Russische Offensive

Wie das russische Fernsehen über die Offensive bei Charkow berichtet

Die russische Armee ist bei Charkow in die Offensive gegangen. Nach dem erneuten Beschuss der russischen Stadt Belgorod durch ukrainische Raketen war das natürlich ein Thema in russischen Medien.

Die Offensive, die Russland anscheinend bei Charkow eingeleitet hat, wird in Russland mit großem Interesse verfolgt. Hier zeige ich, wie das russische Fernsehen darüber am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick berichtet hat und übersetze den Beitrag aus der Sendung.

Beginn der Übersetzung:

Die Offensive in der Region Charkow wird Belgorod schützen

Bilder veranschaulichen die Offensivaktionen unserer Kämpfer in der Region Charkow am besten. Vor einigen Tagen ist es den Einheiten der Gruppe „Nord“ gelungen, die Front zu durchbrechen und große Lücken in die Verteidigungsstellungen des Gegners zu reißen. Neun Siedlungen in der Nähe der Grenze wurden bereits befreit, am Stadtrand von Woltschansk und in der Gegend von Liptsow haben heftige Kämpfe begonnen. Die Stadt und das Dorf werden seit mehreren Monaten von den Kämpfern des Kiewer Regimes genutzt, um die Mehrfachraketenwerfer zu stationieren, die bei den Terrorangriffen auf Belgorod eingesetzt werden. Unseren Truppen gelang es, einige der in Tschechien hergestellten Raketensysteme und ihr Personal zu vernichten.

Das Kommando der Truppengruppe ist ständig auf der Jagd nach denen, die an der Ermordung von Zivilisten beteiligt waren, aber um Belogorod zu sichern, muss der Gegner von der Staatsgrenze vertrieben werden. Jetzt haben unsere Einheiten schon Dutzende gegnerische Verteidigungsstellungen, Artillerie, die sich in unmittelbarer Nähe der Frontlinie befand, Luftabwehr- und Kommunikationssysteme zerstört. Unseren Kämpfern ist es bereits gelungen, mehr als fünfzig Kämpfer des Kiewer Regimes gefangen zu nehmen, darunter einige Freiwillige aus Einheiten, die für eine Serie von Kriegsverbrechen bekannt sind.

Diese drei Kriegsgefangenen sind Mitglieder der Formationen „Kraken“ und „Bratstvo“. Die Soldaten der ersten Einheit sind für Mord, Vergewaltigung und Plünderung bekannt. „Kraken“ wurde von Charkower Neonazis gegründet, ehemaligen Kämpfern des Asow-Regiments. „Bratstvo“ ist ein Kind von Kortschinsky, einem in entsprechenden Kreisen bekannten Russophoben. Als Mitglied der UNA-UNSO kämpfte er schon in Tschetschenien auf der Seite von Terrorgruppen gegen Russland. Dann gründete er die de facto christlich-rechtsextreme Sekte. Beide Kriegsverbrecher-Organisationen werden von der Hauptverwaltung des Geheimdienstes des Kiewer Regimes geführt.

Ein Mann von „Kraken“ erzählt, wie er in Kriegsgefangenschaft geraten ist: „Wir sind am 9. Mai in die Position eingerückt. Ab 3 Uhr nachts wurden wir mit Feuer eingedeckt. Die Geschosse schlugen direkt im Schützengraben ein. Es gab Zeichen dafür, dass ein Sturmangriff kommt. Morgens passierte das dann und wir wurden über die Bewegung russischer Gruppen informiert, also dass sie sich in unsere Richtung bewegen. Und plötzlich waren russische Soldaten in unserem Schützengraben. Bei uns ging alles durcheinander, weil wir das nicht erwartet hatten.“

Ein anderer von „Bratstvo“ erzählt weiter: „Am 9. und 10. Mai kämpften wir mit russischen Einheiten. Sie haben uns mit Granaten beworfen, wir haben Deckung gesucht. Dann haben wir die Waffen niedergelegt, die Hände gehoben, gebeten, uns nicht zu töten, und sind rausgekommen.“

Der Mann von „Kraken“ erzählt von den üblichen Einsätzen der Gruppe: „Eigentlich werden wir immer an problematische Frontabschnitte geschickt. Als Reserve, als Feuerwehr.“

Der Gegner zieht sich zurück und erleidet erhebliche Verluste. Allein in den letzten 24 Stunden gelang es unseren Truppen, mehr als hundert Kämpfer der Einheiten zu vernichten, die als Artilleristen Belgorod beschossen haben. Gleichzeitig begann der Generalstab des Kiewer Regimes, Reserven aus anderen Teilen der Front bei Charkow zu verlegen. Für die ukrainische Armee kam ein so schnelles Vorrücken unserer Einheiten überraschend. Kiew hat man auf eine abgestufte, vorbereitete Verteidigung gesetzt.

Die rückwärtigen Gebiete der Region Belgorod werden von der Luftabwehr gedeckt, und diese wird nun verstärkt. Je schlechter die Lage der ukrainischen Armee an der Front ist, desto mehr beschießt das Kiewer Regime Wohnviertel, das ist schon eine Lehre aus Donezk. Fast jeden Tag gibt es am Himmel über der Region Belgorod Explosionen, wenn die Luftabwehr Ziele in der Luft zerstört. Diese angespannte Situation wird so lange andauern, bis der Feind auf eine Linie zurückgedrängt ist, von der das Kiewer Regime Belgorod nicht mehr mit Mehrfachraketenwerfern beschießen kann.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Diese angespannte Situation wird so lange andauern, bis der Feind auf eine Linie zurückgedrängt ist, von der das Kiewer Regime Belgorod nicht mehr mit Mehrfachraketenwerfern beschießen kann.

    Na ja… diese salbungsvollen Worte hat man schon mit Bezug auf Donezk öfters vernommen und dies scheint auch dort nicht das Prio-1 Ziel gewesen zu sein.

    Auch wenn man es offiziell nicht aussprechen würde. Ein paar Analysten meinen diese neue Front diene dazu die Verluste der Ukrainer zu erhöhen und dieses Ziel wurde sogar schon erreicht. Also von um die 1000 pro Tag auf über 1500 pro Tag und das lag noch nicht einmal an der neuen Front (Daten von Military Summary).

    Da die Ukraine über so gut wie keine Reserven mehr verfügt, müssen andere Frontabschnitte kannibalisiert werden und da die Feuerwehr nicht überall sein kann, verliert die Ukraine die besten Stellungen, nur weil sie Gefahr laufen eingekesselt zu werden, wie jüngst in Krasnohorivka.

    Für mich hört sich das alles schlüssig an. Charkow wird also noch recht lange ukrainisch bleiben, da machen die Russen eher noch ein paar hundert Kilometer Front mehr auf, dann geht im Herbst vielleicht schon alles fast wie von selbst, weil die ukrainische Armee mindestens moralisch aus den Latschen gekippt ist.

    Charkow ist ohnehin kein gutes Ziel, wenn man es mit angemessenen eigenen Verlusten einnehmen will, müsste man die Stadt zerstören. Aber gerade die „Experten“ im Westen denken viel zu politisch, sind daher zu sehr auf Landkarten fixiert. Wenn die AFU nicht mehr kämpfen kann oder will, ist der Verlauf der Front egal.

      1. Es ist vielleicht noch ein wenig früh, aber bis zur Autobahn Charkow – Kupjansk sind es knapp 50 km.
        Ich glaube weder an den Marsch auf Charkiw noch an einen Korridor an der Grenze, aber das wäre doch ein interessantes Ziel. 🙂

    1. Ein anderer von „Bratstvo“ erzählt weiter: „Am 9. und 10. Mai kämpften wir mit russischen Einheiten. Sie haben uns mit Granaten beworfen, wir haben Deckung gesucht. Dann haben wir die Waffen niedergelegt, die Hände gehoben, gebeten, uns nicht zu töten, und sind rausgekommen.“

      – der entsprechende Auszug – war wohl im Net auf Irrwegen verschollen bzw. hat den Odysseus gemacht –

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