Afrika

Die USA setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit Kenia

Nachdem der Westen in Afrika an Einfluss verliert, setzt die US-Regierung nun auf Kenia und will dem Land den Status eines wichtigen Nicht-NATO-Verbündeten verleihen.

Washington setzt nach diplomatischen Misserfolgen und dem Verlust von Einfluss in Afrika auf eine militärische Partnerschaft mit Kenia, doch für Kenia birgt das diplomatische Risiken für seine Rolle als Vermittler bei Verhandlungen zwischen anderen afrikanischen Ländern. Das meint Hassan Kannenye, Direktor des Instituts für das Horn von Afrika, in einem Kommentar für die russische Nachrichtenagentur TASS über die Ergebnisse des Besuchs des kenianischen Präsidenten William Ruto in den USA.

Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden den Kongress über Pläne informiert, Kenia den Status eines wichtigen Nicht-NATO-Verbündeten zu verleihen. Kenia wird damit das 19. Land und das erste in Subsahara-Afrika, das diesen Status erhält, der enge Beziehungen zwischen den Ländern bedeutet und den ausländischen Partnern Washingtons gewisse Vorteile bei der Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Handel und Sicherheit bietet. Übrigens ist das ein wichtiges Signal, das in Kiew Sorgen hervorrufen dürfte, denn die Ukraine hat diesen Status bis heute nicht bekommen.

Der Experte Hassan Kannenye sagte der TASS:

„Rutos Besuch fällt in eine Zeit geopolitischer Turbulenzen und des aus diesem Grund wachsenden Interesses des Westens an Kenia. Die derzeitige Regierung des Landes hat dem außenpolitischen Engagement mit dem Westen, insbesondere den USA, Priorität eingeräumt. Damit wird die Linie der Vertiefung der Beziehungen, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat, fortgesetzt.“

Kannenye bestätigt, was ich immer wieder geschrieben habe, nämlich dass der Einfluss des Westens in Afrika insgesamt abnimmt, was die USA dazu veranlasst, ihre Position in Kenia zu stärken. Gerade erst haben Niger und Tschad ihre Militärabkommen mit den USA gekündigt und den Abzug der US-Truppen gefordert. Kannenye meint, dass die zusätzliche Finanzierung von Militärausgaben durch die USA es Kenia ermöglichen wird, sich aktiver an friedenserhaltenden Operationen in Afrika zu beteiligen, wie es das in der Demokratischen Republik Kongo und in Somalia getan hat, und damit im Prinzip eine gewichtige Rolle am Horn von Afrika zu übernehmen.

Die US-Regierung hat mitgeteilt, dass Kenia zwischen Ende 2024 und Sommer 2025 16 Hubschrauber aus US-Produktion erhalten soll. Außerdem sollen etwa 150 gepanzerte Mannschaftstransportwagen des Typs M1117 im September 2024 in Kenia eintreffen.

Das Risiko für die Neutralität

Kannenye fügte hinzu, worauf auch ich oft hingewiesen habe, dass die afrikanischen Länder grundsätzlich versuchen, in internationalen Angelegenheiten eine neutrale Haltung einzunehmen. Das hat der Konflikt in der Ukraine gezeigt, was, wie Kannenye der TASS sagte, den Westen „schockiert“ habe. Und er fügte hinzu:

„Die afrikanischen Staaten vertreten jetzt neutrale Positionen, so dass es für Kenia nicht leicht sein wird, das Gleichgewicht der Interessen zu wahren und in den Augen seiner Nachbarn nicht als ‚Marionette des Westens‘ zu gelten.“

Kenia hat zugestimmt, ein friedenserhaltendes Kontingent nach Haiti, einem Staat in der Karibik, zu entsenden, was in der haitianischen Diaspora Kritik hervorgerufen hat, weil sie der kenianischen Regierung vorwirft, US-Interessen zu stützen. Über den Drahtseilakt, den die kenianische Regierung versucht, sagt Kannenye:

„Nairobi hofft, dass eine erweiterte Partnerschaft mit den USA regionale Stabilitätsbemühungen ermöglichen wird, aber das könnte ihre diplomatischen Bemühungen untergraben, da sie als nicht autarker, US-freundlicher Akteur wahrgenommen werden.“

Das wachsende Selbstbewusstsein Afrikas

In Afrika, wo sich immer mehr Staaten gegen die neokoloniale Ausbeutung und Bevormundung des Westens wehren, wird die Annäherung Kenias entsprechend skeptisch beobachtet. Sollte Kenia als verlängerter Arm der USA wahrgenommen werden, würde das die diplomatische Position Kenias in Afrika wahrscheinlich schwächen.

Aber natürlich versuchen die USA derzeit alles, um ihren Einfluss in Afrika zu erhalten und wieder auszubauen, denn Afrika ist mit seinen Rohstoffen geopolitisch sehr wichtig. Hinzu kommt, dass der in vielen afrikanischen Ländern steigende Wohlstand Afrika auch als Absatzmarkt immer interessanter macht.

Allerdings ist die Position des Westens in Afrika aufgrund seiner Arroganz und der offenen Ausbeutung vieler afrikanischer Staaten am Schwinden und viele afrikanische Länder wenden sich Russland, China und anderen zu, die die afrikanischen Länder mit Respekt und nicht von oben herab behandeln.

Das hat sich gerade erst in Niger gezeigt, wo die Putsch-Regierung zwar die Truppen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich aus dem Land geworfen, aber zunächst zugestimmt hat, die US-Drohnenbasis im Land zu erhalten. Als dann aber eine Delegation aus Washington zu Verhandlungen in Niger eintraf, sind die amerikanischen Vertreter so arrogant und fordernd aufgetreten, dass die nigrische Regierung anschließend den Abzug der für die USA eigentlich sehr wichtigen Basis gefordert hat. Derzeit werden die Details des Abzuges verhandelt.

Daher muss man abwarten, wie sich die Lage um Kenia entwickelt und ob die US-Regierung dort den Fehler aus Niger wiederholt.

Das neue Selbstbewusstsein der afrikanischen Länder wird immer offensichtlicher und sie lassen nicht mehr so mit sich reden, wie es früher war. Die Frage ist, ob der Westen diese Lektion lernt und beginnt, Afrika mit Respekt zu behandeln, oder der Westen weiterhin meint, in Afrika mit der bisherigen kolonialen Überheblichkeit auftreten zu können.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Das US-Imperium verliert Vasallen und gewinnt Vasallen. Die sind auf Vasallen spezialisiert. in ihren Methoden sind die weltführend. Um Freund des US-Imperiums zu sein, musst du Vasall des US-Imperiums sein, Putin wollte das nicht, deswegen hetzen sie ihre Vasallen gegen Putin.

  2. Warum sollten die Kenianer Vasallen sein? Rishi Sunak und Barack Obama sind Kenianer, da ihre Väter in Kenia geboren wurden, und zu deren Ländern hat Kenia freundliche Beziehungen. Zu China aber schon seit 600 Jahren, die berühmte Giraffendiplomatie.

    Chinesen haben in Kenia die Eisenbahn, Häfen und Fabriken gebaut, und die kleinen Kenianer lernen schon in der Grundschule Chinesisch. Kenia ist eine alte Zivilisation und ein souveränes Land, und für Kenias Beziehungen zu den USA sind Sie nicht zuständig.

    „Zu Beginn des 15. Jahrhunderts besuchte das größte Schiff der Welt die kenianische Küste.

    Der Kommandant des Schiffes, Zheng He, war einer der größten Seefahrer während der chinesischen Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.). … Während einer seiner sieben Reisen zum westlichen Meer brachte Zheng chinesisches Porzellan und Freundschaft nach Kenia. Im Gegenzug schenkten ihm die Einwohner von Malindi eine Giraffe. Zheng nahm das Tier stolz mit zurück nach China. Die Giraffe wurde am kaiserlichen Hof aufbewahrt.

    Diese Geste gab den Anstoß zu dem, was später als ‚Giraffendiplomatie‘ bezeichnet wurde. In der Folgezeit wetteiferten viele Länder miteinander, der Ming-Dynastie Giraffen im Tausch gegen Seide, Porzellan und Tee zu schenken. Später reiste der König von Malindi selbst mit der Flotte von Zheng nach China, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

    Es wäre also angemessen zu behaupten, dass die Freundschaft zwischen China und Kenia vor fast 600 Jahren mit einer schönen und eleganten Giraffe begann.“

    From Giraffe the diplomat to ‚Peace Ark‘ (H.E. Mr. Liu Guangyuan, the Chinese Ambassador to Kenya)2010-10-11
    http://ke.china-embassy.gov.cn/eng/zxyw/201010/t20101011_6815652.htm

      1. Chinesische Präsenz in Afrika im 13. Jahrhundert und davor
        […]
        Es wird auch berichtet, daß sieben Jahrhunderte vor dem großen Admiral Zheng He ein anderer Chinese, Du Huan, ein Beamter der Tang-Dynastie (618-907), die Königreiche Nubien und Abessinien (den heutigen Sudan bzw. Äthiopien) besuchte. Er nannte diese Länder Molin-guo bzw. Laobosa. … Der Handel zwischen Ostafrika und China florierte. So waren viele afrikanische Produkte an den chinesischen Höfen zu finden … Wie bereits erwähnt, wurden chinesische Artefakte wie Porzellan in Küstendörfern in Ostafrika gefunden. Chinesische Münzen aus der Song- und Tang-Dynastie wurden in Sansibar gefunden, und eine große Menge davon wurde in der Stadt Kajengwa auf Sansibar gefunden, was den Handel zwischen China und den frühen ostafrikanischen Königreichen illustriert.

        AM 12. AUGUST 2011 VON DR. Y.
        https://afrolegends.com/2011/08/12/chinese-presence-in-africa-in-the-11th-century/

        Was die alten Berichte und die Funde in der Realität damals genau bedeutet haben, ist oft nicht ganz klar. Nach Angaben in älteren Büchern und im Internet gibt es aber seit 2000 Jahren Kontakt Afrikas mit China, teils direkt, teils über Araber, und seit etwa 1000 Jahren eine gewisse chinesische Besiedlung in Ostafrika.

        Davon, daß es afrikanische Zivilisationen und Reiche gegeben hat, will man hier leider nichts wissen, und ich danke Ihnen und es freut mich, daß es Sie interessiert.

    1. Interessantes aus längst vergangener Zeit …

      Was würde wohl das „Mordor des Westens“ zu einem solchen Geschenk heute sagen?

      Den Kenianern muss doch klar sein, mit was sie sich einlassen, wenn sie den Angelsachsen heute ihre Türe öffnen.

      1. Das wissen sie, die Kenianer. China ist ihnen zu groß, es macht sich zu breit, es gibt Ressentiments und Fälle, wo sich Chinesen schlecht benehmen und Kenia nicht die erforderliche Achtung zeigen.

        Die Afrikaner wünschen keine einseitigen Abhängigkeiten mehr, sie bevorzugen multivektorale Außenbeziehungen. Die USA sind eine Großmacht, aber keine der alten europäischen Kolonialmächte, und außerdem zu schwach, um afrikanischen Ländern ernsthaft dreinreden zu können.

          1. Ja, zu schwach. Wenn die USA anfangen, zu spinnen, oder nichts zu bieten haben, wenden sich die Länder eben anderen Akteuren zu. Die USA haben in Afrika weder die Stärke und Präsenz von China noch die neokolonialen Machtmittel der EU. Hier und da helfen sie den Afrikanern sogar gegen Frankreich.

  3. PARTNERSCHAFT ZWISCHEN DEN USA UND NIGERIA: USA ZUFRIEDEN MIT DEN JÜNGSTEN FORTSCHRITTEN
    […]
    Die Partnerschaft zwischen den USA und Nigeria profitiert auch vom Engagement der Diaspora, einem Merkmal von Präsident Bola Tinubus „4-D“, Demokratie, Development (Entwicklung), Demografie und Diaspora in der Außenpolitik.

    Mit über 500.000 in Nigeria geborenen US-Bürgern und rechtmäßigen Einwohnern und 17.000 nigerianischen Studenten, die in den USA studieren, sind die Verbindungen zwischen diesen beiden Völkern für die Förderung von Wirtschaftswachstum und Innovation von entscheidender Bedeutung.

    Der bevorstehende Besuch des Presidential Advisory Council on the Engagement of the African Diaspora in the United States im Juli in Nigeria unterstreicht noch einmal das Engagement des Landes, diese Verbindungen zu stärken und Möglichkeiten für gemeinsamen wirtschaftlichen Wohlstand zu eröffnen. Die Diaspora-Nigerianer in den USA zahlen jedes Jahr mindestens 20 Milliarden US-Dollar an Rücküberweisungen nach Nigeria, wodurch die lokale Wirtschaft angekurbelt und unternehmerische Aktivitäten gefördert werden.

    Im Jahr 2023 erhöhten die USA und Nigeria wechselseitig die Gültigkeit von Touristenvisa auf fünf Jahre und trugen damit zur Unterstützung einer engeren und tieferen Beziehung zwischen den USA und Nigeria bei. Diese Initiativen spiegeln das Engagement der USA wider, ihre Beziehungen zu Nigeria zu vertiefen, um ein inklusives Wirtschaftswachstum und gemeinsamen Wohlstand zu fördern.

    Ibrahima Ndiaye, MALI TRIBUNE, Par Bamada.net 25/05/2024
    https://bamada.net/partenariat-entre-les-etats-unis-et-le-nigeria-les-usa-satisfaits-des-recents-progres

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