Angriff auf Ölpipeline

Kiew beißt die Hände, die es füttert

Letzte Woche hat die Ukraine eine wichtige Ölpumpstation in Russland angegriffen, die hauptsächlich nicht-russischen Firmen gehört. Der Angriff wird die Versorgung Europas mit Öl und die Ölpreise beeinflussen.

Ukrainische Drohnen haben letzte Woche eine Ölpumpstation des Kaspischen Pipeline-Konsortiums in der russischen Region Krasnodar angegriffen. Über diese Route wird hauptsächlich kasachisches und nicht russisches Öl nach Europa befördert. Die Anteilseigner des Konsortiums sind nicht nur russische und kasachische, sondern auch internationale Unternehmen, darunter US-amerikanische und europäische Firmen, insbesondere Chevron und Eni. Die US-amerikanische Chevron erklärte, sie sei sich des Angriffs bewusst und beobachte die Situation, da das Konsortium eine Schlüsselroute für die Lieferung von Öl aus Kasachstan auf die Weltmärkte sei und die Energiesicherheit vieler Länder davon abhänge.

Das Kaspische Pipeline-Konsortium ist ein 1.500 Kilometer langes Pipelinesystem, das Felder im Westen Kasachstans mit einem Seeterminal im russischen Noworossijsk am Schwarzen Meer verbindet, von wo aus das Öl per Tanker an die Abnehmer verschifft wird. Bis zu 90 Prozent der kasachischen Ölexporte werden über diese Route abgewickelt. Dem Konsortium gelang es, die Öltransporte fortzusetzen, allerdings unter Umgehung der beschädigten Pumpstation und mit reduziertem Volumen.

Kiew hat damit im Grunde die Hand gebissen, die es füttert, denn in erster Linie sind die Leittragenden westliche Konzerne und der Staat Kasachstan, der sich im Ukraine-Konflikt trotz seiner engen Beziehungen zu Russland neutral verhält.

Vor einigen Tagen hat der russische Präsident Putin den Angriff kommentiert und das russische Fernsehen hat am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick darüber berichtet. Da ich es aus Zeitgründen bisher nicht geschafft habe, über diesen ziemlich unverständlichen ukrainischen Angriff, der in westlichen Medien nicht thematisiert wurde, zu berichten, habe ich den Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Putin kommentiert den Drohnenangriff auf die Ölpumpstation Kropotkinskaja

In Russland wurde die größte Ölpumpstation des Landes in die Luft gesprengt. Das geschah am Montag als Folge eines Angriffs mit sieben Drohnen. Die Ölpipeline selbst ist ein internationales Projekt, an dem Unternehmen aus Kasachstan, Russland, den USA und Frankreich beteiligt sind.

Die Pipeline pumpt Öl von einem riesigen Feld in der Nähe der kasachischen Stadt Tengis über Noworossijsk nach Europa. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 60 Millionen Tonnen Öl über diese Route befördert.

Das gewählte Ziel liegt tief in der Region Krasnodar in der Nähe der Stadt Armavir. Die Ölpumpstation Kropotkinskaja dient dem Kaspischen Pipeline-Konsortium, das nicht unter Sanktionen steht. Die Ausschaltung einer so wichtigen Infrastruktur ist mit der Sprengung der Nord Streams vergleichbar. Etwas in dieser Größenordnung hat es auf unserem Territorium noch nie gegeben.

Während seines Aufenthalts in St. Petersburg Anfang dieser Woche betonte Wladimir Putin in einem Gespräch mit Journalisten einige Punkte des Geschehenen: „Es gab und gibt keine russische Luftabwehr bei dieser Anlage. Es ist klar, warum. Weil wir davon ausgegangen sind, dass das kein Objekt für einen Angriff sein kann. Streng genommen ist das keine russische Anlage, sondern um eine Anlage der internationalen Energieinfrastruktur. Die Anteilseigner des Kaspischen Pipeline-Konsortiums sind sowohl amerikanische Unternehmen, ich glaube, es ist Chevron, als auch europäische Unternehmen, darunter Eni, und das russische Unternehmen Lukoil. Wir erhalten für diesen Transit Geld, bildlich gesprochen, fünf Kopeken. Es hat für uns keinen wirtschaftlichen Sinn. Wir erbringen lediglich eine Dienstleistung für unsere kasachischen Freunde und die Partner, die in Kasachstan arbeiten“.

Verständlicherweise wollte jeder wissen, wer dahinter steckt. Dazu sagte Putin: „Hier stellen sich viele Fragen, und es ist sehr schwierig, jetzt eine Antwort zu geben, denn Angriffe dieser Art sind ohne Satellitenaufklärung unmöglich. Und hochpräzise Daten der Satellitenaufklärung für Ziele erhält die Ukraine nur von ihren westlichen Verbündeten. Ich weiß nicht, wer genau diese Satellitendaten geliefert hat, wer Satellitenbilder von den Anlagen des Kaspischen Pipeline-Konsortiums geliefert hat, aber ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht in der Lage sind, dies allein zu tun. Sie verfügen nicht über die entsprechenden Satelliten.“

Noch rätselhafter ist das Motiv für die Tat, wie Putin erklärte: „Wozu war das nötig? Das ist nicht klar. Weil das zu konstant hohen Energiepreisen auf den Weltmärkten führt, woran die Verbraucher, wie beispielsweise europäische Unternehmen, sicher nicht interessiert sind. Übrigens hat auch die derzeitige US-Regierung wiederholt angekündigt, dass sie die Energiepreise stabilisieren oder sogar senken will, aber solche Maßnahmen stehen natürlich in direktem Widerspruch zu den von der US-Regierung gesetzten Zielen.“

Die Wiederherstellung der Anlage ist die Aufgabe aller ihrer Aktionäre. Als der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak dem Präsidenten über die Schäden berichtete, antwortete Putin: „Aber wenn sie selbst an der Wiederherstellung des Betriebs der Anlage interessiert sind, dann müssen sie trotz aller Sanktionen die Lieferung der notwendigen Ausrüstung organisieren. Sie stellen sie ja selbst her. Ich habe gehört, dass Sie mit Ihren Partnern in Kontakt stehen. Wenn die russische Regierung dabei irgendwie helfen kann, dann bitte ich darum, die Unterstützung zu leisten.“

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Eine Antwort

  1. Der tollwütige Hund versucht sich in aktiver Erpressung – die Verzweiflung muß gar groß sein, denn alle Versuche auf „Hilfe“ scheitern, was man dort wirklich will – wird verwehrt…

    Was am Ende übrig bleibt – wird ergo nicht gefallen – und nur noch Terror zur Antwort haben – weltweit! 😤😤

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