Ölpreisverfall gefährdet US-Frackingindustrie und macht US-Regierung nervös
Der Verfall des Ölpreises gefährdet die US-Frackingindustrie. Fracking ist sehr teuer und nur bei einem Ölpreis von über 50 Dollar rentabel. Die USA machen nun Druck auf Saudi-Arabien und Russland.
Der Coronavirus hat dazu geführt, dass die Ölpreise am 9. März innerhalb eines Tages von 50 auf 30 Dollar eingebrochen sind, weil die weltweite Nachfrage zurückgegangen ist. Die OPEC-Plus bestehend aus den OPEC-Ländern und Russland hatte in den letzten Jahren durch Absprachen bei der Fördermenge dafür gesorgt, dass der Ölpreis stabil geblieben ist. Am 6. März konnte sich die OPEC-Plus nicht mehr auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, woraufhin Saudi-Arabien die Fördermengen massiv erhöht hat.
Das haben vor allem die USA als „Kriegserklärung“ aufgefasst, denn Russland, Saudi-Arabien und die OPEC insgesamt haben in den letzten Jahren aufgrund der freiwilligen Förderbeschränkungen Marktanteile an die US-Frackingindustrie verloren, die sich diesen Beschränkungen nicht unterworfen hatte. Da die US-Frackingindustrie ohnehin schon finanzielle Probleme hat, trifft sie der Verfall der Ölpreise zur Unzeit und bringt die gesamte Branche in Gefahr, weil sie bei den aktuellen Preisen ihr Öl mit Verlust verkaufen muss.
Das hat nun US-Senatoren auf den Plan gerufen, die zu drastischen Maßnahmen aufrufen, um die US-Frackingindustrie zu schützen. Darüber hat das russische Fernsehen einen Artikel veröffentlicht, den ich hier übersetzt habe.
Beginn der Übersetzung:
US-Senatoren wollen den Druck auf Saudi-Arabien und Russland erhöhen, um den Preiskampf auf dem Ölmarkt vor dem Hintergrund fallender Rohstoffpreise zu stoppen, berichtet Reuters.
US-Politiker haben bereits eine Reihe von Gesprächen mit Washingtons Vertreter in Saudi-Arabien geführt und Präsident Donald Trump aufgefordert, ein Embargo für Öllieferungen aus den beiden Ländern zu verhängen.
Die Ölpreise fielen am 18. März auf ein 18-Jahres-Tief, als die Regierungen weltweit restriktive Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie, die die Ölnachfrage negativ beeinflusst, verschärft haben.
Der Krieg um Marktanteile auf dem Rohölmarkt zwischen den Ölproduzenten Russland und Saudi-Arabien, der nach dem gescheiterten Versuch der OPEC-Plus-Mitglieder, sich auf eine Verlängerung des Abkommens zu einigen, ausgebrochen ist, hat bereits zu einem Rückgang der Ölpreise geführt.
Einige US-Abgeordnete werfen den Ländern vor, dass der Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien in erster Linie gegen US-Frackingölproduzenten gerichtet ist, die höhere Förderkosten haben.
„Leider ist diese Taktik der Einschüchterung durch Russland zur Norm geworden, aber die Handlungen unseres engen strategischen Partners Saudi-Arabien sind besonders besorgniserregend“, schrieb Senator Kevin Kramer aus dem ölreichen North Dakota in einem Brief an seinen republikanischen Kollegen Trump. (Anm. d. Übers.: Die US-Propaganda ist frech, denn es war nie Russland, das mit niedrigen Preisen „gedroht“ hat, Russland hat sich immer für stabile Preise eingesetzt. Und es war Saudi-Arabien und nicht Russland, dass nun die Fördermengen erhöht und den Ölpreis in einen weiteren Sturzflug getrieben hat. Aber für US-Politiker ist Russland anscheinend immer schuld, auch wenn nachprüfbar das Gegenteil der Fall ist)
Kramer, der Teil von Trumps Präsidentschaftswahlkampf 2016 war, forderte den Präsidenten in dem Reuters vorliegenden Brief auf, ein Ölembargo gegen Russland, Saudi-Arabien und „andere OPEC-Länder wie den Irak“ zu verhängen.
Kramer und neun weitere republikanische Senatoren, darunter John Hoeven und Dan Sullivan, führten Telefongespräche mit dem Botschafter Saudi-Arabiens in den Vereinigten Staaten in der Hoffnung, das Königreich davon zu überzeugen, die Überschwemmung der weltweiten Ölmärkte mit billigem Öl zu stoppen.
„Wir brauchen Stabilität auf den Ölmärkten während dieser COVID-19-Herausforderung, um sicherzustellen, dass wir in dieser kritischen Branche keine langfristigen Chancen verlieren“, sagte ein Senator in einer Erklärung.
Kramer und Sullivan hatten vorher einen Brief an den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman geschrieben, den 13 Senatoren unterzeichnet haben. Darin haben sie den de facto Staatschef daran erinnert, dass die USA „seit Jahrzehnten ein starker und verlässlicher Partner“ seinen, aber nun stelle die Erhöhung der Fördermenge die Rolle des Königreichs als Befürworter der Stabilität auf dem Ölmarkt in Frage.
Trump, der bei den US-Präsidentschaftswahlen im November antreten wird, begrüßte zunächst die niedrigen Treibstoffpreise: „Das ist gut für die Verbraucher, die Benzinpreise fallen!“, twitterte Trump vergangene Woche.
Er war lange ein starker Befürworter einer Politik der Energiedominanz, die auch den Export von US-Erdgas als Alternative zu russischen Erdgasexporten nach Europa enthält.
Die Trump-Administration verhängte kürzlich Sanktionen gegen die russische Gaspipeline Nord Stream 2 nach Deutschland und gegen eine Abteilung des staatlichen Ölkonzerns Rosneft, weil er venezolanisches Öl verkauft hat.
Am Freitag forderte Trump das Energieministerium auf, 77 Millionen Barrel Öl für die strategische Ölreserve zu kaufen, um die heimischen Ölproduzenten zu unterstützen.
Ende der Übersetzung
3 Antworten
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Der Kurs des Rubel hat inzwischen sein historisches Tief Februar 2016 wieder erreicht:
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Das wird Importsubstitutionen hoffentlich ordentlich fördern.
Wer soll denn die geniale Embargo-Idee umsetzen? Die EU? UK? Japan? China? Israel? Die USA selbst? Es würde zu einem weiteren Preisverfall führen: Massenware mit weniger Abnehmern ist weniger Wert. Ein abgeschotteter US-Markt f+r das eigene, dann teurere Fracking-Öl wäre in den USA folglich teurer, muß aber wiederum gegengebucht werden. Durch die US-Verbraucher, die eh schon am Kredittropf hängen und für die gerade Helikoptergeld diskutiert wird. Alle anderen besten US-Freunde haben zudem im Moment genug eigene Probleme. Mußte lauthals lachen, als ich las, daß der Mossad Abertausende Corona-Testkits bestellt hat, aber keine Abstrichkits 🙂
Klingt ziemlich verzweifelt, was die Herrschaften da fordern. Denn was juckt es die russische Eiche, wenn sich die US-Wildsau an ihr reibt? Putin hat schon den genau richtigen Zeitpunkt gewählt.
Das ist schon bemerkenswert was da abläuft. Ich werde das Gefühl nicht los das sich zwei Akteure an die USA rächen. Jahrelang, seit 2014, frage ich mich wieso die Russen sich so verhalten wie sie sich verhalten haben. Auf diesen Zeitpunkt haben sie gewartet.
Einige Senatoren haben immer noch nicht begriffen was die Uhr geschlagen hat. Soweit ich weis braucht die USA schwefelhaltiges Erdöl für ihre Anlagen, es kam sonst aus Venezuela. Ein Embargo kommt dem Absägen des Astes, auf den sie sitzen, gleich.