Wie in Russland über den Artikel der New York Times berichtet wird

Am 29. März hat die New York Times einen sehr langen Artikel veröffentlicht, in dem sie detailliert beschrieben hat, wie die US-Armee russische Ziele angreift und die USA damit zur Kriegspartei gegen Russland geworden sind. Ich habe den sehr langen Artikel letzte Woche in fünf Artikeln übersetzt und in der aktuellen Folge von Anti-Spiegel-TV habe ich mit Dirk Pohlmann über den Artikel gesprochen. Hier zeige ich, wie das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick über den Artikel berichtet hat und habe den Beitrag darüber übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Putins Worte über die externe Verwaltung in der Ukraine haben den Westen verwirrt
Die Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die mögliche Einführung einer externen Verwaltung für die Ukraine unter der Schirmherrschaft der UNO hat im Westen ein breites Spektrum an Gefühlen, darunter auch Verlegenheit, hervorgerufen. Das war so unerwartet, dass sie eine Weile brauchten, um zu verstehen, worum es geht.
In Amerika beispielsweise wiederholten alle die Idee eines schnellen Waffenstillstands, aber ein Waffenstillstand ist schließlich kein Frieden. Frieden erfordert Bedingungen und, wenn man so will, sogar Technologien. Putin hat kürzlich genau so eine Technologie als eine mögliche vorgeschlagen, als er sagte: „Im Rahmen der Friedenssicherungsaktivitäten der Vereinten Nationen hat es bereits mehrmals eine sogenannte externe Verwaltung, eine Übergangsverwaltung gegeben. Und grundsätzlich wäre es natürlich möglich, unter der Schirmherrschaft der UNO mit den USA, sogar mit europäischen Ländern, und selbstverständlich mit unseren Partnern und Freunden die Möglichkeit einer Übergangsverwaltung in der Ukraine zu erörtern. Und wozu? Um demokratische Wahlen abzuhalten und eine handlungsfähige Regierung an die Macht zu bringen, die das Vertrauen des Volkes genießt, und dann mit ihr Verhandlungen über einen Friedensvertrag aufzunehmen und legitime Dokumente zu unterzeichnen, die in der ganzen Welt anerkannt werden und verlässlich und stabil sind.“
Was ist daran unerwartet? Wenn Putin von einer vorübergehenden externen Verwaltung der Ukraine spricht, fordert er lediglich, in Ordnung zu bringen, was es bereits gibt. Jetzt steht die Ukraine bereits aus militärischer Sicht unter der externen Kontrolle der USA. Ohne Washington würde Kiew nicht einmal eine Woche durchhalten.
Beweise dafür veröffentlichte die New York Times am vergangenen Sonntag in einem langen Artikel, der Dutzende von DIN-A 4 Seiten umfasste. Darin ging es um die Arbeit des amerikanischen Zentrums für die Sammlung und Übermittlung von Geheimdienstinformationen, das im deutschen Wiesbaden arbeitet. Es gab viele interessante Details, aber sie bestätigen nur, was Putin mehr als einmal gesagt hat: Die amerikanischen Waffen in der Ukraine werden von den Amerikanern selbst kontrolliert.
Putin erklärte das schon vor einem Jahr, am 24. März 2024, so: „Die endgültige Auswahl der Ziele und die sogenannte Flugmission können nur von hochqualifizierten Spezialisten auf der Grundlage dieser technischen Erkenntnisse eingegeben werden. Für einige Angriffssysteme, wie beispielsweise Storm Shadow, können diese Missionen automatisch und ohne die Anwesenheit ukrainischer Soldaten eingegeben werden. Wer macht das? Das machen diejenigen, die diese Angriffssysteme herstellen und angeblich der Ukraine übergeben. Generell kann das ohne Beteiligung ukrainischer Soldaten geschehen – und es geschieht tatsächlich ohne Beteiligung ukrainischer Soldaten. Auch andere Systeme, wie beispielsweise ATACMS, werden auf der Grundlage von Satellitenaufklärung vorbereitet und automatisch an die entsprechenden Einheiten weitergegeben, die möglicherweise nicht einmal verstehen, was sie eingeben, und die Einheit, möglicherweise eine ukrainische Einheit, gibt die entsprechende Flugmission ein. Aber diese Mission wird nicht von ukrainischen Soldaten, sondern von Vertretern der NATO-Staaten vorbereitet.“
Dieses System der externen militärischen Kontrolle der Ukraine hat die vorherige amerikanische Regierung eingeführt. Die heutige erkennt lediglich an, dass die USA einen Krieg gegen Russland führen – einen Stellvertreterkrieg, das heißt einen Krieg mit den Händen anderer, nämlich den Händen der Ukrainer.
Das sagte beispielsweise US-Außenminister Marco Rubio: „Präsident Trump betrachtet dies als einen langwierigen Konflikt in einer Pattsituation. Offen gesagt ist das ein Stellvertreterkrieg zwischen Atommächten: den USA, die der Ukraine helfen, und Russland. Und dieser Krieg muss beendet werden. Und niemand hat irgendwelche Ideen oder Pläne, wie das geschehen soll.“
Was Ideen und Pläne angeht, so hat Russland sie. Man muss sie nur noch eingehender besprechen, verstehen und annehmen. Bis dahin werden die militärischen Aktionen in der Ukraine wie bisher fortgesetzt, nach dem Führungsmodell, das unter dem ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden etabliert wurde. Das amerikanische Zentrum in Wiesbaden sammelt amerikanische Geheimdienstinformationen und programmiert die Ziele für ukrainische Angriffe.
Das Wort „Ziele“ machte den amerikanischen Offizieren zunächst Angst, doch dann fanden sie einen Euphemismus, einen Ersatz dafür, wie die New York Times schrieb: „Die Debatte wurde von Generalmajor Timothy Brown, dem Geheimdienstchef des US European Command, beendet: Russische Truppenstandorte sollten als ‚Points of Interest‘ bezeichnet werden. Auch Informationen über Bedrohungen aus der Luft wurden zu ‚Points of Interest‘. ‚Wenn man sie jemals fragt: Haben Sie den Ukrainern die Ziele übermittelt, dann lügen Sie nicht, wenn Sie sagen: Nein, habe ich nicht, erklärte ein US-Beamter.“
Das heißt, auch das amerikanische Militär ist sich darüber im Klaren, dass es sich im Krieg mit Russland befindet. Seine Angst vor Gegenreaktionen ist berechtigt und, man könnte sagen, beruflich bedingt. Schließlich sagen die Amerikaner ihren ukrainischen Kollegen oft nicht einmal, welche Ziele getroffen werden sollen. Hier sind die Koordinaten, alles ist geladen – Feuer!
In Wiesbaden war General Christopher Donahue der wichtigste US-Koordinator, wie die New York Times schreibt: „Alles, was die Ukrainer in der sicheren Cloud sahen, waren Koordinatenketten, die in Kategorien unterteilt waren: ‚Priorität 1‘, ‚Priorität 2‘ und so weiter. Wie sich General Sabrodsky erinnert, antwortete Donahue auf die Frage der Ukrainer, warum sie den Geheimdienstinformationen vertrauen sollten: ‚Machen Sie sich keine Gedanken darüber, woher wir das wussten. Vertrauen Sie einfach darauf, dass Sie das Ziel treffen, wenn Sie schießen, und dass Ihnen das Ergebnis gefällt. Und wenn Sie danebenschießen, sagen Sie uns Bescheid, dann machen wir es besser.‘“
Ist das keine externe Kontrolle? Wenn nicht, was ist dann überhaupt externe Kontrolle?
Die New York Times schreibt auch: „General Donahue und seine Mitarbeiter überprüften Ziellisten und gaben den ukrainischen Kommandeuren Tipps hinsichtlich der Platzierung von Abschussrampen und des genauen Zeitpunkts der Angriffe. Die Ukrainer durften ausschließlich die von den Amerikanern bereitgestellten Koordinaten verwenden. Um einen Sprengkopf abzufeuern, benötigten die HIMARS-Bediener eine spezielle elektronische Schlüsselkarte, die die Amerikaner jederzeit deaktivieren konnten.“
Es waren die Amerikaner, die nicht nur die HIMARS-Salven, sondern auch die ATACMS-Raketen koordinierten und ins Ziel brachten. Sie waren es, die Kiew dabei halfen, eine Flotte von Marinedrohnen zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen, um russische Schiffe im Raum Sewastopol anzugreifen. Auch die Koordinaten des Kreuzers „Moskwa“ kamen aus den USA. Auch die ATACMS-Angriffe auf die Krim-Brücke waren das Werk amerikanischer Hände. Auch die Briten waren auch dabei.
Dazu heißt es in der New York Times: „Von den rund 100 Zielen auf der Krim war die Brücke über die Straße von Kertsch, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet, das begehrteste. Das Weiße Haus ermächtigte das Militär und die CIA, heimlich mit den Ukrainern und den Briten an einem Angriffsplan zu arbeiten, um die Brücke zum Einsturz zu bringen: ATACMS sollten verwundbare Punkte an der Oberfläche schwächen und Seedrohnen sollten nahe ihrer Stützen explodieren. Mitte August feuerten die Ukrainer eine Salve von ATACMS auf die Brücke ab.“
Tatsächlich funktionierte die externe militärische Führung der Ukraine unter Biden genau so. Hat sich inzwischen etwas geändert? Schwer zu sagen. Wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte, startete das Kiewer Regime am 28. März einen Angriff auf die Gasmessstation Sudscha, bei dem es, vorläufigen Informationen zufolge, HIMARS-Raketen verwendete. Dabei kam es zu einem Großbrand und die Energieanlage wurde praktisch zerstört.
So viel zur externen militärischen Kontrolle über die Ukraine. Nun schlagen die USA vor, die ukrainische Wirtschaft extern verwalten.
Alles begann mit einem Vorschlag an Kiew, Amerika Vorkommen an seltenen Erden zu überlassen. Aufgrund des Skandals, den Selensky im Weißen Haus verursacht hatte, wurde das nicht unterzeichnet. Danach erweiterte Trump seine Forderungen: Die Ukraine müsse Washington alle ihre Bodenschätze sowie Atomkraftwerke und Häfen übergeben, Vorrangrechte bei allen neuen Projekten, auch im privaten Sektor, gewähren und zudem den Verkauf von Bodenschätzen an strategische Konkurrenten der USA verbieten. All dies zur Begleichung der Schulden, die unter Berücksichtigung der militärischen und sonstigen Hilfe entstanden sind, die Amerika der Ukraine gewährt hat.
Selensky murmelt zwar, er erkenne keine Schulden an, aber welches Stimmrecht hat der Chef des Kiewer Regimes bei externer Verwaltung? Amerika verhält sich gegenüber der Ukraine nun nach dem kolonialen Modell, das die Angelsachsen seit langem entwickelt haben und orientieren sich dabei am Beispiel Indien.
Die Briten unterwarfen Indien seit Mitte des 18. Jahrhunderts mit militärischer Gewalt und zwangen den dortigen Machthabern Knebelverträge auf. Das Instrument der britischen Kolonialisierung wurde dann die East India Company. Sie war privat, mit einem Vorstand in London, sowie mit einer eigenen Privatarmee und mit einer eigenen Armee von Verwaltern, die vor Ort als Beamte eingesetzt wurden. In der Folge erlangte die East India Company ein Monopol auf den Handel mit Indien und indischen Waren. Die Gewinne waren enorm, ebenso wie der Umfang der Aktivitäten. Heute behaupten die Briten, dass die Kolonialzeit für Indien von Vorteil war, da das Land beispielsweise ein Eisenbahnnetz erhielt. Doch die Schienen wurden von den Indern gebaut, um den Reichtum des Landes nach England zu exportieren, also zum Ausplündern, und den Indern selbst war die Nutzung der Eisenbahn verboten.
Die East India Company wurde schließlich durch die britische Regierung ersetzt. Alles fügte sich zusammen: Das Vizekönigreich Indien blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts unter der externen Kontrolle Londons.
Was bedeutete das für Indien?
Die Antwort gab kürzlich der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar: „Indien wurde der Invasion im 18. Jahrhundert zwei Jahrhunderte lang vom Westen gedemütigt. 2018 wurde eine umfassende wirtschaftliche Studie veröffentlicht, die berechnet hat, wie viel die Briten Indien abgenommen haben. Sie bezifferte die Summe auf 45 Billionen Dollar zu heutigen Preisen. Die Geschichte der Beziehungen zwischen Indien und dem Westen ist eine Geschichte des Sklavenhandels, der Hungersnöte und des Opiumhandels. Dies sind die dunklen Jahre der Geschichte.“
Es bleibt hinzuzufügen, dass Indiens Anteil an der Weltwirtschaft zum Zeitpunkt der Ankunft der Briten 23 Prozent betrug. Nach dem Abzug der Briten war diese Zahl auf vier Prozent gefallen. Das liegt daran, dass Indien von Großbritannien ausgepresst wurde. Jetzt treiben die USA die Ukraine in ihrer guten alten Kolonialtradition in den Entsafter. Ist das externe Verwaltung? Hundert prozentig. Aber vielleicht kann der Prozess irgendwie in Ordnung gebracht werden? Wenn man sich berät und alles abwägt…
Wozu sich beeilen? Wir wollen Frieden. Aber bisher müssen wir auf dem Landweg und durch Kämpfe zu ihm gelangen.
Ende der Übersetzung
7 Antworten
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Europa hat wirtschaftlichen Selbstmord begangen, indem es seinen Zugang zu erschwinglicher russischer Energie eingestellt hat. Jetzt akzeptieren sie einfach, dass die globale Zusammenarbeit vorbei ist – jeder ist sich selbst der Nächste – wegen der US-Zölle? Was zum Teufel?
Das finde ich äußerst merkwürdig. Trump sagt, die USA würden die globale Zusammenarbeit beenden. Die logische Reaktion wäre, sich zu verabschieden und neue globale Beziehungen aufzubauen, vielleicht indem man einige Streitpunkte anspricht und die USA einfach ausschließt, wie es die USA gefordert haben. Stattdessen hat Europa offenbar gesagt: „Trump, du bist verrückt, also müssen wir auch verrückt werden.“
Betrachtet man den Trend, begeht Europa offenbar wirtschaftlichen Selbstmord, zunächst durch den Verlust bezahlbarer Energie und nun durch die Zerstörung der effizientesten Verteilungsmethode für Industriegüter und Rohstoffe, die die Welt je gesehen hat. Meiner Meinung nach ist diese absichtliche Sabotage des Lebensstandards nirgendwo so offensichtlich wie in Europa. Und das, ohne die eher bizarren Ideen zu berücksichtigen, die die Einheit spalten.
….ein sehr guter Vergleich, den man da mit Indien und der britischen Schreckensherrschaft anstellt…. – wäre für Viele ein nützliches Studium – um so einige Abläufe und Zusammenhänge besser zu verstehen!
Als letztes Thema kursiert in einem neuen Telegraph-Artikel die Vermutung, dass Trump bald genug haben und Selenskyj ein Ultimatum stellen werde:
Der Telegraph berichtet unter Berufung auf seine Quellen, dass Selenskyj bald mit einem neuen Ultimatum von Trump konfrontiert sein werde.
Das Ultimatum lautet: Entweder unterzeichnen Sie ein Friedensabkommen zu den Bedingungen Russlands oder Sie verlieren die Unterstützung der USA.
In der Veröffentlichung heißt es, Trump betrachte die Ukraine als eine „hundertprozentige Tochtergesellschaft der USA“.
Ulitimatum wegen Rohstoffdeal kann ich mir vorstellen, Frieden zu russlands Bedingungen hätte Trump schon lange stellen können. Schauen wir mal
1. Frage: Warum hat Russland militärisch gegen die USA nichts unternommen, um das töten seiner Soldaten durch Aufklärung und Zielführung der USA zu unterbinden?
2. Frage: Warum hat Präsident Trump das nur kurzfristig eingestellt und nicht dauerhaft, um die Ukraine zum Frieden zu zwingen?
zu 1- Wer solche Fragen stellt, sollte selber eine Vorstellung davon haben, WAS genau da „unternommen werden KANN“ – ohne einen 3.WK zu entfachen!
zu 2. Schicken Sie ihre Frage doch ans WH…..
Tja, warum wohl?