Leserfragen

Warum berichtet der Anti-Spiegel nicht über Meldungen über „Chinesen in der russischen Armee“?

Vor einigen Tagen wurde gemeldet, dass angeblich "Chinesen in der russischen Armee" kämpfen und Leser haben mich gefragt, warum ich darüber nicht berichte. Bitte sehr, kein Problem.

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was an der Meldung, die vor einigen Tagen durch die deutschen Medien geisterte, so sensationell sein soll. Selensky hat erklärt, die Ukraine habe zwei Chinesen gefangen genommen, die im Donbass für Russland gekämpft haben, und auch Videos von ihnen veröffentlicht. Na und?

Auf beiden Seiten kämpfen ausländische Freiwillige, die für ihren Einsatz an der Front bezahlt werden und daher auch als Söldner bezeichnet werden. Natürlich, die Regeln der Propaganda sind simpel, daher sind für westliche Medien Ausländer, die auf ukrainischer Seite kämpfen, „Freiwillige“, während Ausländer, die auf russischer Seite kämpfen, für westliche Medien „Söldner“ sind. Umgekehrt gilt das gleiche.

Daher war die Meldung, dass Chinesen in der Ukraine in Kriegsgefangenschaft geraten sein sollen, für mich nicht sonderlich überraschend. Auf ukrainischer Seite kämpfen Ausländer aus aller Herren Länder und auf russischer Seite auch. Und manchmal geraten die eben auch in Kriegsgefangenschaft. Was ist daran jetzt die Sensation, über die ich schreiben sollte?

Kriegspropaganda

Tatsächlich ist daran nichts Sensationelles, aber die deutschen Medien haben daraus eine Sensation gemacht. Für den Spiegel durfte Christian Esch, früher Büroleiter des Spiegel in Moskau, der für seinen irregeleiteten moralischen Kompass hinlänglich bekannt ist, und heute in Kiew für den Spiegel arbeitet, einen Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Anwerbung von Söldnern – Wie viele Chinesen kämpfen in der russischen Armee?“ schreiben. Der Artikel ist, wie bei Esch üblich, sehr einseitig und im Grunde zitiert er nur Selenskys Behauptungen, also die ukrainische Kriegspropaganda.

Der Artikel beginnt mit folgender Einleitung, die schon zeigt, was der Sinn der Meldung ist:

„In der Ukraine kämpfen auch Chinesen in russischer Uniform. Peking streitet ab, dass es viele sind. In Kyjiw legt Präsident Selenskyj nun eine Liste mit mehr als 150 Fällen vor. Er hofft auf eine Reaktion von Donald Trump.“

Selensky hat das aus Verzweiflung genau jetzt in die Medien gebracht, weil er mit allen Mitteln versucht, Trumps Friedensverhandlungen zu stören. China ist bekanntlich der Gegner Nummer 1 der USA, weshalb die Meldung über Chinesen in der russischen Armee Trump verärgern und zu einer Reaktion provozieren soll.

Und genau das versucht Selensky verzweifelt, was bei Herrn Esch vom Spiegel so klingt:

„Das Pekinger Außenministerium dementiert sofort: »Völlig haltlos« nannte ein Sprecher die Vorwürfe, schließlich habe die chinesische Regierung ihre Bürger aufgefordert, »sich in keiner Weise an bewaffneten Konflikten zu beteiligen«. (…) Aber schon am Mittwoch hat die Kyjiwer Führung Informationen vorgelegt – einschließlich Passdaten und Dienstrang chinesischer Söldner. 155 Chinesen kämpften auf russischer Seite, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj (…) Die chinesischen Söldner sind weniger an der Zahl, und anders als die Nordkoreaner vermutlich nicht von der Führung geschickt worden. Das behauptet man in Kyjiw auch nicht. »Wir sagen nicht, dass jemand eine Anweisung gab«, sagte Selenskyj. »Wir fixieren bloß dank der Daten und Details, die wir haben, dass China auf dem Niveau offizieller Vertreter von der Entsendung wusste.«“

Wir fassen zusammen: In der Ukraine sind ein paar Chinesen in Kriegsgefangenschaft geraten, die auf russischer Seite gekämpft haben. Niemand beschuldigt China, Soldaten geschickt zu haben, es sind also Leute, die als Freiwillige oder Söldner in den Krieg gegangen sind.

Da stellt sich wieder die Frage: Wo ist das Problem? Auf ukrainischer Seite kämpfen tausende ausländischer Söldner, von denen immer wieder welche in Kriegsgefangenschaft geraten. Das ist in diesem Krieg vollkommen normal.

Fragen, die der Spiegel nie stellen würde

Dass Esch, wie eigentlich alle Spiegel-Redakteure, ihr Publikum (anscheinend zu recht) für nicht allzu intelligent halten, zeigt dieser Teil des Artikels:

„Russland weite auf diese Weise den Krieg aus, sagte der ukrainische Präsident: »Sie ziehen gerade China in diesen Krieg hinein – und das, ehrlich gesagt, auf eine so direkte, billige Art.«“

Das lässt Esch so stehen, anscheinend seinen Lesern zu erklären, dass das eine nun wirklich sehr dumme Aussage ist. Wenn die Tatsache, dass einige Chinesen freiwillig auf russischer Seite kämpfen, bedeutet, dass Russland „gerade China in diesen Krieg hineinzieht“, was bedeutet dann die Tatsache, dass Russland schon Dutzende freiwillig auf ukrainischer Seite kämpfende Westler (Briten, Polen, etc.) gefangen genommen hat?

Das würde doch bedeuten, dass all diese Länder von der Ukraine „in diesem Krieg hineingezogen“ werden, oder nicht?

Aber diese Frage würde der Spiegel natürlich nie stellen, denn für den Spiegel ist es ja nicht einmal eine Kriegsbeteiligung der USA, wenn die USA die Ziele für den Beschuss mit US-Raketen in Russland selbst festlegen. Über den entsprechenden Artikel der New York Times hat der Spiegel, wenn auch mit einigen Tagen Verspätung, berichtet, dabei aber keinerlei Fragen zur offensichtlichen Kriegsbeteiligung der USA gestellt.

Der Spiegel ist kein „Nachrichtenmagazin“, der Spiegel ist einerseits ein Sprachrohr der ukrainischen Kriegspropaganda, die er eins-zu-eins weiter gibt, und andererseits verschweigt er seinen Lesern alles, was nicht in das Bild der ukrainischen und westlichen Kriegspropaganda passt. Das ist per Definition kein Journalismus.

Aber ich komme schon wieder vom Hundertsten ins Tausendste. Jedenfalls ist die Meldung, dass anscheinend auch einige chinesische Freiwillige in dem Krieg kämpfen, keine Sensation. Und man kann übrigens nicht ausschließen, dass vielleicht auch auf ukrainischer Seite Chinesen, beispielsweise aus Taiwan, kämpfen. So ist dieser Krieg eben: Auf beiden Seiten gibt es ausländische Freiwillige.

Ach so: Nur um Missverständnisse zu vermeiden, muss ich darauf hinweisen, dass Freiwillige oder Söldner das Eine sind, etwas anderes ist es aber, wenn ein Land offiziell seine Soldaten in den Kampf in der Ukraine schickt. Das wäre dann tatsächlich eine Kriegsbeteiligung.

Am Sonntag hat die Times berichtet, dass Großbritannien genau das getan hat. Und raten Sie mal, was Spiegel-Leser darüber erfahren haben? Nichts, der Spiegel fand den Times-Artikel nicht interessant genug, um seinen Lesern davon zu berichten.

Aber wahrscheinlich kommt darüber, wie schon beim Artikel der New York Times, beim Spiegel in den nächsten Tagen ein Artikel, der das Ganze möglichst harmlos aussehen lässt. Der Spiegel braucht eben etwas länger, um sich zu überlegen, wie er Dinge, die nicht ins gewollte Bild passen, so darstellt, dass seine Leser nicht darüber stolpern.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

26 Antworten

  1. Die russischen Behörden sollten, als Reaktion auf solche Berichte, auch Daten von gefangengenommenen Söldnern veröffentlichen, die auf ukrainischer Seite kämpfen. Dürfte eine verdammt lange Liste werden, vermute ich mal.

  2. „Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Dekret unterzeichnet, das Ausländern, die einen Vertrag über den Dienst in den russischen Streitkräften abgeschlossen haben, die russische Staatsbürgerschaft verleiht.

    Dies wurde in einem Dokument auf dem russischen Portal für Rechtsakte bekannt gegeben.

    ‚Ausländische Staatsbürger, die einen Vertrag über den Militärdienst in den russischen Streitkräften oder militärischen Formationen während der besonderen Militäroperation abgeschlossen haben oder die in den russischen Streitkräften oder militärischen Formationen während der besonderen Militäroperation dienen, haben das Recht, die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen‘, heißt es in dem Dokument.

    Dem Dokument zufolge haben auch Familienangehörige von Ausländern, die einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnet haben, Anspruch auf die russische Staatsbürgerschaft.

    Dazu gehören Ehegatten, Kinder und Eltern.

    Das Dokument fügt hinzu, daß auch ausländische Staatsbürger, die aus dem Militärdienst in den Streitkräften der Russischen Föderation oder in militärischen Formationen während einer besonderen Militäroperation entlassen wurden, Anspruch auf die Staatsbürgerschaft haben.

    Das Dekret tritt Berichten zufolge am Tag seiner Veröffentlichung in Kraft.

    Berichten zufolge unterzeichnete Putin ein ähnliches Dekret im September 2022. In der vorherigen Version betrug der Zeitrahmen für die Prüfung des Antrags drei Monate, in der neuen Version nur noch einen Monat.

    In der alten Fassung des Dokuments hieß es außerdem, daß der Antragsteller mindestens sechs Monate lang im Verteidigungsministerium gedient haben muß, während die neue Fassung diese Klausel nicht enthält.“

    The Cable, Nigeria, by Jesupemi Are, January 4, 2024
    https://www.thecable.ng/putin-signs-law-granting-citizenship-to-foreigners-serving-in-russias-armed-forces

  3. Selenski sagt viel, wenn der Tag lang ist und wenn er Russland eine reindrehen will. Russland ist groß und sicherlich leben auf russischen Territorium auch ein paar Chinesen. Es sollen ja schon Nordkoreaner mit gekämpft haben. Ich glaube Selenski prinzipiell nichts. Er hat schon viel zu oft gelogen und False Flag Situationen herbeigeführt. Er ist kein Mann von Ehre.

  4. Erlass des Präsidenten der Russischen Föderation vom 04.01.2024 № 10
    „Über die Zulassung ausländischer Bürger, die einen Vertrag über den Militärdienst in den Streitkräften der Russischen Föderation oder in militärischen Formationen abgeschlossen haben, und ihrer Familienangehörigen zur Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation“.
    http://publication.pravo.gov.ru/document/0001202401040001

    Es stellt sich die Frage, ob es Chinesen sind oder russische Staatsbürger chinesischer Herkunft. Aber davor stellt sich die Frage, was an den Angaben des Zelensky-Regimes überhaupt wahr ist. Was nicht reine Erfindung ist, ist meist derart entstellt, daß es als Information unbrauchbar ist.

  5. Selbst Otto von Bismarck hat zum Thema schon geschrieben > Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. <
    Es geht nicht darum zusagen OK auf beiden Seiten kämpfen so genannte Söldner! Sondern man versucht dem
    Gegner hier Russland noch am Zeug zu flicken.
    Kürzlich wurde in den Medien (ARD) über das Thema Brücken in Deutschland gesprochen. Ja so der Hinweis nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden würde man nun genauer hinschauen und eher einmal eine Brücke abreißen. Da fällt einem die Frage ein – wie hat man vorher geprüft! Wenn man inzwischen mitbekommen hat, dass zu viele Brücken marode sind. Zuerst meinte man ja der Stahl aus der DDR wäre Schuld gewesen. Aber im Westen….
    In Wirklichkeit ist man in Deutschland voll auf Verschleiß gefahren.
    Genau so ist es im Gesundheitswesen, jetzt ist man völlig verwundert wenn die Pflegekasse regelrecht auseinander fällt.
    Das heißt man ist es gewohnt mit dem Finger auf Andere zu zeigen während in Deutschland, GB udgl.. die Bude regelrecht abbrennt!

  6. Schicht und einfach erklärt… – die billigste Methode, die eigenen Mörderbanden in fremden Territorien „legal“ darzustellen – ist, dem „Feind“ die gleichen Praktiken vorzuwerfen – nur halt mit viel lauterem G’schrei….. 🧐😎

  7. 95% der Deutschen können einen Mongolen nicht von einem Chinesen unterscheiden und Ukrainer, welche man hier bestaunen darf, sind nicht in der Lage einen Affen von einem Nilpferd zu unterscheiden.
    Selenski als Angehöriger der Auserwählten, unterstelle ich einen IQ unter 50 und damit die Unfähigkeit ein Nilpferd von einem Chinesen zu unterscheiden…

    Alles lustig, wenn es nicht so ernst wäre.

  8. Der Spiegel ist kein „Nachrichtenmagazin“, der Spiegel ist einerseits ein Sprachrohr der ukrainischen Kriegspropaganda

    Absolut richtig, aber der Tag wird kommen, da werden diese Möchtegern Journalisten dafür die Verantwortung tragen. Die sollten sich nicht zu sicher fühlen.

    1. Nun ja…..die Hoffnung stirb zuletzt….
      Aber in dem Fall bin ich mir sicher das es KEINEN geben wird der sich Verantworten muss…
      Warum…weil so jeder 2 Denkt und wartet das der andere etwas unternimmt…
      100 Kommentare in Sozialen Medien ersetzen KEINE Minute Live Demonstation…
      Und Demonstaranden gibt es genug SOFADEMONSTRANDEN eben mit 100 nein 1000 Kommentaren…
      Die dann abends ins Bett gehen mit dem Gedanken “ Denen habe ich aber wieder gegeben “

      1. „weil so jeder 2 Denkt“

        Das ist richtig. Genau genommen ist jeder Zweite noch weit extremer. Wenn man die Leute so reden hört, dann sind „Der Spiegel“, Scholz, Baerbock, Merz, Kiesewetter, StraZi noch Monumente der Mäßigung und der Vernunft, verglichen mit den Normaldeutschen jedenfalls.

        Wir haben hier 20, 30 Millionen Deutsche, vielleicht sogar mehr, deren Kriegswut absolut fanatisch ist. Extreme Nazis in „regenbogen statt braun“. Die Frage ist, wie man mit denen fertigwerden soll. Deren Beauftragte in Politik und Medien sind gegen die irrelevant.

  9. Finde es gut, dass hier darauf reagiert wird. Es ist dennoch lächerlich. China ist erpicht darauf, kein Krieg zu führen. Das weiß der Giftler, Rauschkind Schnorrensky nicht. Da er über das Bildungsniveau von Analeno verfügt. Bitte bei diesem einen Artikel belassen da redundant.

  10. Mal eine Frage in die Runde…
    Wo sind den die angeblichen zigtausend Nord Koreaner abgeblieben die ja angeblich laut den kleinen aus Kiew und dem westlichen medialen Blätterwald irgendwo herumhüpfen sollten ?
    Sind die auf Urlaub ?

  11. Macht die Leute doch kirre und gebt handfeste Zahlen für ausländische Kämpfer, falls wieder mal ein Selenskyj rumnölt.

    Nordkorea: 1.234.567
    China: 2.345.678

    und ganz wichtig

    Südkorea: 567.890 Mindestens!

    Dann können sich Merkur, Spiegel, Süddeutsche und NYT wieder mit ganzen „Rechercheteams“ auf die nächste Andromeda Müllstory stürzen.

  12. Nur eine große Menge von Chinesen hätten einen Einfluss vor Ort. Aber wenige Chinesen lernen dort den modernen Krieg, dies hat einen großen Einfluss auf die Chinesische Armee. Wie man sie nennt, ist dabei völlig Egal.

  13. Auch hier im Forum gibt es Leute, die über jedes Stöckchen springen, was man ihnen hinhält. Das ist nicht wertend und auch nicht abfällig gemeint.
    Ich möchte auf einen Artikel aus dem Jahre 2012 hinweisen, der bei ( Voltaire Netzwerk | Rom (Italien) | 24. Februar 2012 ) erschienen ist.
    Leider funktioniert mein Link zu Blackwater nicht mehr, werde aber einen anderen finden.
    Artikel:
    « Die Kunst des Krieges »
    Privatisierung der Kriege
    von Manlio Dinucci
    Link:
    https://www.voltairenet.org/article172895.html
    Wen es interessiert, kann von da Recherchen dazu beginnen.

    Frohe Ostern an alle.

  14. Interessant an der Thematik ist allerdings, dass die reGIERung der UKraine darüber bewusst Fehlinformationen verbreitet hat – sogar Vertreter der Lügenmedien mussten merken, dass die „Beweisfotos“ der UKraine von chinesischen Kämpfern auf der russischen Seite dann den Dateinamen „Koreanischer Soldat“ hatten.

    Das dürfte ein Versuch von Selenskyj sein, Trump auf seine Seite zu ziehen — er weiss, dass Trump China nicht mag, also versucht er, die Verbindungen nach China zu übertreiben, damit Trump Russland dafür verurteilt.

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