Der Ausbau der russisch-vietnamesischen Beziehungen

Als der russische Präsident Putin Vietnam im Sommer 2024 zu einem großen Staatsbesuch besuchte, war die Aufregung in den USA groß und unmittelbar danach reisten hochrangige US-Vertreter nach Vietnam, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Nun hat der vietnamesische Staatschef Moskau besucht. Über die Ergebnisse hat die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet und ich habe den TASS-Artikel übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Klares Gespräch: Warum der Besuch des vietnamesischen Staatschefs in Moskau am 9. Mai wichtig war
Jurij Denissowitsch, TASS-Korrespondent in Vietnam, über die Vereinbarungen zwischen Tho Lam und Wladimir Putin und ihre praktische Anwendung
Die Partnerschaft zwischen Russland und Vietnam tritt in eine neue Phase der Entwicklung ein. Davon zeugt insbesondere der Besuch des höchsten vietnamesischen Vertreters, des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), Tho Lam, vom 8. bis 11. Mai in Moskau. Die Medien beider Länder bezeichnen diesen Besuch als einen wahrhaft „historischen Meilenstein“ in der Entwicklung der russisch-vietnamesischen Beziehungen.
Doch was war daran so bedeutsam?
Historischer Kontext und symbolische Bedeutung
Das war der erste Besuch von Tho Lam als Generalsekretär der KPV in Russland, was seine Bedeutung unterstreicht. Es sei darauf hingewiesen, dass Tho Lam, ein Kadermitglied der vietnamesischen Staatssicherheitsdienste, bis vor kurzem das Ministerium für öffentliche Sicherheit leitete und in diesem Amt mehrmals nach Russland reiste und sich mit dem russischen Präsidenten traf. Das letzte Treffen fand statt, als Tho Lam zum vietnamesischen Präsidenten gewählt wurde und Wladimir Putin, der Vietnam am 19. und 20. Juni 2024 einen Staatsbesuch abstattete, war der erste ausländische Gast, den Tho Lam nach seinem Amtsantritt als Präsident am 22. Mai empfing (bis Oktober hatte Tho Lam die Ämter des Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPV und des Präsidenten kombiniert, legte dann aber einen Teil seiner Befugnisse nieder und blieb Generalsekretär, was dem Staatsoberhaupt gleichkommt).
Der aktuelle Besuch des vietnamesischen Staatsoberhaupts in Moskau war eine Fortsetzung der Gespräche über die Zukunft der Beziehungen zwischen den beiden Ländern und ihren Völkern, die Tho Lam und Putin im Juni in Hanoi begonnen hatten.
Zusammen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping war Tho Lam einer der wichtigsten ausländischen Gäste bei der Siegesparade in Moskau, bei der die Paradeformationen der chinesischen und vietnamesischen Volksarmee über den Roten Platz marschierten. Hanoi bezeichnete die erste Teilnahme von Soldaten der vietnamesischen Volksarmee an der Parade als „eine Hommage an den Beitrag der UdSSR zum Sieg über den Faschismus und eine Bestätigung der traditionellen Freundschaft zwischen Vietnam und Russland“. Das sei auch „ein Zeichen für die Stärkung der umfassenden strategischen Partnerschaft mit Russland“.
Sowohl vietnamesische als auch russische Medien waren sich einig, dass die Teilnahme Tho Lams an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg von außerordentlicher Bedeutung für die bilateralen Beziehungen ist. Bei den Gesprächen mit Putin am nächsten Tag versicherte der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPV, dass Vietnam den Standpunkt Russlands zur Unzulässigkeit von Geschichtsfälschungen voll und ganz unterstützt. Er bekräftigte auch die Verpflichtung, die historische Erinnerung an die Unterstützung Vietnams durch die Sowjetunion und Russland während der Jahre des Kampfes um die Unabhängigkeit und die nationale Befreiung und der anschließenden Periode des friedlichen Aufbaus und der Entwicklung des Landes zu bewahren.
Gespräch zwischen den beiden Spitzenpolitikern
Wie von Analysten vorhergesagt, war das russisch-vietnamesische Gipfeltreffen im Kreml mehr als nur eine protokollarische Wunscherklärung von Vertretern der Regierungen und Wirtschaftskreise beider Länder. Es handelte sich um ein absolut klares und konkretes Gespräch zwischen den beiden Spitzenpolitikern über eine substanzielle Zusammenarbeit zwischen Vietnam und Russland in neuen Bereichen, die über den traditionellen Öl- und Gasbereich hinausgehen. In der gemeinsamen Erklärung, die Putin und To Lam nach ihrem Treffen verabschiedeten, werden neue Bereiche der Zusammenarbeit in allen Bereichen der bilateralen Zusammenarbeit – Wirtschaft, Handel, Energie, Verteidigung, Wissenschaft und Technologie – skizziert. Außerdem wurden ambitionierte Pläne zur Ausweitung des Austauschs in den Bereichen Bildung, Kultur und Tourismus vorgestellt.
Vietnams nukleare Ambitionen
Gleichzeitig wurde dieses Mal der Zusammenarbeit im Brennstoff- und Energiesektor größte Aufmerksamkeit gewidmet. So einigten sie sich darauf, die Zusammenarbeit im Energiesektor zu intensivieren, die neben dem Öl- und Gassektor auch Hochtechnologie- und Infrastrukturprojekte (Kernkraft) umfasst. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Fortsetzung der Linie zur Förderung großer russischer Projekte in Vietnam, die bei Putins Besuch in Hanoi im Jahr 2024 festgelegt worden war.
Der jetzt unterzeichnete Fahrplan für die Zusammenarbeit im Bereich der friedlichen Nutzung der Atomenergie bis 2030 sieht die Entwicklung der Kernenergie in Vietnam unter Beteiligung von Rosatom vor. Dazu gehören der Bau von Kernkraftwerken und die Ausbildung vietnamesischer Fachkräfte. Die Parteien beschlossen, innerhalb kurzer Zeit Verhandlungen zu führen und zwischenstaatliche Abkommen über den Bau eines Kernkraftwerks in Vietnam zu unterzeichnen.
Ein solches Abkommen wird Vietnam billige und umweltfreundliche Energie garantieren, die zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Tausenden von Arbeitsplätzen beitragen wird. Der russische Präsident betonte, dass vietnamesische Fachleute bereits in russischen Nuklearanlagen in Drittländern ausgebildet werden und dort arbeiten.
Darüber hinaus vereinbarten beide Seiten, die Umsetzung eines Projekts zur Einrichtung eines Forschungszentrums für Nuklearwissenschaft und -technologie in Vietnam zu beschleunigen. Sie vereinbarten außerdem, den Umfang der Ausbildung vietnamesischer Studenten in russischen Bildungseinrichtungen im Bereich der friedlichen Nutzung der Atomenergie zu erhöhen.
Die in Moskau erzielten Vereinbarungen bestätigten faktisch die „atomaren Ambitionen“ Vietnams, die in den vergangenen zehn Jahren auf Eis lagen, nachdem die vietnamesische Nationalversammlung (Einkammerparlament) 2016 für die Aussetzung des vietnamesischen Projekts zur Entwicklung der Kernkraft gestimmt hatte. Das Projekt sah den Bau des ersten Kernkraftwerks in der zentralen Provinz Ninh Thuan mit russischer Beteiligung vor. Das Kernkraftwerk Ninh Thuan-1 sollte mit einem zinsgünstigen Zweckdarlehen der Russischen Föderation gebaut werden. Es sollte aus zwei Reaktorblöcken mit WWER-Reaktoren mit einer Leistung von jeweils bis zu 1,2 GW bestehen.
Die Entscheidung, die Kernenergie nicht weiterzuentwickeln, war damals auf die hohen Ausgaben für die Umsetzung dieser Pläne und die hohe Staatsverschuldung von 65 Prozent des BIP zurückzuführen. Unter diesen Bedingungen erschien eine zusätzliche hohe Auslandsverschuldung für die vietnamesische Wirtschaft höchst unerwünscht.
Im Dezember 2024 beschloss die vietnamesische Nationalversammlung, das Projekt wieder aufzunehmen. Kurz vor seiner Reise nach Moskau besuchte Tho Lam persönlich die Baustelle des KKW Ninh Thuan-1. Bei seinem Besuch in der Präsidentenakademie in Moskau betonte der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPV, dass der Bau von Kernkraftwerken heute zu den obersten Prioritäten Vietnams gehöre, weshalb das Land der Stärkung der Zusammenarbeit mit Russland im Bereich der Kernenergie und insbesondere der effektiven Umsetzung des Projekts zum Bau eines Forschungszentrums für Nuklearwissenschaft und -technologie in Vietnam große Bedeutung beimesse. Die Russische Föderation zeigt ebenfalls großes Interesse an diesem Projekt und hat wiederholt ihre Bereitschaft bekundet, Vietnam nicht nur beim Bau des Kernkraftwerks, sondern auch bei der Entwicklung der Nuklearindustrie als Ganzes zu unterstützen, die in vielen Bereichen Anwendung findet.
Von der Verteidigung bis zum Tourismus
Während des Besuchs des Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPV in Moskau unterzeichneten Russland und Vietnam insgesamt mehr als zwei Dutzend Vereinbarungen und Dokumente zur Zusammenarbeit. Damit wurde eine Rechtsgrundlage für die Förderung der bilateralen Beziehungen in jedem einzelnen Bereich geschaffen.
Im Übrigen bestätigten die Parteien, dass die Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit die wichtigste Säule in der Entwicklung der russisch-vietnamesischen Beziehungen ist.
Eine weitere Priorität bleibt der Tourismus, wie der russische Präsident feststellte. Während der Maifeiertage wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit in diesem Bereich bis 2030 unterzeichnet, das auf die Steigerung des Tourismusverkehrs abzielt. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der russischen Touristen in Vietnam um 84 Prozent (mehr als 230.000 Reisen), was vor allem auf die Wiederaufnahme von Direktflügen zurückzuführen ist.
Teil des offiziellen Programms von Tho Lams Aufenthalt in Moskau war die Teilnahme an einer Zeremonie zur Wiederaufnahme von Direktflügen zwischen den Hauptstädten Vietnams und Russlands. Vietnam Airlines, die nationale Fluggesellschaft, hat nach dreijähriger Unterbrechung wieder einen direkten Linienflug aufgenommen. Zunächst sind zwei wöchentliche Flüge auf dieser Strecke geplant – dienstags und donnerstags – und ab Juli 2026 soll die Frequenz auf drei Flüge pro Woche erhöht werden.
Moskau ist eines der beliebtesten Reiseziele für vietnamesische Touristen, wobei Russland für Vietnam stets zu den wichtigsten Märkten für die Entwicklung von Tourismus und Handel zählt. Der wiederhergestellte Direktflug zwischen Hanoi und Moskau verkürze nicht nur die Reisezeit, sondern eröffne auch mehr Möglichkeiten zur Förderung des Tourismus und des kulturellen Austauschs zwischen den beiden Ländern, betonte die Fluggesellschaft Vietnam Airlines.
Die beiden Seiten beschlossen außerdem, die Direktflüge zwischen Moskau und Hanoi sowie Moskau und Nha Trang weiter auszubauen, wobei sowohl staatliche als auch private Fluggesellschaften in die Entwicklung einbezogen werden sollen.
Nach vietnamesischen Medienberichten ist der Touristenverkehr aus Russland nach Vietnam im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 210 Prozent gestiegen. Im Jahr 2024 besuchten mehr als 280.000 Russen Vietnam, und bis zum Ende dieses Jahres wird die Zahl der russischen Touristen Experten zufolge die Zahlen von 500.000 bis 600.000 Personen erreichen oder sogar übertreffen, die vor der Coronavirus-Pandemie bestanden.
Ende der Übersetzung
2 Antworten
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Nächster Beitrag: Warum die US-Staatsausgaben trotz Musks Behörde DOGE wachsen
Die USA können nur Napalm und Monsanto Agent Orange
Das Monsanto Terminatorsaatgut kommt aber nun von Bayer Leverkusen. Der Besatzer weiß halt wie er sich seine Kinderchen im Sinne der BRD erzieht damit sie schön in der Spur laufen.
https://www.youtube.com/watch?v=Rr8ljRgcJNM