Lawrow im Interview

Lawrow im O-Ton über das kommende Ende des Dollar als Weltwährung

Der russische Außenminister Lawrow wurde in einem Interview danach gefragt, wie die Welt die Dominanz des Dollar beenden kann.

Der russische Außenminister Lawrow hat einem arabischen Fernsehsender ein einstündiges Interview gegeben, aus dem ich die interessantesten Fragen und Antworten übersetzen werde. In diesem Teil geht es um die Frage, wie die Welt die Dominanz des Dollar beenden kann und was eine Rückkehr von Trump ins Weiße Haus dabei bedeuten würde.

Beginn der Übersetzung:

Frage (aus dem Arabischen übersetzt): Wir möchten über ein gemeinsames Problem sprechen, die Überwindung der Hegemonie des Dollars sowie die amerikanischen Sanktionen gegen Russland und den Iran. Diese Situation wurde früher vorhergesagt. Und unter anderem hieß es, der Dollar werde als Waffe gegen Russland und den Iran eingesetzt. Will Russland trotz alledem wirklich, dass Trump wieder im Weißen Haus ist?

Sergej Lawrow: Donald Trump hat die Politik der derzeitigen Regierung verurteilte, die, wie er direkt sagte, die Rolle des Dollars zerstört und die wirtschaftliche Macht der USA untergräbt, die sich weitgehend auf den Dollar stützt. Die US-Staatsverschuldung beträgt 36 Billionen US-Dollar. Allein die Zinsen für die US-Staatsverschuldung betragen eine Billion US-Dollar pro Jahr. Das ist ohne Bedienung dieser Schulden. Donald Trump sagte direkt, dass die von der Biden-Administration verhängten Sanktionen, die die Fähigkeiten des Dollars als globale Reservewährung nutzen, destruktiv für die amerikanische Wirtschaft seien.

Ich stimme ihm zu. Mehr noch, ich stimme ich ihm nicht zu, weil ich das möchte, sondern weil die überwiegende Mehrheit der Länder bereits vorsichtig mit Transaktionen in der Weltwirtschaft ist, bei denen sie vom Dollar abhängig sind. Die Abhängigkeit bleibt bestehen. Sie ist riesig, auch bei der Volksrepublik China, bei Indien und den meisten Volkswirtschaften der Welt. Die Abhängigkeit wurde bereits als ein Phänomen erkannt, das ein Risiko für die Entwicklung der Länder darstellt. Allmählich ersetzen sie den Dollar durch einen Übergang zu Zahlungen in Landeswährungen.

Auf dem letztjährigen BRICS-Gipfel schlug der brasilianische Präsident Lula da Silva vor, über die Schaffung einer alternativen Zahlungsplattform nachzudenken, die von Mitgliedern des Verbundes und anderen interessierten Ländern genutzt werden könnte. Das wurde für den Gipfel in Kasan unter dem Vorsitz des russischen Präsidenten Putin angewiesen. Wir sollen von den Finanzministern und Zentralbanken der BRICS einen Bericht darüber erhalten, wie alternative Zahlungsplattformen geschaffen werden können. Mit der Volksrepublik China wickeln wir mehr als 90 Prozent unseres Handelsumsatzes in Landeswährungen ab, ohne den Dollar zu verwenden. In den Handelsbeziehungen mit Indien liegt dieser Wert bei 60 Prozent. Mit den meisten Ländern beginnen wir, auf genau solche Formen der Zusammenarbeit umzusteigen. Es ist klar, dass die USA weiterhin Dollar drucken und ihre Politik des wirtschaftlichen Drucks auf andere Staaten mit diesen kaum unterlegten Banknoten fortsetzen. Doch diese Ära geht bereits zu Ende.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

5 Antworten

  1. Lawrow äußert nur einen verschwindend geringen Teil der politischen Empörung.
    https://topasnew24.com/17263-pravo-znat-ot-21-sentjabrja-2024-smotret-onlajn-tvc.html
    Das gestrige Video vom russischem TV mit Kurginyan, einem russischen Denker.
    Es wäre schön, wenn jemand diese Unterhaltung ins Deutsche übersetzen würde. Es wäre für viele, viele Deutsche sehr ernüchternd von der fiktiven Welt in der Informationsblase zurück in die reale Welt zu kehren, sozusagen! (Man kann diesem Herrn nicht in allen Realitätseinschätzungen zustimmen, aber eines ist klar, dass jeder darüber nachdenken sollte. Und zwar ernsthaft. Es sei denn, natürlich, er ist bereits kein Infozombie!!!)

  2. so weit, so gut oder auch nicht.
    Russland war Teilnehmer bei der UN in New York. Dort war auch Kanzler Scholz. Durch den Artikel in der „WELT“ hat man erst erfahren, warum Scholz dort hin geflogen ist. Und zwar als Oberindianer des ganzen Konstrukts. Anders kann man das nämlich nicht bezeichnen. Man setzt sich auch dort wieder über Rechte hinweg und beschließt trotz Vetorecht durch Russland und andere Staaten trotzdem das was durchgesetzt werden muß. Russland existiert für die UN schon garnicht mehr. Aber lest selbst. Darin geht es auch um Finanzen und wer glaubt, der Dollar geht, soll sich irren.
    …..Für eine Reform des UN-Sicherheitsrats und Forderungen nach einer Anpassung des internationalen Finanzsystems zugunsten des sogenannten Globalen Südens.
    https://www.welt.de/politik/ausland/article253643542/UN-nehmen-Zukunftspakt-an-Russland-sorgt-fuer-Eklat.html

  3. Für das kommende Ende der Dollar gibt es kein Datum, die nächsten 5 Jahre wird’s wohl kaum vollbracht sein, es könnte vielleicht im 20 Jahre soweit sein oder auch in 100 Jahren oder niemals. Alles ist möglich.
    Der aktuelle Finanzwelt ist auf den Dollar gekoppelt.
    Ländern wie China, Indien zB, sind opportunistisch, sie passen sich bedenkenlos auf jeweils gegebenen Lage. Jederzeit können sie sich anders entscheiden. Was heute noch out ist kann morgen wieder in sein.

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