Wie der Spiegel über den desolaten Zustand der ukrainischen Armee berichtet
Es ist immer wieder faszinierend, wie lange deutsche Medien wie der Spiegel brauchen, bis sie ihren Lesern mitteilen, was russische Medien bereits seit Wochen oder Monaten berichten. Ein Beispiel dafür ist das Problem mit Deserteuren in der ukrainischen Armee und deren genereller Zustand, wofür die in Frankreich mit viel PR-Begleitung ausgebildete 155. mechanisierte Brigade „Anna von Kiew“ ein Paradebeispiel ist.
Der Spiegel und die ukrainischen Deserteure
Auf dem Anti-Spiegel habe ich bereits im September und Oktober berichtet, dass die Zahl der Deserteure in der ukrainischen Armee bei 30 Prozent oder weit über 100.000 liegt. Zu dieser Zeit haben deutsche Medien wie der Spiegel noch regelmäßig die hohe Motivation und Kriegsbereitschaft der Ukraine und ihrer Streitkräfte gelobt, von den tatsächlichen Zuständen dort hat man in deutschen Medien wie dem Spiegel nichts erfahren. Wer das erfahren wollte, musste schon russische Medien konsumieren (was wegen der Sprache und der Zensur russischer Medien in der EU natürlich schwierig ist), oder den Anti-Spiegel lesen.
Der Spiegel hat die Probleme erst am 2. Januar in einem Artikel mit der Überschrift „Fahnenflucht und Ausrüstungsmangel – Ukrainische Militärexperten kritisieren Armeeführung“ thematisiert. Der Artikel beleuchtet die Probleme nicht allzu genau, aber immerhin werden die Kernfakten mal genannt. Zum einen schreibt der Spiegel:
„Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft des Landes wurden seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 mehr als 100.000 Soldaten wegen Desertion angeklagt. Das berichtet die Nachrichtenagentur »AP«. Fast die Hälfte von ihnen hat allein im vergangenen Jahr Fahnenflucht begangen. Die tatsächliche Zahl der Deserteure dürfte noch viel höher sein.“
Da ist der Spiegel mal wieder sehr langsam, denn dass in der Ukraine mehr als 100.000 Soldaten wegen Desertion angeklagt wurden, wurde in Kiew schon Ende Oktober mitgeteilt. Und dass die Zahl noch viel höher sein dürfte, ist noch länger bekannt, denn sogar schon Anfang Oktober wurde in der Ukraine die Zahl von geschätzten 170.000 Deserteuren genannt.
Es ist dem Spiegel natürlich hoch anzurechnen, dass er überhaupt mal Teile der Wahrheit berichtet, aber es bleibt die Frage, warum er das mit drei Monaten Verspätung tut.
Die ukrainische 155. mechanisierte Brigade „Anna von Kiew“
In dem Artikel berichtet der Spiegel auch über das Beispiel der 155. mechanisierte Brigade „Anna von Kiew“:
„Der Journalist Jurij Butussow schildert auf dem ukrainischen Portal »Censor.net« den Fall der neuen 155. mechanisierten Brigade, Prestigeprojekt einer Kooperation mit Frankreich. Noch bevor die Brigade an die Front kam, seien 1700 ihrer Soldaten desertiert – darunter angeblich 50 schon während der Ausbildung in Frankreich. In der Aufstellungsphase seit März 2024 seien zudem 2500 Soldaten der Brigade erst zugeteilt, dann aber wieder in andere Einheiten abkommandiert worden. Die Brigadeführung habe in Frankreich kaum mit ihren Soldaten üben können.“
Der Spiegel erwähnt in seinem Artikel auch, dass die Brigade schlecht ausgerüstet in den Kampf geschickt wurde, hohe Verluste hatte und dass außerdem Soldaten der Brigade auf andere Einheiten verteilt wurden.
Die Ausbildung der Brigade war ein Prestigeprojekt von Präsident Macron, der der Ukraine versprochen hatte, eine Elitebrigade auszubilden und auszurüsten. Dass das ein Reinfall werden würde, konnte man in russischen Medien schon Monate vorher erfahren. Ich habe immer wieder Berichte des russischen Fernsehens aus Europa übersetzt, in denen die Brigade Thema war. Dass die Brigade unterbesetzt war und dass Soldaten der Brigade auf andere Truppenteile verteilt wurden, hat das russische Fernsehen schon Mitte November berichtet. Und Mitte Dezember hat das russische Fernsehen bereits über den Kampfeinsatz der Brigade, die Verluste und die Desertationen berichtet.
Wieder fragt man sich, warum der Spiegel Wochen oder Monate braucht, bis er seinen Lesern berichtet, was längst bekannt ist.
Inzwischen wird klar, dass die in Frankreich ausgebildete Brigade keine Elitetruppe, sondern wohl eine der schwächsten Einheiten der ukrainischen Armee ist, was in Russland auch schon vor Wochen berichtet wurde, weil die Ausbildung in Frankreich geradezu lächerlich war. Sie fand auf gepflegtem Rasen in brusthohen Schützengräber ohne Drohnen statt und alle Fahrzeuge fuhren auf sauber asphaltierten Straßen an die simulierte Front. Dass die Realität an der Front eine vollkommen andere ist, konnte ich bei meinen Reisen an die Front mehr als einmal erleben.
Aktuell wird aus der Ukraine gemeldet, wie schlimm der Zustand der Brigade tatsächlich ist. Schon während der Ausbildung in Frankreich sind mindestens 55 Soldaten desertiert. In der ukrainischen Armee sind seit Beginn der Eskalation 2022 30 Prozent der Soldaten desertiert, diese Brigade hat die Quote von 30 Prozent Deserteuren schon nach etwa einem Monat an der Front erreicht. Sogar ein Kompaniechef der Brigade hat seine Soldaten zum Desertieren aufgefordert und er selbst ist ebenfalls desertiert.
Natürlich geht es nicht ohne Geschichtsfälschung
Ach so, ich hätte es fast vergessen, aber auch der Name der Brigade ist ein schlechter Witz, denn die aus der Dynastie der Rurikiden stammende Prinzessin „Anna von Kiew“ hieß tausend Jahre lang in allen Dokumenten und Geschichtsbüchern Anna von Russland. Sie wurde mit Heinrich I. von Frankreich verheiratet und war von 1051 bis 1060 Königin von Frankreich. Die damals in Kiew herrschenden Rurikiden werden im deutschen Wikipedia übrigens immer noch als „russisches Fürstengeschlecht“ bezeichnet.
Aber da Russland heute bekanntlich ganz böse ist und die Ukraine behauptet, sie habe eine ganz lange zurückreichende Geschichte, schreibt man kurzerhand die Geschichte um und gibt historischen Persönlichkeiten neue Namen, die zum heutigen politischen Narrativ passen. Daher muss Anna von Russland nun „Anna von Kiew“ heißen und so als Namensgeberin der in Frankreich ausgebildeten ukrainischen Brigade herhalten.
Ob der Spiegel das jemals erwähnen wird, ist allerdings fraglich.
15 Antworten
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Also ich wäre schon in Frankreich abgehauen. In der Ukraine könnte „desertieren“ inzwischen auch schon für nicht befohlenes Ableben stehen, wer kann es schon sagen.
Man muss schließlich die Verlustzahlen im Zaum halten, damit sich noch ein paar Deppen erfolgreich an die Front karren lassen.
Und klar, die Ausbildung von Soldaten ist in Frankreich nicht so, wer hätte das gedacht? Wahrscheinlich war es sogar normale NATO-Programm.
Ich muss immer lachen wen ich „Elite Brigaden oder Battalione höre“ Als ob man
aus Zwangs Rekrutieren in 4-5 Wochen oder so Elite Soldaten schnitzen könnte..
In der Zeit kann man froh seinen jemand beizubringen sich nicht selbst abzuknallen oder sich selbst in die Luft zu jagen.. mit viel Glück…
Ihnen auch noch zu versuchen die Hightech überlasten westlichen militärische Spielsachen zu erklären ist einfach naiv…
Aber ich versteh schon das Wort „Elite“ lässt sich halt besser verkaufen und passt besser ins gesamt Bild..
Also unterm Strich ist Anna wieder mal eine verdammt teure Zeitungsente…. Was für eine Überraschung
Auch wenn die Zahlen der Deserteure stimmen sollten, so läßt sich kein desolater Zustand der ukrischen Armee erkennen : denn läge der vor, so ergäbe sich eine Lage wie ab dem 27. November in Syrien und der Spuk wäre bald aus.
Das denke ich nicht, denn einerseits ist der Nationalstolz vieler Ukrainer immer noch sehr hoch, und es sind ja nicht nur zwangsrekruetierte an der Front. Noch gibt es dort durchaus Elitesoldaten. Auch ich habe Kontakte nach z.B. nach Cholodnje, bei Donezk, welche Bekannte in der russischen Armee haben, und die bestätigen das.
Aber man merkt ja doch schon, anhand des raschen Vorrückens der Russen, dass da imer mehr Ukrainer desertieren und kapitulieren, da sie wissen, dass sie in russischer Gefangenschaft einerseits sicher sind, und es ihnen dort besser geht als in der ukr. Armee. Viele davon, auch das wurde mir von meinem Kontakt berichtet, flehen die Russen sogar an sie nicht auszutauschen. Warum wohl 🙂
Dazu kommt, dass, ist zwar Spekulation, aber mein bester Freund hier in Wien, Igor, ehemalgier FSB-Mitarbieter, lebt schon seit Jahren hier, hat mir angedeutet, dass es möglicherweise Absprachen ab, die Russen dann mehr oder weniger Alibi-halber Luftangriffe geflogen sind, um Assad einen Rückzug zu ermöglichen.
Ja ist Spekulation, muss man dazu sagen, aber würde eben auch erklären, warum die syirsche Armee praktisch geschlossen geflohen ist.
Aber auf jeden Fall kann man Syrien nicht mit der Ukraine vergleichen.
@ Thomas Rothbauer
Richtig, Syrien ist eine völlig andere Baustelle.
“ dass es möglicherweise Absprachen ab, die Russen dann mehr oder weniger Alibi-halber Luftangriffe geflogen sind, um Assad einen Rückzug zu ermöglichen.“
Nicht nur möglicherweise. Das ist keine Spekulation, sondern entspricht exakt den Tatsachen.
Worauf begründet sich dieser Stolz denn? Die Aussicht in Europa irgendwann mal den Spitzenplatz der korrupten Staaten einzunehmen?
Aber ist auch egal, ich kann mir nicht vorstellen, das irgendwelche auf der Straße eingefangene Männer nach Frankreich geschickt wurden. Das werden schon Freiwillige gewesen sein.
Aber vielen Dank für den Einblick aus zweiter Hand, kann nie schaden.
Der syrischen Armee wurde befohlen, keinen Widerstand mehr zu leisten. Die HTS-Terroristen sind einfach durchgefahren. Da wurde nicht gekämpft!
Warten wir mal, was die „Elite“ in Odessa macht? Die Zeit wird dafür bald reif sein?
Russland oder Ukraine… Hauptsache Italien!
😀
Ich fürchte es geht noch schlimmer ! Also in etwa so in die Richtung
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/russland-bilanz-ukraine-krieg-soldaten-militaer-drohne-analyse-100.html
Zum Schluss kommt immer ja genau Angaben gibt es nicht die Zahlen von beiden Seiten könnte man nicht nachprüfen! Ich fürchte so kurz vor den Wahlen werden unsere Medien hier im Westen nicht ehrlich werden!
Denn dann müsste man zugeben OK die vielen Mrd. € waren alle für die Katz. Dies ALLES während wir bei der eigenen Bevölkerung deutlich über den Anschlag hinaus gespart haben. Nicht nur bei Gesundheitswesen. Sondern auch allgemein bei der Infrastruktur. Die ja allgemein marode ist.
Zitat – Bahn plant Digitalisierung von Zugstrecken in Deutschland vorerst zu stoppen – bleibt S21 die Ausnahme?
Mehrere Insider, darunter auch die Landesverkehrsminister aus Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, haben die Existenz dieser Pläne bestätigt. Demnach sollen alte und marode Stellwerke nicht – wie bisher geplant – durch neue digitale Stellwerke ersetzt werden, sondern durch herkömmliche elektronische Technik.
Bahn will kaputte Anlagen durch die „bewährte Technik der 90er Jahre“ ersetzen.
in Deutschland gibt es noch Eisenbahntechnik aus dem 19 Jhrh.. Thale Stellwerk 1897 oder auch DO. Barup Natürlich darf man dies nicht unbedingt öffentlich sagen. Usw. usw.
So wie die ukrainischen Soldaten ausgebildet wurden, genauso sind die NATO Soldaten ausgebildet. Es sind Schönwettersoldaten, die sich vor allem nicht mit dem Drohnenkrieg auskennen. Mich wundert auch, dass nur 55 Soldaten in Frankreich desertiert sind. Da befinden die sich schon in der EU, haben alles Recht auf Asyl und brauchen nur über den Zaun zu hüpfen. Wenn die in der Kokaine desertieren, dann müssen die sich verstecken vor den Häschern, die diese einfangen. Nun ich schätze, dass da junge übermotivierte Männer gekommen sind, die erst an der Front erfahren haben, wie Scheiße doch Krieg ist.
An alle BW Soldaten. Das werdet ihr auch erfahren. Wer den Einsatz von euch überlebt, wird einen geistigen Knaks haben und in Deutschland wird euch keiner diesen Einsatz danken. Als Veteranen werdet ihr dann wie Dreck behandelt. War schon immer so. Selbst in den USA, in der das Militär in der Bevölkerung hoch angesehen ist, sind die Soldaten, die aus Vietnam zurückkamen wie Dreck behandelt worden. Wer von euch in den Krieg zieht kann nur in eine lose lose Situation kommen.
…wenn man die Videos aus dem Raum „Kursk“ so anschaut, hat sich die „Ukrainische Offensive“ für die Russische Armee gelohnt !!… ….ziemlich viele Ukros wurden „neutralisiert“ und auch die NATO – Waffen, wurden in Mengen verschrottet !!…
…die NATO wird bachliefern müssen, ihre eigenen Truppen haben ja noch Waffen, die könnten sie den Ukrainern „ausleihen“ und die „nachproduzierten“ Waffen, könnten dann die Bestände auffüllen, auch wenn es JAHRE dauern wird ??..🤣🙈
Sie haben recht es ist wirklich irrsinnig was in Kusk in dieser kurzen Zeit an westlicher Militär Technik zerlegt wurde..
Als ob das ganze Zeug auf Bäumen wachsen würde und nix kosten würde oder der Nachschub dauerhaft und regelmäßig nachkommt..
Russland hätte nichts besseres passieren können.. Und der Witz ist der kleine Clown in Kiew sendet immer mehr dort hin..
Ist für Kiew und Co. eine wirklich teure politische Propaganda Zeitungsente..
Aber der größte Witz an der Sache ist das wen die Ukraine eine Strategie des zuschlagen mit schnellen Rückzuges auf eigenes Gebiet bei stärken Widerstand des Gegenüber und das immer und immer wieder durchgeführt..
Das hätte Russland tatsächlich mehr Ärger bereiten als zu versuchen irgend wo russisches Gebiet zu halten wo man nicht mal die Lufthoheit des Operativen Gebietes hat..
Die dazu benötigten Mobilität hat Kiew oder besser gesagt hatten sie..
Die Ardenneno… Kurskoffensive ist halt sein letzter Strohhalm, die letzte Verheißung Macht und Größe ausstrahlen zu können. Daher muss sie so lange wie möglich aufrecht erhalten werden.
Und was die Kriegstaktik angeht. Das hätte man so machen können, ob es etwas gebracht hätte ist schwer zu sagen. Die Städte auf dem Weg an sich sind nicht kriegswichtig, da der Nachschub aus dem Westen kommt und Flüchtlinge in den Westen gehen können.
Stattdessen versucht man mit einer argumentativen „Blut und Boden“-Theorie Beimischung, alles zu verteidigen. Und wie ging das noch mal… wer alles verteidigt, verteidigt nichts?
Allein schon wie die sich zunehmend mindestens halb einkesseln lassen. Wird ganz schön Körner kosten. Wo die Russen doch ausreichend Artillerie und Drohnen haben um die Ukrainer dann aus sicherer Entfernung und aus bis zu drei Richtungen einzudecken. Da frage ich mich ernsthaft, wie die Ukrainer dass überhaupt mit dem Nachschub geregelt bekommen. Und das alles manchmal über Wochen, nur für ein paar Dörfchen.
Was in dem Artikel aber fehlt, ist der Hinweis, dass die systematisch Vernichtung der Russichen Bevölkerung mit zum Plan gehört.
Kiev sollte niemals Russland Millitärisches in die enge treiben! Das war nie der Plan!
Sonder in einen langen blutigen Bürgerkrieg treiben, und diese Aufgabe erfüllt Kiev hervorragend.
Den USA ist es egal auf welcher Seite der Barrikaden Russen sterben, Hauptsache sie sterben.
(Für die USA gibt es keine „Ukrainer“ es sind alles Russen)