Nazis im Westen

Warum die kanadische Regierung die Liste der in Kanada untergetauchten Nazi-Kriegsverbrecher geheim hält

Dass Kanada nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Zahl von Nazi-Kriegsverbrechern aufgenommen hat, ist nicht neu. Der Druck, die Namen der Nazi-Kriegsverbrecher, die in Kanada Zuflucht gefunden haben, zu veröffentlichen wächst, aber die Trudeau-Regierung mauert. Warum?

Der Skandal um den ehemaligen ukrainischen SS-Mann Jaroslaw Gunko, der bei Selenskys Besuch in Kanada im Jahre 2023 ins Parlament eingeladen wurde, um dort mit Applaus bedacht zu werden, hat in Kanada hohe Wellen geschlagen und ein Thema in die öffentliche Diskussion gebracht, das schon fast vergessen war: Die Tatsache, dass Kanada nach dem Zweiten Weltkrieg eine beliebte Zuflucht füri Nazi-Kriegsverbrecher gewesen ist.

Während deutsche Medien den Applaus für den ehemaligen ukrainischen SS-Soldaten im kanadischen Parlament verschämt verschwiegen oder bestenfalls in Nebensätzen abgehandelt haben, bleibt das Thema in Kanada aktuell, wo vor allem jüdische Organisationen seit Jahrzehnten dafür kämpfen, dass die Namen der in Kanada untergetauchten Nazis-Kriegsverbrecher endlich öffentlich gemacht werden. Der Druck auf die Trudeau-Regierung wächst, denn eine Liste mit den Namen der Nazis, die in Kanada Zuflucht gefunden haben, wurde von einer Kommission schon vor fast 40 Jahren erstellt, wird aber bis heute geheim gehalten.

Der Kanada-Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS hat in einem Artikel erklärt, warum die Trudeau-Regierung bei dem Thema mauert, und ich habe den Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Wen versteckt Trudeau? Warum sich die kanadische Regierung weigert, die Namen der Nazis zu veröffentlichen

Daniil Studnew, Leiter des TASS-Büros in Kanada, über die Lage der Nazi-Verbrecher, die in dem nordamerikanischen Land Zuflucht gefunden haben, und was das mit dem Konflikt in der Ukraine zu tun hat.

Die Regierung des liberalen kanadischen Premierministers Justin Trudeau hat sich gegen die Veröffentlichung der Namen der Naziverbrecher ausgesprochen, die sich im Land versteckt halten, weil sie befürchtet, dass das der Ukraine in ihrem laufenden Konflikt mit Russland schaden könnte, berichtete „The Globe and Mail“ letzte Woche. Der Zeitung zufolge haben Bundesministerien, darunter das Außen- und das Justizministerium, empfohlen, die Namen von 900 mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrechern nicht zu veröffentlichen, weil sie glauben, dass das „die russische Propaganda verstärken und der Ukraine schaden sowie die Sicherheit der überlebenden SS-Veteranen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Kanada niedergelassen haben, gefährden könnte.“

Die Deschênes-Liste

Dabei handelt es sich um die Veröffentlichung der Archive der Jules-Deschênes-Kommission, die 1986 und 1987 diejenigen untersuchte, die verdächtigt wurden, während des Zweiten Weltkriegs Kriegsverbrechen begangen zu haben und nach Kanada geflüchtet waren. Ein Großteil des Berichts, einschließlich der Listen der Kriegsverbrecher, wurde niemals veröffentlicht, und die Geschichte geriet für fast 40 Jahre in Vergessenheit.

Am 22. September 2023 jedoch, während der Rede des damaligen ukrainischen Präsidenten Wladimir Selensky (seine Amtszeit lief am 20. Mai 2024 ab) im kanadischen Parlament, begrüßten die Zuhörer den 98-jährigen ukrainischen Nationalisten Jaroslaw Gunko, der während des Zweiten Weltkriegs in der SS-Division „Galizien“ gedient hatte. Nach Bekanntwerden des Skandals gab die Regierung bekannt, dass der Nazi von Anthony Rota, dem Sprecher des Unterhauses, eingeladen worden war, ohne jemanden darüber zu informieren. Daraufhin zog der Politiker alle Konsequenzen und trat zurück, während Trudeau sich bei der Öffentlichkeit entschuldigte und versprach, dass die Regierung die Archive von Deschênes hinsichtlich der Veröffentlichung von Namenslisten der Nazis untersuchen würde.

Die Veröffentlichung der Namen der in Kanada ansässigen Nazis wird von kanadischen jüdischen Organisationen, der Regierung Israels, Russlands und Serbiens gefordert. Die Weigerung Ottawas wurde insbesondere vom russischen Botschafter in Kanada Oleg Stepanow verurteilt, der diese Entscheidung der Trudeau-Regierung in einem Gespräch mit mir als Schande bezeichnete.

„Unter dem Deckmantel falscher Argumente versucht das liberale Kabinett von Premierminister Justin Trudeau, in dem die [stellvertretende Premierministerin] Nazi-Banderowine Chrystia Freeland, die zweite Person in der Exekutive, die wichtigste Entscheidungsträgerin ist, diese beschämende Seite der kanadischen Geschichte weiterhin unter Verschluss zu halten“, so Stepanow. „Ich betone: Das ist peinlich für die herrschende Klasse, denn die Mehrheit der einfachen Kanadier verlangt, dass die Wahrheit ans Licht kommt, aber das wird nicht geschehen, weil Trudeau einen politischen Kurs verfolgt, der nach Geld und Hunderttausenden von Stimmen des neonazistischen Kanadisch-Ukrainischen Kongresses riecht“.

Dem russischen Botschafter zufolge fordert die Mehrheit der Kanadier, deren Vorfahren unter anderem „Waffenbrüder [des sowjetischen Volkes] im Kampf gegen den Nationalsozialismus waren“, von der Regierung die Offenlegung der Wahrheit; auch jüdische Organisationen verlangen das, ebenso wie einige Vertreter des antifaschistischen Teils der ukrainischen Gesellschaft. „Aber Trudeau reagiert mit Ablehnung. Diese Position ist schwach und politisch lächerlich, weil jeder die Wahrheit bereits kennt. Die Wahrheit ist, dass seinerzeit Hunderte, wenn nicht Tausende von Nazis und Kollaborateuren in Kanada Zuflucht gefunden haben. Das weiß mittlerweile jeder Kanadier, und das lässt sich nicht auslöschen, unabhängig davon, ob bestimmte Namen veröffentlicht werden oder nicht“, so Stepanow abschließend.

Die Gründe für die Ablehnung

Wie Leon Mitzner, Leiter der russischen Landsleutegruppe „Russisches Kanada“, mir mitteilte, wird die Trudeau-Regierung die Namen der in Kanada ansässigen Nazis mindestens bis zu den Parlamentswahlen 2025 nicht veröffentlichen, da das einen großen Skandal auslösen würde. „Ich glaube nicht, dass die derzeitige Regierung das jetzt tun wird. Die Veröffentlichung der Liste wird viele Menschen betreffen, es wird einen großen Skandal geben, der die kommenden Wahlen beeinflussen wird“, sagte Mitzner.

Mehrere meiner Quellen, die anonym bleiben wollten, brachten die Entscheidung Ottawas ebenfalls mit den bevorstehenden Wahlen und der großen ukrainischen Diaspora in Verbindung, die in den letzten zwei Jahren aufgrund des Konflikts in der Ukraine erheblich gewachsen ist. Deren Stimmen könnten einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang der Wahlen haben. „Niemand will vor den Wahlen (die für Oktober 2025 angesetzt sind, Anm. d. Verf.) die Beziehungen zu dieser einflussreichen Gruppe von Kanadiern ruinieren. Außerdem geht es nicht nur um die Wahl, sondern auch um die Tatsache, dass viele der Nazis, die nach Kanada gezogen sind, aus der Ukraine stammen“, sagte einer meiner Gesprächspartner.

Eine andere Quelle ist der Ansicht, dass die Veröffentlichung aller Namen auf der Liste viele einflussreiche Personen in Kanada treffen würde, da ihre Verwandten darunter sein könnten. „Es reicht schon, sich an die stellvertretende Premierministerin Freeland zu erinnern, deren Großvater während des Krieges mit den Nazis kollaborierte“, sagte er.

„The Globe and Mail“ berichtete erstmals 2017 über diese Informationen und wies darauf hin, dass Michail Tschomjak während der deutschen Besatzung Polens die Zeitung Krakivski Visti („Krakauer Nachrichten“) in Krakau und dann in Wien herausgab, die, so „The Globe and Mail“, sowohl antisemitische Artikel als auch Artikel über die ukrainische Kultur veröffentlichte. Freeland selbst sagte öffentlich, dass die Familie ihres Großvaters gezwungen war, ihre Heimat zu verlassen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlinge nach Kanada zu ziehen. In ihrem Kommentar zu dem Zeitungsartikel antwortete sie nicht auf die Frage der Journalisten nach ihrem Verwandten, sondern sagte, dass es Russland sei, das angeblich „falsche Informationen“ über die Vergangenheit ihres Großvaters verbreite.

Auf die schwierigen Namen in den Deschênes-Archiven deutet meines Erachtens auch die Entscheidung der Winnipeg Art Gallery (Provinz Manitoba) vom Januar hin, alle Hinweise auf den ehemaligen Direktor der Galerie, Ferdinand Eckhardt (er hat sie von 1953 bis 1974 geleitet), wegen seiner angeblichen Verbindungen zu den Nazis zu löschen. Die derzeitige Leitung der Galerie ist der Ansicht, dass Eckhardt die Nazis in Deutschland in den 1930er Jahren aktiv unterstützte, er zog er in den 1950ern nach Kanada. Wab Kinew, der Premierminister von Manitoba, beschloss außerdem, den Erlass der regionalen Verwaltung von 1982, Eckhardt die höchste Auszeichnung der Provinz zu verleihen, zu widerrufen.

Es gibt auch diese Episode: Im Oktober 2023 entschuldigte sich das Büro der Generalgouverneurin von Kanada, Mary Simon, dafür, dass ein ehemaliges Mitglied der SS-Division „Galizien“, Peter Savarin, für den Order of Canada, die höchste zivile Auszeichnung des Landes, vorgesehen wurde. Savarin war damals ehemaliger Rektor der Universität von Alberta. Er wurde „für die Förderung des Multikulturalismus“ nominiert, erhielt die Auszeichnung aber nicht, da er 2017 verstarb.

Der Druck hält an

Nach dem Skandal um das Auftauchen des Nazis in den Mauern des kanadischen Parlaments wird das Thema wohl nicht mehr wie in den späten 1980er Jahren „unter den Teppich gekehrt“ werden. Laut Mitzner könnte die Liste auch in den kommenden Jahren noch veröffentlicht werden, da der öffentliche Druck auf die kanadische Regierung unvermindert anhält. „[Kanada] steht unter ständigem Druck sowohl von Seiten Israels als auch von lokalen jüdischen Organisationen. Die Situation könnte sich auch mit dem Amtsantritt von [Donald] Trump in den USA ändern „, meint Mitzner.

Ebenfalls unter dem Druck von Organisationen wie dem Friends of Simon Wiesenthal Center beschloss die kanadische ukrainische Gemeinde Anfang des Jahres, ein Denkmal für die SS-Division „Galizien“ auf einem Privatfriedhof in Oakville, Ontario, abzubauen. Im Oktober berichtete die Zeitung Ottawa Citizen, dass die kanadische Hauptstadt eine Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus einrichten wolle. Später stellte sich jedoch heraus, dass mehr als die Hälfte der 553 Namen auf der Liste der angegebenen Opfer Nazi-Kollaborateure waren. Nun ist die Regierung gezwungen, die Namen derer, die auf dem Denkmal verewigt werden sollen, zu überprüfen, und die Eröffnung des Denkmals wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

37 Antworten

  1. „Nazi“ scheint mehr ein genetischer Defekt zu sein, als eine politische Haltung? Eine Quantifizierung, was einen Nazi ausmacht, fände ich viel interessanter. Die Tagesschau sucht auch nach Nazis, genauso wie die SPD.

    1. Tagesschau und SPD definieren „Nazi“ als jemand, der nicht mindestens 4 mal gegen Covid-1984 geimpft ist, der sich gegen den Krieg mit Russland ausspricht, und/oder der nicht glaubt, dass menschengemachtes CO2 die Welt innerhalb von 10 Jahren um 20°C erhitzen kann.

  2. Kollektivschuld bedeutet, dass die Schuld für eine Tat nicht dem einzelnen Täter (oder Tätern) angelastet wird, sondern einem Kollektiv, allen Angehörigen seiner Gruppe, z. B. seiner Familie, seines Volkes oder seiner Organisation. Das beinhaltet folglich auch Menschen, die selbst nicht an der Tat beteiligt waren. Das Strafrecht moderner Demokratien geht grundsätzlich von einer individuellen Verantwortlichkeit aus, so dass Kollektivschuld juristisch nicht relevant ist.
    Artikel 33 Genfer Abkommen IV bestimmt, dass keine Person für ein Verbrechen verurteilt werden darf, das sie nicht persönlich begangen hat. Eine Kollektivstrafe setzt Kollektivschuld voraus.
    Nach Art. 87 Abs. 3 Genfer Abkommen III und Artikel 33 Genfer Abkommen IV zählen Kollektivstrafen zu den Kriegsverbrechen.

      1. Ich kann mich nicht erinnern, dass man z.B. in der EX-DDR sich als „Kollektiv-schuldig“ fühlen musste.

        Allerdings hat man sich dort auch eindeutig distanziert vom 3.Reich OHNE sich als Opfer aufspielen zu müssen – so wie es der Westteil DE machte & heute gerne wieder tut!
        Wenn allerdings 80% der Bevölkerung das 3. Reich unterstützte, kann man schon davon sprechen, dass – bis auf wenige Ausnahmen – das deutsche Volk Hitler & seine Kumpel unterstützte!

        1. War ja so auch nicht angesprochen – den Deutschen, nicht Deutschland… – und die Kollektivschuld wurde grad von dem Völkerstamm aufgedrückt, der sich jetzt Holokaust-ausübend den damaligen Nazi’s in nichts nachsteht, wenn nicht sogar schlimmer ist – nein, die erfrechen sich mal wieder, daß man differenziere – nicht alle in einen Topf schmeiße – und am besten doch wegsehe und eben diesen Volksstamm stillschweigend akzeptierend gewähren zu lassen – was aber bei uns nicht zieht, bei uns werden Verbrecher immer beim Namen genannt, egal woher… 🧐😎

        2. Mir hat auch nie jemand eine „Kollektivschuld aufgebrummt“. Die wird zusammen mit dem „Schuldkult“ von den deutschen „Opfern“ gepflegt, die sie brauchen, um sich darin sielen zu können. Eine andere Verwendung ist, vor einem neuen Krieg in einer Holocaust-Gedenkstätte einen Kranz abzuwerfen und sich mit einer „besonderen deutschen Verantwortung“ aufzuladen, um gegen irgendwelche „Hitler“ und „Auschwitze“ herumbomben zu können. Krieg und Spaß dabei, und ein arisch reines Gewissen.

          1. Es ist ein Paradoxum. Auf der einen Seite beschwert man sich über den „Schuldkult“,
            verdreht dabei aber gleichzeitig die Tatsachen bis zur Unkenntlichkeit, um dann lustig weiter Krieg
            führen zu können. Am Ende stellt man sich wieder dumm und hat von all dem nichts gewusst.
            Ein typisches Merkmal von Narzissten, die nicht therapierbar sind.

          2. @ паровоз ИС20 578

            Im Gegenteil. Der Schuldkult ist immerwährende Unterdrückung, damit ja kein deutsches Selbstbewußtsein entsteht, denn sonst rasselt die Faschismuskeule auf ihren Kopf herab. Und die Kranzwurfszenen? Die sollen das Gleiche bewirken: Selbstbeschmutzung pflegen, damit man dann Aufstacheln und Animieren kann zur „befreienden“ (Asche aufs Haupt) militärischen Unterstützung der Staatsräson.

            1. @fulgor, die heutigen deutschen Bellizisten sind entweder Transatlantiker, wie Josef Fischer, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter, Roderich Kiesewetter oder Michael Roth, oder Mitglieder katholischer, vatikannaher Netzwerke wie Opus Dei, die ihrerseits vehemente Befürworter der sofortigen offiziellen Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit und Souveränität der sich im Zuge einseitiger Sezessionsakte von Jugoslawien konstituierten Staaten mit mehrheitlich römisch-katholischer Bevölkerung, Slowenien und Kroatien, und deren Bewaffnung gewesen sind.

      2. @VladTepes

        Die Angehörigen der von den Nazis ermordeten Mitglieder der »Weißen Rose« fühlen sich sicher nicht beschuldigt zu worden zu sein, für die Verbrechen der Nazis mitverantwortlich gewesen zu sein.

        Ebenso wenig fühlten sich Berthold Beitz, Hans Söhnker, Hardy Krüger – Deutsche, die hunderte Juden vor den Nazis gerettet haben – beschuldigt zu worden zu sein, für die Verbrechen der Nazis mitverantwortlich gewesen zu sein.

        Aber manche zerbrechen sich lieber den Kopf über die »Kollektiv-Schuld der Deutschen«, als darüber, wie es möglich war, dass ein Kulturvolk wie das deutsche, sich einer relativ kleinen Gruppe Krimineller unterworfen hat.

        1. Die deutsche Obrigkeitshörigkeit und ihr Ursprung

          „Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.“
          Jean Paul (1763 – 1825)

          Obrigkeitshörigkeit und Untertanengeist der Deutschen ziehen sich durch die neuere Geschichte. Das ist vielfältig beschrieben worden. Carl Friedrich von Weizsäcker wird die treffende Charakterisierung zugeschrieben, der typische Deutsche sei absolut obrigkeitshörig, ein typischer Befehlsempfänger und des eigenen Denkens entwöhnt; er sei zwar ein Held vor dem Feind, aber im bürgerlichen Leben kennzeichne ihn ein totaler Mangel an Zivilcourage.

          Letzteres beklagte selbst Bismarck mit den Worten: „Mut auf dem Schlachtfelde ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, daß es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“ Heinrich Mann beschrieb in seinem Roman „Der Untertan“ eindrucksvoll den Typus des Mitläufers und Konformisten, der total an die von oben vorgegebenen gesellschaftlichen Normen, Meinungen und Erwartungen angepasst ist.

          https://fassadenkratzer.de/2017/09/29/die-deutsche-obrigkeitshoerigkeit-und-ihr-ursprung/

          1. „„Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.“
            Jean Paul (1763 – 1825)“

            Das trifft wirklich den Kern! Und natürlich nicht nur was die „Obrigkeitshörigkeit“ angeht in politischen Fragen…. Selbst im ganz normalen alltäglichem Leben trifft man sie & das macht fast 90% der DE aus….. welch ein verschwendetes Leben….

        2. …man rufe sich dazu doch auch gerne mal ein paar Reden diverser „politniks“ ins Gedächtnis, welche eben diese im Bundestag sich nicht zurückzuhalten vermochten – merkel&Co. nicht ausgenommen… – wie oft war da auch von „Kollektivschuld/Erbschuld“ die Rede, auch waren es eben NICHT nur die Deutschen, die da verblendet waren – das zog sich durch ganz Europa!
          Selbst Religiöse, die sich dem Frieden angeblich verschrieben hatten – schrien nach Krieg – bis sie selber zur teilweisen Plünderung freigegeben waren…
          Und bitte – wir reden nicht von einer Religion – sondern IMMER vom entsprechenden Volksstamm – wir werden da NIE Unterschiede machen – denn bei uns gilt das älteste Gesetz der Welt…: „Auge um Auge…!“

          Man kann auch eingedeutscht „wie du mir, so ich dir“ dazu sagen…

          Ich persönlich bin mir keiner Schuld bewußt, meine Familie hat nachgewiesen sich auch an keiner Hetzjagd und keinem Mord beteiligt, frönte nicht dem Denunziantentum – und deshalb eben diese unsere Reaktion, wir sind unschuldig und dulden keine Pauschalverurteilung…

          1. @VladTepes

            Eine Bekenntnis zur »Kollektivschuld« ist natürlich Unsinn, was anderes ist es aber, wenn vom Dritten Reich die Rede ist, das Dritte Reich war ein Verbrecherstaat und das deutsche Volk war ein Teil dieses Verbrecherstaats, auch diejenigen, die diesen Staat zutiefst ablehnten.

            1. @ henio

              Kennen Sie auch die Vorgeschichte, warum es überhaupt zum „Dritten Reich“ bzw. Nationalsozialismus gekommen ist? Nebenbei, nicht nur bei uns, sondern auch anderswo? Aber die erste Frage ist wohl die Wichtigere.

              1. @fulgor

                Ich gehe denke wenn die Deutschen gewusst hätten was Hitler mit ihnen vorhatte, dann hätten sie ihn bestimmt nicht gewählt.

                Deshalb spielt die Vorgeschichte des »Dritten Reichs« überhaupt keine Rolle, es sei denn Sie wollen behaupten, dass Hitler trotzdem gewählt worden wäre.

                Und den Nationalsozialismus gab es nur einmal, darauf hat einzig und allein das Dritte Reich Urheberrecht.

                1. Man hätte es aufgrund der vieler Vorkommnisse sehr leicht durchschauen
                  können. Die Erstausgabe von „Mein Kampf“ von Adolf Hitler erschien 1925.
                  Alle frisch vermählten Paare erhielten ein kostenloses Exemplar.
                  Komischerweise gab es auch Menschen, die das sehr gut durchschaut haben. Diese
                  wurden aber von der Masse massiv bekämpft und wo immer es ging denunziert
                  und ihrer Existez beraubt.

                  „Es lebe die Freiheit“. Das waren die letzten Worte des 24-jährigen Medizinstudenten Hans Scholl. Sekunden später wurde er im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil getötet. Seine 21-jährige Schwester Sophie und der 23 Jahre alte Christoph Probst wurden ebenfalls am gleichen Tag hingerichtet.

                  „Der Volksgerichtshof verurteilte am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München den 24 Jahre alten Hans Scholl, die 21 Jahre alte Sophia Scholl, beide aus München, und den 23 Jahre alten Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode. Das Urteil wurde am gleichen Tag vollzogen.“

                  Selbst noch 1943 haben sie auf die Frage von Joseph Goebbels:
                  „Wollt Ihr den totalen Krieg“

                  begeistert gejubelt.

                2. @ Evchen

                  „wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung“ wurden sie verurteilt. In Kriegszeiten ist das wohl überall so. Heute braucht man wohl Symbole, die Eintrichtern sollen, wie edel doch Meinungsfreiheit ist. Meinungsfreiheit? Ich sehe, wie sicher auch Sie, nur Einschränkungen und Zensur. Schönes neues Deutschland!

                3. @henio, der Aufstieg und die Machtübernahme der NSDAP in Deutschland wurden durch klandestine Finanzstransferleistungen der anglo-amerikanischen Oligarchen überhaupt ermöglicht.

    1. Sie haben noch nicht bemerkt, dass es wieder en vogue ist, sich eine saubere Nazigesinnung zuzulegen?
      „Witzig“ ist doch hier eher, dass diese kleinen Nazis von nebenan – solange nach den 3.Reich – immer noch so beliebt sind…

      1. @ GMT

        Mit Ihrer Pauschal(!)bemerkung wollen Sie warum ein Negativbild kreieren? Was soll diese „Nazi“gesinnung sein? Wenn diese en vogue ist, muß sie doch was Attraktives haben? Kennen Sie den Sinn von „Nationalsozialismus“, als ganz neutralen Begriff, nationaler Sozialismus?

    2. Von denen dürften nicht mehr viele übrig sein – Angst haben wohl ihre Kinder und Enkel, dass man sie sazu zwingen könnte, die von ihren Eltern/Grosseltern mitgebrachte Kriegsbeute zurückzugeben.
      Dann wären einige wichtige Politiker plötzlich nicht mehr in der Klasse der Superreichen.

  3. Was die meisten Menschen nicht wissen ist, dass die USA, noch während sie die Nazi-Verbrecher in Nürnberg anklagten, eifrig damit beschäftigt waren Massenmördern wie Barbie zur Flucht über die Rattenlinie nach Südamerika, Kanada, in die USA, nach Großbritannien und nach Australien zu verhelfen.

    Unter diesen kanadischen »Einwanderern« war auch der Großvater der stellvertretenden kanadischen Premierministerin Chrystia Freeland, ein hochrangiger Nazi-Kollaborateur, der in der Zeitung »Krakivski Visti« in Polen antipolnische und antisemitische Hetze verbreitete und Hitler lobte.

  4. Deutschland und die Blockade von Leningrad

    In St. Petersburg traf ich Galina Bondarewa. Sie ist 89 Jahre alt und überlebte im Alter von sieben Jahren die 872 Tage dauernde Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht. Galina schildert, wie sie mit ihrer Mutter und Großmutter die schwere Zeit, in der sie täglich nur 150 Gramm Brot bekam, überstand.
    Das deutsche Außenministerium versprach 2019 – damals noch unter Minister Heiko Maas – ein Krankenhaus in St. Petersburg, in dem Überlebende der Blockade behandelt werden, mit der Zahlung von zwölf Millionen Euro zu modernisieren.

    Fünf Jahre später sieht die Bilanz bitter aus. Nach Angaben des russischen Außenministeriums hat Deutschland bis heute nur zwei Millionen Euro für das St. Petersburger Krankenhaus bezahlt. Bei so einer Bilanz frage ich mich, müssen die Überlebende der Blockade heute für den „russischen Angriffskrieg in der Ukraine“ büßen?
    Dass Deutschland mit seinen Zahlungen an das Krankenhaus von St. Petersburg arg im Rückstand ist, wurde in öffentlichen Erklärungen des deutschen Außenministeriums zum 80. Jahrestag des Endes der Blockade am 27. Januar 2024 verschwiegen. Es wird der Eindruck erweckt, Deutschland unterstütze die Überlebenden der Blockade wie 2019 versprochen.

    https://www.youtube.com/watch?v=erRCec8bFMw

    1. @ Everl

      Geht es um nachweislich blockadegeschädigte Spätfolgen oder um gewöhnliche Alterserscheinungen, bei immerhin über 85-Jährigen? Waren die vorher nicht gesund? Denn das Krankenhaus ist ja sicher verpflichtet, jeden Allgemeinkranken aufzunehmen, denn sonst gäbe es ja immer mehr leere Betten, bis es ganz leer steht. Und 2 Millionen € ist ja auch nicht wenig.

    1. Haben Sie Kenntnis von der Existenz der Theorie, dass Justin Truedeau der Sohn des kubanischen Revolutionsführers und Diktators Fidel Castro sei? Es kursiert auch das Gerücht, Trudeau sei homo- oder bierotisch veranlagt und kopuliere heimlich mit dem homoerotisch veranlagten Macron.

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