Dilettantischer Angriff gegen Venezuela: Wie unterschiedlich deutsche und russische Medien berichten
Wenn die Behauptungen des Spiegel nicht mehr zu halten sind, muss er manchmal zurückrudern. So geschehen im Falle der US-Söldner, die von Kolumbien aus versucht haben, in Venezuela einzudringen und einen Staatsstreich zu veranstalten.
Die Mission ist denkbar dilettantisch geplant und durchgeführt worden, was aber kein Hinweis darauf ist, dass die USA damit nichts zu tun haben können. In ihrer Überheblichkeit passiert den USA so etwas immer wieder.Ob im bekannten Fall der Schweinebucht vor fast 60 Jahren, oder bei einem ähnlichen Fall in Venezuela vor etwas über einem Jahr.
Und nun wieder: Am 3. Mai versuchten bewaffnete Söldner auf dem Seeweg aus Kolumbien eine Landung in Venezuela. Ihr Plan war venezolanischen Geheimdienst bekannt und sie wurden schon am Strand festgenommen.
Am 4. Mai berichtete der Spiegel, fabulierte von einem „angeblichen Angriff“ und stellte die Meldungen so dar, als hätte sich die venezolanische Regierung das ganze ausgedacht. Dass man es zu dem Zeitpunkt schon besser hätte wissen können, zeigte ausgerechnet die „russische Propaganda“ von RT-Deutsch am 5. Mai in einem sehr ausführlichen Artikel, in dem alle Informationen mit überprüfbaren Quellen hinterlegt waren, die von vor dem 5. Mai datierten. Der Spiegel wusste also ziemlich sicher schon, dass es kein „angeblicher“ sondern ein echter Angriff gewesen ist. Am 7. Mai der Anti-Spiegel die bekannten Ereignisse zusammengefasst.
Der Spiegel schien sich danach genötigt zu fühlen, nachzulegen. Am 9. Mai bestätigte der Spiegel all das, was zuvor RT-Deutsch oder auch der Anti-Spiegel geschrieben hatten. Mit einer Ausnahme: Für den Spiegel ist es natürlich undenkbar, dass die USA hinter dem Angriff stecken. Der Spiegel glaubt Trump und Pompeo blind und informierte seine Leser übrigens auch nicht darüber, dass sein erster Artikel über das Thema kompletter Unsinn gewesen ist. Selbstkritik ist nicht die Sache des ehemaligen Nachrichtenmagazins.
Und so war auch der zweite Artikel des Spiegel zu dem Thema „für die Tonne“, denn der Spiegel bestätigte dort nur, was sich nicht mehr verleugnen ließ und zog eine neue Linie: Jetzt war es keine Propaganda der venezolanischen Regierung mehr, sondern ein dilettantisches Unterfangen einiger durchgeknallter Typen in den USA. Aber die US-Regierung, die die venezolanische Regierung mit allen Mitteln stürzen will und das seit Jahren offen verkündet, die hat mit dem Umsturzversuch absolut nichts zu tun. Zumindest liest es sich im Spiegel so.
Ob die Spiegel-Redakteure, die für solche Artikel verantwortlich sind, den Quatsch, den sie schreiben selbst überhaupt glauben, wird ihr Geheimnis bleiben. Aber es ist bemerkenswert, dass man – unabhängig davon, ob die US-Regierung damit etwas zu tun hatte oder nicht – ausgerechnet in den „russischen Propagandamedien“ die harten Fakten der Geschichte nicht nur früher, sondern auch ausführlicher erfährt, als im Spiegel und anderen deutschen „Qualitätsmedien“.
Das erlebe ich immer wieder, wenn ich russische Nachrichten schaue und viele Anti-Spiegel-Leser wissen das aus den ungezählten Beiträgen des russischen Fernsehens, die ich schon übersetzt habe. Daher will ich Ihnen den Bericht des russischen Fernsehens aus der Sendung „Nachrichten der Woche“ über die Kommandoaktion in Venezuela nicht vorenthalten und habe ihn übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Die Nachrichten aus Venezuela erinnern die Welt daran, dass es in der amerikanischen Politik konstante Dinge gibt, nämlich den obsessiven Wunsch, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen. Kein Coronavirus und keine Wirtschaftskrisen halten sie davon ab. So hatten die venezolanischen Behörden kürzlich einen Überfall schwer bewaffneter Söldner vom Meer aus vereitelt, die zugegeben haben, dass ihr Ziel darin bestand, Präsident Maduro zu fangen und ihn aus dem Land zu bringen. Unter den Festgenommenen waren zwei Amerikaner und Angestellte der privaten Sicherheitsfirma SilverCorp. Trump und seine Regierung leugnen natürlich alles. Aber wenn es geklappt hätte, würde das Weiße Haus es zu seinen Gunsten nutzen. Und wie! Schließlich braucht Trump gerade jetzt einen kleinen siegreichen Krieg.
Aus den USA berichtet unser Korrespondent.
Amerika hat den Wendepunkt noch immer nicht erreicht. Die Zahl der Coronavirus-Fälle nähert sich anderthalb Millionen. Fast 80.000 Menschen sind in den Vereinigten Staaten am Coronavirus gestorben. Aber dieser „Trump-Todeszähler“ im Zentrum von New York, wie seine Macher ihn nannten, zeigt eine andere Zahl. Mehr als 46.000 amerikanische Coronavirus-Opfer soll Donald Trump auf dem Gewissen haben, so seine Gegner, die für die Anzeige am Times Square bezahlen.
Die Anschuldigungen gegen Trump, er habe mit gefährlicher Verzögerung auf die Epidemie reagiert, sind die Grundlage der Wahlkampfstrategie der Demokraten. Vor vier Jahren waren Vorwürfe über Verbindungen Trumps zu Moskau die Grundlage des Wahlkampfes. Ihr erstes Opfer war Generalleutnant Michael Flynn. Er hatte keine vier Wochen im Weißen Haus gearbeitet, als bekannt wurde, dass der Soldat mehrmals mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak telefoniert hatte.
„Es ist eine feststehende Tatsache, dass die Russen in Kontakt mit Trump standen. Und zusätzlich zu der Frage, warum Flynn über seine Gespräche mit dem russischen Botschafter Kislyak gelogen hat, stellt sich die Frage, warum die Trump-Administration Sie über diese Kontakte belogen hat“, erklärte CNN damals.
Flynns Reise nach Moskau im Jahr 2015 wurde offen als Verrat an amerikanischen Interessen bezeichnet. Die Tatsache, dass der General mit Wladimir Putin bei einem Russia Today Festival an einem Tisch saß, diente fast als Beweis dafür, dass Flynn auf der Gehaltsliste des Kremls stand. Aber weder Flynn noch Trump, in dessen Stab Flynn dann arbeitete, haben verhehlt, dass sie ein normales Verhältnis zu Russland wollen.
Am 4. November desselben Jahres 2015: Genau ein Jahr vor der Wahl habe ich Trump auf einer Pressekonferenz nach seinen Plänen zu Russland gefragt und er antwortete, er wolle ein „sehr gutes Verhältnis zu Putin“. Die FBI-Führung hatte entgegengesetzte Prioritäten. Und so versuchte das FBI, gemäß neu freigegebenen Dokumenten, Flynn um jeden Preis fertig zu machen:
„Was ist unser Ziel? Die Wahrheit, ein Geständnis oder ihn dazu zu bringen, zu lügen, damit wir ihn anklagen können oder er entlassen werden muss? Wenn sie denken, dass wir Spielchen spielen, wird das Weiße Haus wütend sein.“
Das Weiße Haus musste damals zahlreiche Vorwürfe der liberalen amerikanischen Presse abwehren. Jetzt, da Michael Flynn freigesprochen wurde, fordert der US-Präsident diejenigen, die mit der angeblichen russische Einmischung Karriere gemacht haben, die ungerechtfertigt verdienten Auszeichnungen zurückgeben. (Anm. d. Übers.: In der Tat haben Journalisten zum Beispiel den Pulitzer-Preis für Artikel bekommen, deren Thesen sich inzwischen als falsch erwiesen haben. Da müsste ein Journalist schon aus Berufsehre den dafür erhaltenen Preis zurückgeben)
„Alle diese Schreiber, diese sogenannten Journalisten, sind keine Journalisten, sie sind Diebe. All diese Journalisten, die den Pulitzer-Preis gewonnen haben, sollten ihn zurückgeben. Weil sie falsch lagen. Heute gibt es neue Dokumente, die zeigen, dass es keine Absprachen mit Russland gab. Aber sie schreiben seit Jahren darüber und versuchen, den Präsidenten zu stürzen“, sagte Trump.
Wer weiß, vielleicht sind diejenigen, die Jordan Goudreau grünes Licht gegeben haben, auch in die gleiche Falle gegangen, um jeden Preis zu beenden, was man begonnen hat. Dem ehemaligen US-Elitesoldaten gehört die private Militärgesellschaft SilverCorp. Hier ist ihr Werbeslogan im Clip: „Schneller. Stärker. Smarter.“
„Smarter“ war Goudreau jedenfalls nicht. Der ehemalige Green Beret hat einen Vertrag über 213 Millionen US-Dollar mit Juan Guaido unterschrieben. Das heißt, er nahm von dem selbsternannten Präsidenten den Auftrag an, einen Staatsstreich in Venezuela durchzuführen. Der geplante kleine siegreiche Krieg endete für den Handlanger Goudreau jedoch mit einer Blamage. Boote mit Söldnern fuhren von Kolumbien aus direkt in die Arme des venezolanischen Geheimdienstes. Einige wurden getötet, andere wurden festgenommen. Einige wurden sogar von Fischern festgesetzt.
„Gibt es zwei Amerikaner in Ihrer Gruppe?“, wurde einer von ihnen bei der Vernehmung gefragt.
„Ja, sie wurden festgenommen. Sie sagen, dass sie mit Sicherheitsberatern des Präsidenten der Vereinigten Staaten zusammenarbeiten.“
Sowohl Luke Denman, als auch Airan Berry bezeugen all das und belasten alle, die ihnen in den Sinn kommen, einschließlich der US-Führung.
Doch sowohl Pompeo, als auch Trump bestreiten die Beteiligung an dieser Invasion.
Es ist leicht zu sehen, dass Berry auf den Aufnahmen der Vernehmung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Moscow Russia“ trägt. Westliche Journalisten fragen sich, ob die russischen Militärspezialisten, die in Venezuela arbeiten, auf diese Weise Grüße übermittelt haben. Auf jeden Fall war die venezolanische Operation, um den Putschversuch zu verhindern, die „Shark 2020“ genannt wurde, brillant. Die Operation „Gideon“, wie Goudreau sie nannte, war das Gegenteil.
Die Landung in der kubanischen Schweinebucht 1961 war ein gescheiterter Versuch der Amerikaner, Fidel Castro zu stürzen. Insgesamt wurden mehr als 630 Attentate gegen den kubanischen Staatschef vorbereitet. Die Rolle der CIA dabei wurde erst fast ein halbes Jahrhundert später nach der Veröffentlichung geheimer Dokumente bekannt. Auf die ganze Wahrheit darüber, wer wirklich hinter der Operation „Gideon“ stand, muss man vielleicht genauso lange warten.
Ende der Übersetzung
3 Antworten
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Das die wenigen Festgenommenen ausgereicht hätten um Maduro zu entführen oder um einen Staatsstreich/Umsturz durchzuführen, darf bezeifelt werden.
Die wären dem Palast „Miraflores “ nicht mal auf 100 Meter nahe gekommen.
Sniper-Waffen hatten sie keine, so war das Ganze eine schlecht geplante Luftnummer einer schlecht ausgerüsteten Klopper-Truppe, wo ein paar bunt gewürfelte u. unerfahrene Angeheuerte mit 2 Ex-US-Barrets auf eine Untergangsreise gestartet sind.
Das schau ich mir lieber den Film „Die Wildgänse kommen “ an.
Da waren wenigstens 50 best ausgerüstete Profis mit Erfolgsgarantie unterwegs
Hier wartet nun eine unwissende Frau in Schweinfurt auf die Rückkehr ihres Mannes aus VZL
https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_87855750/bangen-in-schweinfurt-terrorismus-anklage-vater-in-venezuela-in-haft.html
Die ganze „Operation Gideon“ liegt im Nebel in dem alle Verschwörungtheoretiker herumstochern.
Die Wahrheit bleibt noch sehr lange verborgen. Sicher haben weder die Amis sowenig diese Aktion geplant noch hat der Guiado einen Vertrag über 212 Millionen (oder wieviel auch immer) unterschrieben. ❌ Das einzig schade ist :
Die Beseitigung des Narco-Diktators Maduro hat leider nicht geklappt ❗️ ?
Vielleicht kommen ja mal echte „Wildgänse“ in Miraflores an ! ??????
.
Sinvergüenza: „Vielleicht kommen ja mal echte „Wildgänse“ in Miraflores an !“
Nö, die geben sich für solche unehrenhaften Jobs nicht her, es bleibt den Amis nichts anderes übrig als dritte Garnitur marschieren zu lassen. An Maduro werden die sich, wie an Castro, die Zähne ausbeißen, da können Sie noch so viel heulen und jammern. 😉
Finde interessant, wie Venezuela oder Russland oder beide hier versuchen, gegen Trump zu schiessen. Offenbar sieht man in Biden das kleinere Problem, was ich doch verwunderlich finde. Biden ist korrupt bis ins Mark, senil und damit die perfekte deep state Puppe. Trump wird zwar vom deep state durchs Dorf getrieben, aber man kann wenigstens noch mit ihm reden und er hat in fast 4 Jahren noch keinen Krieg begonnen (Wirtschaftskriege mal aussen vorgelassen).
Vllt hofft man, dass sich die USA unter Biden schneller zerlegen? Möchte hierbei daran erinnern, dass die Brüder mittlerweile eine Billion/Jahr in die Kriegs-Mafia stecken, wenn man die Auslands-Geheimdienste mitrechnet. Finde es interessant, dass man sich für eine wahrscheinliche Eskalation entscheidet.