Orban im Interview

„Am Montagmorgen gibt’s eine weitere Überraschung“

Auf dem Rückflug aus Moskau hat der ungarische Ministerpräsident Orban ein sehr interessantes Interview über seine Treffen mit Selensky und Putin gegeben und für Montagmorgen eine weitere Überraschung angekündigt.

Nach seinem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin hat der ungarischen ungarische Ministerpräsident Orban dem Chefredakteur der Schweizer Weltwoche Roger Köppel ein 20-minütiges Interview gegeben. Köppel hat schon mehrere Interviews mit Orban geführt und war als Journalist bei den Reisen nach Kiew und Moskau dabei. Einen Link zu dem Interview, das auf Englisch geführt wurde, finden Sie am Ende dieses Artikels

Geheime Vorbereitungen

In dem Interview erzählte Orban von den geheimen Vorbereitungen der Reisen, die offenbar im direkten Kontakt und ohne Telefon oder Internet stattfanden, weil – wie Orban es ausdrückte – „immer einer der großen Jungs mithört“. Erst als sein Regierungsflieger die Überflugrechte über Polen beantragt hat, sei Außenstehenden klar geworden, dass Orban nach Moskau fliegen würde.

Die russische Seite hat sich dazu zuvor ähnlich geäußert. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte am 5. Juli, der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in Russland sei von Budapest initiiert worden, und der Vorschlag sei nur zwei Tage vor dem Besuch in Moskau eingegangen.

„Putin ist super-rational“

Auf die Frage, wie Putin in Verhandlungen sei, antwortete Orban, Putin sei zu mehr als 100 Prozent rational:

„Er ist zu mehr als 100 Prozent ein rationaler Mensch. Wenn er verhandelt, wenn er anfängt, einen Standpunkt zu erklären, einen Vorschlag zu machen, ist er ein super-rationaler Mensch.“

Laut Orban ist Putin ein „unerschütterlicher, sehr sorgfältiger, pünktlicher und disziplinierter“ Politiker. Der ungarische Ministerpräsident bezeichnete es als „echte Herausforderung“, sich auf ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten vorzubereiten, um mit ihm „auf der gleichen intellektuellen und politischen Ebene“ zu sein.

Gegenseitiger Respekt

Auf die Frage des Journalisten, welchen Eindruck Putin auf ihn gemacht habe, holte Orban ein wenig aus und erzählte, die beiden hätten sich bei ihrem ersten Treffen 2009 darauf geeinigt, dass „die Grundlage der Zusammenarbeit der gegenseitige Respekt“ sei, und daran hielten sie sich bis heute. Orban erzählte auch, dass Putin bei allen Gesprächen „gut gelaunt“ sei.

Als der Journalist sagte, Russen würden als emotionale Menschen gelten, die, wenn man sie verärgert, sehr aufbrausend könnten, und er Orban dazu befragte, antwortete Orban:

„Ich weiß nicht, wie er sich verhält, wenn er sich über etwas ärgert, denn ich habe mich nie so verhalten.“

Ist ein vorläufiger Waffenstillstand möglich?

Viktor Orban enthüllte in dem Interview, dass er Putin bei dem Treffen im Kreml vorgeschlagen hat, über die Möglichkeit eines kurzfristigen Waffenstillstands in der Ukraine nachzudenken. Orban habe Putin gefragt, was er von der Möglichkeit halte, „einen kurzfristigen Waffenstillstand zu vereinbaren, bevor echte Verhandlungen beginnen“. Laut Orban antwortete Putin darauf, dass er in dieser Frage „nicht optimistisch“ sei.

Orban erinnerte daran, dass er bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selensky den gleichen Vorschlag gemacht hat, doch dieser hat das abgelehnt, da er der Meinung sei, die russischen Streitkräften könnten das ausnutzen. Putin wiederum, so Orban, habe gesagt, die Ukrainer würden einen Waffenstillstand nutzen, um Angriffe auf Russland zu starten. Orban habe darauf erwidert, Putin solle zumindest darüber nachdenken, man könne über das Thema Waffenstillstand „beim nächsten Mal“ weiter sprechen.

Am 4. Juli hatte Putin gegenüber Reportern erklärt, Russland könne einem Waffenstillstand im Konflikt mit der Ukraine nicht zustimmen, weil es sich der Reaktion Kiews nicht sicher sei. Man dürfe nicht zulassen, dass der Gegner den Waffenstillstand dazu nutze, seine Lage zu verbessern, sich zu bewaffnen, seine Armee mit Hilfe der Zwangsmobilisierung aufzufüllen und sich darauf vorzubereiten, den bewaffneten Konflikt fortzusetzen, so Putin.

Auf der Pressekonferenz im Anschluss an seine Gespräche mit Orban am 5. Juli wiederholte der russische Präsident, dass Russland nicht für einen Waffenstillstand oder eine Pause sei, die Kiew ausnutzen könne, sondern für eine vollständige Beendigung des Konflikts in der Ukraine. Putin erinnerte daran, dass er die Bedingungen dafür in seiner Rede im Außenministerium skizziert hatte.

Überraschungen am Montag?

Orban erzählte in dem Interview mit dem Schweizer Journalisten Köppel auch, dass Russland immer noch bereit sei, die Einigung, die es zwischen Moskau und Kiew im April 2022 gegeben hat, die Kiew dann aber widerrufen hat, als Basis für künftige Verhandlungen zu nehmen.

Als Köppel fragte, wie es nun weitergehe mit einem möglichen Friedensprozess, kündigte Orban für Montagmorgen eine weitere Überraschung an unerwartete Treffen in der kommenden Woche an, ohne Einzelheiten zu nennen:

„Ich werde nächste Woche wieder überraschenden Treffen haben, die Situation ist völlig unter Kontrolle. Wenn ich in Budapest ankomme, wird es eine Überraschung geben. Verfolgen Sie die Medien.“

Hier finden Sie den Link zu dem Interview, das auf Englisch geführt wurde.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

27 Antworten

  1. Xi Jinping ist gern in Ungarn und versteht sich blendend mit dem Präsidenten
    Einfach nur so ein spontaner Gedanke von mir.
    Es läuft vieles im Hintergrund ab und es es bestens organisiert und durchgeplant.
    Es wird wohl in nächster Zeit noch so einige Überraschungen geben.

    1. P.S. Da ist sie schon, die nächste Überraschung

      Vladimir Putin and Xi Jinping just led a historic Shanghai Cooperation Organization Summit in Astana, Kazakhstan and the latest addition to the emerging bloc has HUGE implications for the US and its petrodollar. This video breaks down how the US’s petrodollar dominance is in serious trouble, and the critical context needed to understand why.

      https://www.youtube.com/watch?v=iGQcksUMDR0

      1. „Patrioten für Europa“

        Vielleicht denkt man viel zu weit EvaMaria. Vielleicht liegt das GUTE viel näher als man denkt. https://www.euractiv.de/section/europa-kompakt/news/orban-will-mit-fpoe-und-ano-neue-patriotische-eu-fraktion-gruenden/

        Das man mit Russland reden kann, hat Orban auf eine sehr eindrucksvolle Weise bewiesen. Insoweit auch belegt, dass eben der Begriff Souveränität immer noch einen Stellenwert besitzt, für den es zu kämpfen lohnt. Und der Begriff kämpfen, belegt Orban klar und deutlichst, dass er keine Angst hat, sich auch mit allen in Europa tätigen Dienste im Geheimen anlegte und dies auch öffentlich machte.

        Die Reaktionen in Euroapa der Politik und der Presse belegt nichts anderes, dass der treibende Faktor ANGST auf die andere Seite gewechselt ist, nämlich eben auf die Seite der EU-Kommission und all den Politikern, welche mit allen Mitteln das „Vereinigte Europa“ unter der Knute der Vereinigten Staaten erreichen wollen.

        Ich kann mich täuschen, vielleicht gibt es noch einen gewichtigeren Anlass als in Paris am Montag zu erscheinen. Kann sein. Doch volle Souveränität als Mitgliedsstaat in der EU kann man nur erreichen, wenn die Politiker die das wirklich wollen, GEMEINSAM strategisch vorgehen.

        Die hiesige Politik- die EU-Kommission -der gesamte Mainstream lachten bei den Bildern aus Moskau nach aussen, doch nach innen beginnen sie nach dem heutigen Wahlen in Frankreich sich in die Hose zu kackern. (Auch dann, wenns für die Patrioten noch nicht ganz reichen wird)

        Die nächste Reise nach Moskau wird Orban nicht mehr vor den Mächten im Geheimen geheim halten. Ganz im Gegenteil wird er mit Vertretern seiner „Koalition der Patrioten“ vorstellig werden. Und das, genau das wird das Denken in Europa ändern. Aber auch das Denken in Russland beim Boss.

        Der Halbjahres-Chef des Rates läuft in Sachen Frieden mit seiner EU-Koalition in Russland auf.

        Gespannt sollte man nur darauf sein, ob die AFD – UND Wagenknecht- die Zeiten der Zeit erkennt.

        Besonders gerade Wagenknecht. Ob sie es schafft, sich nicht weiter als Knecht vor den Karren der CDU spannen läßt und gemeinsam mit der AFD dieses Drecksvolk der Europavernichtungspolitiker Links und Rechts überholt.

        1. Im übrigen muss mal Kritik am hiesigen „Chef des Hauses“ geübt werden. Wie er quasi die Unentschlossenen von dem Urnengang bei den EU-Wahlen abgehalten hat in seinen Veröffentlichungen, war seinem klugen Kopf nicht würdig.

          1. Also ich hätte mir gewünscht das der „Chef des Hauses“ dem Wahlvieh mal richtig in den Hintern getreten hätte !
            Wer Taugenixe und Verbrecher in ein Parlament wählt , gehört eigentlich in den Knast !
            Leider wurde das nicht gemacht , das ist meine Kritik dazu !

            Das patriotische Bündnis in der EU ist ja kein Geheimnis mehr , zumindest was mich angeht !
            Wieviel Nationalismus bei diesen „Rechten“ vorhanden ist , wird sich noch zeigen müssen !
            Sollte das patriotische wirklich im Fokus stehen , werden die Nationalisten es nicht in die Zukunft schaffen , dieses Pack braucht Niemand !
            Ich hab das schon im anderen Thema geschrieben , Stalinknecht mit ihrer BSW hurt nicht nur bei der CDU rum , dieser FAKE hurt auch im Osten schon bei den Grünen rum !
            Es ist unglaublich wieviele sich immer noch verarschen lassen , das Wahlvieh ist am auffälligsten wenn es darum geht nichts aus den Fehlern der letzten Jahrzehnte lernen zu wollen !
            Und genau aus diesem Grund wird man den Wahlpsychos diesen Parteiendreck , zumindest in Deutschland wegnehmen , genug ist genug !
            Gottseidank gibt es noch Mächte Die diesen Schandfleck unter dem Deutschen Wahlvieh beseitigen können , was das Wahlvieh angerichtet hat , sieht man ja sehr deutlich gerade aktuell !
            AfD , BSW , was ist in eurem Leben schief gelaufen das ihr Euch an diesen politischen Dreck hängen wollt ?
            Ist der selbe politische Dreck wie die Altparteien , deswegen sitzen Die auch Alle im selben Boot !

            1. Optimist (gleich Revolution) darf man ja sein. Doch Realisten ( gleich Alternativen) behalten sich das Denkvermögen um selbst alles zu tun, dass eine gemeinsam agierende Politik sehr wohl was bewirken könnte. Speziel Deutschland-bezogen.

              Speziell dann, wenn andere in Europa die Sachlage durch Taten belegen wie Orban und die Franzosen.

    1. Was der sich da so alles zusammenfantasiert. Er glaubt Putin hat Angst das Land zu verlassen.
      So, so… ich glaube eher, er hat Angst, ihm persönlich gegenübertreten zu müssen.
      Ansonsten ist es, wie gesagt, dummes Geschwätz und bietet keinerlei Basis.
      Wie Victor Orban bereits mehrmals erwähnte, braucht es einen gut ausgearbeiteten Plan und nicht
      wie evtl. Herr Selenski meint, daß man das „am Küchentisch“ ,und noch dazu ohne Wladimir Putin,
      mal eben kurz auskartelt.

      1. @ „Wie Victor Orban bereits mehrmals erwähnte, braucht es einen gut ausgearbeiteten Plan“….

        Nur 6 Monate EU-Ratspräsident….!

        Mich interessierte es brennend, wie der wohl größte hysterische Russophob Europas Jarosław Kaczyński auf den Orban-Besuch in Moskau reagiert. Und siehe da, er stellt sich sogar gegen den eigenen Präsidenten, der ja nun mal quasi das Ziehkind von Kaczyński ist.
        https://natemat.pl/562514,viktor-orban-polecial-do-moskwy
        Aus dem Text (..) Jarosław Kaczyński versuchte, diesen Besuch zu erklären und erklärte, dass der ungarische Ministerpräsident „ein Verbündeter“ der Partei Recht und Gerechtigkeit bleibe. Das Umfeld von Andrzej Duda sieht das jedoch ganz anders. „Der Krieg hat einen klaren Aggressor und ein klares Opfer“, sagte Małgorzata
        Paprocka, Leiterin des Präsidialamtes.“

        Der Große Plan von Orban könnte auch etwas mit den Ambitionen Kaczyński’s zu tun haben. Eben in Abgrenzung von Ungarn ( und wahrscheinlich auch Rumäniens) eben Frieden OHNE Kampf zu erreichen unter völliger Auflösung des Bankrottstaates Ukraine zu erreichen.

        Die Ungarn bekommen was sie wollen-Die Rumänen auch- Und vor allem die Polen.

        Wenn Orban in die Richtung denkt, dann fliegt sogar Kaczyński mit nach Moskau nach dem Motto: Was interessiert mich mein Gesabbel von Gestern.

        Als Oppositionspartei kann- und wird – die PIS genauso handeln. Im übrigen wird er die Macht auf diesem Weg für die PIS in Polen zurückbekommen, da die heute noch Verbündende Koalition sofort auseinander bricht, die ihm die Macht genommen haben.

        Nur die Rumänen einzuschätzen… ? Doch auch ohne die gehts, dann eben Aufteilung unter ZWEI !

  2. Orban ist einer der wenigen europäischen politiker mit herz und verstand wie es scheint. Er soll ein familienmensch sein wird geschrieben. Wahrscheinlich ist das einer der gründe warum er sich lieber mit konstruktiver politik beschäftigt anstatt geist & bildungslose nervensägen zu treffen.

  3. Die Zurückhaltung Putins zum Waffenstillstand ist verständlich. Misk I u. II haben die Hinterhäligkeit gezeigt. Z.A. hat Putin aufgrund der Frontentwicklung keine Eile. Wenn man schreibt, dass Russland kein Material mehr hat und altes Material zum Einsatz bringt, so muss ich daran denken, dass die EU alle ihre „Ladenhüter“ los geworden ist. Die Initiative Orbans ist nicht hoch genug anzuerkennen. Nur unsere unterbelichteten Politiker in ihrer verblendeten Ideologie erkennen das nicht. Ukrainetourismus der Politiker ohne Ergebnisse helfen nicht.

  4. Nebenbei , Wir sind im richtigen Quartal , der 1. Weltkrieg brach im September aus , der 2. Weltkrieg im August , für den 3. Weltkrieg stehen somit noch drei Monate zur Verfügung .
    Nur mal so ein Hinweis wegen Überraschung für die Kriegstreiber . 😀

  5. Ich hoffe nur, die „überraschung“ am Montag besteht nicht darin, dass EU und NATO bei seiner Ankunft mit Orban das gleiche versuchen, das sie auch schon mit Fico gemacht haben.

    1. Das hat man doch schon in Stuttgart versucht , hat nicht funktioniert ! 😀
      Überraschungen gibt es nur bei alternativen Medien die mit geschlossenen Augen berichten und bei den
      Ahnungslosen ! 😀
      Fico ist übrigens längst wieder Zuhause und hat schon als „Arbeitsunfähiger“ein Video veröffentlicht !

        1. Nee nee, du hast Leseprobleme. Das der Ungarnchef mit dem Chinachef zusammengetroffen ist, scheinst du noch nicht geschnallt zu haben.
          Tja, wer lesen kann, ist im Vorteil.

          1. Das soll die Überraschung gewesen sein , nicht dein Ernst ? 😀 😀 😀
            Warte mal ab welche richtigen Überraschungen da noch kommen werden und schauen Wir mal Wer das dann und vor allen Dingen wann berichten wird . 😀

            1. Gegen den Deal den Erdogan in China mit BYD abgeschlossen hat und da geht es auch um Kobaldfreie Speicher die nicht mehr in E-Autos explodieren können , ist der Besuch von Orban in China nichts besonderes !
              Warten Wir mal ab wann die Türkei aus der NATO austritt und in die BRICS reingeht , sowas nenn ich echte Überraschungen .

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