jetzt angeblich Koreaner geholt wurden, nehme ich an, dass diese vernünftige Maßnahme eingestellt wurde.

    1. Noch hat niemand einen Koreaner wirklich dort gesehen. Und auch die Eindringlinge ins Kursker Gebiet sind SEHR still geworden: Seit Tage, wenn nicht Wochen, gibt es keine Fotos oder Videos mehr von diesen „Helden“. Vermutlich sind sie alle mausetot oder geflohen.
      Und es kann sich sehr wohl noch um Russen handeln, die in den ersten Kriegstagen überrumpelt und gefangen genommen wurden. Warum denn nicht? Dass man bei einem Austausch immer nur ein paar Dutzend/Hundert austauscht, heißt ja nicht, dass das immer gleich alle sind. Abgesehen davon: Ein Flugzeug mit 145 eigenen Austauschkandidaten in Gegnerhand oder einen Bus mit ca. 80 kann man abschießen/zerbomben wie das Lager, das Thomas anschließend besucht hatte … bei 600 wird’s schon etwas schwieriger.

    2. Die russischen Kriegsgefangenen könnten ein Produkt der russischen Taktik sein. Die Russen arbeiten gern mit Aufklärungs- und Spionagetrupps, die hinter der Frontlinie operieren.

      Das sind höherwertigere Ressourcen als ukrainische Territorialtruppen, die beim russischen Vormarsch überlaufen wurden oder sich schlicht ergeben haben.

      So würde ich mir das ganz grob zurecht dengeln.

  7. Erklärungsversuch:
    1. Die UA weiß, dass sie die meisten dieser Leute nicht wieder an die Front schicken können wird.
    2. Die UA weiß, dass viele von denen zuhause wohl keine glühenden Propagandisten FÜR eine Fortsetzung des Krieges sein werden.
    3. Die UA weiß, dass diese Leute zuhause einiges erzählen könnten, was die Regierung lieber nicht bekannt werden lassen möchte. Und auch „Flüsterpropaganda“ wirkt…
    4. Die UA weiß, dass einige von denen sich vielleicht an ihre früheren (höheren) Kommandeuren rächen wollen könnten, die in ihren zusammengeklauten fetten Villen Panik kriegen.
    5. Die UA will einfach 600 „unnützte Fresser“ weniger durchfüttern.

    … mit etwas nachdenken fallen mir bestimmt noch mehr Gründe ein.

    1. 6. Das ukr. Regime hasst Russen mehr als es seine eigenen Leute liebt. Es weiss, dass das in Russland anders herum ist – also verweigert es Russland die Heimkehr der eigenen Leute, weil das für Ru schmerzlicher ist, als Ukrainer frei zu lassen.

  8. Ich halte es für plausibel, dass die Ukrainer Ihre Leute gegen ausländisch wichtige Kämpfer austauschen wollen. Vielleicht haben Sie ja dafür auch ein höheres Netto angeboten (10:1)? Wäre demnach interessant, welche Namen sie auf die Listen schreiben würden.
    Vielleicht wollen Sie aber auch nicht, weil das „schlechte Propaganda“ wäre und die Jungs zu Ihren Familien zurückrenne würden, um dort zu erzählen, wie fertig die ukr. Armee ist. Das würde vielleicht das Quentchen bringen, was die Bevölkerung braucht, um endlich gegen dieses ferngesteuerte Regime aufzubegehren…

    1. Das russiche Angebot lautete 960 : 960, Russland machte und veröffentlichte eine Liste der ukrainischen Namen, die Ukraine machte keine Namensliste.
      Ukraine lehnte erst ab und reduzierte auf 600:600
      Nun hat Ukraine alles abgesagt.

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