Gorbatschow: „Die Stürmung des Kapitols war im Voraus geplant“

Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hat sich zu den Ereignissen in den USA geäußert. Da der Mann in Deutschland noch immer hohes Ansehen genießt, habe ich die Meldung übersetzt.

Gorbatschow hat heute mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax gesprochen, die über das Gespräch berichtet hat. Ich habe den Artikel der Interfax übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Moskau. 7. Januar. INTERFAX.RU – Die Unruhen in Washington haben nach Ansicht des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow das Schicksal der USA als Staat in Frage gestellt. Das sagte er Interfax.

Er meint, dass „der Angriff auf das Kapitol klar im Voraus geplant wurde, und es ist klar, von wem.“

„Aber die Ausschreitungen sind nicht das Wichtigste. Ihr Auftrag ist klar, aber nur auf den ersten Blick. Das ist nicht so einfach“, sagte der Politiker. „Es wird nicht lange dauern, bis wir herausfinden, warum das wirklich gemacht wurde.“

Gorbatschow zeigte sich auch zuversichtlich, dass sich die Welt der Entspannung zuwenden und das Wettrüsten allmählich gestoppt wird, da die Menschen der neuen Generation seine Tödlichkeit verstehen werden.

„Als ich damals den Abrüstungsvertrag unterzeichnet habe, war das keine einfache Zeit: Es gab Gegner, starke Gegner, aber wir haben das erreicht, weil wir Frieden wollten. Menschen, die keinen Krieg wollen, werden sich vereinen, und ihre Führer werden einen Ausweg finden müssen. Sie werden einen Ausweg und neue Verträge finden, unter Berücksichtigung der neuen Waffensysteme. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Ich verliere die Hoffnung in die jungen Menschen nicht“, sagte Gorbatschow.

Der Ex-Präsident sagte, er habe ein Buch mit dem Titel „Ich bleibe ein Optimist“ geschrieben.

Der sowjetische Staatschef hat sich wiederholt zum Wettrüsten, zur Bedrohung durch den Kalten Krieg und zum Ende des Vertrags über das Verbot von Kurz- und Mittelstreckenraketen (INF-Vertrag) mit den Vereinigten Staaten geäußert, an dessen Unterzeichnung er teilgenommen hat.

Am 6. Januar stürmten Anhänger von Präsident Donald Trump das Kapitol und unterbrachen die Bestätigung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen. Vier Menschen wurden getötet. Die Polizei fand im Kapitol selbstgebaute Bomben und festgenommene Demonstranten hatten Waffen. In Washington wurde eine Ausgangssperre verhängt. Trump sagte, er werde die Macht am 20. Januar abgeben, aber er erkennt die Wahlniederlage immer noch nicht an.

Einige Staats- und Regierungschefs der Welt haben Trump vorgeworfen, die Unruhen zu provozieren, und die Amerikaner aufgefordert, sich auf die Seite der Rechtsstaatlichkeit zu stellen. In Moskau wurde angemerkt, dass das Wahlsystem in den Vereinigten Staaten veraltet ist und dass das hat zu einer politischen Krise und zur Spaltung der Gesellschaft geführt habe.

Ende der Übersetzung

Leider ignorieren die deutschen Medien Gorbatschow inzwischen weitgehend, obwohl er sich nachdrücklich für Abrüstung einsetzt. Das habe ich an Artikeln von Gorbatschow mehrmals aufgezeigt, über die in Deutschland mit keinem Wort berichtet wurde, Beispiele dafür finden Sie hier und hier. Da Gorbatschows wichtigstes Anliegen die Abrüstung ist, können Sie hier eine umfangreiche Zusammenfassung der wichtigsten Abrüstungsverträge finden, die leider inzwischen praktisch alle einseitig von den USA gekündigt worden sind, wogegen sich Gorbatschow in seinen Artikeln wendet.

Da Kritik an der aggressiven Politik der USA in deutschen „Qualitätsmedien“ keinen Platz hat, berichten sie folgerichtig nicht mehr über Gorbatschows Bemühungen für Frieden und Abrüstung.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

2 Antworten

  1. An dem Wahlsystem der U.S.A. herum zu mäkeln, ist eine völlig sinnlose Übung.
    Es ist nun mal so und es hat historische Gründe, die eine bestimmte Vorstellung von Staat und Förderalismus hervorgebracht haben. Zum Verständnis hilft da durchaus ein Blick ins Laienlexikon.
    Das eigentliche Problem, das wirklich archaische Züge trägt, ist offenbar die Unfähigkeit, eine Wahl zu organisieren, die Manipulationen weitgehend ausschließt, und die Stimmen nachprüfbar erfaßt. Nur das ist ureigenste Angelegenheit der Bundesstaaten.

    Im Übrigen, was die Stimmkraft betrifft, leidet, wenn ich mich recht erinnere, das britische Wahlsystem auch unter einem ähnlichen Phänomen, das u.a. Churchill nach dem Krieg die Wiederwahl gekostet hat – der hatte in der Summe mehr Stimmen und trotzdem verloren.

  2. Der Verbrecher am Volk der UdSSR, hat mit seinem Nachfolger, im Amt des US Gouverneurs, den Tot von Millionen Menschen und das Elend von Millionen Menschen, auf seinem nicht vorhandenen Gewissen, den seine Seele hatte er ja, seinem Gott Mammon verkauft.

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