Die "Mythen" der EU-Kommission

Teil 10: Die Welt unterstützt die Ukraine, Russland ist international isoliert

Die EU-Kommission hat 13 angebliche Mythen über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht, die ich in einer Artikelserie vorstelle. In diesem Teil geht es unter anderem darum, dass die Welt angeblich die Ukraine unterstützt und Russland angeblich international isoliert sei.

Ich beschäftige mich in dieser 13-teiligen Artikelserie mit einer Seite, die die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland online gestellt hat und die den Titel „13 Mythen über den Krieg Russlands in der Ukraine – und die Wahrheit“ trägt. Man sollte meinen, dass die EU-Kommission in der Lage ist, angebliche russische „Mythen“ mit überzeugenden Belegen für „die Wahrheit“ zu widerlegen. Doch weit gefehlt.

In diesem zehnten Teil der Artikelserie beschäftigen wir uns mit einem weiteren von der EU-Kommission genannten „Mythos“, der lautet:

„Mythos 10: Russlands Sieg über die Ukraine ist unvermeidbar. Der Westen und die Ukraine sollten dies akzeptieren und aufhören, Friedensverhandlungen zu verweigern. Die Welt unterstützt Russland stärker als den Westen oder die Ukraine.“

Dass Russlands Sieg über die Ukraine unvermeidbar ist, bestreiten auch westliche Experten längst nicht mehr, was die EU-Kommission aber nicht weiter stört. Die ukrainische Front im Donbass steht vor dem Zusammenbruch, aber die EU-Kommission verbreitet weiter Hoffnung auf einen „Endsieg“ über Russland. An welche Zeit erinnern mich solche Durchhalteparolen eigentlich gerade?

Die lustigen Quellen der EU-Kommission

Schauen wir uns also an, was die EU-Kommission zu diesem „Mythos“ schreibt. Ihre Erläuterungen beginnen mit diesem Absatz (Links aus dem Original übernommen):

„Seit dem Beginn von Russlands „Drei-Tage-Krieg“ ist es der Ukraine gelungen, den Vormarsch der Invasoren aufzuhalten, das Blatt zu wenden und beträchtliche Gebiete von der vorübergehenden russischen Militärkontrolle zu befreien. Ukrainische Streitkräfte haben zudem russische Militäreinrichtungen stark beschädigt.“

Der erste Link führt zur EU-Kommission selbst, oder besser gesagt zu einem Artikel des EU-Portals „EU vs. Disinfo“. Das Projekt, zu dem das Portal gehört, ist die „East StratCom Task Force“ des Europäischen Auswärtigen Dienstes, also der EU-Kommission. Die Kommission verlinkt sich also als Bestätigung für ihre Behauptungen quasi selbst.

Die EU-Task Force, die (russische) Fake News aufdecken soll, wurde am 1. September 2015 gegründet. Wir erinnern uns: Die Ereignisse in der Ukraine nach dem Maidan 2014 haben bei sehr vielen Menschen Misstrauen gegenüber westlichen Medien geweckt. Um diesem Misstrauen zu begegnen, hat die EU ihre Fake-News-Jäger gegründet. Ich habe mehrmals über diese Fake-News-Jäger berichtet (siehe hier oder hier). Die Fake-News-Jäger der EU sind dabei sehr kreativ und denken sich gerne selbst Fake News aus.

Noch lustiger ist der zweite Link, der die Aussage bestätigen soll, die ukrainischen Streitkräfte hätten russische Militäreinrichtungen stark beschädigt. Das stimmt ja auch, denn in einem Krieg passiert das nun einmal. Aber der von der EU-Kommission gesetzte Link ist ein Witz, denn er führt zu einer ukrainischen Propaganda-Seite in englischer Sprache, auf der die angeblichen russischen Verluste täglich aktualisiert werden. Aber es gibt dort auch die Möglichkeit, sich die ukrainischen Verluste anzuschauen, und wenn man darauf klickt, bekommt man keine Angaben über ukrainische Verluste angezeigt, sondern stattdessen steht da in großen, Buchstaben: „HEROES DON’T DIE“ („Helden sterben nicht“).

Das ist symptomatisch für die Quellen, die die EU-Kommission als Bestätigung ihrer Behauptungen verlinkt, sie sind reine Propaganda.

Als nächstes schreibt die EU-Kommission (Link aus dem Original übernommen):

„Das Durchhaltevermögen der Ukraine angesichts der überwältigenden Aggression zeigte uns die wahre Bedeutung von Stehvermögen. Die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine macht jeden Tag auf dem Schlachtfeld einen Unterschied aus und hilft der Ukraine, ihr Recht auf Selbstverteidigung aufrechtzuerhalten, das in der Charta der Vereinten Nationen verankert ist.“

In der Tat macht die „militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine macht jeden Tag auf dem Schlachtfeld einen Unterschied aus“, denn ohne diese Unterstützung wäre der Krieg schon im April 2022 zu fairen Konditionen beendet gewesen. Damals hatten sich Russland und die Ukraine in Istanbul auf einen Frieden geeinigt, der von der Ukraine im Kern nur dauerhafte Neutralität, Abrüstung und die Achtung der Rechte der ethnischen Minderheiten im Land verlangt hätte. Im Gegenzug hätte Russland sogar den EU-Beitritt der Ukraine unterstützt.

Bekanntlich hat Kiew das Abkommen danach zerrissen, als der Westen massive Waffenlieferungen versprochen hat. Anstatt eines fairen Friedens im April 2022 sind heute, zweieinhalb Jahre später, hunderttausende Tote zu beklagen und die Verhandlungssituation der Ukraine ist ungleich schlechter geworden. Die „militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine macht jeden Tag auf dem Schlachtfeld einen Unterschied aus“, indem sie Krieg, Leid und Sterben verlängert, ohne dass die Ukraine dabei etwas gewonnen hätte.

Auch hier ist der Link lustig, den die EU-Kommission setzt, denn er führt zur Seite der NATO. Die Seite der NATO ist sicherlich interessant, aber da die NATO de facto Konfliktpartei in der Ukraine ist, indem sie die Ukraine gegen Russland unterstützt, ist das ganz sicher keine neutrale Quelle, die man als objektive Bestätigung für irgendetwas anführen kann.

Der „Weg zum Frieden“

Danach schreibt die EU-Kommission (Link aus dem Original übernommen):

„Russische Angebote für Waffenruhen oder Friedensverhandlungen sind nicht aufrichtig, sondern bloße PR-Gags. Bei näherer Betrachtung offenbaren sie Russlands imperialistische Forderungen, die Ukraine solle sich ergeben und mehr von ihrem Territorium und ihrer Souveränität aufgeben.“

Als Beleg dafür, dass russische Angebote für Friedensverhandlungen angeblich „bloße PR-Gags“ seien, verlinkt die EU-Kommission wieder einen Artikel ihres eigenen Portals „EU vs. Disinfo“, den ich allerdings ausdrücklich zur Lektüre empfehle, denn er ist so derartig faktenfrei und propagandistisch formuliert, dass er für sich selbst spricht.

Weiter schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original übernommen):

„Der wahre Weg zum Frieden ist der vollständige Rückzug der russischen Streitkräfte hinter die international anerkannten Grenzen der Ukraine und die völlige Abkehr von der aggressiven Politik Russlands. Russland begann einen unprovozierten Krieg in Europa und missachtete dabei unverfroren internationales Recht, vor allem die UN-Charta. Es kann kein Frieden erreicht werden, indem zugelassen wird, dass eine unbewaffnete Ukraine einem hoch militarisierten Russland gegenübersteht, das ihre Souveränität leugnet und unverhohlen zu Genozid aufruft.“

Der erste Link, mit dem die EU-Kommission ihre Behauptungen untermauern will, führt zu einem Artikel der BBC von August 2024 über den Angriff der Ukraine auf das russische Gebiet Kursk. Was das mit der Behauptung der EU-Kommission über den angeblich „unprovozierten Krieg“ Russlands zu tun haben soll, die der gesetzte Link ja bestätigen soll, bleibt das Geheimnis der EU-Kommission.

Und dass Russland die Souveränität der Ukraine leugnet und „unverhohlen zu Genozid aufruft“, ist reine Gräuelpropaganda und der Link, mit dem die EU-Kommission diese Behauptungen untermauern will, ist, Sie ahnen es schon, wieder vom Portals „EU vs. Disinfo“, also von der EU-Kommission selbst. Dabei musste sogar das ZDF inzwischen einräumen, dass es in den ehemaligen ukrainischen Gebieten, die nun zu Russland gehören, keinen Genozid gibt. Mehr noch: Das ZDF musste sogar ganz enttäuscht melden, dass sein Korrespondent sich dort vollkommen frei bewegen konnte und nicht einen Menschen getroffen hat, der für die Ukraine und gegen Russland gewesen wäre.

Die ganzen Verweise der EU-Kommission auf den „unprovozierten Krieg in Europa“ und die angebliche Missachtung des internationalen Rechts und der UN-Charta durch Russland sind reine Propaganda. Dass Russland keineswegs unprovoziert gehandelt hat, sieht man an der Chronologie der Vorgeschichte des Krieges, die ich am Ende dieses Artikels noch einmal zeige.

Außerdem ist das nur eine Wiederholung des 5. „Mythos“ der EU-Kommission, weshalb ich hier nicht alles wiederholen will, was ich dazu bereits geschrieben habe. Bei Interesse können Sie das hier nachlesen.

Völkerrechtlich liegt die Sache auch anders, als es der Westen darstellt. Laut dem vom Westen erwirkten Urteil des Internationalen Gerichtshofes zum Kosovokrieg ist eine Unabhängigkeitserklärung eines Landesteils kein Bruch des Völkerrechts, auch wenn sie laut den Gesetzen des Zentralstaates verboten ist. Mit diesem Urteil hat sich der Westen seinen Krieg gegen Jugoslawien zur Abtrennung des Kosovo nachträglich legalisiert.

Das Urteil gilt aber generell, also auch für die Krim und den Donbass, die sich alle im Frühjahr 2014 von der Ukraine für unabhängig erklärt haben. Das muss einem politisch nicht gefallen, aber nach dem Kosovo-Urteil des Internationalen Gerichtshofes ist das völkerrechtlich nun einmal erlaubt und keineswegs ein Völkerrechtsbruch. Daher hatten diese dadurch unabhängig gewordenen Staaten das gleiche Recht auf Schutz vor der Aggression ihres ehemaligen Zentralstaates, wie das Kosovo. Und als unabhängige Staaten haben sie das Recht, sich mit einem anderen Staat zu vereinigen.

Wenn die EU-Kommission Russlands Vorgehen in der Ukraine als Missachtung es internationalen Rechts und der UN-Charta durch Russland bezeichnet, muss sie das gleiche auch über das Vorgehen der NATO im Falle des Kosovo sagen. Da sie das nicht tut, wird deutlich, wie zynisch die EU-Kommission mit zweierlei Maß misst.

Wer unterstützt die Ukraine?

Danach schreibt die EU-Kommission (Links aus dem Original übernommen):

„Hinsichtlich weltweiter Unterstützung möchten wir anmerken, dass rund 40 Länder, darunter die meisten westlichen Länder, der Ukraine weiterhin militärische, humanitäre und finanzielle Unterstützung zukommen lassen, einschließlich China. Mehrere internationale Menschenrechtsgruppen, unter anderem Human Rights Watch, veröffentlichten kürzlich einen Bericht, in dem gefordert wird, gegen Putin und andere hochrangige russische Amtsträger wegen Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Mariupol zu ermitteln. Und die Generalversammlung der Vereinten Nationen forderte mit überwältigender Mehrheit, dass Russland alle seine Streitkräfte aus ukrainischem Territorium abziehen solle.“

Mit der bei westlichen Medien und Politikern beliebten Formulierung, „dass rund 40 Länder“ die Ukraine unterstützen, soll suggeriert werden, dass die Welt mehrheitlich gegen Russland und auf der Seite der Ukraine steht. Würde der Westen ehrlich formulieren, müsste der sagen, dass dass rund 40 von 193 Ländern der Welt die Ukraine und damit die Politik des US-geführten Westens unterstützen.

Oder anders gesagt: Knapp Vier Fünftel der Länder der Welt sind nicht auf der Seite der Ukraine und des Westens.

Dass auch China die Ukraine unterstützen soll, ist eine interessante Behauptung. Der von der EU-Kommission dazu gesetzte Link ist einer der ganz wenigen seriösen Links, die die EU-Kommission zur Bestätigung ihrer „Mythen“ setzt. Er führt zur Seite des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, auf der es alle internationalen Ukraine-Hilfen addiert. Und dort wird tatsächlich gezeigt, dass auch China der Ukraine humanitäre Hilfe geliefert haben soll.

Das mag sein, aber wenn man das anklickt, findet man zwar keine Informationen, welche humanitäre Hilfe genau China der Ukraine geleistet haben soll, aber es wird eine Summe genannt: Etwa zwei Millionen Euro, während Deutschland beispielsweise etwa 30 Milliarden Euro (also 30.000 Millionen Euro) nach Kiew geschickt hat.

Der Hinweis der EU-Kommission, dass die UN-Generalversammlung überwältigender Mehrheit gefordert hat, dass Russland aus der Ukraine abziehen solle, darf natürlich nicht fehlen. Allerdings verschweigt die EU-Kommission, dass das Anfang März 2022 war, als die Länder der Welt noch Angst vor dem US-geführten Westen hatten und daher viele Länder auf Druck des Westens so abgestimmt haben.

Und die EU-Kommission verschweigt, dass sich das längst geändert hat, weil immer mehr Länder die Angst vor dem US-geführten Westen verloren haben. Inzwischen signalisiert die Mehrheit der Staaten der Welt, dass sie Verständnis für Russlands Handeln haben und vor allem, dass sie die Politik des Westens und die Russland-Sanktionen ablehnen. Dafür gab es ungezählte Beispiele, sei es der G20-Gipfel 2023, sei es der EU-CELAC-Gipfel 2023, seien es die G77, in denen alle Staaten des globalen Südens vereinigt sind, sei es der Gipfel der Finanzminister der G20 in 2024, seien es die BRICS, die sich vor Mitgliedsanträgen kaum retten können, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Dass die EU-Kommission reine Propaganda betreibt, zeigt der letzte Absatz ihrer Erklärungen zu diesem „Mythos“:

„Russland dagegen hat die folgenden festen Verbündeten: Belarus, die Demokratische Volksrepublik Nordkorea, Eritrea und Syrien.“

Was ist denn aus den Vorwürfen der EU-Kommission geworden, China und der Iran würden Russland mit Waffenlieferungen unterstützen?

Ach so, hier will die EU-Kommission ja aufzeigen, dass Russland angeblich international isoliert ist, also nennt sie nur ganz wenige Länder, die Russland (angeblich oder tatsächlich) unterstützen. Und da die EU-Kommission vorher behauptet hat, sogar China unterstütze die Ukraine, kann sie China im letzten Satz ja schlecht als Unterstützer Russlands bezeichnen.

Wer ist der Aggressor?

Wie versprochen, zeige ich hier noch einmal die Chronologie der Eskalation des Ukraine-Konfliktes auf, die zeigt, ob Russland tatsächlich „unprovoziert“ gehandelt hat, oder ob Russland gute Gründe hatte, in der Ukraine militärisch einzugreifen. Wenn Sie diese Chronologie lieber als Video anschauen möchten, finden Sie diese Informationen auch in dieser Sendung von Anti-Spiegel-TV.

Anfang Dezember 2019 fand der letzte Normandie-Gipfel in Paris statt. Selensky kam danach zurück nach Kiew und verkündete seinen Leuten hinter verschlossenen Türen, dass er das Abkommen von Minsk nicht umsetzen wird. Allen Beteiligten in der Ukraine war damit klar, dass ein Krieg mit Russland unvermeidbar geworden war und Kiew begann mit konkreten Kriegsvorbereitungen. Das hat der Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Alexej Danilow, im August 2022 in einem Interview offen erzählt und auch Selensky hat das nun in dem Spiegel-Interview bestätigt.

Im Januar 2021 wurde Joe Biden US-Präsident. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Trump, der keine Eskalation in der Ukraine wollte, gab Biden Selensky grünes Licht. Daraufhin begann Selensky im Februar 2021 gegen die Opposition vorzugehen, woraufhin der Chef der größten Oppositionspartei unter Hausarrest gestellt und alle oppositionellen Medien wurden verboten wurden.

Im März 2021 setzte Selensky die neue Militärdoktrin der Ukraine in Kraft, in der ein Krieg mit Russland mit dem Ziel festgeschrieben wurde, die Krim gewaltsam zurückzuerobern und den Konflikt im Donbass gewaltsam zu entscheiden.

Mitte April 2021 verkündete die Biden Regierung den Abzug aus Afghanistan bis zum 11. September.

Im April und Mai 2021 stand die Ukraine kurz vor einem Krieg mit Russland, wurde aber von den USA noch einmal zurückgepfiffen. War der Grund, dass die US-Truppen noch in Afghanistan und damit verwundbar waren, oder dass die USA die Ukraine nicht so umfänglich unterstützen konnten, solange sie noch in Afghanistan gebunden waren?

Mitte Juni 2021 fand ein Gipfeltreffen der Präsidenten Putin und Biden statt, bei dem es aber keine Annäherung gab.

Im August 2021 fand die überstürzte Flucht der NATO- und US-Truppen aus Afghanistan statt.

Während Kiew die Situation im Donbass ab Ende 2021 wieder eskaliert hat und die NATO ihre Truppenpräsenz in der Ukraine unter dem Vorwand von Manövern und Ausbildungsmissionen erhöht hat, haben Deutschland und Frankreich das Minsker Abkommen im November 2021 offiziell beerdigt, worüber es in westlichen Medien allerdings keine Berichte gab.

Die Russland-Sanktionen wurden, wie Politico im Oktober 2022 berichtet hat, bereits mindestens ab November 2021 in Gesprächen zwischen Washington und Brüssel vorbereitet. Das war drei Monate vor dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine und just zu dem Zeitpunkt, als Berlin und Paris das Minsker Abkommen beerdigt haben. Dass die Abkehr vom Minsker Abkommen zum Krieg in der Ukraine führen würde, war den Entscheidungsträgern in Washington und Brüssel (und wahrscheinlich auch in Berlin und Paris) offenbar klar, weshalb sie parallel die entsprechenden Sanktionen vorbereitet haben. Afghanistan war Vergangenheit und damit hatten die USA die Hände frei für einen neuen Konflikt.

Im Dezember 2021 forderte Russland von den USA und der NATO ultimativ gegenseitige Sicherheitsgarantien und den Abzug der NATO-Truppen aus der Ukraine und erklärte, dass es im Falle einer Ablehnung gegenseitiger Sicherheitsgarantien gezwungen sei, „militärtechnisch“ zu reagieren. Damit war klar, dass Russland auf weitere Bestrebungen, die Ukraine in die NATO zu ziehen, militärisch reagieren würde. Das war der Moment, in dem allen verantwortlichen Politikern bewusst war, dass eine Ablehnung von Verhandlungen mit Russland zu einem Krieg in der Ukraine führen würde. Der Krieg und all das Elend hätte verhindert werden können, wenn die USA bereit gewesen wären, einen neutralen Status der Ukraine dauerhaft zu akzeptieren und zu garantieren.

Am 8. Januar 2022 wurde Scott Miller zum US-Botschafter in der Schweiz berufen. In einem Interview vom November 2022 erzählte er ganz offen, dass die USA „Geheimdienstinformationen über die Invasion“ gehabt hätten und er diese sofort, also Anfang Januar 2022, der Schweizer Regierung gezeigt hätte. Da die Gespräche zwischen Russland und den USA über die Frage, ob es zu Verhandlungen über die von Russland geforderten gegenseitigen Sicherheitsgarantien kommen würde, zu diesem Zeitpunkt noch liefen, belegt die Aussage von Miller, dass die USA bereits beschlossen hatten, nicht in Verhandlungen einzutreten und sich der Folgen, nämlich der russischen Intervention in der Ukraine, in vollem Umfang bewusst waren. Miller bestätigte damit außerdem indirekt den Bericht von Politico darüber, dass die Sanktionen schon Monate vorher ausgearbeitet wurden, was Bundeskanzler Scholz und andere westliche Politiker später auch bestätigt haben, als sie sagten, dass die Russland-Sanktionen „von langer Hand vorbereitet“ waren.

Ende Januar 2022 wurde in den USA das Lend-Lease-Gesetz für die Ukraine eingebracht, über das bei seiner Einreichung in den Kongress geschrieben wurde:

„Mit diesem Gesetzentwurf wird vorübergehend auf bestimmte Anforderungen im Zusammenhang mit der Befugnis des Präsidenten, Verteidigungsgüter zu verleihen oder zu leasen, verzichtet, wenn die Verteidigungsgüter für die ukrainische Regierung bestimmt sind und zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Ukraine vor der russischen Militärinvasion erforderlich sind“

Das bestätigt ein weiteres Mal, dass die USA sich bereits auf den Krieg vorbereitet haben, während sie offiziell noch immer mit Russland über mögliche Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien gesprochen haben, denn das Gesetz zur Unterstützung der Ukraine gegen die „russische Militärinvasion“ wurde einen Monat vor der russischen Intervention in den Kongress eingebracht.

Fast gleichzeitig mit der Einreichung des Gesetzes haben die USA und die NATO Ende Januar 2022 die von Russland vorgeschlagenen Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien abgelehnt.

Am 19. Februar 2022 hat Selensky auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus der hochrangigen westlichen Zuhörer die atomare Bewaffnung der Ukraine angedroht. Damit war das russische Eingreifen nicht mehr zu verhindern, denn dass sich die Ukraine, die in ihrer Militärdoktrin offen einen Krieg gegen Russland vorbereitet hat, sich dazu auch noch mit Rückendeckung des Westens nuklear bewaffnen könnte, war für Russland eine inakzeptable Bedrohung der eigenen Sicherheit.

Am 21. Februar 2022 hat Putin die Donbass-Republiken anerkannt und Beistandsabkommen mit ihnen geschlossen. In seiner Rede dazu hat Putin Kiew deutlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation gewarnt. Kiew hat den Beschuss auf zivile Ziele im Donbass danach aber noch einmal demonstrativ erhöht.

Am 24. Februar 2022 hat Putin in einer weiteren Rede den Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine verkündet.

Am 29. März 2022 gab es Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über einen Waffenstillstand. Kiew selbst machte dabei den Vorschlag, die Krim als russisch anzuerkennen und eine Verhandlungslösung für den Donbass zu finden. Darüber hinaus hat Kiew zugesagt, keine ausländischen Truppen mehr in seinem Land zu stationieren und nicht NATO-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt der Ukraine war hingegen möglich. Außerdem erklärte Russland als Zeichen des guten Willens, seine Truppen aus der Region Kiew abzuziehen, was westliche Medien sofort als militärische Niederlage Russlands umdeklarierten, obwohl der russische Rückzug ohne Kampfhandlungen stattgefunden hat.

Am 3. April 2022 erschienen die Meldungen von angeblichen Massakern der russischen Armee in Butscha, die sich jedoch schnell als False-Flag-Operation herausstellten. Dennoch wurde Butscha als russisches „Verbrechen“ bezeichnet und in den Medien breit behandelt, während die mögliche Verhandlungslösung, die nur Tage zuvor erreicht worden war, kein Thema in den Medien war.

Großbritannien ist ebenfalls nicht auf die erreichte Verhandlungslösung eingegangen, sondern hat der Ukraine stattdessen am 8. April 2022 Militärhilfe in Höhe von 100 Millionen Pfund für die Fortsetzung des Kampfes gegen Russland versprochen, was zum damaligen Zeitpunkt noch eines der größten bisherigen Hilfspakete gewesen ist.

Einen Tag später, am 9. April 2022reiste der britische Premierminister Johnson nach Kiew und sprach mit Selensky, der das ukrainische Angebot im Anschluss an diese Gespräche zurückzog und stattdessen verkündete, die Entscheidung müsse auf dem Schlachtfeld erfolgen.

Am 30. September 2022 hat der ukrainische Präsident Selensky Verhandlungen mit einem von Putin geführten Russland per Dekret und Strafe gestellt.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. „angesichts der überwältigenden Aggression zeigte uns die wahre Bedeutung von Stehvermögen.“

    So wie „der Westen“ dumm auf Böttcher & sächsisches Gold macht, um den ihm längst lästigen Krieg „wort- und & siegreich“ zu beenden, kommt da … aber nur weißes sächsisches Porzellan raus. Und das steht „friedlich schiedlich in jedem 1-Euro-Shop-zu-haben“.

    Solch „Stehvermögen“ kommt ca. 300 Jahre zu spät? So-wird-dasnix-liebä-westen! MIT DEN ECHTEN WERTEN …

  2. Der Mythos der Eu….folgendes Zitat: „„Russland dagegen hat die folgenden festen Verbündeten: Belarus, die Demokratische Volksrepublik Nordkorea, Eritrea und Syrien.“
    Diese Behauptung deckt sich mit der UN Abstimmung vom 22.3.2022 , also kalter Kaffee!!!!!
    Passt aber trotzdem nicht so ganz, mit den Verbündeten, denn es gibt janoch nen Haufen Länder, die sich Enthalten haben, wer von diesen zur Zeit der Abstimmung zu Russland gehalten haben, das ist nicht Ersichtlich….daher sind es auch viel mehr, wie die Entwicklung bis heute zeigt! Nun aus dem Dschungel wird ein Garten und Borrells Garten mit den vielen schlechten Gärtnern verkümmert zum Dschungel!

  3. ….die US – Opa – Marionette kommt auch nicht in die brd – Kolonie… …Scholz und Steinmeier, haben „besuchsfrei“.. …der Russische Vormarsch scheint sich zu beschleunigen, nach der Befreiung von Ugledar.. …die Befestigungen danach, haben nicht den NATO – Standard, sind schwächer befestigt.. ..“EIN ELEND“ für die Angelsachsen ud die Hochfinanz !!.. ….die NATO „entzaubert“ !!..
    …der Globale Süden feiert im Netz, die Niederlage der Ukro – Angelsachsen !!.. ….ein schönes Geschenk zum BRICS – Gipfel in Kasan !!..😈

  4. Die Welt unterstützt die Ukraine, Russland ist international isoliert?
    Ach deshalb mag Scholz mit Putin reden!?
    Das Büro von Scholz: Scholz ist bereit, Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten aufzunehmen, aber Moskau sollte dies nicht als Schwäche auffassen!

    Kommentare aus Russland. Übersetzt mit Google.
    – Wenn Scholz kommt dann soll ihn ein Bürgermeister aus einen Dorf in Sibirern mit einen Trabant oder einen Wartburg ( DDR Auto) abholen! Letzte Woche hat Scholz die Deutschen im Osten von Deutschland (DDR) beleidigt! Wenn Scholz kommt dann auch mit den Untersuchungsbericht Nordstream 2
    – Wie sollten wir das sonst wahrnehmen?
    „Hitler hätte Stalin gerne befragt, aber er hätte es vielleicht für eine Schwäche gehalten.“
    Scholz ist ein Clown
    – Was hat der Krieg mit Banderlog und dieser „Leberwurst“ damit zu tun?
    Entscheidet er etwas? Scholz ist ein gewöhnlicher Vollstrecker des Willens des „tiefen Staates“ der Amerikaner und des Westens im Allgemeinen.
    „Verhandlungen“ werden von unseren Streitkräften geführt und im Großen und Ganzen hängt das Ergebnis nur vom Erfolg der Truppen ab, nicht jedoch von Scholze-Makkaroni und anderen Lamm-Berbocks.
    – Nicht mal die Deutschen, okay außer ca. 11% nehmen den Kriegskanzler, Panzerkanzler Scholz ernst!
    Warum soll Putin den Panzerkanzler Scholz ernst nehmen.
    Die meisten Deutschen lachen über Scholz, Putin sollte auch über ihn lachen!

    1. …Richtig Einschätzung.. …so ähnlich liest man es im Russischen Netz. usw.. ..die brd – Marionetten, werden aber weltweit (ausserhalb des Angelsächsischen Kolonialreiches), nirgendwo mehr ernst genommen !!..😎

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