Die "Selensky-Line"

Warum die russische Armee in Charkow so gut vorankommt

In Kiew wurde großspurig behauptet, man habe bei Charkow eine mächtige Verteidigungslinie gebaut. Nun zeigt sich, dass die Millionen dafür geklaut wurden und an vielen Stellen außer Betonschutt zu sehen ist. Die russische Armee kommt daher bei Charkow bisher gut voran.

In der Ukraine wurde Ende 2022, nachdem sich die russische Armee aus den Gebieten bei Charkow zurückgezogen hatte, großspurig verkündet, man werde dort eine mächtige Verteidigungslinie bauen, wofür gigantische Summen bereitgestellt wurden. Seit Beginn der russischen Offensive bei Charkow gab es aus der Ukraine jedoch immer mehr Meldungen, dass die Verteidigungslinie nicht gebaut wurde, sondern dass das Geld von den Verantwortlichen geklaut wurde. Die Verteidigungslinie wird bereits spöttisch „Selensky-Linie“ genannt und in Telegram-Kanälen kursieren solche Fotos vom der Verteidigungslinie und ihrem tatsächlichen Zustand, wobei die Bilder zeigen, dass offensichtlich auch noch minderwertiger Beton benutzt wurde.

Die Lage bei Charkow ist verzweifelt

Während deutsche Medien die Lage bei Charkow nicht allzu sehr thematisieren, ist das in US-Medien anders. Wer alleine auf der Seite von CNN vorbeischaut, findet aus den letzten Tagen eine ganze Reihe von Artikeln, in denen die Lage bei Charkow für die Ukraine als verzweifelt beschrieben wird. Das wird auch in der Ukraine offen zugegeben, wo alle Verantwortlichen die Lage als „schwierig“ bezeichnen und gemeldet wird, die Ukraine versuche verzweifelt, Reserven von anderen Frontabschnitten nach Charkow zu verlegen.

Wie ernst die Lage ist, zeigt auch, dass US-Außenminister Blinken am Dienstag überraschend nach Kiew gekommen ist, um Selensky Mut zuzusprechen. Anders kann das kaum bezeichnen, denn in den abgegebenen Erklärungen wird erklärt, dass „die kommenden Wochen und Monate den Ukrainern viel abverlangen werden“ und es werden beschleunigte Waffenlieferungen versprochen.

In jedem Fall ist die russische Offensive bisher offenbar sehr erfolgreich, denn wenn Kiew seine ohnehin knappen Reserven von anderen Frontlinien, wo die Lage ebenfalls schwierig ist, abziehen muss, dann bedeutet das, dass die russische Armee dort demnächst ebenfalls zum Angriff übergehen könnte. Die gesamte Front der Ukraine könnte bei Charkow und im Donbass zusammenbrechen, wie sogar in der Ukraine eingestanden wird.

Da außerdem erwartet wird, dass Russland irgendwann demnächst auch nördlich von Charkow, im Gebiet Sumy, in die Offensive gehen könnte, ist die Lage für die Ukraine so, dass es fraglich ist, ob sie am Ende des Sommers überhaupt noch eine Frontlinie halten kann, wenn Russland tatsächlich neben Charkow und dem Donbass auch in Sumy und/oder Saporoschje zum Angriff übergehen sollte.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

25 Antworten

  1. Im Grunde genommen war das zu erwarten in einem der korruptesten Länder der Welt. Dass Waffen verschoben wurden, weiß man schon. Dass Verteidigungsanlagen nur Potemkinschen Dörfer sind … äh, wo hatte die Potemkin damals noch mal aufgestellt? … das ist dann doch an Dreistigkeit kaum mehr zu zu überbieten. Da genügt es nicht, ein paar Typen rauszuschmeißen, da muss die komplette Mafia-Nazi-Bande weggefegt werden. Die Ukraine ist – will man es sarkastisch benennen – der ideale Kandidat für die EU. Vielleicht wird dann Selenskij der Nachfolger von vonder Leyen. Aber dazu muss er erstmal den Konflikt überleben.

    1. Der wird auf jeden Fall überleben – garantiert war eins der Themen, die er mit Blinken besprochen hat, wann und wie er und die extremsten Nazis in US-Villen umgesiedelt werden, wenn das russische Militär in Kiew steht.

    1. @Joe
      „… warum die Brücken über den Dnepr noch immer nicht gesprengt sind …“

      Weil „Brücken sprengen“ das Ultimative Eingeständnis wäre, daß man
      a. nicht mehr den WILLEN hat vorwärts zu gehen
      b. nicht mehr die KRAFT hat vorwärts zu gehen
      c. man den VORMARSCH der Russen stoppen will

      … und egal wofür sie sich entscheiden, es wäre das Ultimative Eingeständnis des RÜCKZUGS, also der Flucht, also des verlorenen Kriegs.

      Wie man also so eine „depperte Frage“ in den Raum werfen kann, erschließt sich mir nicht.

    2. Ja, das erschliesst sich mir auch nicht … Nachschubwege offen lassen, kostet viele Opfer … aber die werden wohl von Moskau gern gebracht … sind ja nur Muschkoten … 🙁
      Die Brücken werden dann wohl von den Ukros beim Rückzug gesprengt.

    3. Welche Seite sollte die Brücken sprengen? Russland? Damit würde man sich selbst das Weiterkommen verbauen, wenn man den Dnjepr erreicht hat. Oder die Ukraine? Die würde damit auf einen Schlag alle Gebiete aufgeben, die sie noch östlich davon hält.

      Die Verbindungen zu EU-Ländern kappen würde tatsächlich Sinn machen, um Waffenlieferungen aufzuhalten (gleichzeitig müsste der Luftraum überwacht werden und NATO-Transportflieger abgeschossen werden – aber diese Eskalation will Russland wohl nicht).

      Problem beim Kappen der Verbindungen nach Polen und Rumänien wäre, dass dann die EU stattdessen durch die Slowakei und Ungarn liefern würde (auch wenn diese Länder oft vernünftig sind, sind sie trotzdem EU- und NATO-Mitglieder, die sich dem nicht wirklich in den Weg stellen könnten). Und diese Verkehrswege bombardieren würde wahrscheinlich dazu führen, dass diese Länder sich wieder mehr richtung Brüssel/WARshington D.C. orientieren würden, weil sie das als Angriff auf ihr Land sehen würden, auch wenn die Verkehrswege hinter der Grenze gesprengt würden.

  2. …im Donbass wurden an der „Demarkationslinie“ die Befestigungen der Ukros mit ihren NATO – Helfern 8 Jahre stark ausgebaut, Bunker aus Beton, weiträumige unterirdische Befestigungen, teilweise auf den vorhanden Befestigungen aus der Stalinzeit beruhend, siehe Awdeevka.. …da konnten die Ukro – Terroristen nach dem Beschuss von Donezk, sich immer wieder unter die Erde zurückziehen.. …im jetzigen Gebiet, gibt es nur schnell ausgehobene Schützengräben, keine Bunker.. …es ist also „Freies Schussfeld“ für die Russischen Truppen und die Tschetschenischen Drohnespezialisten, können ihre LKameraden am Boden, zielgenau steuern, beim Räumen der Schützengräben !!.. …es geht jetzt darum, den „Schredder“ in diesem Bereich, effektiv einzusetzen !!..😈

    1. Ein Großteil der eingezogenen Reservisten und Freiwilligen wurde als Sturmtrupps ausgebildet. Im optimalen Fall mit Sicherungsdrohne über Ihnen, Wärmebildkamera auf dem Helm und Operator im Hinterland. Damit lassen sich Schützgräben ermüdeter Kämpfer schnell und effektiv räumen.

      1. ….die Videos die ich gesehen habe, waren „Achmat – Einheiten“, weil Reservisten, ja nicht an der Front eingesetzt werden !!.. …ist auch besser, denn diese Soldaten waren schon im Kampf und haben Erfahrung, wie man die „Rattenlöcher“ ausräuchert !!..😈

    1. ….die EU bekommt „Galizien“ und die „Kriegsversehrten Banderisten“ dazu !!.. ..heute gelesen, die brd – Insassen bezahlen ja schon die Renten der Ukrainer ??..😎

  3. Schon vor Monaten hat die Ukraine begonnen, starke Verteidigungsstellungen um Kiew und Odessa zu bauen.

    Der Frage nach dem Sinn wurde weder damals noch heute das nötige Gewicht eingeräumt: wenn NATO und Ukraine davon ausgehen, dass die russische Armee in absehbarer Zeit an den Stadtgrenzen von Kiew und Odessa steht – dann sollten sie auch zu Ende denken und die nötigen Schlussfolgerungen sus der Tatsache ziehen, dass es dann keine ukrainische Armee mehr geben wird .

  4. Ich hab mir damals schon so etwas gedacht, als die Ukrainer die Charkow region mit brutaler Gewalt im Frontalangriff zurück holten. Seit dem haben die Russen durch geschicktes taktieren die Ukrainer kommen lassen und nur da wo es ihnen nützte einen schnellen Gegenangriff gemacht wenn es sich anbot. Inzwischen sin die Ukrainer fertig, sie haben keine Reserven mehr und wenn sie irgendwo ein Loch stopfen reißen sie anderswo neue Löcher auf. Das war die Lage im Prinzip vor 2 Wochen. Inzwischen haben die Russen eine neue Front bei Charkow aufgemacht. Dadurch ist die reale Front für die Ukraine viel länger geworden. Jetzt müssen sie die Reserven aus dem Raum Odessa holen, weil dort keine unmittelbare Bedrohung ist. Wenn die Ukrainer bei dem vergeblichen bemühen Charkow zu halten ihre letzten Reserven verbrannt haben sollte Russland bis zum Dnepr vorrücken und vor allem Kiew bedrohen und danach Odessa erobern.

    1. …Richtig… …die Front „dehnen“ und die Ukros, wie im Märchen „Hase und Igel“ sich hetzen lassen !!.. …im Freien Feld ein „Tontauben – Schiessen“ !!!…😈

  5. Kyril Budanov hat der NYT ein Interview gegeben, in dem er sagt, es gäbe keine Reserven mehr, die letzten wurden verbraucht.
    Sehr zum Missfallen der Ukraineführung und Selenskyjs, Budanov dürfte also ein eigenes Spiel spielen.
    Was Dima von militarysummary vermuten läßt, es gibt Machtkämpfe zwischen Budanov, Syrsky und Selenskyj, wiederum Zeichen des kommenden Kollapses.

    Im Raum Sumy verschwand einfach ein großer Teil der dort zusammengezogenen ukr. Truppen.
    Es gibt Vermutungen, da es sich um Truppen der letzten Mobilisierungswelle handelt, in der viele kampfunwillig sind,
    sie hätten die erste Gelegenheit ergriffen sich den Russen zu ergeben.

    1. Ja der Dima 🙂
      Könntest Du „ein großer Teil“ mal ein wenig präzisieren? Also wieviele Einheiten sind dort zusammen gezogenund wieviele davon sind verschwunden? Batallionsstärke? Zugstärke? Eine Gruppe?
      Ergeben geht im Bereich Sumy übrigens auch nicht do einfach …wenn dann aktiv die Grenze überquerenund überlaufen.

  6. Gegen eine Artilleristen-Nation wie die russische hilft nur : Mehr Artillerei und dickere Kaliber.

    Wenn man die nicht hat, kann man gleich mit weißer Fahne winken.

    Wer nicht die Mittel zum Kriegführen hat, muss eben mit Frieden zurechtkommen, so schwer es auch fällt.

    Die schnellste Art einen Krieg zu beenden ist übrigens, ihn zu verlieren.
    (George Orwell)

  7. Korruptine oder Kokaine oder Kloakine? Laut einem Touristen, der mal dort gelebt hat, wird man fast auf jeder Autofahrt angehalten und im ein „Geschenk“ gebeten. Das fehlt in Deutschland noch als kulturelle Bereicherung.

    Dafuer kommt die Pkw Maut, gestaffelt nach Gewicht. Kleinstwagen 0.7 to rund 0.50 €/km und Panzer Suv rund 0.55 €/km. Wird sicher schwer besteuert.

    Die Seuche der Korruption ist aber auch in Russland verbreitet. Die Verhaftungen der letzten Wochen und Schoigus Weglobung deuten swrwuf hin, dass man zumindest im Ruestungsbereich das nicht mehr toleriert.

    In Deutschland hat man dafuer die Hydra der Lobbyisten und Kriegsgewinnler. Kein Kommentar, wegen der Satanswaldschaft . Auch fuer die naechste Reform gilt: Die Satanswaldschaft muss in D den Weisungen des Obersten Satans folgen!

  8. Ja …. zum Angriff übergehen sollte……könnte. Was mich angeht, hat Krieg auch eine psychologische Seite . Das heißt man muss wissen für wem man da in den Krieg zieht. Es ist nicht ganz so lustig wenn man von zu Hause hört, der Strom u. Heizung (im Winter) fällt zu oft aus.
    Ja u. dazu berichtet wird das gewisse Leute sich längst Richtung Westen abgesetzt haben! Mit dem Hintergrund das dies nicht die Ärmsten sind u. das sie keine Absicht haben, wiederzukommen!
    Ob nun Deutschland überhaupt die EU so Vorzeigestaaten sind? Wo ein BK Scholz nette Beziehungen zu einer Bank W. hat. Wo eine Frau von der Leyen (Pfizergate-Klage ) vor Gericht steht. Das die Ableger der Mafia sich hier in Deutschland recht wohl fühlen u. so gewisse Dinge weiß gewaschen werden!
    Es gibt immer öfter irgendwelche Reformen. Jetzt werden neue Zentralkliniken gebaut. Hinterher rechnet man zusammen, samt deutlich gestiegenen Baukosten ja u. merkt /das hat sich (nicht) gelohnt. Wem hat S21 real genutzt u. wer zahlt die Mrd. € zum Schluss! Eine kaputte Infrastruktur (Schulen – Brücken usw.). Natürlich wird Fr. Merkel sagen da sind die Anderen Schuld.
    Wie will man eine Familie gründen wenn die Wohnungssuche aussichtslos ist usw. Irgendjemand hat sich einmal versprochen. Er sagte die Renten sind sicher – er meinte eigentlich die Pensionen sind sicher – wie war dies in Österreich da hat man kurzen Prozess gemacht. Wir haben also eine Plutokratie u. verkaufen unsere Zukunft für einen Krieg irgendwo im Osten!

    https://www.derstandard.de/story/2000134067344/russland-bombardiert-auch-die-westukraine-gute-und-schlechte-nachrichten-aus
    Ob demnächst ein Kessel bei Donezk u. Charkiw entsteht? Aber klar wir zahlen weiter für diesen Krieg!
    Will so etwas irgendwer wissen, NEIN dann müsste man ja einmal ehrlich sein!

Schreibe einen Kommentar