Ist das Ende des ukrainischen Gastransits ein Geschenk von Selensky an Trump?
Das Ende des Transits von russischem Gas durch die Ukraine nach Europa macht viel Wirbel, auch wenn deutsche Medien das Thema weitgehend ignorieren. In der Slowakei, wo man auf das russische Gas besonders angewiesen ist, ist die Regierung sauer und droht Kiew mit einem Stromboykott, was wiederum die EU gegen die Slowakei auf den Plan gerufen hat.
Ein Experte der russischen Nachrichtenagentur TASS hat analysiert, was tatsächlich hinter Selenskys Entscheidung, das Gastransit zu beenden, stecken könnte und ich habe seinen Artikel übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Gas-Erpressung: Wie Selensky beschloss, sich Trump zu beugen
Andrej Nisamutdinow über die Frage, wem Kiew mit dem Verbot des Transits von russischem Gas schadet und wem es hilft
Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, warum Kiew sich weigert, das Abkommen über den Transit von russischem Gas nach Europa zu verlängern. Damit hat Kiew nicht nur mehrere EU-Länder ohne Gas zurückgelassen und gleichzeitig Moldawien und Transnistrien, sondern auch sich selbst der Zahlungen beraubt, die Moskau trotz der laufenden Militäroperation treu an Kiew überwiesen hat. Mir persönlich scheint die wahrscheinlichste Version zu sein, dass Wladimir Selensky die für ihn unübliche Weitsicht vor allem deshalb an den Tag legte, um Donald Trump zu gefallen, der am 20. Januar triumphierend ins Weiße Haus zurückkehren wird.
Version eins: „Alle rennen, und auch ich renne“
Bevor wir uns den schwierigen Beziehungen zwischen Kiew und der neuen US-Regierung zuwenden, sollten wir noch einige andere Versionen anschauen. Die vielleicht offensichtlichste ist die Verknüpfung des Transitstopps mit dem Kurs der EU, die „undemokratisches“ russisches Gas ablehnt. Offensichtlich wurde den Europäern dieser Kurs weitgehend von Washington und seinen heimlichen, aber offensichtlichen Erfüllungsgehilfen in der EU-Kommission aufgezwungen. Für die EU erwies er sich im Grunde als selbstmörderisch: Die Einstellung der Lieferungen von billigem Pipeline-Gas führte unweigerlich zu einem starken Anstieg der Energiepreise und in weiterer Folge zu einem Rückgang der Industrieproduktion, einem Anstieg der Wohnnebenkosten, einem Inflationsanstieg und einem Rückgang der Einkommen der Menschen. Es kam sogar zu Aufrufen, die Heizung seltener einzuschalten, nicht mehr als ein paar Mal pro Woche zu duschen und die Bedürfnisse generell zu senken.
Es wurde jedoch bald klar, dass man ein solches Regime nicht lange durchhalten würde, aber einige Länder, insbesondere Deutschland und Großbritannien das die EU verlassen hat, haben ihre Käufe von russischem LNG stark erhöht. Natürlich ist auch das „undemokratisch“ und teurer als Gas aus der Pipeline, aber anscheinend gibt es Zeiten, vor allem im Winter, in denen Wärme und Strom gefragter sind als Demokratie. Die Russophoben in der EU-Kommission sind jedoch am meisten von dem Wunschtraum beseelt, Russland in irgendeiner Weise irreparabel zu schaden, und so wird im Entwurf des 16. Sanktionspakets ein Verbot von LNG-Einfuhren aus Russland vorgeschlagen.
Mit anderen Worten: Der Trend ist längst vorgegeben und da „die Ukraine Europa ist“, hat ihr abgelaufener Präsident seinen Partnern ins Knie geschossen. In dieser Version scheint alles einen Sinn zu ergeben, aber es ist nicht klar, warum er es nicht früher getan hat.
Variante zwei: Dem Nachbarn eins auswischen
Auch diese Möglichkeit erscheint recht wahrscheinlich, vor allem angesichts der Eigenheiten des Charakters des „Kiewer Napoleon“, der meiner Meinung nach einerseits kleinliche Rachsucht mit Arroganz („Ukraine über alles“) und andererseits Unterwürfigkeit gegenüber den starken Nachbarn mit Arroganz gegenüber den anderen verbindet.
Und wer sind nun diese Nachbarn? Lässt man Moldawien beiseite, dessen Bedürfnisse Kiew überhaupt nicht interessieren, bleiben Österreich, Ungarn und die Slowakei übrig, die unter dem Vorwand, Binnenländer zu sein, Ausnahmeregelungen für sich durchsetzen konnten und trotz aller Sanktionen weiterhin russisches Gas über die durch die Ukraine verlaufende Pipeline beziehen. Aber das ist nur die Hälfte des Problems. Schlimmer noch, sie weigerten sich unter verschiedenen Vorwänden und in verschiedenen Formen, Kiew militärische Hilfe zu leisten. Das heißt, in den Augen von Selensky und Co. sind sie doppelte Verräter aus. Wie kann man ihnen da keinen Ärger machen?
Das umso mehr, als von ihnen keine Vergeltungsmaßnahmen zu befürchten sind.
Die europäischen Befürworter weiterer Waffenlieferungen an Kiew – und die sind in der EU in der Mehrheit – haben Wege gefunden, um eine mögliche Blockade der Finanzspritzen zu umgehen. Eine davon war die von der EU unterstützte Entscheidung der G7, der Ukraine ein Darlehen in Höhe von 50 Milliarden Dollar aus den Erträgen der eingefrorenen russischen Vermögenswerte zu gewähren. Das Selensky-Regime hat also keine Geldprobleme mehr. Es kann es sich sogar leisten, den slowakischen Premierminister Robert Fico zu verhöhnen, nach dem Motto: Warum seid ihr so aufgebracht über die Einstellung der russischen Gaslieferungen? Wir zahlen euch eine halbe Milliarde aus dem russischen Vermögen!
Auch die Drohung Bratislavas, als Reaktion auf den Stopp des Gastransits die Versorgung mit knappem Strom zu unterbrechen, hat die ukrainische Regierung nicht erschreckt. Laut dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denis Schmygal hat sich Kiew umgehend an Brüssel gewandt, wo man ihm erklärte, dass die Slowakei als EU-Mitglied solche Entscheidungen nicht allein treffen könne. Und auf der Ebene der EU-Kommission würde das definitiv nicht unterstützt werden.
So kann die ukrainische Regierung völlig ungestraft auf die Slowakei und Ungarn scheißen. Und die Variante „dem Nachbarn eins auswischen“ wäre für alle gut, wenn Selensky nicht wirklich ernste und dringende Probleme hätte. Und die gibt es. Und das wichtigste ist, sein Überleben zu sichern, nicht nur politisch, sondern sehr wahrscheinlich auch im direktesten, physischen Sinne des Wortes.
Version drei, die wichtigste: Überleben um jeden Preis
Viele Experten in der Ukraine, in Russland und in anderen Ländern haben in letzter Zeit die Meinung vertreten, dass Selensky nur so lange an der Macht bleiben wird, wie die Kampfhandlungen andauern, und dass seine Zukunft sehr unklar ist. Natürlich ist dem abgelaufenen ukrainischen Präsidenten selbst klar, dass er bei einem Ende des Konflikts und der Abhaltung von Wahlen einfach weggefegt werden wird. Und die Aussichten auf eine Lösung des Konflikts hängen, wiederum nach allgemeiner Expertenmeinung, nicht von den Nachbarn der Ukraine und nicht einmal von der EU ab, sondern von Russland und den USA. In den Augen Russlands ist Selensky „ein Niemand, den man als Nichts bezeichnen kann“, also können wir wohl nur auf den neuen/alten amerikanischen Präsidenten Donald Trump warten.
Während Trumps erster Amtszeit waren die Beziehungen zwischen ihm und Selensky, gelinde gesagt, nicht gut. Man erinnere sich nur an „Ukrainegate“, das fast mit Trumps Amtsenthebung endete. Um seine Fehler aus der Vergangenheit wiedergutzumachen und sich zu rehabilitieren, ist Selensky bereit, eine Menge zu tun, und die Unterbrechung des Transits von russischem Gas ist nicht einmal eine Bezahlung, sondern, man könnte sagen, eine einfache und angenehme Art, Trump zu gefallen. Es ist ja bekannt, dass er sich schon während seiner ersten Amtszeit aktiv gegen Nord Stream gewehrt und den Europäern das deutlich teurere amerikanische LNG aufgezwungen hat. Einen Monat vor Beginn seiner zweiten Amtszeit forderte Trump die europäischen Partner offen auf, ihre Käufe amerikanischer Energieträger zu erhöhen, und drohte, dass sie andernfalls mit Zöllen und Strafzöllen belegt würden.
Seit dem Beginn der russischen Militäroperation hat sich Kiew von Zeit zu Zeit zur Frage des russischen Gastransits geäußert, aber diese Äußerungen waren in der Regel eher vage und unsicher: werden verlängern wir das Abkommen oder nicht. Erst ein paar Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen wurde klar, dass Biden erledigt ist, dass Harris keine Chance hat und dass Trump im Oval Office sitzen wird. Und das bedeutet, dass man dringend nach Lösungsansätzen für ihn suchen musste.
Der jüngste Angriff ukrainischer Drohnen auf die Kompressorstation Russkaja in der Region Krasnodar, die die TurkStream-Pipeline mit Gas versorgt, passt ebenfalls in die Theorie „Trump ums Überleben zu bitten“. Nach der Sabotage von Nord Stream und der Schließung des ukrainischen Transits ist die Unterbrechung der südlichen Pipelineroute aus Sicht Kiews das beste Geschenk an Trump bei dessen Vorhaben, den europäischen Energiemarkt vollständig zu unterwerfen. Gleichzeitig ist es auch eine Gelegenheit, sich die Gunst des amerikanischen Präsidenten zu sichern und so das eigene Überleben für einen möglichst langen Zeitraum zu garantieren.
„Wir haben Gas in unserer Wohnung, und Sie?“
Es ist schwer zu sagen, wie Trump auf dieses Geschenk reagieren wird. Nach den Aussagen der Kandidaten für Schlüsselpositionen in seiner Regierung zu urteilen, sind alle Optionen möglich. So sagte Scott Bessent, der für das Amt des Finanzministers nominiert wurde, bei einer Anhörung im Senat, er sei „zu 100 Prozent dafür, die Sanktionen, insbesondere gegen wichtige Vertreter des russischen Ölsektors, auf ein Niveau zu erhöhen, das Russland zwingt, an den Verhandlungstisch zu kommen“. Im Gegensatz dazu bot Keith Kellogg, der vermutliche Sonderbeauftragte für die Ukraine, eine teilweise Aufhebung der Sanktionen gegen Russland im Gegenzug für einen Waffenstillstand an.
Trump selbst, der im Wahlkampf versprochen hatte, den Ukraine-Konflikt innerhalb eines Tages zu beenden, ist nun zurückhaltender und sagt, er müsse erst ins Oval Office kommen, und dann werde man sehen. Unterdessen erklärte die ukrainische Journalistin Diana Pantschenko unter Berufung auf Quellen in der Ukraine, in Russland und in den USA, dass „Trumps Team bereits Sanktionen“ gegen Wladimir Selenskys Umfeld und den Leiter seines Büros Andrej Jermak vorbereitet habe. Diese Option ist übrigens auch nicht ausgeschlossen, wenn man das bisherige schwierige Verhältnis zwischen Trump und Selensky bedenkt.
Auch in Europa ist die Stimmung unterschiedlich. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban fordert „buchstäblich um jeden Preis“, um die Sicherheit von TurkStream zu gewährleisten, und verspricht, dass die Sanktionen gegen Russland „aus dem Fenster geworfen werden“ (obwohl „daran noch gearbeitet werden muss“). Sein slowakischer Amtskollege Robert Fico hat angesichts der Tatsache, dass Selensky sich nicht einigen will, aufgegeben und versucht, gleichzeitig einen Dialog mit Moskau und Brüssel zu führen. Die EU-Kommission bereitet, wie bereits erwähnt, ein neues Sanktionspaket vor und hofft, russische LNG-Lieferungen verbieten zu können. Unterdessen kaufen die EU-Länder genau dieses Gas im Rekordtempo: In den ersten 15 Tagen des neuen Jahres importierten sie 837.300 Tonnen aus Russland, ein Rekordwert im Vergleich zu 760.100 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Russland schaut dieser Unruhe mit olympischer Gelassenheit zu. Wir sind selbstversorgend mit Gas und neue Exportrouten werden immer weiter ausgebaut, so dass wir uns nicht im Geringsten um die Gas-Erpressung aus Kiew sorgen. Wenn die Europäer sich weiterhin selbst umbringen wollen, indem sie amerikanisches LNG zum dreifachen Preis kaufen – wie sie selbst sagen -, dann soll es so sein. Aber jeder Versuch, unsere Anlagen anzugreifen, und sei es unter Einsatz westlicher Raketen, wird mit aller Härte beantwortet. Das haben die russischen Streitkräfte neulich bewiesen, als sie die Bodeninfrastruktur des größten unterirdischen Gasspeichers in Stryi (Region Lwow) mit Präzisionswaffen beschossen haben.
Russland ist sogar bereit, über Sicherheitsgarantien für dieses Land zu sprechen, das, wie der russische Außenminister Sergej Lawrow bemerkte, „jetzt Ukraine genannt wird“. Vielleicht sind aber auch gar keine Garantien nötig, denn laut Nikolaj Patruschew, dem Berater des russischen Präsidenten, ist es möglich, dass die Ukraine im Jahr 2025 nicht mehr als Staat existiert. Aber das ukrainische Volk wird bleiben, und das russische Volk wird ihm bereitwillig dabei helfen, den Müll zu beseitigen und Selensky und sein ganzes Unternehmen auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern. Und mit Trump, denke ich, werden wir irgendwie zu einer Einigung kommen, ohne Helfer und Mittelsmänner.
Ende der Übersetzung
6 Antworten
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Warum denn in der Ferne schweifen, wenn das GUTE liegt so nah…. IN 2 Tagen beginnt die Realität ! Punkt.
@ Wie kann man ihnen da keinen Ärger machen?
Das umso mehr, als von ihnen keine Vergeltungsmaßnahmen zu befürchten sind.
Das 16. Sanktionspaket wird nicht realisiert werden, da ab 31.Januar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird nicht mal das erste Sankttinspaket mehr durchführbar ist, durch die Vetos aus Ungarn und Bratislava….
@ 50 Milliarden Dollar aus den Erträgen der eingefrorenen russischen Vermögenswerte zu gewähren. Das Selensky-Regime hat also keine Geldprobleme mehr.
Als Folge der ungarisch-slovakischen Vetos zum 31.Januar 2025 werden das meist in Belgien aufbewahrte Diebesgut frei und fließt sofort zurück zum Eigentümer….
Im übrigen um alle weiteren Versionen des Artikels abzukürzen in der Beantwortung:
Ob die Ukraine überhaupt noch als Staat – 10 Tage nach der Amtseinführung von Trump existiert, sollte man ruhig mal in Frage stellen…..
@ sollte man ruhig mal in Frage stellen…..
wie es der tass-experte auch tut in seinen Auführungen.
Der letzte Satz des Experten ist der interessanteste:
@ Und mit Trump, denke ich, werden wir irgendwie zu einer Einigung kommen, ohne Helfer und Mittelsmänner.
Die erste Einigung wird die Lieferung des amerikanisch-russischen Friedensgases an die europäischen Hohlköpfe sein, zum Preis des amerikanischen LPG Gases….. aus der durch die Amerikaner gepachteten letzte Röhre ….
Interessante Punkte – wir denken es ist ein Mix aus allen… 😉😎
Trübe Aussichten (falls er den Montag erlebt):
„Ein Fokus auf Krieg und Profit
Trumps zionistische Ernennungen könnten ihn in einen Krieg mit dem Iran verwickeln, um sicherzustellen, dass die Erwartungen der MAGA-Anhänger auf der Strecke bleiben. Gleichzeitig hat Trump Maßnahmen wie die Unterstützung von H-1B-Visa verteidigt, die amerikanische Arbeitsplätze an Ausländer – vor allem Inder – vergeben.
„America First“ wird in eine Politik umformuliert, die sich auf Profite und Washingtons Hegemonie konzentriert. Die Konzentration auf Profite wird Einkommen und Vermögen weiterhin in den Händen der obersten 0,1 % belassen. Hegemonie bedeutet Krieg, nicht Frieden.“
„Hegemonie bedeutet Krieg, nicht Frieden.“
… und es ist kein Ende in Sicht!
Die US-Hegemonie bedient das Böse in dieser Welt, und dieses scheint fest mit dem global „erfolgreichen“ Homo Psychopathikus verwoben zu sein.
Die Usa ist ein Schurkenstaat, deren Vasallen ebenso.
Aber vielleicht gibts es zum Jahreswechsel endlich eine Problemlösung und zwar für jeden. Keiner muß mehr teure Stromtarife bezahlen und kann sich vom Stromnetz abklemmen. https://www.quantumeversource.com/product-page/quantum-eversource-3kw-generator
Mehr zum Patent und Funktionsweise gibts unter der google-Suche „Leonardo Corporation e-cat“. Dort gibts Videos zum Latina-Tests mit zwei Renault Twizy, Interviews mit Rossi sowie dem Testbericht des ital. Ingenieurs Marzocchi der damit eine Elektroheizung betrieb und seinen VW e-up damit aufgeladen hat.
Erfinder Rossi hat nach dem Test in Latina nun endlich einen Konzern gefunden der stark investiert.