Ryanair-Landung

Der Spiegel wiederholt längst widerlegte Vorwürfe gegen Weißrussland

Der weißrussische Präsident Lukaschenko hat die russische Oppositionelle Sofia Sapega begnadigt, die zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Für den Spiegel ist das eine Gelegenheit, längst widerlegte Lügen des Westens zu wiederholen.

Vor ziemlich genau zwei Jahren hat ein angeblicher Fall von „Luftpiraterie“ die Medien beschäftigt. Damals ist eine Ryanair-Maschine auf dem Weg von Griechenland ins Baltikum aufgrund einer Bombendrohung in Minsk notgelandet. In dem Flugzeug saßen der weißrussische Oppositionelle Roman Protasewitsch und seine russische Freundin und Mitstreiterin Sofia Sapega, die in Minsk verhaftet wurden.

Der Westen hat sofort behauptet, Weißrussland habe das Flugzeug zur Landung in Minsk gezwungen, wozu sogar extra eine MiG-29 aufgestiegen sei, um der Drohung Nachdruck zu verleihen. Weißrussland war angeblich so scharf darauf, die beiden Oppositionellen zu verhaften, dass es die Bombendrohung inszeniert und das Flugzeug dann zur Landung gezwungen habe.

Protasewitsch und Sapega wurden wegen der Unterstützung eines versuchten Staatsstreiches verurteilt. Protasewitsch wurde vor einigen Wochen aus der Haft entlassen, nun hat Präsident Lukaschenko auch Sapega begnadigt.

Dem Spiegel war das einen Artikel mit der Überschrift „Sofia Sapega – Lukaschenko begnadigt Oppositionelle“ wert, in dem er die alten Lügen widerholte:

„Sapega war im Mai 2021 mit ihrem Freund Roman Protassewitsch, einem regimekritischen Blogger, der dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko kritisch gegenübersteht, in Belarus gefasst worden. Die Behörden des Landes hatten dafür einen Ryanair-Flug von Athen nach Vilnius unter Vortäuschung einer Bombenwarnung zur Notlandung gezwungen.“

Die widerlegten Lügen

Westliche Medien wie der Spiegel interessieren sich nicht für die Wahrheit, denn der Untersuchungsbericht der internationale Flugsicherheitsbehörde ICAO kam im Januar 2021 zu einem ganz anderen Ergebnis. Die ICAO hat alle Vorwürfe des Westens widerlegt.

Das kam auch nicht überraschend, denn der schon kurz nach dem Vorfall veröffentlichte Funkverkehr zeigte, dass Minsk keinerlei Druck ausgeübt hat, sondern dass die Ryanair-Piloten nach einigem Nachdenken (und anscheinend nach Rücksprache mit der Firmenzentrale) selbst entschieden haben, das Flugzeug zu wenden und nach Minsk zu fliegen, obwohl ihr Zielflughafen im Baltikum zu dem Zeitpunkt schon näher war, als Minsk.

Auch die im Westen verbreitete Geschichte, eine MiG-29 habe die Ryanair-Boeing zur Landung in Minsk gezwungen, wurde widerlegt. Zwar ist eine MiG routinemäßig aufgestiegen, wie das bei solchen Vorfällen normal ist, aber sie ist nicht einmal in die Nähe der Boeing gekommen. Als die Boeing in Minsk landete, war die MiG noch 55 Kilometer von ihr entfernt und sie brach Einsatz ab, als die Boeing sicher in Minsk gelandet war.

Die Falle

Die einzige offene Frage ist bis heute, wer die Mail mit der Bombendrohung geschickt hat. In der Legende der westlichen Medien heißt es, Minsk habe die Mail geschickt, um einen Vorwand zu konstruieren, um das Flugzeug zur Landung in Minsk zu zwingen und die Oppositionellen festzunehmen.

Da inzwischen aber unstrittig ist, dass Minsk das Flugzeug nicht zur Landung gezwungen hat, sondern das die Piloten diese Entscheidung selbst getroffen haben, entfällt Minsk auch als Absender der Bombendrohung, denn wozu hätte Minsk die Bombendrohung inszenieren sollen, wenn es danach keinen Druck auf die Piloten ausübt, in Minsk zu landen? Die Piloten haben etwa eine halbe Stunde darüber nachgedacht und sich erst dann für die Landung in Minsk entschieden, ohne dass Minsk in der halben Stunde irgendwie Druck auf die Piloten ausgeübt hätte.

Protasewitsch hat später lange Interviews gegeben, in denen er über seine Tätigkeit für die weißrussische Opposition in Polen und im Baltikum berichtet hat. Darin erzählte er auch davon, dass er mit einigen Leuten Meinungsverschiedenheiten gehabt habe. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf (und eine andere Erklärung sehe ich persönlich nicht), dass die Opposition und ihre westlichen Strippenzieher Protasewitsch geopfert haben, um eine weitere Medienkampagne gegen Weißrussland zu starten und einen Vorwand für weitere Sanktionen gegen das Land zu konstruieren. Beides hat stattgefunden: Die Medienkampagne hat lange angedauert und es wurden neue Sanktionen verhängt.

Medien wie der Spiegel haben ihren Lesern nie berichtet, dass alle Vorwürfe gegen Weißrussland im Zusammenhang mit der Ryanair-Landung in Minsk widerlegt wurden. Stattdessen wiederholen sie diese Lügen.


In meinem neuen Buch „Das Ukraine Kartell – Das Doppelspiel um einen Krieg und die Millionen-Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Biden“ enthülle ich sachlich und neutral, basierend auf Hunderten von Quellen, bisher verschwiegene Fakten und Beweise über die millionenschweren Geschäfte der Familie des US-Präsidenten Joe Biden in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage: Ist eine kleine Gruppe gieriger Geschäftemacher möglicherweise bereit, uns für ihren persönlichen Profit an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bringen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich direkt hier über den Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

12 Antworten

  1. >> … dass die Ryanair-Piloten nach einigem Nachdenken …
    >> Die Piloten haben etwa eine halbe Stunde darüber nachgedacht
    >> … selbst entschieden haben, das Flugzeug zu wenden und nach Minsk zu fliegen, obwohl ihr Zielflughafen im Baltikum zu dem Zeitpunkt schon näher war, als Minsk.
    .
    Bleibt immer noch die Frage offen, was die Piloten dazu veranlaßt hat, so zu entscheiden.

    1. Da es bis heute keine Mitschnitte etwa der Telefonate mit der Ryanair-Zentrale oder der Kommunikation der Piloten mit dem Zielflughafen Vilnius gibt, werden wir das wohl auch nie erfahren. Weißrussland hat mit der ICAO voll kooperiert, Ryanair und Litauen nicht.

    2. Um die völlig richtige Frage von Herrn „Zweifler“ zu präzisieren:
      Was hat die Piloten veranlaßt, entgegen der ökonomischen (Treibstoffverbrauch) und sicherheitstechnischen (längere Flugstrecke) Umstände, nach Minsk statt Vilnius zu fliegen? Und falls im Cockpit stressbedingt nur bedingt rational entschieden wurde, warum hat die konsultierte Ryanair-Zentrale nicht entsprechend disponiert?

      Mithin enthält die Geschichte noch ein paar nicht unwesentliche Lücken.

      1. falsch. Alles wesentlich klar – Wo liegt Ihr Problem, Xaver Huber?

        Röper hatte damals unverzögert das gesamte, aufgezeichnete Cockpit-Tower-Gespräch veröffentlicht. Und ‚Zweifler‘ schreibt falsch: keine halbe Stunde, sondern 16 Minuten (9.31 – 9.48) bis zum Entscheid: erbitte Sinkflug auf 10.000 Fuß. Den Link hat Röper hier wieder gesetzt, wenn man sich das Nacvprüfen aber erspart und sinnlose Behauptungen in die Welt setzt …
        Dito: hieß es bei Kontakt-Aufnahme: Bombe, gezündet über Vilnius. Der Pilot keinen den Zünd-Mechanismus (Navi, Höhendruck) nicht.

        Wo und wann hätte Irland denn innerhalb dieser 16 min kontaktiert werden sollen?
        Wesentlich ist doch allein, dass RyanAir nicht mit der ISAO kooperiert hat.

      2. Echter Mumpizz: ‚falls im Cockpit stressbedingt nur bedingt rational entschieden‘.

        Da haben Sie wohl die gesamten Personal-Akten der RyanAir-Crew vor sich liegen? Aus MayDay: Alarm im Cockpit müssten Sie doch erfahren können, dass die Profile von Piloten eine himmelweite Bandbreite zwischen Besonnenheit und Versagen aus charakterlicher Schwäche beweisen können.
        Wo soll denn Dublin eingreifen? Die Personalakte erst noch lesen und dann ‚disponieren‘ ?

        Das gilt besser auch für stressbedingte Fluglotsen vom heimischen Sofa.

    3. an ZWEIFLER sagt: „Die Piloten haben etwa eine halbe Stunde darüber nachgedacht.“

      Frage an Zweifler: Wo sollte denn die RyanAir nach ca. halber Stunde gestanden haben? (a) Vilnius verfehlt und (b) ganz knapp vor Sankt Petersburg?

      Ich hatte schon damals, im Mai 2021, tiefe Zweifel über die MINT-Fächer-Abschlüsse mancher ‚Zweifler‘ gehabt. Zumindest fehlte Ihnen allen der tiefe Blick in den Schul-Atlas.

      Wenn’s diesen in die Theorie passt, dann wird auch mal ein Linien-Flug zum trägen Lastenfahrrad-Taxi auf dem herrlichen weißrussischen Himmel.

    4. „Bleibt immer noch die Frage offen, was die Piloten dazu veranlaßt hat, so zu entscheiden.“ — Stimmt. Und das macht es noch wahrscheinlicher, dass der Westen dahinter steckt, weil er die Propagandagelegenheit nutzen und gleichzeitig jemand aus den eigenen Reihen, der in manchen Punkten von der offiziellen Linie abgewichen ist, unschädlich zu machen.

      Auf wessen „Ratschläge“ hören Ryanair (also westliche) Piloten wohl, wenn sie um etwas gebeten werden? Minsk oder Moskau? Oder vielleicht doch eher westliche Geheimdienste?

      1. Ich würde mal sagen: Weder – noch.

        Intelligenz mal vorrausgesetzt, dürfte wohl jeder Pilot seinen gesunden Menschenverstand und seinen Selbsterhaltungstrieb als wichtigere Kriterien für seine Entscheidungen heranziehen. Wer traut schon Geheimdiensten?

        In diesem Falle wäre mir persönlich die Entscheidung sehr leicht gefallen: „Bombe löst aus über Vilnius“ heisst „Raum Vilnius um jeden Preis vermeiden“. Auch um den Preis, dass man in Minsk ein paar Stunden später mit zwei Passagieren weniger wieder starten muss. Besser zwei Passagiere verlieren, als sämtliche Passagiere plus Crew (was ja auch die Piloten selbst beinhaltet …) plus Flugzeug.

  2. Die Reaktion der EU auf diesen Vorfall, Weißrussland komplett vom Flugverkehr abzukoppeln, war jedenfalls dermaßen prompt und übertrieben, dass mir sofort der Verdacht aufkam, dass der Zwischenfall vom Westen inszeniert worden war.
    Im Nachhinein gehört das Ganze zu den Vorboten des Ukraine-Krieges. Der Westen wollte auch Weißrussland ins Chaos stürzen, zweifelte die Wiederwahl Lukaschenkos an und versuchte eine Farbeinrevolte. Als diese Misslang wurden Sanktionen ausgesprochen.

    Wenn Lukaschenko jetzt die Oppositionellen begnadigt, die damals seinen Sturz herbeiführen wollten, dann zeigt das, dass er kein rachsüchtiger Despot ist.

  3. Der Spiegel muss verboten werden,denn US und Ukro Propagandamedien gehören von der Nachrichtenplattform ausgeschlossen.Danach ARD und ZDF eliminieren,Pensionsansprüche der Verbrecher für die Infrastruktur,die Rentner und die Energiekosten einsetzen.Ampelpolitiker Immunität entziehen,Anklagen und Wegsperren.

  4. Westliche Medien haben zwar darüber berichtet, daß das Flugzeug, in dem Nancy Pelosi saß, von 6 taiwanesischen Abfangjägern F-16 begleitet wurde, bis es zur Landung in Taipeh ansetzte, doch der logische Schluß, daß Pelosi zur Landung gezwungen wurde, wurde konsequent von allen verschwiegen.

  5. „Westliche Medien wie der Spiegel interessieren sich nicht für die Wahrheit, denn der Untersuchungsbericht der internationale Flugsicherheitsbehörde ICAO kam im Januar 2021 zu einem ganz anderen Ergebnis.”

    Aber wir sind doch noch gar nicht gelandet …

Schreibe einen Kommentar