Wirtschaft

Können deutsche Firmen ihre verlorenen Marktanteile in Russland zurückerobern, falls die Sanktionen fallen?

Die westlichen Firmen, die Russland nach 2022 verlassen haben, würden lieber heute als morgen auf den russischen Markt zurückkehren. Aber das dürfte für viele schwierig werden, denn die russische Regierung wird genau darauf achten, wer sich gegenüber Russland wie verhalten hat.

Mitte März hat der russische Präsident Putin eine Grundsatzrede über die Zukunft der Wirtschaftssanktionen und den Umgang damit gehalten, die ich damals übersetzt habe. In der Rede ging Putin auch auf die westlichen Firmen ein, die Russland ab 2022 aus politischen Gründen verlassen haben und von denen viele derzeit bereits über ihre Rückkehr auf den russischen Markt nachdenken, was russischen Unternehmen Sorgen bereitet, weil sie die Nischen, die die westlichen Firmen hinterlassen haben, gefüllt haben. Diese russischen Unternehmen fürchten nun, von den kapitalstarken westlichen Konzernen finanziell an die Wand gedrückt zu werden, wenn die nach Russland zurückkehren.

Daher hat Putin Maßnahmen zum Schutz der russischen Unternehmen angekündigt, weil es aus seiner Sicht nicht sein kann, dass die in den letzten Jahren umsonst gearbeitet haben.

Das russische Finanzministerium hat nun einen Entwurf einer Liste von Bedingungen für die Rückkehr westlicher Unternehmen nach Russland ausgearbeitet. Nach Angaben russischer Medien enthält die vorläufige Liste unter anderem die Forderungen, die Lokalisierung der Produktion auf ein bestimmtes Niveau zu bringen, Technologietransfer zu gewährleisten und die größtmögliche Anzahl von Produktionselementen in Russland anzusiedeln, darunter Produktionsanlagen, Ingenieur- und Forschungs- sowie Entwicklungszentren.

Außerdem sollen russische Unternehmen die Möglichkeit bekommen, die Risiken zu bewerten, „die im Falle der Wiedereröffnung eines bestimmten ausländischen Unternehmens entstehen, und der Regierung ihre Meinung zu den Folgen seiner Zulassung zum Markt darzulegen.“

Russischen Medien zufolge werden auch grundlegende Kriterien ausgearbeitet, welche Unternehmen erfüllen müssen, die nach Russland zurückkehren wollen. Zu diesen Kriterien gehört beispielsweise die Seriosität des Unternehmens, es darf in der Vergangenheit nicht durch Nichtzahlung von Gehältern und Mieten, durch Massenentlassungen oder Ähnliches aufgefallen sein. Die Rückkehr von Unternehmen nach Russland, die in den letzten drei Jahren die ukrainische Armee oder in Russland unerwünschte oder verbotene Organisationen finanziert haben, soll ganz ausgeschlossen werden.

Unternehmen, die den russischen Markt wegen dem Ukraine-Konflikt verlassen haben, sollen bei ihrer Rückkehr keine wesentlichen Privilegien erhalten. Weitere Kriterien würden unter Berücksichtigung von Branchenspezifika eingeführt, hieß es aus dem russischen Finanzministerium.

Die russische Regierung setzt also um, was Putin Mitte März in seiner Rede gefordert hat. In der Rede hat er den westlichen Unternehmen, die trotz allen Drucks in ihrer Heimat auf dem russischen Markt geblieben sind, die volle Unterstützung des russischen Staates zugesichert, aber angekündigt, dass es Beschränkungen für die Rückkehr westlicher Unternehmen geben solle, die sich während des Ukraine-Konfliktes ab 2022 offen gegen Russland gestellt haben.

Das ist übrigens ein weiteres Indiz dafür, wie gut es der russischen Wirtschaft trotz aller Sanktionen geht, wenn sie es sich leisten kann, auf ausländische Investoren und Unternehmer zu verzichten, wenn die Russland gegenüber unfreundlich gewesen sind.

Ich erinnere noch einmal daran, wie Putin das in seiner Rede formuliert hat:

„Ich möchte darauf hinweisen, dass es unter den ausländischen Unternehmen, die Russland unter dem politischen Druck der sogenannten Eliten ihrer Länder verlassen haben, auch solche gibt, die ihr Personal und ihre Technologie behalten und die Leitung an ein russisches Management übergeben haben. Im Grunde genommen arbeiteten sie weiter auf unserem Markt, aber unter einer anderen Marke. Wir sind uns bewusst, dass solche Investoren viel riskiert haben und mit negativen Reaktionen ihrer Regierungen rechnen mussten, aber sie haben eine unabhängige und verantwortungsvolle Entscheidung getroffen, die wir natürlich respektieren und wir werden unsere Partner mit Respekt behandeln.
Aber es gab auch andere Unternehmen, die trotzig die Tür zuschlugen, ihr Russland-Segment verkaufen wollten, übrigens oft mit einem großen Abschlag, und das auch taten. Oder, noch schlimmer, sie begannen ihre Aktivitäten zu sabotieren und brachten damit ganze Belegschaften, ihre russischen Kunden, Zulieferer und Auftragnehmer in eine prekäre Lage. Übrigens sind uns diese Unternehmen gut bekannt, und wir waren gezwungen, bei ihnen ein zeitweises Management einzuführen.
Ich verstehe, dass einige westliche Eigentümer Angst hatten und nicht die Kraft aufbringen konnten, sich ihren politischen Regierungen zu widersetzen. Das erklärt ihr Verhalten. Aber für den Fall, dass sich der Wind dreht, haben sie sich noch ein Schlupfloch gelassen: Sie haben sich das Recht vorbehalten, den russischen Betrieb zurückzukaufen, und haben sich die Option gelassen.
Ich fordere die Regierung auf, diese Situation und derartige Transaktionen genau im Auge zu behalten, damit sich nicht herausstellt, dass die Eigentümer ein Unternehmen in Russland zu einem Wegwerfpreis verkauft und es im Grunde seinem Schicksal überlassen haben, und jetzt wollen sie den Vermögenswert zurückkaufen, aber für denselben bescheidenen Betrag. So darf es nicht sein, so etwas gibt es nicht.
Die Marktsituation ist bereits eine andere: Die Unternehmen sind stärker geworden, haben ihre Kapitalisierung erhöht und sind unterschiedlich viel wert. Es liegt daher auf der Hand, dass jede derartige Transaktion einer gesonderten, gründlichen Prüfung unterzogen werden muss.
Ich möchte noch einmal wiederholen: Wir haben niemanden rausgeworfen. Diejenigen, die unseren Markt verlassen haben, haben diese Entscheidung aus eigenem Antrieb getroffen; ob unter dem Druck der Eliten ihrer Länder oder nicht, spielt keine Rolle. In jedem Fall sind das erfahrene Geschäftsleute, die die Risiken kalkuliert und die Konsequenzen ihres Handelns verstanden haben. Wenn die Nischen westlicher Unternehmen bereits durch russische Unternehmen besetzt sind, dann ist, wie man sagt, der Zug im Land abgefahren, und es wird keine Privilegien und Präferenzen für die Rückkehrer geben.
Zugleich bleibt Russland ein offenes Land. Wer auch immer zurückkehren möchte, möge das bitte auf einer wettbewerbsorientierten Basis innerhalb unseres Rechtsrahmens tun. Ich fordere die Regierung auf, die Liste der ausländischen Unternehmen, die ihre Tätigkeit in Russland eingestellt haben, zu aktualisieren und ein Verfahren zu entwickeln, mit dem ihre Rückkehr mit verbindlichen Garantien für Treu und Glauben und verantwortungsvolles Geschäftsgebaren in unserem Land vereinbart werden kann. Aber dieser Prozess muss natürlich so transparent wie möglich sein.“


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. Russland macht alles richtig!!!!
    Die meisten, westlichen Firmen haben 1990 Russland ihre Bedingungen diktiert, Stichwort PSA-Verträge. Sie haben damit gute Renditen eingefahren und nun ist die Situation entstanden wo man sagt: „Mann sieht sich immer zwei mal im Leben!“ Und wir sollten doch aufhören zu glauben, egal wo auf dieser Welt, dass die armen Firmen (Kapitalisten) in Abhängigkeit ihrer regierenden „Eliten“ handeln mussten. Die Abhängigkeit ist genau anders herum die regierenden „Eliten“ sind die willfährigen Marionetten des Kapitals (Strategische Niederlage Russlands) und die Hintertür die man sich bisher immer gelassen hat ist dieses Mal zu. Sie sollten Herrn Putin besser zuhören, er hat ihnen in jeder Hinsicht alles gesagt: 2001 im Bundestag, 2007 MSC und 2015 in der UNO, man hört nicht drauf in seiner unendlichen Überheblichkeit, aber diese kommt ja bekanntlich vor den Fall! Die Masse der Schlafschafe in dieser „besten BRD aller Zeiten“ werden noch munter werden, ich schätze aber dieses Mal wird es zu spät sein. Es wird keinen Krieg geben, auch das haben wir der russischen Vernunft zu verdanken. Aber die fetten Jahre sind vorbei, ihr werdet, wie in den 1900ziger Jahren, wieder lernen müssen den Groschen drei mal umzudrehen ehe er ausgegeben wird. Und für diese Masse recht so, es wurde zu lange auf Kosten anderer Völker gelebt!!!

  2. Mit den völkergewohnheitsrechtlichen Farben schwarz rot gold geht das nicht, da im Sinne der BRD keine charakterliche Integrität kennt.
    Mit den völkerrechtlichen Farben schwarz weiß rot, die nach 09.11.1918 weiterhin illegal in der Besatzungsverwaltung Weimarer Republik benutzt wurden, des originären Völkerrechtssubjektes als holistische Weltanschauungsgemeinschaft sind ganz andere Dinge möglich, denn (P)RUSSEN aus (P)RUSSIA ergo (P)Reußen besitzen charakterlich Integrität und zwar gemäß Deutschland als Ganzes.

  3. Die haben bei den Saktionen mitgemacht, wegen der Drohung, den amerikanische Markt zu verlieren. Jetzt wird der amerikanische Markt zum Trump-Problem und die Drohung zieht nicht mehr richtig. Nun lohnt sichs wieder nach Russland zu schauen. Wenn das nicht so elendig feige und Rückgradlos wäre könnte man nur drüber lachen.

  4. Ich hoffe, dass Russland die Hürde für ausländische Firmen sehr sehr hoch legt!
    Auch und besonders für die deutschen Firmen!

    Für jeden deutschen Manager, der in Russland tätig sein will, sollte eine Geschichtsprüfung verpflichtend sein!
    Wer diese nicht schafft, sollte auf Lebenszeit mit einem Einreiseverbot belegt werden! … Keine Gnade mehr!

    Es muss zur Regel werden, dass russische Firmen bei Auftragsvergaben immer bevorzugt werden!
    Erst danach dürfen ausländische Firmen eine Chance bekommen! … So und nicht anders!

    1. 👍
      Ich sehe das genauso! Gott sei Dank ist Russland durch die harte Schule der Sanktionen und der fortdauernden versuchten politischen und wirtschaftlichen Isolierung erstarkt und selbstbewusst als etwas Neues hervorgegangen. Es hat diese extrem schwierige Situation bravourös gemeistert! Ich freue mich so!!! Nun muss es nur noch daran arbeiten, die oftmals zu weiche russische Seele widerstandsfähiger zu schmieden. Hoffentlich lassen sie sich nie wieder einlullen! – Gesagt haben sie es, dass sie gelernt haben, aber sie wissen vielleicht nicht, mit welch widerlichen Kreaturen sie (und wir) es zu tun haben.

  5. Solange die Feindstaaten Russlands noch das ca 300 Mrd Vermögen Russland blockieren und auch die Zinsen darauf beschlagnahmen sollte Russland keine Unternehmen aus diesen Feindstaaten im eigenen Land zulassen. Mindestens.

  6. Zitat: „Der Hotelkonzern Accor denkt nach den Worten seines CEOs Sébastien Bazin nicht daran, das Russlandgeschäft aufzugeben. In einem Gespräch Skift (Marktanalyse) betont der Manager, dass Accor sich in seiner 50jährigen Firmengeschichte noch nie aus Staaten mit Krieg oder Bürgerkrieg zurückgezogen habe. …
    ‚Wir waren vermutlich in 30 bis 40 Ländern mit Krieg im Laufe der letzten 50 Jahre tätig‘, erklärte Bazin, aber man ziehe sich nicht zurück in Zeiten, wenn die Mitarbeiter Accor am meisten benötigten. … Wer angesichts dieses Entschlusses Accor kritisiert, dem rechnet Bazin vor, dass die Häuser in Russland seit Langem mit einer Auslastung von 35 bis 40 Prozent Probleme haben und ’nicht einen Cent verdienen“‘ Zudem sieht sich der Bettenkonzern in der Pflicht, den noch in Russland verbleibenden geschäftlich tätigen Reisenden zu Diensten zu sein.“

    https://www.businesstraveller.de/hotel/warum-hotelriese-accor-in-russland-trotz-putins-ukraine-angriff-bleibt/

    auch:
    Weniger Asien, mehr Amerika: Finnair steuert deutlich um
    (#https://www.businesstraveller.de/mobil/weniger-asien-mehr-amerika-finnair-steuert-deutlich-um/)

  7. Wenn man wieder westliche Firmen ins Land lässt, sollte man das Ganze schon knallhart regeln!
    Also nennen wir einmal eine bestimmt Summe.

    sagen wir 5 000 000 XX

    Dann sollten russ. Firmen die Sache für den fünften Teil bekommen. Wie hoch die Möglichkeiten in Russland sind Eigenkapital einzubringen, im Vergleich zum Westen? In Deutschland wird inzwischen ALLES aufgekauft was Geld bringt! Bis hin zu Alters- und Pflegeheimen. Die Menschen da sind völlig egal! Wie war dies bei der Ukraine mit den „Seltenen Erden“. Ja und dann hatten die Soldaten noch Unterlagen aus Canada dabei – für Organspenden.
    Auch in Deutschland läuft es ähnlich.
    Also man hat einen Blutspende Ausweis oder Unterlagen für eine Organspende. Dann hat man durch fremdes Verschulden eine Unfall und muss um die allerkleinste Hilfe betteln!

  8. Zuerst müssten einmal die Sanktionen fallen, die westliche Firmen daran hindern in Russland Geschäfte zu machen und erst danach ist erst wieder an eine Rückkehr westlicher Firmen zu denken. Natürlich hat auch Russland ein Interesse daran und nicht alle Geschäftsfelder konnten in der Zwischenzeit erfolgreich kompensiert werden.

    Solche Artikel dienen rein zur Beruhigung wenn jetzt Friedensverhandlungen mit den USA geführt werden. Und natürlich wird man auch rechtlich beim Hin, Her und Zurück sehr genau unterscheiden müssen, wer welche Ansprüche verloren bzw. erworben hat. Aber noch ist es gar nicht soweit.

  9. Deutsche Firmen haben sich schon in der Sowjetunion etabliert, weil sie erstklassige Lieferanten waren: VEB Waggonbau, LEW „Hans Beimler“, Spezialschiffe, Siemens, Mannesmannröhren, später auch die Automarken, als Beispiele.

    Verlassen haben sie den russischen Markt, als sie längst zweitklassig waren. Das war unklug, denn gerade in Zeiten des Abstieges sollte man die Kundschaft, die man aus besseren Zeiten noch hat, so lange es geht halten. Und nicht nur das. Durch Einstellung der Lieferung von Komponenten und Ersatzteilen und sonstigen Ärger aller Art haben sie ihren Ruf zerstört.

    Einen verlorenen Markt mit dem Ruf „zweitklassig, aber teuer, und unzuverlässig“ wiederzuerobern ist schwierig. Nur langfristig möglich, mit neuem Auftritt und in Bereichen, wo die Deutschen mit den neu etablierten Anbietern aus China, Indien, Türkiye, Bangladesch noch mithalten können.

    Dazu kommt, daß deutsche Firmen, die weiter (oder wieder) Geschäfte mit Nichtariern machen, bei ihrer deutschen Kundschaft in Verruf kommen, wie der „Gipskönig“ Knauf:

    „Deutsche Firmen in Mariupol
    Putins Helfer“
    — Tagesschau, 03.04.2024
    https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/ukraine-mariupol-wiederaufbau-russland-100.html

  10. Ob die deutschen Firmen wieder nach Russland gehen spielt doch kaum eine Rolle denn die stellen nix her was die Russen nicht auch aus Japan, China oder Südkorea bekommen. Im Gegensatz die Asiaten produzieren meist bessere und zuverlässigere Produkte. Die Europäer sollten die Russen technologisch abhaken wenn sie Hugh-Tech möchten. Insbesondere die kriegstüchtigen Teutonen angefeuert durch ihre oftmals in Westdeutschland sozialisierten Politiker & Eliten haben gezeigt welchen tief verwurzelten Hass sie gegenüber Russland haben.

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