De-Dollarisierung

Signal an die BRICS: Der Rubel ist 2025 die stärkste Währung der Welt

Der russische Rubel hat sich im Jahr 2025 zur stärksten Währung der Welt entwickelt und gegenüber dem US-Dollar um 38 Prozent aufgewertet. Das ist ein wichtiges Signal an die BRICS-Staaten, die daran arbeiten, sich von der Dominanz des Dollars zu befreien.

Auf der offiziellen Seite der Außenministerien der BRICS-Staaten ist ein Artikel über die Stärke des russischen Rubels und die Folgen davon erschienen, den ich übersetzt habe, weil die westlichen Medien dieses Thema totschweigen.

Beginn der Übersetzung:

Der Rubel entwickelt sich zur leistungsstärksten Währung und fordert die Dominanz des US-Dollars heraus

Der russische Rubel, der im Jahr 2025 um 38 Prozent zulegte und damit sogar die Wertentwicklung beim Gold übertraf, zeigte sich bislang resistent gegenüber allen westlichen Sanktionen. 

von Uriel Araujo

In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse hat sich der russische Rubel im Jahr 2025 zur stärksten Währung der Welt entwickelt und gegenüber dem US-Dollar um 38 Prozent aufgewertet. Damit übertraf er sogar die Wertentwicklung von Gold, dem traditionellen sicheren Hafen. Laut einem Bericht von Bloomberg wird diese außergewöhnliche Entwicklung durch hohe Zinssätze und Kapitalkontrollen in Russland angetrieben. Sie vollzieht sich vor dem Hintergrund der eskalierenden Zollkriege des US-Präsidenten Donald Trump, die zur Destabilisierung des Dollars beigetragen haben und die Fragilität seiner weltweiten Dominanz offengelegt hat. Für die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und ihre wachsende Zahl an Partnern – ist diese Entwicklung nicht nur monetär, sondern auch geopolitisch bedeutsam. Sie ist ein Aufruf zu einer beschleunigten Abkehr von der dollarzentrierten Finanzordnung.

Der Aufstieg des Rubels zeugt zudem von Russlands Widerstandsfähigkeit gegenüber den harten westlichen Sanktionen. Anstatt Moskau in seiner Handlungsfähigkeit einzuschränken, haben diese Maßnahmen vielmehr innovative Finanzstrategien gefördert, darunter den Handel in nationalen Währungen und die Nutzung von Krediten in chinesischen Yuan zur Refinanzierung teurer Schulden in Rubel. Wie Bloomberg weiter anmerkt, hat auch die Umrechnung ausländischer Währungen in Rubel durch russische Unternehmen zur Stärkung der Währung beigetragen.

Darüber hinaus haben Kapitalkontrollen – etwa die Verpflichtung von Exporteuren, 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen zu verkaufen – den Rubel gestützt. Hohe Leitzinsen von 21 Prozent, eine Reaktion auf inflationsbedingte Preisspitzen, haben trotz der wirtschaftlichen Krise im Inland internationale Investoren angezogen.

Diese wirtschaftlichen Manöver Russlands stehen im Einklang mit den langfristigen Zielen der BRICS-Staaten, insbesondere im Globalen Süden, ein multipolares Finanzsystem zu schaffen, das weniger anfällig für wirtschaftliche Nötigung durch die USA ist. Seit 2022 wurde der Anstieg der Rohstoffpreise, wie bereits zuvor kommentiert, zunehmend als Folge der westlichen Sanktionspolitik verstanden, was viele Länder des Globalen Südens dazu veranlasste, nach alternativen Mechanismen zu suchen. Der Anstieg des Rubels ist daher ein Beispiel dafür, wie die BRICS-Staaten auch außerhalb des vom US-Dollar dominierten Orbits erfolgreich agieren können.

Trumps Zollkriege, mit denen er die wirtschaftliche Dominanz der USA stärken wollte, haben stattdessen den Niedergang des US-Dollars beschleunigt. Mit umfassenden Zöllen – 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko, 10 Prozent auf Waren aus China und der Androhung von 100 Prozent auf Importe aus BRICS-Staaten, die eine De-Dollarisierung anstreben – hat Trump sowohl Verbündete als auch Gegner vor den Kopf gestoßen. Diese Politik, wie bereits an anderer Stelle erläutert, hat das globale Vertrauen in den US-Dollar weiter untergraben und zahlreiche Länder in Richtung finanzieller Eigenständigkeit gedrängt. Der US-Dollar, einst ein Symbol für Stabilität, leidet nun unter zunehmender Verunsicherung auf den Märkten. Der Goldpreis stieg 2025 um 23 Prozent, da Anleger sich von dollarbasierten Vermögenswerten getrennt haben. Die überdurchschnittliche Wertentwicklung des Rubels gegenüber Gold und dem US-Dollar unterstreicht eine fundamentale Veränderung: Der amerikanische „Greenback“ ist nicht länger der unangreifbare Zufluchtsort für Investoren, der er einst war.

Ein weiterer Faktor, der die Stärke des Rubels befeuert, ist der Anstieg der Geldüberweisungen zentralasiatischer Arbeitsmigranten aus Russland in ihre Heimatländer. Die russische Wirtschaft – gestützt durch die Kriegswirtschaft und einen Arbeitskräftemangel, der die Löhne in die Höhe treibt – ermöglichte es Migranten aus Ländern wie Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan, im Jahr 2024 rekordverdächtige Überweisungen in ihre Heimat zu senden, die meisten davon in Rubel. Dieser Kapitalfluss erhöhte die Nachfrage nach Rubel, indem er dessen Umlauf sowohl in Russland als auch in Zentralasien steigerte und den Wert der Währung trotz der globalen wirtschaftlichen Turbulenzen, ausgelöst durch US-Zölle und Sanktionen,zusätzlich stärkte.

Für die BRICS-Staaten ist diese Entwicklung von zentraler Bedeutung. Innerhalb des Staatenbundes wird über ein Zahlungssystem diskutiert, das auf einem Korb nationaler Währungen basiert, wie im Bericht zum russischen BRICS-Vorsitz 2024 dargelegt. Ziel ist es, das „Monopol des internationalen Währungs- und Finanzsystems“ infrage zu stellen, das überwiegend westlichen Interessen dient. Der Bericht kritisiert insbesondere die Rolle des US-Dollars bei der Aufrechterhaltung von Handelsungleichgewichten und geopolitischem Einfluss. Durch die Stärkung eigener Währungen und die Förderung des Handels in Rubel, Yuan oder Rupien sichern sich die BRICS-Staaten nicht nur gegen die Volatilität des US-Dollars ab, sondern stärken auch ihre monetäre und wirtschaftliche Souveränität.

Der Höhenflug des Rubels bleibt jedoch nicht ohne Risiken

Zwar stützen hohe Zinssätze die Währung, doch belasten sie gleichzeitig russische Kreditnehmer im Inland. Der globale Handelskrieg drückt zudem die Ölpreise und setzt damit den russischen Staatshaushalt unter Druck. Einige Analysten warnen, dass die Stärke des Rubels nachlassen könnte, sollte der geopolitische Optimismus nachlassen, der seit Trumps Amtsantritt durch den Dialog zwischen den USA und Russland befeuert wurde. Dennoch verblassen diese Herausforderungen angesichts der umfassenderen geopolitischen Veränderungen. Der Erfolg des Rubels ermutigt die BRICS-Staaten, Initiativen wie die BRICS Cross-Border Payment Initiative (BCBPI – Initiative für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr) weiter auszubauen. Ziel ist es, nationalen Währungen Vorrang vor dem US-Dollar einzuräumen. Zudem entwickeln die BRICS ein eigenes System zur internationalen Zahlungsabwicklung, wie etwa „BRICS Pay“, um das US-dominierte SWIFT-System zu umgehen und den Handel in nationalen Währungen zu erleichtern. Über 50 Länder haben bereits Interesse bekundet und unterstützen somit die Bestrebungen, die eigene finanzielle Autonomie zu stärken und die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Damit legen die BRICS-Staaten den Grundstein für eine Finanzarchitektur, die sich der westlichen Kontrolle entzieht.

Trumps aggressive Strafzoll-Drohungen – insbesondere seine Ankündigung, BRICS-Staaten für das Streben nach einer gemeinsamen Währung mit 100-Prozent-Zöllen zu belegen – offenbaren Washingtons wachsende Sorge über seinen schwindenden finanziellen Einfluss. Diese Zwangstaktiken könnten sich jedoch als kontraproduktiv erweisen und sogar langjährige US-Verbündete dazu bewegen, nach Alternativen zum Dollar zu suchen. Indien, traditionell ein vorsichtig agierendes Vollmitglied der BRICS, spielt den Prozess der De-Dollarisierung zwar öffentlich herunter, handelt aber weiterhin mit Russland unter Nutzung anderer Währungen – etwa beim Ölimport – und bekennt sich damit de facto zu den strategischen Zielen der BRICS. China wiederum diversifiziert seine Währungsreserven verstärkt mit Gold und treibt die Entwicklung seines digitalen Yuan voran, wodurch die Entkopplung vom US-Dollar weiter vorangetrieben wird.

Der Erfolg des Rubels ist ein klares Signal an die BRICS-Staaten: ein Aufruf, die De-Dollarisierung zu beschleunigen – vom verstärkten Handel in nationalen Währungen bis hin zur Entwicklung von Zahlungssystemen, die auf Blockchain basieren. Die Vorherrschaft des US-Dollars beruhte lange auf dem Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Stabilität der USA, oder zumindest auf deren Anschein. Doch dieses Vertrauen schwindet rapide und scheint unter Trumps aggressivem handelspolitischen Kurs irreparablen Schaden zu nehmen. Der Wertanstieg des Rubels – getragen durch Auslandsüberweisungen, Kapitalkontrollen und strategische Neuorientierungen im Handel – zeigt, wie die BRICS-Staaten wirtschaftliche Herausforderungen nutzen können, um der westlichen Finanzdominanz entschlossen entgegenzutreten.

Für den Globalen Süden geht es dabei nicht nur darum, der Hegemonie des US-Dollars zu widerstehen, sondern vielmehr darum, aktiv eine Zukunft jenseits dieser Hegemonie aufzubauen. In diesem Sinne ist der Aufstieg des Rubels nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg für Russland – er ist eine Mahnung an alle BRICS-Staaten und im weiteren Sinne auch für den Globalen Süden.

Uriel Araujo ist Doktor der Anthropologie und Sozialwissenschaftler, spezialisiert auf ethnische und religiöse Konflikte, mit umfangreichen Forschungen zu geopolitischen Dynamiken und kulturellen Interaktionen.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

  1. Ein Leitzins von 21% sorgt für eine gewisse monetäre Verknappung.

    Ob das sooo erstrebenswert für andere Länder ist????

    Leitzins China 3,1%
    Leitzins Indien 6,25%

  2. Nun ich habe keine Ahnung von Finanzen.
    Aber was die Beziehung USA und Russland angeht hat die USA wieder gezeigt das man Ihr nicht Trauen kann.
    Ich warte auf den 9. Mai!

    1. Man kann die Stärke einer Währung über verschiedene Parameter messen, weshalb man natürlich zu unterschiedlichen Ergebnisse kommen kann. Aber einen Artikel von Anfang Februar zu verlinken und damit belegen zu wollen, welche Währung heute (Anfang Mai) die stärkste Währung der Welt ist, ist irgendwie ziemlich nutzlos. Oder hat sich bis zu dir noch nicht rumgesprochen, dass sich die Währungskurse in den letzten drei Monaten verändert haben…?

      1. Absolut, doch ist der Rubel stark volatil(auch dank Abschneidung der westlichen Hemisphäre). Man kann aber noch damit handeln, solange es einen Gegenwert gibt, und der ist vorhanden. Stabil und wertsteigernd ist aber der Sache nicht gerecht.

  3. Also ich will nun keinen Wein ins reine Quellwasser schütten. Aber ich kenne den Rubel nur als Schnetzelwährung. Also wann immer jemand im Westen die Währung schnetzeln wollte, gab es keinen Widerstand.

    Aber ironischerweise haben vielleicht sogar die westlichen Sanktionen so eine Aktion dieses mal bisher verhindert, wäre doch ganz lustig.

    Die interne Abwertung des Rubels spricht jedenfalls nicht für diese angebliche Stabilität nach außen.

    Was allerdings stimmt, der Dollar wertet ab, und der wird wohl auch noch weiter abwerten.

  4. Die Stärke einer Währung hat Vorteile als auch Nachteile. Was man Exportiert wird teuer und was man Importiert wird billiger. Eine Stärke zum Dollar ist Relativ, eine Stärke lässst sich nur über die innere Kaufkraft herleiten, also über einen Warenkorb! Ist dieser Historisch, so kann man die Stärke auch steuern, wenn man eine umlaufgesteuerte Währung hat: http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/article/nur-zwei-buecher

  5. Fragen die sich mir stellen: A) Wieviele Arbeitszeit muss ein „Binnenbürger“ aufwenden für Milch, Brot, Kartoffeln, Fleisch, Gemüse, Früchte, Heizung, Sprit und Strom, sowie technisch/industielle Güter? Aenderung ? B) Reisen, billiger oder teurer? C) Export von Gütern mit „händischer/intellektueller“ Wertschöpfung, bei Beachtung von A. C) Vertrauen (!) in den den Staat, das Land als KAPITAL. Verspielt ist leicht, gewonnen weit weniger. Aus Distanz aus pseudoneutralem (!) Land erkenne ich 1) Der „osmothische Druck“ ist bekannt und beschrieben als Migration aller Art, wie Geldflüsse. 2) VERTRAUEN in die Verlässlichkeit. Der „Wertewesten“ ist da doch auf sehr schiefer Bahn, stairway to hell. OK, wenigstens gut geheizt auf 600-700°C, gemäss Farbdarstellung in bekannten Gemälden….(War mal ein Artikel davon im „Spiegel“.. > 30J her.)

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