Donnerschlag

Wie in Russland über das Telefonat von Putin und Trump und die Folgen berichtet wird

Letzte Woche gab es einige geopolitische Donnerschläge, der wichtigste war wohl das Telefonat zwischen den Präsidenten Putin und Trump. Wie auch im Rest der Welt war das in Russland das wichtigste Thema der Woche.

Die Entwicklungen der letzten Woche waren ein geopolitischer Donnerschlag, wobei der lauteste das Telefonat zwischen den Präsidenten Putin und Trump war. Das Gespräch beherrschte auch den wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens, wo über das Gespräch, die Reaktionen darauf und die Folgen in vielen Beiträgen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurden.

Hier übersetze ich, wie in Russland über das Telefonat selbst berichtet wurde.

Beginn der Übersetzung:

Das Gespräch zwischen Putin und Trump hat gezeigt, wer in der Welt Global Player ist und wer gehen kann

Eine wichtige Angelegenheit: Die Beziehungen zwischen Russland und den USA, an deren Linie sich die größten Spannungen der modernen Welt abspielen und die sich zu einem unkontrollierten Prozess mit allen Risiken für die Menschheit auszuweiten drohen, scheinen, sagen wir es vorsichtig, gute Chancen zu haben, rational zu werden.

Infolge der erklärten Position der führenden Politiker Russlands und der USA zur Verhandlungsbereitschaft, der gegenseitigen Gesten des guten Willens, als Ergebnis der großartigen Vorbereitungsarbeit der Teams der Staatschefs hat Präsident Trump zum vereinbarten Zeitpunkt den Hörer abgenommen und Präsident Putin angerufen.

Es ist Washington, das den Kreml zuerst anruft, nicht umgekehrt, denn nicht wir waren es, die die Beziehungen zerrissen haben. Sie wurden von dort zerrissen.

Heute werden wir die Geschehnisse im Detail anschauen. Wichtig ist zu erwähnen, dass sich Putin im Gegensatz zu Trump persönlich nicht zu ihrem ersten persönlichen Kontakt seit Trumps Wiederwahl geäußert hat. Dennoch gibt es einen Schlüssel zum Verständnis der Geschehnisse. Es ist Russlands grundlegende Position in der internationalen Politik, die unser Präsident am 10. Februar 2007, vor genau 18 Jahren, in München zum Ausdruck brachte. Diese Woche ist der Jahrestag.

Über die Schädlichkeit einer „unipolaren Welt“ sagte Putin 2007: „Was aber ist eine unipolare Welt? Wie auch immer man den Begriff ausschmückt, in der Praxis bedeutet er letztlich nur eines: Es ist ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Stärke, ein Zentrum der Entscheidungsfindung. Es ist eine Welt mit einem Herrn, einem Souverän. Und das ist letztlich zerstörerisch, nicht nur für jeden innerhalb dieses Systems, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen heraus zerstört.“

Die Zerstörung der USA von innen heraus wurde unter Biden deutlich, von der Spaltung der Gesellschaft bis hin zu einer Reihe von außenpolitischen Fehlschlägen. Daher auch Trumps Slogan „Make America Great Again!“.

Aber Putin könnte dieselbe Münchner These auch heute noch wiederholen. Sie klingt heute sogar noch überzeugender, da weitere Beispiele hinzugekommen sind. Putin sagte damals: „Unilaterale, illegitime Aktionen haben oft kein einziges Problem gelöst. Vielmehr haben sie zu neuen menschlichen Tragödien und Spannungsherden geführt. Urteilen Sie selbst: Kriege und lokale und regionale Konflikte sind nicht weniger geworden.“

Und unter diesen Bedingungen ruft Trump Putin an, hier ist der Tonfall sehr wichtig, das Gespräch war beiderseitig höflich und respektvoll, und sie vereinbarten, inhaltliche Verhandlungen aufzunehmen.

Dmitri Peskow, Putins Pressesprecher, sagte: „Präsident Trump sprach sich für eine baldige Einstellung der Feindseligkeiten und eine Lösung des Problems mit friedlichen Mitteln aus. Präsident Putin verwies seinerseits auf die Notwendigkeit, die Ursachen des Konflikts zu entfernen, und stimmte mit Trump darin überein, dass eine langfristige Lösung durch friedliche Verhandlungen erreicht werden kann. Der russische Präsident unterstützte auch eine der Hauptthesen des amerikanischen Staatschefs, dass die Zeit für eine Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern gekommen sei.“

Und man beachte Trumps eigenen Tonfall: „Wir haben über die Stärken unserer Nationen und den großen Nutzen gesprochen, den wir eines Tages aus der Zusammenarbeit ziehen werden. Präsident Putin hat sogar meinen mächtigen Wahlkampfslogan vom ‚gesunden Menschenverstand‘ verwendet. Wir glauben beide sehr stark daran. Wir haben vereinbart, sehr eng zusammenzuarbeiten, einschließlich gegenseitiger Besuche.“

Tatsächlich hat gerade Putin immer den gesunden Menschenverstand, appelliert, an nichts anderes. Und alles andere, mit dem Trump jetzt seine „Revolution“ macht: das vom Verbot von Männern im Frauensport und der Tatsache, dass es nur zwei Geschlechter gibt, bis hin zu´ traditionellen Werten und Skepsis gegenüber der westlichen „grünen Agenda“. Lange vor Trump.

Ja, Putin spricht schon seit 2007 in München von einer „multipolaren Welt“, und erst jetzt scheint Trumps Team eine Erleuchtung gehabt zu haben. Außenminister Marc Rubio sagte im Interview mit Megyn Kelly über die Notwendigkeit einer multipolaren Welt: „Sie endete mit dem Ende des Kalten Krieges. Als wir die einzige Supermacht in der Welt wurden, übernahmen wir die Verantwortung, eine Art Weltregierung zu werden und zu versuchen, alle Probleme zu lösen. Das war eine Anomalie. Es war ein Produkt des Endes des Kalten Krieges, aber allmählich kamen wir an einen Punkt, an dem sich eine multipolare Welt herausbildete, in der es in verschiedenen Teilen der Welt in vielerlei Hinsicht Großmächte gab. Damit sind wir jetzt mit China und in gewissem Maße auch mit Russland konfrontiert, und dann gibt es noch Schurkenstaaten wie den Iran und Nordkorea, mit denen wir uns ebenfalls auseinandersetzen müssen.“

Wenn Rubio von „in gewissem Maße Russland“ spricht, ist das sein persönlicher Maßstab. Sein Präsident, Trump, hat damit begonnen, Beziehungen zu Russland aufzubauen, und zwar als erstes und als Priorität. Tatsachen können stur sein.

Trump erklärte: „Ich werde mit Präsident Putin hauptsächlich telefonieren. Am Ende erwarten wir ein persönliches Treffen. In der Tat erwarten wir, dass er hierher kommt und ich dorthin komme.“

Und noch einmal zu Putins Münchner Rede als Grundhaltung auch in den anstehenden Gesprächen mit den USA. Putin sagte damals: „Ich bin überzeugt: Wir sind an einem Wendepunkt angelangt, an dem wir ernsthaft über die gesamte Architektur der globalen Sicherheit nachdenken müssen. Und hier sollten wir damit beginnen, einen vernünftigen Ausgleich zwischen den Interessen aller Subjekte der internationalen Beziehungen zu finden. Gerade jetzt, wo sich die internationale Landschaft durch die dynamische Entwicklung einer Reihe von Staaten und Regionen so spürbar und schnell verändert.“

Das heißt, es geht nicht darum, an der Front einfach das Schießen einzustellen, denn so lässt sich kein langfristiger Frieden herstellen. Und der ist das Ziel.

Die russische Position besteht, wie wir bereits wissen, darin, die Ursache des Konflikts zu beseitigen. Die Idee einer Ukraine in der NATO ist unmöglich. Diese Logik wurde dem Westen schon vor langer Zeit mitgeteilt. Putin sagte 2007: Die NATO ist keine universelle Organisation, anders als die Vereinten Nationen. Sie ist in erster Linie ein militärpolitischer Block, ein militärpolitischer Block! Und natürlich ist es das Vorrecht eines jeden souveränen Staates, für seine eigene Sicherheit zu sorgen. Dagegen haben wir nichts einzuwenden. Bitte, wir haben nichts dagegen einzuwenden. Aber warum muss bei der Expansion unbedingt die militärische Infrastruktur an unsere Grenzen verlegt werden? Kann uns das irgendjemand beantworten?“

Trump hat begonnen, das zu akzeptieren, was gut ist. Das bedeutet die Annäherung an eine gemeinsame Plattform, wie Trump sagte: „Ein großer Teil des Problems bestand darin, dass Russland schon seit Jahren, lange vor Putin, gesagt hat, dass die Ukraine auf keinen Fall in der NATO sein kann. Sie haben das gesagt. Das war im Grunde eine festgeschriebene Wahrheit. Aber irgendwann sagte Biden: ‚Nein, sie sollten der NATO beitreten können.‘ In diesem Fall hätte Russland jemanden direkt vor seiner Haustür stehen, und ich kann ihre Sorge darüber verstehen. Bei diesen Verhandlungen wurden viele Fehler gemacht.“

Und außerdem, um noch einmal auf den prinzipiellen Teil der russischen Position zurückzukommen, geht es um einen langfristigen Frieden auf der Grundlage der Achtung der Interessen aller Völker der großen osteuropäischen Region, einschließlich Polens, Ungarns und auch Rumäniens, wie Putin am 20. Januare 2025 sagte: „Nicht eine kurze Waffenruhe, nicht eine Art Atempause für die Umgruppierung der Kräfte und die Wiederaufrüstung zur anschließenden Fortsetzung des Konflikts, sondern ein langfristiger Frieden, der auf der Achtung der legitimen Interessen aller Menschen, aller Völker, die in dieser Region leben, beruht. Aber natürlich werden wir für die Interessen Russlands, für die Interessen des russischen Volkes kämpfen. Das ist der Sinn und Zweck dieser Militäroperation.“

Es scheint, dass die Idee eines langfristigen Friedens, nicht eines Waffenstillstands, bereits von Washington geteilt wird, wie US-Vizepräsident J.D. Vance sagte: „Und wir wollen auch einen langfristigen, nachhaltigen Frieden erreichen, nicht einen, bei dem der Konflikt in Osteuropa in ein paar Jahren wieder ausbricht. Wir haben gute Gespräche darüber geführt, wie man das erreichen kann, und es wird in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten weitere Gespräche geben.“

Mir ist klar, dass wir hier bis zu einem gewissen Grad das Gespräch, die Positionen und sogar die künftigen Verhandlungen der russischen und der amerikanischen Führung rekonstruieren. Einige unserer Konstruktionen mögen manchem sogar wackelig erscheinen. Aber es gibt einige unumstößliche Konstanten, von denen Putin 2007 gesprochen hat: „Russland ist ein Land mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte und es hat fast immer das Privileg genossen, eine unabhängige Außenpolitik zu betreiben. Diese Tradition werden wir auch heute nicht ändern.“

Das erste Gespräch zwischen den Präsidenten Russlands und der USA in der neuen Ära war buchstäblich ein politisches Erdbeben, oder besser gesagt, ein verheerender Tsunami für Amerikas europäische Verbündete. Sie hatten mit einer Verschlechterung der Beziehungen gerechnet, aber nicht mit einer derartigen Verschlechterung! Das Weiße Haus traf sie mitten ins Herz, indem es das derzeitige europäische Wertesystem für falsch und sogar schädlich erklärte.

US-Vizepräsident J.D. Vance, der zur Münchner Sicherheitskonferenz angereist war, sagte ihnen dies unverblümt. Die Zuhörer, europäische Staats- und Regierungschefs und die Spitzenbürokratie der EU, zuckten in ihren Sitzen zusammen, als Vance sagte: „Wir glauben, dass es für Europa wichtig ist, in seiner eigenen Verteidigung in den kommenden Jahren einen großen Schritt nach vorne zu machen. Die Bedrohung, die mich in Bezug auf Europa am meisten beunruhigt, ist nicht Russland, nicht China und auch nicht irgendein anderer externer Faktor. Ich bin besorgt über die Bedrohung von innen. Der Rückzug Europas von einigen seiner grundlegendsten Werte: Werte, die es mit den USA teilt.“

Mit diesen Worten wurde die europäische Schlachtordnung umgestoßen. Von der Schlachtlinie gar nicht zu reden. So, mit ein paar klägliche Phrasen…

EU-Chefdiplomatin Kallas sagte: „Hinter unserem Rücken wurde eine Vereinbarung geschlossen. Die wird einfach nicht funktionieren.“

Ursula von der Leyen wurde aus irgendeinem Grund gefragt, ob Europa mit am Verhandlungstisch sitzen würde. Welche Verhandlungen, die von Putin und Trump? Auf andere hat man sich ja nicht geeinigt. Ursula ist fassungslos: Welches Gewicht hat Europa jetzt überhaupt?

„Absolut, denn die Ukraine braucht einen stabilen und dauerhaften Frieden. Andere Länder beobachten, ob wir an unseren Prinzipien festhalten oder aufgeben“, war ihre Antwort.

Das ist so, als würde man eines Dritten fragen, ob er mit den ersten beiden zu Mittag essen wird. Und antwortet: „Sicher, denn wir haben Prinzipien.“

Aber darf ich fragen: Wenn Sie Prinzipien haben, aber keine Einladung, wie wollen Sie dann mit den ersten beiden essen gehen? Das ist jetzt ungefähr das Bild.

Ungarns Regierungschef Viktor Orban spürt das sehr genau, denn er sagte: „Man kann nicht verlangen, dass man einen an den Verhandlungstisch setzt. Man muss es sich verdienen! Durch Stärke, gute Führung und kluge Diplomatie. Die Haltung Brüssels, das Morden so lange wie nötig zu unterstützen, ist moralisch und politisch inakzeptabel.“

Besser hätte man es nicht sagen können…

Über die Chronologie der Ereignisse zwischen Russland und den USA sowie die breiteren Zusammenhänge zeigt unser politischer Beobachter Alexander Christenko.

Für Mittwochabend, den 12. Februar, war ein Treffen zwischen Präsident Putin und der Regierung geplant, doch dann wurde bekannt, dass das Treffen verschoben wurde. Im Terminkalender des Staatschefs stand ein wichtiger internationaler Anruf, über den bald die ganze Welt reden sollte. Zum ersten Mal seit 3 Jahren hat sich der US-Präsident mit dem russischen Präsidenten in Verbindung gesetzt.

Es war 18 Uhr in Moskau und 10 Uhr in Washington, ein optimaler Zeitpunkt für ein Gespräch, vor allem für ein so ausführliches Gespräch. Die beiden Politiker sprachen anderthalb Stunden lang.

Caroline Leavitt, die Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte: „Ich freue mich, Sie alle an einem Tag zu begrüßen, der, gelinde gesagt, voller Nachrichten ist. Wie Sie wissen, hat der Präsident heute Morgen mit dem russischen Präsidenten Putin telefoniert. Sie hatten ein langes Gespräch.“

Nach den Ergebnissen schrieb Trump sofort in seinen sozialen Medien, dass sie über die Ukraine, den Nahen Osten, Energie, künstliche Intelligenz und den Dollar gesprochen haben. Dabei kamen eindeutig auch Werte zur Sprache, wie Trump schrieb: „Wir haben uns an die große Geschichte unserer Nationen erinnert und an die Tatsache, dass wir im Zweiten Weltkrieg gemeinsam gekämpft und außergewöhnliche Erfolge erzielt haben, und wir haben uns daran erinnert, dass Russland Dutzende Millionen Menschen verloren hat und wir auch so viele verloren haben.“

Es war sofort klar, dass dieser Aufruf von Trump im Kern eine ganz andere Absicht verfolgte als die anderer westlicher Führer, wie Scholz oder Biden, vor ihm. Kein Moralisieren, erst recht keine Drohungen.

„Was war der Ton, die Atmosphäre in diesem Gespräch?“, fragte der russische Journalist Pavel Sarubin Kremlsprecher Dmitri Peskow.

„Konstruktiv, professionell, wohlwollend.“

„Wohlwollend?“

„Ja.“

„Auf beiden Seiten?“

„Ja.“

Jedes Detail des Gesprächs, das bekannt wurde, wurde sofort zu einer Nachricht mit dem Hinweis „Eilmeldung“. Und bald herrschte im Oval Office des Weißen Hauses Aufregung. Trump beschloss, den Journalisten sein Gespräch mit Putin näher zu erläutern: „Wir hatten ein großartiges Telefongespräch, das über eine Stunde dauerte. Ich denke, wir sind auf dem Weg zum Frieden. Ich denke, Präsident Putin will Frieden. Und ich will Frieden.“

Frieden generell und in der Ukraine im Besonderen. Während des Wahlkampfes hat Trump wiederholt versprochen, den Konflikt zu beenden. Und die wichtigste Aufgabe ist es, die Beziehungen zwischen Russland und den USA zu normalisieren.

Dmitri Peskow sagte: „Natürlich haben sie zuallererst über die bilateralen Beziehungen gesprochen. Zweitens ging es natürlich um die Lösung des Ukraine-Konflikts, eines der wichtigsten Themen. Sie waren sich einig, dass selbst die komplexesten Probleme durch Friedensverhandlungen gelöst werden müssen. Die Präsidenten brachten damit ihren politischen Willen für diesen Prozess zum Ausdruck. Das ist ein sehr wichtiger Erfolg dieses Gesprächs.“

Doch die Vertreter der globalen Kriegspartei begannen in ihrer typischen Logik sofort von Kapitulation zu sprechen. Bundesverteidigungsminister Pistorius sagte: „Leider hat die Trump-Administration schon vor den Gesprächen öffentlich Zugeständnisse an Putin gemacht, bevor die Gespräche überhaupt begonnen haben.“

Dabei geht es in erster Linie um eine Rückkehr zum Dialog, aber selbst das fällt den meisten Westlern schon sehr schwer.

Sergej Lawrow erklärte dazu: „Bei allem, was in der Ukraine passiert, bei allem, was das Nazi-Regime von Selensky tut, ist der Westen davon ausgegangen, dass man so mit Russland reden sollte. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum viele im Westen, angefangen bei den Führern der EU, fassungslos waren, als ein normales, elementares Gespräch zwischen zwei gut erzogenen, höflichen Menschen stattgefunden hat. Menschen, die Meinungsverschiedenheiten nicht beiseite schieben. Es gibt viele, viele davon, aber sie verstehen sehr wohl, dass Politik bedeutet, sich hinzusetzen und zu reden.“

In Europa befürchtet man dabei sofort, dass Putin und Trump eine Einigung ohne sie und die Ukraine erzielen würden. Der britische Verteidigungschef Healey erklärte: „Es darf keine Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine geben. Und die Stimme der Ukraine muss bei allen Verhandlungen im Mittelpunkt stehen.“

Dabei ist doch bekannt, dass Kiew um jeden Preis versucht, die Feindseligkeiten zu verlängern. Selbst das Dekret von Selensky, das Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten verbietet, ist noch in Kraft und nicht aufgehoben. Gleichzeitig sind die Befugnisse von Selensky selbst bereits vor fast einem Jahr abgelaufen.

Putin sagte dazu: „Wenn wir jetzt Verhandlungen aufnehmen, werden sie illegitim sein. Als der jetzige Chef des Regimes, nur so kann man ihn heute nennen, dieses Dekret unterzeichnete, war er ein recht legitimer Präsident. Aber jetzt kann er es nicht rückgängig machen, weil er illegitim ist. Das ist der Trick, die Falle, verstehen Sie? Eine Falle. Aber im Prinzip, wenn sie es wollen, gibt es einen legalen Weg. Bitte schön, lasst den Vorsitzenden der Rada das in Übereinstimmung mit der Verfassung tun. Wenn sie den Wunsch haben, können sie jede juristische Frage lösen. Aber bis jetzt sehen wir diesen Wunsch nicht.“

Im NATO-Hauptquartier traute man seinen Ohren nicht, als man in der Rede des neuen Pentagonchefs zum ersten Mal objektive Einschätzungen hörte: dass die Rückkehr der Ukraine zu den Grenzen von vor 2014 ein illusorisches Ziel und der Beitritt der Ukraine zur NATO unrealistisch ist. Dies hat Trump selbst nach seinem Gespräch mit Putin bestätigt. Doch die Maschinerie der Kriegspropaganda denkt nicht daran, auf die Bremse zu treten.

Die internationale Chefkommentatorin von CNN, die das Gespräch zwischen den Staats- und Regierungschefs Russlands und der USA auf der Münchner Sicherheitskonferenz kommentierte, erschien in der Sendung in einer tarnfarbenen Jacke und fragte den NATO-Chef: „Sie erkennen wahrscheinlich an, dass Präsident Trump, als Putin in seinem Stuhl im Kreml saß, ihm bereits signalisiert hat, dass er Putins Position teilt, dass die Ukraine niemals der NATO beitreten wird. Aber genau das hatte die NATO der Ukraine auf ihrem letzten Gipfel in Washington versprochen: Dass ihre Zukunft mit der NATO verbunden sei. Ist das nun ausgeschlossen?“

„Präsident Trump hat sich während des Wahlkampfes auch klar zu diesem Thema geäußert. Sie sollten also nicht allzu überrascht sein. Ich freue mich einfach sehr auf ein Treffen, bei dem wir versuchen werden, dies zum Bestandteil der Verhandlungen zu machen“, antwortete Rutte.

Trump hat jedoch bereits angeordnet, die Gespräche mit Moskau vorzubereiten. Die Präsidenten Russlands und der USA haben ihren jeweiligen Ministern entsprechende Anweisungen gegeben.

Sergej Naryschkin, der Direktor des russischen Geheimdienst SWR, sagte: „Das sehr substanzielle, tiefe Gespräch zwischen den Präsidenten unserer beiden Länder hat natürlich die notwendige Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Arbeit fortgesetzt werden kann, auch auf der Ebene der Leiter der Ministerien, einschließlich der Sicherheits- und Geheimdienste. Und eine entsprechende Anweisung wurde erteilt.“

Trump hat die Mitglieder seines Teams bereits benannt: Außenminister Marco Rubio, CIA-Direktor John Ratcliffe, den nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz und den Sondergesandten Steve Whitkoff, der am Dienstag in heikler Mission nach Moskau geflogen war. Russland und die USA haben sich auf einen Gefangenenaustausch geeinigt. Nach einer Begnadigung durch den Präsidenten ließ Moskau den Amerikaner Marc Vogel frei, einen ehemaligen US-Botschaftsbeamten und Lehrer, der wegen Drogenschmuggels zu 14 Jahren Haft verurteilt worden war. Er wurde mit dem Flugzeug des Sondergesandten nach Washington geflogen, wo er von Trump auf der Veranda des Weißen Hauses begrüßt wurde.

In dem Telefongespräch dankte Trump dem russischen Präsidenten für die Begnadigung des US-Bürgers.

24 Stunden später gab das Weiße Haus bekannt, dass der Russe Alexander Vinnik, der in einem kalifornischen Gefängnis saß, freigelassen werden würde. Der Gründer einer Krypto-Börse wurde wegen Cyberkriminalität angeklagt, 2017 in Griechenland verhaftet und ausgeliefert. Unter der Androhung einer Haftstrafe von 200 Jahren machte er einen Deal mit den Ermittlern und wartete auf den Prozess, jetzt wurden alle Anklagen fallen gelassen und das Strafverfahren ist abgeschlossen. Vinnik kehrte ebenfalls mit einem Sonderflug nach Hause zurück. Der Gefangenenaustausch wurde als Test für das gegenseitige Vertrauens bezeichnet, den Moskau und Washington bestanden haben. Und es war ein Schritt in Richtung einer umfassenderen Zusammenarbeit.

In Fortsetzung des Telefongesprächs der Präsidenten telefonierten am Samstag auf Initiative der amerikanischen Seite die Außenminister Lawrow und Rubio.

Das russische Außenministeriums erklärte dazu: „Die Außenminister kamen überein, einen Kommunikationskanal aufrechtzuerhalten, um die aufgelaufenen Probleme in den russisch-amerikanischen Beziehungen im Interesse der Beseitigung der einseitigen, von der vorherigen US-Regierung geerbten Hindernisse für eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Investitionen zu lösen. Lawrow und Rubio bekräftigten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Wiederherstellung eines von gegenseitigem Respekt geprägten zwischenstaatlichen Dialogs entsprechend dem von den Präsidenten vorgegebenen Ton.“

Zu den vordringlichsten Aufgaben gehört die Aufhebung der gegenseitigen strengen Beschränkungen für die Arbeit der russischen und amerikanischen Botschaften und Konsulate. Außerdem soll ein bilaterales Treffen zwischen den Präsidenten vorbereitet werden, das in Saudi-Arabien stattfinden könnte, einigen Berichten zufolge noch vor Ende Februar.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

14 Antworten

    1. Und umso klarer tritt zu Tage, dass der Weg Europas in die Bedeutungslosigkeit unmittelbar vor der Endstation steht. Es ist denkbar, dass die Europäischen Staaten untereinander in Grenzstreitigkeiten geraten werden, und zwar um die verbliebenen Vermögensreste. Der dazu erforderliche Hass zerfrisst gerade jeden klaren Gedanken wie ein Gift, das den eigenen Organismus zerstört.
      Und die USA haben mit der Enstehung dieser Dystopie „nicht das Geringste zu tun“! Sie sind Friedensengel geworden. Nachdem sie fast überall auf der Welt Spaltung und Konflikte verursacht haben, sitzen sie neben „Godfather Trump“ schon mal friedlich auf dem schnell zusammengezimmerten Siegertreppchen und warten als Zuschauer auf den Beginn der Spiele, den Auftritt „der Bestien und der Sklaven“.

  1. Sollte Trumps Friedens-Offensive ehrlich gemeint sein, dann wäre er der erste Anwärter auf den Friedensnobelpreis, aber dann muss man sich auch um sein Leben ernsthafte Sorgen machen, denn der Tiefe Staat existiert noch, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er so eine Friedenspolitik kampflos hinnimmt.

  2. Endlich kommt Bewegung in diesem unsäglichen Konflikt, mit klaren Ansagen, Aussagen und bald auch Taten. Dass der Westen Gift und Galle spuckt ist klar, doch das haben sie sich selber zuzuschreiben! Wir sollten beten dass sich nun das Blatt wendet und intelligente Menschen Verhandlungen führen!

    1. Über welchen Konflikt reden wir.Ursprünglich ging es mal um die Ukraine. Und das glauben auch noch unsere Tunicchtsgute.
      Was vom Telefongespräch bekannt wurde, zeigte doch, das e hier um mehr geht, die neue Aufteilung der Welt: Putin hat wohl Trump klar gemacht: Einen endgültigen Frieden gibt es nur, wenn grundlegende Dinge geregelt werden. Der Ukraine-Konflikt wird immer mehr zum Randthema. Dehalb braucht man auch keine europäischen Teilnehmer. Man bedenke nur, das sitzt das diplomatische Urgestein Lawrow. Man bedenke unser Vertreter wäre da Frau Barbock, hat da noch jemand Fragen?

  3. Allein die betretenen Gesichter der EU-Hampelmänner*innen waren schon Anlass zur Freude. Der Bundestag ist aufgelöst, nur scheint dies bei seinen ehemaligen Insassen noch nicht angekommen zu sein. Vielleicht sollte sich ein Berliner Bürger mal auf den Weg machen und dort ein Schild anbringen: OUT OF ORDER

    Wie die Ukraine so ist auch die BRiD regierungslos und hat nichts zu melden. Welch ein Segen. Das Großreinemachen kann beginnen, wie Trumps Regierungssprecherin verlauten ließ.
    https://x.com/Pfeffer7373/status/1891072582851645778?t=3I4qurJ8PUQQfoXakzNyQQ&s=09

    Nun geht’s hoffentlich für uns Schritt für Richtung Souveränität.

  4. Bekommt die „eu“ nun endlich zu spüren – WAS sie in den Augen des „chef-chens“ wirklich ist?

    Doch – zur medialen Situation und zur Realität – es kommt einem so vor, als wenn eine Sektflasche zu stark geschüttelt wurde, der Korken mit Schmackes entfleuchte – und jede Menge Schaum mit Macht das Behältnis verläßt – wir jedoch schauen auf das, was nach der anfänglichen Euphorie denn noch an Verwertbaren übrig bleibt…..

    Denn an ihren Taten sollt ihr sie messen – nicht an ihren Worten! 😎

    1. Läuft doch alles nach Plan, die Arschkarten sind verteilt. Schauen wir mal, was bei den Verhandlungen herauskommt. Die russische Presse scheint ja begeistert von Trump zu sein und sich viel zu erhoffen vom Bringer of Peace. Hoffendlich findet sich der russische Bär am Ende nicht noch in einem größeren Stellvertreterkrieg wieder. Zwei Global Player unter sich im Frieden vereint, kann es noch schöner werden.

  5. „Man kann nicht verlangen, dass man einen an den Verhandlungstisch setzt. Man muss es sich verdienen! Durch Stärke, gute Führung und kluge Diplomatie. Die Haltung Brüssels, das Morden so lange wie nötig zu unterstützen, ist moralisch und politisch inakzeptabel.“

    Ein weiteres Mal hat Victor Orban recht.

  6. Vielen Dank, Herr Röper, für ihre Arbeit! Es wird den Mitgliedsstaaten der EU gut tun, sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Das sage ich ganz ohne Häme. Deutschland wäre eine grössere Souveränität der einzelnen Bundesländer zu wünschen, so dass sich die individuellen Begabungen in einem noch überschaubaren kulturellen Rahmen entfalten können. Der Schweiz täte ein Wiedererstarken der Gemeindehoheit gut, früher wurden die Lehrer für Kindergarten bis Klasse 9 auf dieser Ebene gewählt, ausgebildet wurde an einem Lehrerseminar, mit gesundem Menschenverstand statt verstiegener und zudem ständig wechselnder Ideologie. Den Amerikanern wünsche ich eine Berufsbildung, Trump hat sich in seiner ersten Amtszeit mal dafür interessiert. Klar, es geht um den Erhalt des Kapitalismus, die Leitwährung Dollar, die ungehinderte Ausbeutung von Bodenschätzen. Aber so sind die Machtverhältnisse nun mal, maulen nutzt nix. Hass, Chauvinismus und anderes Emotionale behindern das Denken, also lieber zurückstecken, Saatgut pflegen und Boden bereiten.

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