Iran-Update: Zusammenfassung der neuesten Entwicklungen

Die Krise um den Iran nimmt an Schärfe zu. Auch heute kamen wieder einige Meldungen, die ich hier zusammenfassen möchte.

Nachdem er über ein Jahr still gehalten und nicht auf den Vertragsbruch der USA beim Atomabkommen reagiert hat, hat der Iran nun angekündigt, Teile des Abkommens auszusetzen, bis die EU ihren Teil des Abkommens wieder erfüllt. Die EU hat nämlich, trotz schöner Lippenbekenntnisse, selbst gegen das Abkommen verstoßen, weil sie Ärger mit den USA vermeiden will.

Die USA haben auf den iranischen Schritt, der ja nur eine Reaktion auf den Vertragsbruch der USA von vor einem Jahr ist, mit der Verlegung weiterer Kriegsschiffe reagiert. In Washington gibt es auch Gerüchte über die Verlegung von 120.000 Soldaten an den Golf.

Und während die USA verkünden, dass sie keinen Krieg wollen, aber auf iranische Provokationen am Golf bewaffnet reagieren würden, kommt es wie auf Bestellung zu solchen „Provokationen“. Derartige Provokationen hat der Iran in vierzig Jahren nie gemacht, aber ausgerechnet jetzt, wo die Kriegsgefahr so groß ist, soll er angeblich damit angefangen haben.

Es geht um vier Tanker, die angeblich Opfer von Sabotageakten geworden sein sollen. Die Schäden sind minimal, sie haben keinen praktischen Effekt. Aber sie sind der Grund für eine mediale Hysterie, die das Thema in der Öffentlichkeit am Kochen hält. Der Iran hat keinen Nutzen davon, die westliche Propagandamaschine aber schon und auch Irans Gegner wie Israel und einige arabische Staaten schlachten das Thema aus.

Die Schäden an den Schiffen sind in der Tat minimal, wie man hier sehen kann.

Heute haben die USA außerdem bekannt gegeben, ihr diplomatisches Personal fast vollständig aus dem Irak abzuziehen. Das wird in der Regel getan, wenn ein Krieg bevorsteht, man will die eigenen Diplomaten schützen. Es kann aber auch nur ein Signal sein, dass die Unruhe in der Region verstärken und den Druck auf den Iran erhöhen soll. Derzeit sind die USA nicht in der Lage, einen Krieg gegen den Iran zu führen, dazu braucht es auch Bodentruppen. Und die sind noch nicht vor Ort.

Die USA können den Iran natürlich bombardieren und mit Raketen beschießen, aber darauf könnte der Iran mit einer Blockade der Straße von Hormus reagieren und den Öltransport aus dem Persischen Golf blockieren. Dazu braucht es nur ein paar Seeminen, das kann der Iran problemlos leisten.

Eine solche Reaktion des Iran würde unweigerlich zu einem wirklichen Krieg führen und vielleicht ist es genau das, was die USA wollen. Den Iran in eine Situation drängen, in der er die Straße von Hormus blockiert. Danach könnten die USA vor der Welt behaupten, dass ein Krieg gegen den Iran notwendig ist, weil er der Welt den Ölhahn zudreht. Etwa ein Drittel des weltweit benötigten Öls muss die Straße von Hormus passieren.

Derzeit ist Trump gegen einen Krieg und steht in der Frage gegen die Falken um Sicherheitsberater Bolton und Außenminister Pompeo. Bei einer Blockade der Straße von Hormus müsste Trump wohl nachgeben. Und Bolton will diesen Krieg, er wollte ihn schon zu Zeiten von Bush Junior, konnte sich damals aber nicht durchsetzen. Seine Chancen scheinen heute besser zu sein.

Auch Deutschland hat auf die wachsenden Spannungen reagiert und die Ausbildungsmission der Bundeswehr im Irak heute ausgesetzt.

Und noch eine Randnotiz. Zu dem Flottenverband des Flugzeugträgers „Abraham Lincoln“, der derzeit auf den Weg in Golf ist, gehörte auch die spanische Fregatte „Mendez Nunez“. Diese hat nun den Verband verlassen und ist auf dem Weg nach Mumbai, worüber die USA not amused sind. Spanien hat angekündigt, dass die Fregatte dort bleiben wird, bis die Trägergruppe den Golf wieder verlässt. Das dürfte als deutliches Signal zu werten sein, dass sich Spanien in den Konflikt mit dem Iran nicht hineinziehen lassen möchte.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. „kommt es wie auf Bestellung zu solchen „Provokationen“. “

    Das erinnert stark an Obama’s rote Linie in Syrien, kaum wurde der vergiftete Handschuh von Obama geworfen, schon hat der Selbstmörder-Diktator Assad in aufgehoben. *Hust

    Das ist in etwa die gleiche Liga wie MH17, klar, die Russen schiessen die Maschine ab – weil das so unglaublich logisch und vorteilhaft für sie bzw. die russischstämmige Bevölkerung in Donezk und Lugansk ist/ war.

    Einzig die Kriegstreiber, also die, die tatsächlich einen Krieg – aus welchen niederen Gründen auch immer – wollen, hatten in allen drei Fällen ein Interesse an einer Eskalation.

  2. Auf Bestellung kann schon stimmen.
    Erinnern wir uns an das gekündigte Atomabkommen. Gekündigt einfach so oder nach Plan?

    https://www.mintpressnews.com/saudi-officials-met-with-trump-mossad-to-discuss-iran-sabotage-and-assassinations/251804/

    https://archive.is/6k3iB

    https://www.heise.de/tp/features/Was-verbindet-die-Volksmudschahedin-mit-der-rechten-spanischen-Vox-Partei-4281979.html

    Ich weis, alles Fake-News, eingesammelt unter „Sabotage;Iran“.

    Läuft doch alles nach Plan bis Atomvertragsretter auftauchten.
    Diese Retter im Schafspelz wieder. Verkaufen uns doch wirklich für blöde. In den deutschen Medien wurde die Sanktionsumgehung bejubelt und iranische Kritik an der schleppenden Umsetzung als haltlos abgetan. Aber warum dauert es denn so lange?
    Liegt es vielleicht an Frankreich? Der frz. Botschafter in den USA hatte wohl einen ehrlichen Moment als er tritterte was er von der Wiederbelebung JCPOA hält.

    https://www.presstv.com/Detail/2019/04/14/593416/uranium-enrichment-Grard-Araud-ambassador-JCPOA-Abbas-Araqchi

    https://www.moonofalabama.org/2019/04/why-is-europe-out-to-sabotage-irans-nuclear-deal.html

    Ein Botschafter ist Sprachrohr seines Landes also warum macht Frankreich bei dieser Sache wirklich mit? Oder genauer gefragt: Was treiben die beteiligten Länder für ein doppeltes Spiel?

    Außer das dem Iran mal wieder gedroht wird aber der berechtigte Handel nicht funktioniert gibt es nichts.
    Wobei “ nichts“ ja nicht stimmt. Auf dem vorbereiteten Schlachtfeld bekommen plötzlich Schiffe große Löcher und man weis auch wenige Minuten später schon wer es war.

    https://www.timesofisrael.com/initial-us-investigation-blames-iran-for-ship-sabotage-attacks/

    Der Iran fordert als Beschuldigter eine rasche unabhängige Untersuchung. Ergebnisse liegen nicht vor aber SA bombt schon einmal vorsorglich.
    Der deutsche Blätterwald ist nur noch damit beschäftigt die offiziellen „vertrauenswürdigen“ Quellen der Integrity Initiative abzuschreiben.

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