Mit einer Woche Verspätung

Deutsche Medien berichten endlich über den Wadephul-Prank, aber verschweigen das Wichtigste

Deutsche Medien haben mit einer Woche Verspätung über den Telefonstreich berichtet, den die russischen Prankster dem Merz-Vertrauten Johann Wadephul gespielt haben. Das Wichtigste daran verschweigen die deutschen Medien allerdings.

Es ist immer wieder faszinierend, wie deutsche Medien mit Nachrichten umgehen, die nicht in ihr gewolltes Bild passen. Entweder verschweigen sie sie komplett, oder sie berichten mit deutlicher Verspätung, weil man sich offenbar erst überlegen muss, wie man die Nachricht so darstellt, dass sie nicht ganz so schlimm wirkt, wie sie ist. Mit Journalismus hat das nichts zu tun, denn es zeigt, dass es den deutschen Medien nicht um objektive Berichterstattung geht, sondernd darum, für die Deutschen ein gewolltes Bild zu zeichnen.

Der Telefonstreich, den die russischen Prankster Vovan und Lexus Johann Wadephul gespielt haben, ist dafür eine weiteres Beispiel.

Der Telefonstreich

Am Mittwoch, dem 29. Januar, haben die russischen Prankster Vovan und Lexus den Telefonstreich veröffentlicht, den sie Johann Wadephul gespielt haben. Darüber hat der Anti-Spiegel am gleichen Tag berichtet und in dem Artikel auch das auf Englisch geführte Telefonat verlinkt.

Johann Wadephul ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Bundestag und dort unter anderem für Auswärtiges und Verteidigung zuständig. Außerdem ist er unter anderem auch Leiter der deutschen Delegation zur parlamentarischen Versammlung der NATO. In seiner Position als stellvertretender CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender ist er ein enger Vertrauter von Friedrich Merz und war beispielsweise dabei, als Merz Anfang Dezember Kiew besucht hat.

Ende November 2024 ist es den russischen Prankstern gelungen, mit Johann Wadephul zu telefonieren und ihn glauben zu machen, er würde mit Andrej Jermak, dem Büroleiter von Selensky sprechen, der in der Ukraine als die graue Eminenz der ukrainischen Regierung gilt und von dem viele Analysten sogar behaupten, er – und nicht etwa Selensky – habe die eigentliche Macht in Kiew inne.

Im Gegensatz zu einigen anderen Telefonstreichen der russischen Prankster, die manchmal durchaus sensationelle Informationen ans Licht bringen, enthielt das Gespräch mit Wadephul nichts Sensationelles, es gab nur einige interessante Details.

Das koordinierte Vorgehen der deutschen Medien

Obwohl die Prankster das Video mit dem Anruf am 29. Januar veröffentlicht haben und die Moskau-Korrespondenten der deutschen Medien das sicherlich an die Redaktionen in Deutschland gemeldet haben, und obwohl der Anti-Spiegel, den die Redaktionen der deutschen Medien lesen, am 29. Januar über den Telefonstreich berichtet hat, herrschte danach Schweigen im deutschen Blätterwald. Es gab keinen einzigen Bericht darüber.

Eine ganze Woche lang haben die deutschen Medien das verschwiegen, erst genau eine Woche später, am Mittwoch, dem 5. Februar, haben sie berichtet. Dass die deutschen Medien gesteuert sind und koordiniert vorgehen, ist keine Verschwörungstheorie, wie dieses Beispiel einmal mehr zeigt. Obwohl die Redaktionen der deutschen Medien davon wussten, haben sie es eine Woche verschwiegen und erst am 5. Februar berichtet, wobei ihre Artikel praktisch wortgleich waren.

„Die Welt“ berichtete unter der Überschrift „Russische Komiker – Gespräch über Taurus – CDU-Politiker geht Fake-Anrufern auf den Leim“ und der Spiegel berief sich unter der Überschrift „Kremlnahes Duo – CDU-Politiker Wadephul wird Opfer von russischem Fakeanruf“ auf den Artikel in der „Welt“. Auch die Kieler Nachrichten hat am 5. Februar unter der Überschrift „CDU-Spitzenkandidat aus SH – Russische Internet-Trolle beißen bei Wadephul auf Granit“ berichtet, und weil Wadephul aus einem Kieler Vorort kommt, war der Artikel der Kieler Nachrichten ein regelrechtes Loblied auf Wadephul, der darin als möglicher Verteidigungsminister in einer kommenden CDU-Regierung bezeichnet wurde.

Alle diese Artikel waren im Kern wortgleich und sie alle haben eine Erklärung von Wadephul wörtlich zitiert, die lautete:

„Ich bin ganz offensichtlich Opfer einer gezielten Desinformationskampagne geworden, die jetzt bewusst zur heißen Phase des Wahlkampfs lanciert wird“, so Wadephul. „Der Vorgang unterstreicht, wie skrupellos russische Akteure in den Wahlkampf eingreifen. Alles deutet darauf hin, dass russische Regierungsstellen involviert sind. Der Vorgang hat strafrechtliche Relevanz, weshalb ich Verfahren angestrengt habe und Ermittlungen laufen. Zu Einzelheiten dieser Ermittlungen äußere ich mich nicht. Weder die Unterstützung der Ukraine noch die freie politische Meinungsbildung in Deutschland dürfen darunter leiden. Ich bleibe da klar und unerschrocken.“

Russische Wahleinmischung oder Wadephuls Dummheit?

Was die deutschen Medien verschweigen, ist, dass Wadephul auch nachdem er Anfang Dezember zusammen mit Friedrich Merz Kiew besucht und den echten Andrej Jermak kennengelernt hat, weiterhin den russischen Prankstern Textnachrichten geschickt hat. Wadephul hat auch nach dem Treffen mit dem echten Jermak nicht gemerkt, dass er reingelegt worden war.

Das wurde zwar erst am Sonntag, dem 2. Februar, bekannt, weil ich es erst an dem Tag öffentlich gemacht habe ,und als die deutschen Medien am 5. Februar berichtet haben, wussten sie es alle. Ich habe die Meldung am 2. Februar bei Anti-Spiegel-TV und danach in einem Artikel sogar weltexklusiv gebracht, weil der Wadephul-Prank in Russland kein großes Interesse erregt hat und die Prankster daher keine Gelegenheit hatten, interessierten russischen Medien von diesem brisanten Detail zu erzählen.

Dass die russischen Prankster das Telefonat „jetzt bewusst zur heißen Phase des Wahlkampfs lanciert“ hätten, wie Wadephul theatralisch behauptet, ist Unsinn. Sie hätten das Telefonat auch früher veröffentlicht, aber weil Wadephul so blöd war, den Prankstern noch wochenlang Textnachrichten zu schicken, auch nachdem er den echten Jermak getroffen hatte, haben sie mit der Veröffentlichung noch gewartet, weil ja die Möglichkeit bestand, dass Wadephul doch noch irgendwas Interessantes schreibt, oder dass sich daraus noch ein weiteres, vielleicht interessanteres Telefonat entwickelt.

Wadephul hat den Zeitpunkt der Veröffentlichung also quasi selbst bestimmt.

Darüber, dass Wadephul so dusselig war, wochenlang Textnachrichten, die für Selenskys Büro bestimmt waren, direkt nach Moskau zu schicken, haben die deutschen Medien jedoch kein Wort berichtet.

Aber den deutschen Medien vorzuwerfen, dass sie quasi gleichgeschaltet sind, ist natürlich eine Verschwörungstheorie und „russische Propaganda“. Nur wie erklärt sich dann, dass alle deutschen Medien die Veröffentlichung der Geschichte nicht nur zeitlich koordiniert haben, sondern dass die Berichte auch noch weitgehend wortgleich waren, und dass sie alle das einzige brisante Detail der Geschichte verschwiegen haben, obwohl sie schon drei Tage davon wussten?

Die russischen Prankster

Für alle, die neu auf dem Anti-Spiegel sind und noch nie von den russischen Prankstern gehört haben, will ich hier noch einmal kurz von ihnen erzählen.

Die beiden russischen Prankster Vovan und Lexus haben sich darauf spezialisiert, westliche Politiker und andere Berühmtheiten unter falschem Namen anzurufen und oft gelingt es ihnen dabei, ihren Gesprächspartnern dabei, einiges Interessantes zu entlocken. Ich kenne die beiden persönlich, war schon einige Male als Experte in ihrer Fernsehshow und habe mit ihnen bei Anti-Spiegel-TV auch ein interessantes Interview geführt, dass Sie hier anschauen können.

Sollten Sie von den beiden noch nie gehört haben, finden Sie hierhierhierhier und hier Beispiele dafür, was die Jungs machen. Mein Favorit war übrigens diese Geschichte, über die wir auch in dem Interview gesprochen haben.

Das, was sie machen, nennen sie „Prank-Journalismus“, denn sie wollen mit ihren Telefonstreichen zeigen, wie und worüber die Mächtigen miteinander reden, wenn sie glauben, unter sich zu sein. Manchmal gelingt es den Prankstern, echte Sensationen zu veröffentlichen, meist sind die Gespräche jedoch nicht sensationell, aber deshalb für politisch Interessierte nicht weniger spannend, denn irgendwelche interessanten Details gibt es dabei immer.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

8 Antworten

  1. „Ich bin ganz offensichtlich Opfer einer gezielten Desinformationskampagne geworden, die jetzt bewusst zur heißen Phase des Wahlkampfs lanciert wird“, so Wadephul. „Der Vorgang unterstreicht, wie skrupellos russische Akteure in den Wahlkampf eingreifen. Alles deutet darauf hin, dass russische Regierungsstellen involviert sind. Der Vorgang hat strafrechtliche Relevanz, weshalb ich Verfahren angestrengt habe und Ermittlungen laufen. Zu Einzelheiten dieser Ermittlungen äußere ich mich nicht. Weder die Unterstützung der Ukraine noch die freie politische Meinungsbildung in Deutschland dürfen darunter leiden. Ich bleibe da klar und unerschrocken.“

    Mit so einem Schwachsinn kann man wirklich nur noch die Deutschen MSM Leser beeindrucken.
    Und falls evtl. doch nicht, springen sofort sämtliche Faktenfüchse und – Checker aus allen Löchern.

    Ein wirkliches Armutszeugnis, das wir da vorgeführt bekommen. Berufsopfer bei der Arbeit.
    Das er auch noch als möglicher „Verteidigungsminister“ gesehen wird, setzt dem ganzen Elend
    die Krone auf. 🙁

  2. Tja unsere Unabhängigen Medien eben…NICHT nur in DE, wie es scheint in der Gesamten Westblase.
    Was bedeutet „unabhängig“ in der englischen Sprache?

    Cambridge Wörterbuch :

    unabhängiges Adjektiv (NICHT BEEINFLUSST)
    in keiner Weise von anderen Personen, Ereignissen oder Dingen beeinflusst oder kontrolliert
    American Heritage Dictionary of the English Language (5. Auflage) und andere:

    unabhängig /ĭn″dĭ-pĕn′dənt/ Adjektiv
    Wird nicht von einer ausländischen Macht regiert; ist selbstregierend.
    Frei vom Einfluss, der Führung oder der Kontrolle einer oder mehrerer anderer Personen; selbstständig.
    „ein unabhängiger Geist.“
    Nicht von jemand oder etwas anderem bestimmt oder beeinflusst; nicht kontingent.
    „eine vom Ergebnis der Studie unabhängige Entscheidung.“
    Keiner politischen Partei oder Organisation angeschlossen oder ihr gegenüber loyal.
    Nicht von einem größeren oder kontrollierenden Unternehmen abhängig oder mit einem solchen verbunden.
    „ein unabhängiges Lebensmittelgeschäft; ein unabhängiger Film.“
    Nicht auf die Unterstützung, Pflege oder Finanzierung anderer angewiesen; selbsttragend.
    Bereitstellung oder Vorhandensein eines ausreichenden Einkommens, um ein Leben ohne Arbeit zu ermöglichen.
    „eine Person mit unabhängigen Mitteln.“
    Nach den jüngsten Enthüllungen, dass viele Medien und Journalisten direkt oder indirekt von US-Regierungsorganisationen wie USAID oder NED finanziert werden, haben sich die Mainstream-Medien vorgenommen, die Bedeutung von „unabhängig“ neu zu definieren.

    Als „Unabhängig“ gilt heute offenbar jeder, der seinen Gehaltsscheck aus den USA bezieht und gleichzeitig Berichte oder Gerüchte produziert, die in die Narrative der US-Politik passen.❗❗❗
    .

  3. Also ich gehe davon aus das die beiden zumindest von russischen Geheimdienst unterstützt werden weil niemand so viele Treffer landen kann, ohne Hilfe von Professioneller Seite. Aber lustig ist es schon und die Politiker werden so richtig Vorgeführt. Zersetzung auf Moderne Art.

  4. >> „Ich bin ganz offensichtlich Opfer einer gezielten Desinformationskampagne geworden, die jetzt bewusst zur heißen Phase des Wahlkampfs lanciert wird“, so Wadephul. „Der Vorgang unterstreicht, wie skrupellos russische Akteure in den Wahlkampf eingreifen. Alles deutet darauf hin, dass russische Regierungsstellen involviert sind.

    Der Vorgang unterstreicht vor allem, dass deutsche Spitzenpolitiker entweder ihre eigenen Geschichten vom pösen Russen selber nicht glauben, oder komplett unfähig sind.

    In Zeiten von NSA, kriminellen Internetbetrügern und – möglicherweise – russischen und chinesischen Spionen sollte es eigentlich selbstverständlich sein, wenigstens die elementarsten Sicherheitsmaßnahmen ein zu halten. Heutzutage lernen Kinder in der Grundschule, nicht auf Nachrichten von unbekannten Absendern zu antworten. Erwachsene, die die Regel nicht kennen oder nicht beachten, ändern ihre Einstellung schnell, wenn ihr Bankkonto leergeräumt wurde wegen ihrer Saumseligkeit.

    Wenn Möchtegern-Kanzler Merz kein fähigeres Spitzenpersonal finden kann, dann muss man leider konstatieren, dass er und seine CDU nicht regierungsfähig sind.

  5. „Die“ Medien? Der Chor? Der Gleichtakt?
    Links … Links … Links zwo drei vier —

    Die Dummheit ihrer Propaganda, basiert auf der These, das die Leute sich nicht informieren können.
    Früher war das eben Westfernsehen und heute Ostfernsehen?

  6. Der Wadepuhl der ist so intelligent, der hat seine Mails weiter nach Russland geschickt, weil er glaubt, dass die Prankster zu dumm sind zu merken, dass er den Spieß umgedreht hat. Zumindest wäre das eine schöne Ausrede, die diese bisherige mittelmäßige Reaktion Wadepuhls vom Intellekt her überflügelt. Selbst das hat er nicht auf die Reihe gekriegt. Der Mann ist ja ein mächtig gewaltiges Sicherheitsrisiko. Da haben die Prankster aber einen gewaltigen Fehler gemacht. Stellt euch doch mal vor, dieser Geistesriese wird tatsächlich Verteidigungsminister. Hier wurden einige zukünftige Chancen vertan.

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