Staatsterror

Putin im O-Ton über die Gründe für die ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet

Bei der Podiumsdiskussion des Petersburger Wirtschaftsforums wurde Putin auch danach gefragt, warum Russland nicht härter auf die ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet reagiert.

Die ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet werden im Westen als berechtigte Reaktion Kiews auf den im Westen sogenannten „brutalen russischen Angriffskrieg“ bezeichnet. Allerdings funktioniert das nur deshalb, weil die westlichen Medien der westlichen Öffentlichkeit bestenfalls am Rande berichten, dass diese Angriffe ausschließlich zivilen Zielen gelten und dass die Angriffe mit aus NATO-Staaten gelieferten Waffen durchgeführt werden. Wenn die westliche Öffentlichkeit das wüsste und sich darüber im Klaren wäre, dass diese Kombination die große Gefahr eines Krieges zwischen Russland und der NATO birgt, wäre die Reaktion der westlichen Öffentlichkeit sicher eine andere.

Aber die westliche Medien zeigen diese Zusammenhänge nicht auf, weshalb die Öffentlichkeit im Westen gar nicht weiß, was für ein Spiel mit dem Feuer Kiew mit Rückendeckung seiner westlichen Strippenzieher spielt.

In Russland hingegen werden die Stimmen immer lauter, die von der russischen Regierung eine harte Reaktion auf die ukrainischen Angriffe auf russische Zivilisten fordern. Daher wurde der russische Präsident bei der Podiumsdiskussion des Petersburger Wirtschaftsforums danach gefragt. Ich habe die Frage und die Antwort Putins übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Moderator: Aber was passiert, und das passiert in Washington mit einer, sagen wir, wohlwollenden, herablassenden Haltung, ist, dass es immer mehr Angriffe auf Russland gibt, auf russisches Territorium, von dem niemand bestreitet, dass es russisch ist – auch auf den Kreml, von Kiew organisierte Terroranschläge: sowohl in Moskau, wo Daria Dugina getötet wurde, als auch in St. Petersburg, wo ein junger Blogger starb, und natürlich der Drohnenangriff auf den Kreml und so weiter.

Dabei ist das eine sehr interessante Situation. Einerseits erklärt die Regierung Biden kategorisch, dass sie solche Aktionen nicht billigt, dass sie nicht zu solchen Aktionen beiträgt, dass sie die Zerstörung von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 in keiner Weise unterstützt hat. Aber andererseits tut sie nicht einmal so, als würde sie Kiew erklären, dass solche Aktionen falsch sind und dass solche Aktionen Konsequenzen für die amerikanische Unterstützung des Selensky-Regimes haben könnten. Wie sehen Sie diese Haltung der USA und wie werden Sie damit umgehen?

Putin: Sehen Sie, alles, was Sie gesagt haben, war der Versuch, uns zu provozieren, damit wir endlich ernste und mächtige Maßnahmen ergreifen. Aber dieser Versuch, den Kreml, die Residenz des Präsidenten der Russischen Föderation, zu beschädigen, die Angriffe auf die Region Belgorod und benachbarte Regionen Russlands – das sind alles Versuche, uns zu Vergeltungsmaßnahmen zu provozieren. Aber hören Sie, wenn wir fünf Patriot-Systeme in der Nähe von Kiew zerstört haben, was wäre das Problem, irgendwelche Gebäude und Strukturen im Zentrum von Kiew zu zerstören? Das wäre kein Problem. Wir tun es aus einer Reihe von Gründen nicht. Es gibt viele davon, ich werde Ihnen später von diesen Überlegungen erzählen. Ihnen sage ich es, aber noch nicht öffentlich.

Aber es gibt diese Möglichkeit, jeder versteht das, jeder wartet nur darauf, dass wir anfangen, auf die Knöpfe zu drücken. Es gibt dafür keine Notwendigkeit, das ist die erste Überlegung. Es gibt dafür keine Notwendigkeit, denn der Gegner hat an der Front hat keinen Erfolg, darum geht es. Und da er weiß, dass ein Erfolg unwahrscheinlich ist, provoziert er uns zu harten Maßnahmen, in der Hoffnung, dass er dann mit dem Finger auf uns zeigen und sagen und sagen kann: „Seht nur, wie bösartig sie sind, wie grausam sie sind, mit denen darf man nichts zu tun haben.“ Und das wollen sie allen unseren Partner, mit denen wir heute zusammenarbeiten, zeigen. Deshalb gibt es dafür heute keine Notwendigkeit.

Was die Frage betrifft, ob wir einen Dialog mit ihnen führen sollten oder nicht, so wiederhole ich: Wir haben diesen Dialog nicht abgelehnt, sondern sie haben beschlossen, den Dialog mit uns abzubrechen. Aber wenn sie nicht mit uns reden wollen, dann nicht. Sie werden es wollen, und wir werden sehen, zu welchem Zeitpunkt und worüber wir mit ihnen reden können.

Was die Grenzgebiete betrifft. Das ist ein Versuch, uns von den möglichen Hauptrichtungen dieses Hauptangriffs abzulenken, den sie dort geplant haben, der Versuch, uns zu zwingen, einige Einheiten zu verlegen, die in anderen Kampfgebieten bereitgestellt wurden, und so weiter. Für uns gibt es hier nichts Ungewöhnliches. Wir werden einfach ruhig reagieren, wir werden dagegen ankämpfen.

Ich habe bereits gesagt, dass wir, wenn diese Angriffe auf unsere Grenzgebiete anhalten, die Einrichtung einer „Sanitär Zone“ auf ukrainischem Gebiet in Betracht ziehen werden. Die müssen nur verstehen, wozu sie das führen wird. Wir arbeiten mit Hochpräzisions-, Langstrecken- und Hochleistungswaffen gegen militärische Ziele, und wir sind dabei erfolgreich.

Es genügt zu sehen, wie Waffenlager zerstört werden, Standorte von Personal, auch von ausländischen Söldnern, es genügt zu sehen, wie unsere Ausrüstung hier funktioniert. Es gibt immer eine Antwort, wir veröffentlichen sie nur oft nicht einmal, aber es ist eine spürbare Antwort, und der Gegner kennt sie.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

16 Antworten

  1. Es sind keinesfalls nur Ukrainer (oder russische Nazis), die Terroranschläge auf russischem Gebiet verüben, sondern auch Profis aus mindestens einem NATO-Land.

    “ And while Poland may nominally disavow the Polish Volunteer Corps, a Polish journalist writing for Poland’s largest digital publication says he was in attendance at a founding organizational meeting in Kyiv this past February, during which the unit was established not as a ragtag group of untested amateurs, but as an elite „sabotage and reconnaissance“ force—which from the get-go was „reporting directly to the Ministry of Defense of Ukraine.“ Per this account, the unit was to consist of Poland’s „most experienced soldiers,“

    https://www.newsweek.com/government-keeps-lying-us-about-ukraine-where-outrage-opinion-1806332

    1. Natürlich werden die Ukrainer immer frecher, denn auch wenn ARD/ZDF das nicht melden, Stoltenberg gab zu, dass man schon länger überlege, wie man die Ukraine schneller in die Nato aufnehmen kann.
      Wenn das wirklich passiert, dann war der Krieg bisher nur ein Gepläncker, denn Russland würde ganz sicher anders reagieren, keine Rücksicht mehr nehmen, denn das eigene Land wäre in Gefahr!!
      Bei allen Bomben, die dann so herum fliegen, kann man nur hoffen, es verirren sich ein paar über Berlin!

  2. Im russichen Grenzgebiet wundert sich die Bevölkerung, warum die geniale Spezialoperation ihres Herrn direkt zu ihnen nach Hause kommt. Hatte man ihnen nicht gesagt, dass Krieg das Leben der Russen sicherer machen würde?

      1. Die russische Region Belgorod wurde vor Putins Angriffskrieg nie beschossen. Der Kreml erntet das, was er gesät hat. Die russische Zivilbevölkerung muss Putins Poltik nun ausbaden.

        1. und von wegen nur militärische Ziele treffen wieso gibt es den sie viele zivile Opfer und vor allem Tote alles nur Lüge vom Kreml.
          Sollen sie der Ukraine doch Langsteckenwaffen geben das weit im Hinterland auch die Infrastruktur zerlegt wird. Das die Russen mal aufwachen was sie in der Ukraine anrichten .

          1. Dass die Medien Nato-Propaganda und Lügen verbreiten, kommt dir nicht in den Sinn? Seit 2014 morden Urainer ihre eigenen Leute und es ist heute nicht anders! Aber wer so seicht gestrickt ist und glaubt, dass Propaganda nur vom Kreml kommt, hat sowieso ein ganz anderes Problem.

  3. Ich sehe das ganze eher „sportlich“ und mit grosser Distanz.
    Ein Feind macht das, was man ihn machen lässt und im Krieg gibts nun mal keine Grenzen und kaum Regeln … da kann der eine nicht sagen: „Das darfst du aber nicht“ oder „Du darfst nur mit eigenen Leuten kämpfen“ … so läuft Hase nicht.
    Wer nach über 1 Jahr eingegraben im Donbass sitzt, statt 20 km vor Kiev, braucht sich nicht zu beschweren, wenn der Gegner macht was er eben machen kann.
    Krieg heisst doch, des Gegners Willen brechen und ihm den eigenen Willen aufzwingen.
    Und wenn man da Spielräume offen lässt – macht man irgendwas falsch.
    Also kein Grund zum jammern.
    Bei allem Verständnis für Russlands Ambitionen – Krieg nach Lehrbuch geht anders.

    1. „Krieg heisst doch, des Gegners Willen brechen und ihm den eigenen Willen aufzwingen.“

      Richtig.
      Die Russen führen aber nach eigenen Angaben keinen Krieg, sondern wollen Verhandlungen und Verträge, die ihnen bisher verweigert wurden.

      Daas bedeutet jetzt nicht, dass ich das Überschreiten der russisch-urkainischen Grenze für eine gute Idee halte, denn nach meine Auffassung wird mit Waffengewalt immer mehr verloren als gewonnen.
      Aber ich habe die Entwicklung den Konflikts zwischen den westlichen Regierungen nicht vergessen, die in den anfänglichen Jahren auch in den westlichen Medien einigermaßen korrekt dargestellt wurde.

      1. „Die Russen führen aber nach eigenen Angaben keinen Krieg, sondern wollen Verhandlungen und Verträge, die ihnen bisher verweigert wurden.“

        Bei der „Benamsung“ militärischer Interventionen war die Menschheit schon immer sehr kreativ … Waffengang, Feldzug, Intervention, Friedenstruppen, Einmarsch, Truppen mit dem Segen der UNO, Militärschlag, Global War on Terrorism – wie man das Ding nennt spielt doch wohl keine Rolle – unterm Strich geht es immer darum, den eigenen Willen durchzusetzen und die eigenen Ziele und Mittel zu legitimieren.

  4. Wer es noch nicht gemerkt hat, Putin führt einen Befreiungskampf für die im Donbass lebenden Russen, die von der Ukraine, ihrer eigenen Regierung, seit 2014 mit Raketenbeschuß terrorisiert werden. Da werden keine Krankenhäuser, keine Plätze mit Bevölkerungszulauf verschont. Lauter Kriegsverbrechen.

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