Neue russische Waffe

Die Panik in Kiew vor der Oreschnik

In Deutschland hört man nichts davon, aber in Kiew scheint nach dem Angriff mit der neuen russischen Rakete Oreschnik Panik zu herrschen.

Die offenen Ankündigungen von Präsident Putin über mögliche Angriffe mit der neuen Hyperschallrakete Oreschnik auf Kiew scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn es gibt reichlich Berichte aus Kiew, dass Regierungsstellen in aller Eile evakuiert werden. Das war Thema in einem Bericht, den das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick gezeigt hat und den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Known as Oreshnik: Der Westen lernt ein neues Wort

Diese Woche befreiten russische Truppen fünf Dörfer in der DNR: Nowaja Iljinka, Iljinka, Petrowka, Worowskoje und Rasdolnoje sowie das Dorf Kopanki in der Region Charkow. Es wurden 32 Gruppenangriffe auf ukrainische Ziele durchgeführt. Das Regierungsviertel von Kiew leert sich, Selensky ist aus dem Präsidentenpalast ausgezogen und die Werchowna Rada tagt an einem geheimen Ort. Der Grund dafür ist ein neues russisches Wort, das man im Westen gelernt hat.

32 Gruppenangriffe auf ukrainische Ziele in einer Woche. Der westliche Teil des Landes wurde am Donnerstag, dem 28. November, in Dunkelheit getaucht. Ukrainische Medien veröffentlichten eine Karte, auf der die unzähligen, gewundenen Flugbahnen von Drohnen und Marschflugkörpern über dem ganzen Land zu sehen sind.

In Kiew strömten die Menschen nach der Entwarnung auf die Straße und die Stadt steckte in Staus fest. Das Energieministerium warnte, der Zeitplan werde in einigen Regionen voraussichtlich wie folgt aussehen: zwei Stunden mit Strom, vier ohne.

Das Regierungsviertel von Kiew leert sich. Amerikanischen Medienberichten zufolge hält die Werchowna Rada Sitzungen an einem geheimen Ort ab, der Grund dafür ist ein neues russisches Wort, das man im Westen gelernt hat: „Known as Oreshnik“, „The Oreshnik“, „That Russian missile nicknamed Oreshnik“ – westliche Medien sind voll davon.

Im Fernsehen fragt man sich, welche Fähigkeiten die neue russische Rakete hat, wohin sie fliegen kann und wie sie die Spielregeln verändert. „Es ist eine Überschallrakete namens Oreschnik. Das Einzigartige daran ist jedoch, dass sie nicht nur mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegt, sondern auch ganz Europa und die Westküste der USA angreifen kann“, sagt die ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiterin Rebecca Koffler.

Gleichzeitig kursiert in westlichen und ukrainischen Medien der Satz „Die Front bröckelt“. Diese Woche wurde das Dorf Kopanki in der Region Charkow befreit. Ukrainische Soldaten kapitulierten in diesem Gebiet. Russische Truppen besetzten fünf weitere Dörfer in der DNR. Das sind Nowaja Iljinka, Iljinka, Petrowka, Worowskoje und Razdolnoje.

Russische Angriffsflugzeuge drangen von Norden her in Rasdolnoje ein und rodeten dabei Waldgürtel. Und in Iljinka im Bezirk Kurachowo erledigten sie mit Unterstützung gepanzerter Fahrzeuge die letzten Verteidigungslinien.

Auch Kurachowo wird nach und nach unter Kontrolle gebracht, über der örtlichen Schule weht die russische Flagge. Die mobilisierten Soldaten der ukrainischen Streitkräfte ergeben sich, werfen ihre Waffen ins Gebüsch und gehen mit erhobenen Händen an den Straßenrand. Schon ohne diplomatische Konventionen erhält Kiew den direkten Befehl: Schickt Jugendliche in die Schützengräben.

Ein hochrangiger US-Regierungsbeamter, der anonym bleiben wollte, sagte, die scheidende demokratische Regierung wolle, dass die Ukraine das Einberufungsalter von 25 auf 18 Jahre herabsetzt. Der Beamte sagte, das sei „reine Mathematik“. Das war zynisch, aber ehrlich. Für amerikanische Beamte sind die Ukrainer eine statistische Größe, mehr nicht.

Selensky scheint erkannt zu haben, dass sie auf ihn keine Rücksicht mehr nehmen. Beleidigt begann er in einem Interview, seinen Kuratoren gegenüber unhöflich zu werden: „Wenn in europäischen oder amerikanischen Regierungen die Idee aufkommt, dass wir mit dem Einberufungsalter anders umgehen müssen, bitte ich unsere Partner, ihre Aufgabe zu erfüllen, und wir werden unsere Aufgabe erledigen“, sagte der Chef des Kiewer Regimes.

Das ist das Problem: Im Ausland meinen sie, dass Selensky seine Aufgabe nicht erledigt hat: Die Gegenoffensive ist gescheitert, die Front kann nicht gehalten werden, die Mobilmachung nahm monströse Formen an.

Immer häufiger eröffnen Rekrutierer das Feuer. Gleichzeitig übt Washington Druck auf Kiew aus, aggressiver gegen Wehrdienstverweigerer und Deserteure vorzugehen, berichtet Associated Press. Und der britische Telegraph verglich diejenigen, die der Mobilisierung entgehen wollen, mit in die Enge getriebenen Ratten. Ein amerikanischer PBS-Korrespondent rät jungen Männern, sich nicht ins Zentrum von Kiew zu wagen – sie würden in einen Bus gesetzt und in den Tod geschickt. „Wenn ich Ukrainer wäre und dem Militärdienst entgehen wollte, wäre die Innenstadt von Kiew ein sehr gefährlicher Ort für mich“, sagte PBS-Korrespondent Jack Hewson.

Selensky ist derselben Meinung. Die Gerüchte über einen eiligen Auszug aus dem Präsidentenpalast waren offenbar keine Gerüchte, denn er traf sich mit britischen Journalisten in einem Raum mit zugeklebten Fenstern. Er ist nicht mehr so kategorisch wie zuvor. Vor kurzem wollte er die Ukraine in den Grenzen von 1991 und dann in denen von Februar 2022 erreichen. Jetzt stimmt er einem Einfrieren an der Kontaktlinie zu: „Wenn wir die heiße Phase des Krieges stoppen wollen, müssen wir das Territorium der Ukraine, das wir kontrollieren, unter dem Schutz der NATO bringen, und dann können wir die verbleibenden Gebiete durch Diplomatie zurückholen“, sagt Selensky.

Die Frage ist, ob er überhaupt Verhandlungen führen und als Garant fungieren kann, da seine Befugnisse im Frühjahr ausgelaufen sind und die ukrainische Verfassung eine Verlängerung dieser Befugnisse nicht vorsieht. In der Verfassung findet sich kein Wort über die Annullierung von Präsidentschaftswahlen aufgrund des Kriegsrechts. Grob gesagt ist Selensky nicht mehr der Oberbefehlshaber.

Auf der anderen Seite des Ozeans teilt man die Ukraine ohne ihn auf. Nach Angaben des russischen Auslandsgeheimdienstes sieht das westliche Teilungsprojekt so aus: Das ukrainische Territorium könnte zwischen Rumänien, Deutschland, Polen und Großbritannien aufgeteilt werden. Gleichzeitig ist die Hauptaufgabe der Autoren des Projekts das Einfrieren des Konfliktes, wonach man nicht nur Waffen, sondern auch Besatzungstruppen ins Land pumpen könnte. Und dann könnten sie Kiew auf eine Revanche vorbereiten.

Das gab es in der Geschichte schon. Die Ukraine war unter dem Stiefel der Deutschen, die ukrainische Nationalisten für den Krieg mit Russland ausgebildet haben. Rumänien, dem nun die Schwarzmeergebiete zugeteilt werden sollen, hatte dort bis zum Eintreffen der Sowjetarmee das Sagen.

Von September 1941 bis August 1944 wurde das Reichskommissariat der Ukraine von Gauleiter Erich Koch geleitet. Unter Koch wurden vier Millionen Einwohner ausgerottet, 2,5 Millionen zur Arbeit nach Deutschland verschleppt und 180 Konzentrationslager errichtet. „Ukrainische Kinder brauchen keine Schulen. Wenn ich einen Ukrainer treffe, der es wert ist, an meinem Tisch zu sitzen, muss ich ihn erschießen“, sagte Koch damals.

Er wurde in Polen vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt, was später herabgestuft wurde. Er starb 30 Jahre später im Gefängnis.

Aber heutige Deutsche kämpfen auf der Seite der ukrainischen Streitkräfte. Diese Woche wurden bei einem Iskander-Angriff auf einen Standort einer ukrainischen Spezialeinheit 72 Militante getötet, darunter neun französische Spezialisten.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

20 Antworten

  1. Erst mal alles Gute und viel Glück nachträglich zum Geburtstag lieber Thomas 🙏🍀🍾🥂!!!
    Leider müssen wir in diesen Stunden auf verschiedenen Plattformen feststellen dass die von dir und vielen Anderen so geschätzte und so klug und menschlich agierende russische Führung nach nur einigen Tagen die Entscheidungstentren des IS in Syrien zu Recht bombardiert!
    Was mehr als sauer aufstößt ist die Tatsache dass nach fast 3 Jahren Massenmord an russichstämmigen Ukrainern und sogar russischen Zivilisten „in Russland“ und von den zigtausend toten oder verkrüppelten russischen Soldaten gar nicht zu reden, die Entscheidungszentren in denen sich die US-Zombies in der Ukraine befinden die dieses Unglück über die Menschen bringen anscheinend heute noch der sicherste Ort für diese “ nichtgewählten Nazizombies“ in der Ukraine ist!!!
    Tja, solange nur das kleine Volk stirbt kann dieses „Spiel“ (O-Ton Putin vor einiger Zeit) so weiter gespielt werden und er (Putin) fabuliert in den letzten Tagen wieder so einen menschenverschtenden Schwachsinn wie Entscheidungszentren in der Ukraine angreifen usw. während das russische Volk langsam stirbt und ausblutet.
    Wer jetzt noch nicht verstanden hat dass Putin, die russische Führung und ihre sogennanten Feinde im Westen die Spieler des gleichen menschenverachtenden Spiels sind der wird es niemals verstehen!!!
    LG an alle!

    1. Hmm , hab ich nicht schon vor vielen Monaten hier darüber geschrieben , das Ungarn , Rumänien und Polen etwas vom Ukrainekuchen ab bekommen werden ?
      Ungarn wird im Artikel nicht angesprochen , dafür Deutschland und GB .
      Für Deutschland sehe ich eine andere Rolle in der Ukraine !
      Mit GB wie im Artikel genannt kann ich in der Ukraine nichts anfangen , erst recht nicht solange Starmer in GB was zu sagen hat !

    2. Das „Spiel“ ist komplexer. Wenn schon s. „umdenkt“ , wie progressiv wird dann sein/e Nachfolger/in denken?
      Putin braucht die „Ukraine“ schon rein rechtlich, denn die neue „Ukraine“ wird die Reparationsrechnung stellen, und zwar an die Verlierer. Auch das ein Grund für Trump sich schnellstens zu 100% dort zurück zu ziehen?

    3. Das ist eine gängige Theorie, aber welchen Vorteil sollte Putin davon haben, mit einer Weltregierung gemeinsame Sache zu machen? Der Welt geht das Öl aus und Russland hat noch genug davon. Warum sollte er das und das größte Flächenland der Erde teilen?

      Ich halte Putin bestimmt nicht für einen Engel, die morbide Freundschaft mit Schröder zeigt mir das Gegenteil. Was die beiden vorhatten, war das allerletzte.
      Aber auch jemand, der nicht ganz sauber ist, kann im Recht sein.

  2. Der Krieg ist noch nicht annähernd beendet. Nun hängen sie in Stufe 1 fest:

    – Erkenntnis!

    Leider gibt es noch ein paar Eskalationsstufen und die dürften für Europa nicht so glimpflich ausgehen.

    Wenn man davon ausgeht, dass die westliche Elite nun in Schutzstaaten Russlands unter falscher Flagge eskaliert, dann wird deutlich wie präkär die Situation wirklich ist. Die Ausweitung des Konflikts birgt natürlich eine neuerliche Eskalation (auch auf Seiten US-Amerikanischer Schutzstaaten). Man will die russische Armee auf Kosten des Weltfriedens destabilisieren, nur um dann später mit dem dreckigen Finger auf Putin zu zeigen und zu sagen: Seht her! Hier ist derjenige, der den Weltkrieg Nr.3 angezettelt hat.
    Gottseidank funktioniert dieser Sprech nicht mehr, da 2/3 der Weltbevölkerung und der Politiker das Spiel längst durchschaut haben. Aus diesem Grund geht es dem Projekt BRICS auch so gut!

    Die Frage ist nun, was passiert mit der Ukraine? In die NATO wird sie nie können, das verbietet sich schon aus dem Grund, da die MSO ja nur deshalb begonnen hat. Würde Russland hier einknicken, wäre der Gesichtsverlust erheblich. Auch einen Sieg auf Zeit darf Russland nicht akzeptieren. Das einzige was zählt wird sein, sowohl die völkerrechtlich komplett korrekt eingebundenen Gebiete in die russische Föderation zu integrieren, als auch sicherzustellen, dass es unter keinem Umständen. UNTER KEINEN UMSTÄNDEN je einen Beitritt zur NATO für die Restukraine geben darf und wird.
    Auch für Transnistrien wird eine Lösung antizipiert werden müssen, aber das ist eigentlich nicht so wichtig, solange man sich über eine Schutzzone im Klaren sein kann.

    Letztendlich kann und wird erst Trump enscheiden können, ob die USA wirklich „all in“ gehen und Europa weiter leidet, oder ob man nun endlich genug Schaden angerichtet hat. So, oder so. Das Wundenlecken wird mehr als eine Generation dauern und die USA haben letztendlich was sie wollten erst einmal erreicht, nämlich die Beziehungen zum Rest der EU auf Eis zu legen und damit einen Zusammenschluss und eine neue wirtschafliche Konkurrenz zu erzeugen… Geopolitsch ein Sieg!—> Aber nur auf Zeit…

    Ich würde gerne das neue RAND-Paper lesen, sobald es mal wieder verfügbar sein wird… ich warte da aber mal auf Thomas!

    1. Ich vermute, der Westen wird hier wieder einmal Russland betrügen: Die Ukraine verpflichtet sich, nicht der NATO beizutreten, aber tritt der EU bei (was Russland ja schon einmal akzeptiert hatte).

      Dann entwickelt sich die „gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik“ der EU etwas weiter, und plötzlich ist eine EU-Mitgliedschaft gleichzeitig effektiv eine NATO-Mitgliedschaft (wenn nicht direkt eine Mitgliedschaft, dann ein „Militärfreizügigkeitsabkommen“ o.ä. zwischen EU und NATO. Und schon stehen US-Atomwaffenstartanlagen an der Ostgrenze der Restukraine – aber sie ist ja nicht in der NATO, sondern nur in der „EU-Verteidigungsunion“.

  3. Kämpft Thomas Röper auch auf der Seite der ukrainischen Streitkräfte? Wir haben zwei Parteien, die nicht auf deren Seite kämpfen. Die zusammen schon über 30 Prozent der Wählerstimmen haben. Und die doofe Linkspartei kämpft mehrheitlich wahrscheinlich auch nicht auf der Seite.

    1. Die BRD wird zumindest offiziell keinen Teil der Ukraine erhalten, eine Expansion von Deutschland wäre ein Propagandaproblem, das sich wohl weder Scholz noch Merz antun wollen (Erinnerungen an den letzten Diktator, der versucht hat, Deutschland in die Ukraine zu expandieren…)

      Aber effektiv ist natürlich die EU genau das, was Hitler Großdeutschland genannt hat. Damit ist eine der EU angeschlossene Ukraine zwar nicht auf dem Papier, aber effektiv, unter der vollständigen Kontrolle von Berlin.

  4. Nachdem ich mich jetzt mal ein wenig da reingearbeitet habe, erscheint mir die “ Haselnuss “ mehr ein Bluff zu sein. Verglichen mit jeder modernen ICBM zieht sie überall den kürzeren. Der Einzige Unterschied ist, das es eine Mittelstreckenrakete ist und aus kürzerer Distanz abgefeuert werden kann, aber gut, eine ICBM ist dagegen doppelt so schnell ( Mach 20-25 ) und weisen die Sprenköpfe einer ICBM beim Wiedereintritt mit 4Km/S eine erheblich höhere Geschwindigkeit als die Haselnüsse ( 2,5-3Km/S ) auf. Bedeutet, eine ICBM hätte auch kinetisch eine erheblich höhere Zerstörungskraft.
    Also ich sehe hier jetzt wirklich nichts was die Haselnuss so besonders machen soll ausser das es eben eine Mittelstreckenrakete ist und somit eine kürzere Strecke zum Ziel hat, was aber praktisch durch die erheblich höhere Geschwindigkeit einer ICBM negiert wird. Schwierig das Ganze.

    1. @Wuotani

      Eine ICBM muss mit ~26.000km/h fliegen, damit sie ohne Schub um die Erde fallen kann. Nur so kann man „Intercontinentale“ Entfernungen erreichen. Und um diese Geschwindigkeit zu erreichen, braucht es eine entsprechende Brenndauer der Triebwerke.

      Bei der Oreschnik ist nicht ganz klar, wie hoch sie geflogen ist, daher ist auch nicht klar, worauf sich die Mach 10 Geschwindigkeiten beziehen.

      Eine ICBM muss aufgrund des atomaren Sprengkopfes im Endanflug auch nicht besonders schnell sein. D.h. dass die meisten ICBMs lieber Geschwindigkeit + hohen Hitzeschutz gegen mehr Sprengkörper-Gewicht getauscht haben.

      Der Hauptgrund, worin sich die Oreschnik von einer ICBM unterscheidet: Erstere kann man „reuelos“ benutzen. D.h. es vereint damit extrem kurze Flugzeiten von <10min in ganz Westeuropa (man müsste ja nicht von so weit entfernt starten), und einer sehr, sehr geringen potentiellen Abfangquote.

      Damit ließen sich in Zukunft vor allem Flugzeuge, Häfen und Entscheidungszentren ausschalten… und somit ist selbst die atomare Abschreckung via F-35 Bomben oder schiffsgestützter Raketen komplett hinfällig. Die Vorbereitung eines Kampfjets dauert da schon länger als die Flugzeit der Rakete. Und die üblichen gebunkerten Hangare stellen für eine Oreschnik kein Problem dar.

      Das ist ja dann auch der Grund, warum die westlichen Militärs gerade so in Panik verfallen und lauter dummes Zeug schwafeln. In Großbritannien redet man von: „wir wären selbst heute Abend bereit, gegen Russland in den Krieg zu ziehen“. Ist doch völliger Unsinn. England bekäme nicht mal 25.000 Mann irgendwo hinbewegt und gescheit versorgt.

      Genauso die Aussage: Die NATO als Verteidigungsbündnis braucht gezielte Erstschlagskapazitäten, ist totaler Schwachsinn, sondern zeigt nur, dass letzte Hinterwelt General begriffen hat, dass man selbst mit einem billionenteurem Raketenabwehrschirm nix ausrichten wird. Auch nicht mit einem Thaad oder Arrow 3. Denn in deren Abfangreichweite hat sich eine Oreschnik vermutlich schon in Submunition aufgeteilt. Es bräuchte dann also 36 Abfangraketen pro Oreschnik.

      Und da die Oreschnik vermutlich ausreichend schnell ist und genug steuerbar ist, um den Angriffvektor möglichst vertikal zu halten, dass das Plasma Radarsysteme umgehen kann und die IR-Strahlung durch Atmosphärenschichten reflektiert wird, ist sie von Bodensystemen vermutlich auch nicht entdeckbar. Für ein Abfangen über Satellitengestütze Erkennungssystem ist die Latenz zu hoch und die Wahrscheinlichkeit nochmals viel geringer.

      D.h. dass man bestenfalls früher zuschlagen muss, als der Gegner. Das funktioniert bei einem Verteidigungsbündnis wie die NATO aber nicht, und zudem hätte Russland hier durch die Landesgröße einen entscheidenden Vorteil.

      Ergo:
      Die NATO ist verdammt dazu, Restpostenscharmützel auszutragen. D.h. es hat kein überlegendes Eskalationspotential. Denn selbst wenn sie aufrüsten würden, eine mind. ebenbürdige Antwort wäre unausweichlich. Allein die USA könnten sich noch ausreichend in Sicherheit wiegen. Israel wäre dann aber unhaltbar.

      Eine Aufrüstung durch die NATO würde dann aber vermutlich nicht nur eine europäisch-russische Stationierung mit sich bringen. In Nordkorea gelagerte Oreschniks könnten innerhalb von 3min ganz Japan und Südkorea treffen. In Vietnam gelagerte Oreschniks könnten alle US/GB Basen in Brunei, den Philipinen und Malaysia ausschalten. Im Iran gelagerte Oreschniks in 3min die US Basis in Katar auslöschen. Fehlen nur noch ein, zwei verdeckt geschmuggelte Oreschniks auf Kuba und schon sind es 5min bis Washington.

      Wer also glaubt, dass irgendein europäischer General auch nur irgendeine Wimper zucken dürfte, ohne die explizite Genehmigung durch die USA einzuholen, hat die Bedeutung der Waffe immer noch nicht ganz begriffen. Da ist nix mit Eskalation gegenüber Russland. Eine einzige Oreschnik reicht da ja ggf. auch für 36 französische Atomkraftwerke.

      Und da die USA durch ihre gottgegebene Weisheit den IRBM Vertrag aufkündigten, damit sich irgendein Tattergreis-General in Polen oder Rumänien wichtig tun konnte, indem langsame US-Multipurpose Raketen gelagert werden konnten, hat diese maximal-nichtatomare Bedrohung gegen alle Stützpunkte heraufbeschworen. Wie bescheuert muss man also sein, dass der Hegemon eine internationale Bedrohung gegen sich selbst erlauben und fördern würde… für so wichtige Länder wie Polen und Rumänien. „You did good son! And god blesses Amerika“

  5. Der Dreh und Angelpunkt, wäre dann der „geheime Ort“?
    Kann die Führung wissen, ob er auch Geheim ist?
    Das nicht jeder Arsch diesen Ort verraten kann oder Spuren hinterlässt?
    Mal schnell noch mal etwas in sein Smartphone tippen?

  6. Aus dem Artikel:
    „Das ukrainische Territorium könnte zwischen Rumänien, Deutschland, Polen und Großbritannien aufgeteilt werden.“

    Aha. Kleinbritannien will wieder einen Brückenkopf auf dem Kontinent?
    Wieviel muss man eigendlich geraucht haben, um sowas ernsthaft in Erwägung zu ziehen?

    1. Hier muss man es im Kontext sehen:
      Klar ist doch, dass man die Ukraine jetzt nicht aufgeben kann. Daraus folgt, dass die Ukraine selbst im besten Fall nochmals über Monate hinweg weiter ausbluten wird. Und in jedem Monat, in dem sich die Verhandlungen mit Russland hinziehen, sterben dann nochmal 30.000-50.000 Ukrainer.

      Letztlich wäre da die verhandelte Grenzlinie völlig egal, weil die Ukraine diese Grenzlinie… egal wo sie denn liegen mag… nicht verteidigt bekäme. D.h. Russland könnte nach Belieben eskallieren. Also mal Drohnenflüge hier, Luftraumverletzungen da oder Drohen-/Artilleriebeschuss gegen lokale Militärzentren.

      Die einzige Option die verbleibt, ist fremde Truppen in die Ukraine zu holen. Doch wer sollte diese stellen, wenn fast ganz Europa auf der Seite der Ukraine war und der Westen den restlichen Ländern nicht trauen kann.

      Also meint die NATO, dass man rumänische Soldaten ein paar Kilometer weiter nach Osten verlagern könnte und polnische Soldaten im Westen nahe Belarus stationieren könnte. Die waren ja auch schon vorher in der Nähe tätig.

      Verbliebe aber immer noch das Problem mit der tatsächlichen Kontaktlinie. Da glaubt man dann, dass man England aufgrund der ganzen BBB Geschichte (BestBuddyBoris) in Kiev halten sollte (sind vermutlich eh schon dort, vermutlich ganz in der Nähe von Kinderkrankenhäusern), und man den Deutschen dann den Schwarzen Peter mit der Grenze zu Russland zuschieben könnte. Und als Nebengewinn könnte Polen dann als Hauptfabrikant Gewinne schlagen und Deutschland aus Litauen, Lettland und Estland rausmobben.

      Russland wäre aber schön blöd, wenn es sich darauf einlassen würde.

      Da wäre es schon wahrscheinlicher, dass Russland alles östlich des Dnipr, komplett Odessa / Mykolajiw (oder alles südlich von 47.5° N) und obendrauf noch eine 100km militärfreie Boden-Pufferzone westlich des Dnipr plus eine Flugsverbotszone von >200km verlangen würde. Dann bräuchte es keine Rumänen, Engländer und Deutsche zur Grenzverteidigung. Dnipropetrowsk und Kiev wären geteilte Städte mit diplomatischen Sonderzonen-Status… ähnlich zu Berlin.

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