Armes Deutschland

Die Armut wächst, aber die Parteien denken nur an Rüstung

In Deutschland wächst die Armut rasant, während die etablierten Parteien alle nur an Aufrüstung, aber nicht an die Sorgen der Menschen denken. Ein Überblick über die Meldungen der letzten Zeit aus "dem besten Deutschland aller Zeiten".

Es ist faszinierend, wie die Blockparteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne alle nur ein Thema haben, wenn sie sich nicht gerade über die AfD streiten. Sie alle wollen eine starke Aufrüstung Deutschlands. Während die Armut in Deutschland schnell wächst, denken sie darüber nach, wie sie den Wehretat von jetzt 50 auf dann 140 Milliarden Euro aufblasen und den Rüstungskonzernen noch vollere Auftragsbücher bescheren können, um die angeblich nötigen 3,5 Prozent des BIP für Waffen auszugeben.

Hunger in Deutschland

Es mag für viele unglaublich klingen, aber im angeblich reichen in Deutschland gibt es immer mehr Menschen, deren Geld nicht mehr für Lebensmittel reicht und die nicht satt werden. Daher gibt es seit Jahren die ehrenamtlichen Tafeln, die abgelaufene Lebensmittel aus Supermärkten gratis an Bedürftige ausgeben.

Die Lage ist mittlerweile so schlecht, dass viele Tafeln ihre Lebensmittel rationieren müssen, wie der Spiegel Anfang Dezember berichtet hat:

„Die meisten Tafeln in Deutschland sehen sich angesichts von immer mehr Bedürftigen dazu gezwungen, die Menge der ausgegebenen Lebensmittel stärker zu rationieren. »Ein Drittel versucht, sich mit temporären Aufnahmestopps oder Wartelisten zu helfen, die sie nach Möglichkeit abarbeiten. 60 Prozent der Tafeln müssen die Menge der ausgegebenen Lebensmittel reduzieren«, sagte der Vorsitzende des Tafel-Dachverbandes“

Und am 21. Dezember meldete der Spiegel:

„Fast 40 Prozent der Tafeln in Deutschland haben temporäre Aufnahmestopps oder führen Wartelisten. »Diese Zahl zeigt, wie ernst die Lage ist«, sagte der Vorsitzende des Dachverbandes Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, der Deutschen Presse-Agentur. »Wir sind mit den Tafeln an Kapazitätsgrenzen angelangt.« Der Bedarf sei aber größer.“

Die Altersarmut wächst schneller

Der BSW von Sarah Wagenknecht hat eine Anfrage zur Altersarmut an das statistische Bundesamt gestellt und die Antwort ist ernüchternd, denn die Zahl der Rentner, die als armutsgefährdet gelten, ist im vergangenen Jahr um 300.000 gestiegen. Damit wächst die Zahl der armen Rentner schneller als die Armut in Deutschland insgesamt.

Die Armutsquote bei den über 65-Jährigen ist um 1,2 auf 19,6 Prozent gestiegen, damit ist jeder fünfte Rentner in Deutschland von Armut bedroht, das sind 3,54 Millionen Menschen. Über alle Bevölkerungsgruppen ist die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Deutschland im Jahr 2024 um 1,1 auf 15,5 Prozent gestiegen.

Hohe Wohnkosten machen die Menschen arm

Normalerweise wird bei der Statistik über Armut nur das Einkommen berücksichtigt – ist es zu niedrig, gilt ein Mensch als arm.

Dabei wird jedoch übersehen, dass die hohen Festkosten in Deutschland, vor allem wegen hoher Mieten und steigender Wohnnebenkosten für Strom, Wasser und Heizung, das verfügbare Einkommen der Menschen stark mindern. Der Paritätische Gesamtverband hat dem Thema eine Studie gewidmet, die zu dem Ergebnis kommt, dass wegen der hohen Festkosten vor allem durch teures Wohnen tatsächlich 5,4 Millionen Menschen mehr in Deutschland statistisch als arm eingestuft werden müssten, als die offiziellen Statistiken aussagen:

„Von Wohnarmut betroffen sind insgesamt 21,2 % der Bevölkerung (17,5 Millionen Menschen). Das sind 5,4 Millionen mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Berechnung.“

Tatsächlich sind demnach 27,1 Prozent der deutschen Rentner arm, von den alleine lebenden Rentnern sind sogar fast 42 Prozent arm. Viele Haushalte in Deutschland geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus, manche sogar mehr als die Hälfte.

Die Mehrheit der Deutschen besitzt kein Eigentum

In Deutschland findet seit Jahrzehnten eine Umverteilung „von unten nach oben“ statt, was bedeutet, dass einige wenige in Deutschland immer reicher werden, während die restlichen 90 Prozent immer ärmer werden. Das ist keineswegs übertrieben und schon lange bekannt. Schon von 2022 bis 2007 ist der Anteil, den die reichsten zehn Prozent der Deutschen am Gesamtvermögen in Deutschland hatten, von 57,9 auf 61,1 Prozent gestiegen.

Und dieser Trend hält an, denn laut einer aktuellen Meldung der Bundesbank liegt der Anteil der reichsten zehn Prozent der Deutschen am Gesamtvermögen in Deutschland inzwischen bei über 70 Prozent, während die unteren 50 Prozent nur über ein Prozent des Gesamtvermögens verfügen. In den 1990er Jahren hatte die untere Hälfte der Bevölkerung immerhin noch knapp fünf Prozent des Gesamtvermögens der Deutschen.

Man sieht also einen klaren Trend zur Enteignung der breiten Masse in Deutschand, die schleichend schon seit über 30 Jahren voranschreitet. Die aktuellen Meldungen zur Armut in Deutschland bestätigen das.

Deutschland gehört in Europa übrigens zu den ärmsten Ländern, wenn es nach Eigentum geht, weil in kaum einem anderen Land so wenige Menschen eigene Immobilien haben. Im angeblich bettelarmen Rumänien besitzen fast 96 Prozent der Menschen Wohneigentum, in Deutschland hingegen nur 47 Prozent, womit Deutschland fast auf dem letzten Platz in Europa steht.

Und daran wird sich auch nichts ändern, im Gegenteil.

Den deutschen Parteien ist das egal

In Deutschland ist Wahlkampf und eigentlich müsste dieses Thema ganz oben auf der Liste der Themen stehen, zu denen die Parteien Vorschläge zur Verbesserung machen. Aber das Thema Armut und soziale Probleme spielt im Wahlkampf keine Rolle.

Und das aus gutem Grund, denn die Blockparteien, die sich in Deutschland seit über 70 Jahren an der Regierung abwechseln, haben nur eine Priorität: Den deutschen Verteidigungshaushalt von jetzt 2 auf 3,5 oder mehr Prozent des BIP aufzublasen, also von jetzt 50 auf dann 140 oder mehr Milliarden Euro.

Und das Geld muss ja irgendwoher kommen, also wird nach der Wahl beim Sozialstaat weiter eingespart, was bedeutet, dass sich die Verarmung in Deutschland noch beschleunigen wird.

Und das sage nicht nur ich, das sagt auch die Regierung. Olaf Scholz sagte 2024 beispielsweise, es werde „keine Rückkehr zu den guten alten Zeiten geben“ und Baerbock predigt ständig, die Unterstützung der Ukraine sei „Deutschlands größtes nationales Interesse“.

Damit ist klar, was nach der Bundestagswahl kommen wird, denn Friedrich Merz sieht das nicht anders.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

21 Antworten

  1. Ganz oben auf der Liste stehen nun mal „Inklusion“, „Werte“, „Haltung“, „Demokratie“, „Gendern“ und natürlich Kriegstreiberei und Aufwiegelung zum Völkerhass. Für „Störenfriede“, die sich gegen Hochrüstung, Kriegstreiberei und Völkerhass stellen und auf die erschreckende Armut in der BRD aufmerksam machen, gibt es doch sicher auch die Demos gegen „Rechts“. Das ist doch völlig „logisch“, oder?
    Nebenbei: Sie heißt Sahra und nicht Sarah (Wagenknecht).

    1. Ja, schade. Sahra hätte mit besserer PR und mit mehr Wahrheit es schaffen können. So, kommt sie nicht mal mehr in den Bundestag.

      Man muss das lesen und verstehen, was diese Nato-Idioten tatsächlich sagen. Wer darüber lacht, der versteht es nicht.

      Änderung in der Zukunftsgestaltung
      https://www.rt.com/news/612586-nato-chief-rutte-russia-attack/
      Answering reporters’ questions at a press conference in Brussels on Wednesday, Rutte said, “At the moment, if Putin would attack NATO, the reaction will be devastating. He will lose. So, let him not try it, and he knows this. The deterrence and defense is very strong.” However, NATO needs to spend more on defense to be able to defend itself four or five years from now, he added.

      Um Krieg führen zu können, braucht man willige Bürger. Das schafft man nur, wenn sie Hunger haben und es ihnen kalt ist… Also, muss man ihnen den Hunger und die Kälte erst mal beschaffen. Das Ziel 5 Jahre, ist nicht unrealistisch.

      1. Auf einer Pressekonferenz in Brüssel am Mittwoch antwortete Rutte auf die Fragen von Reportern: „Wenn Putin im Moment die NATO angreifen würde, wäre die Reaktion verheerend. Er würde verlieren. Also sollte er es nicht versuchen, und das weiß er auch. Die Abschreckung und Verteidigung ist sehr stark“. Die NATO müsse jedoch mehr für die Verteidigung ausgeben, um sich in vier oder fünf Jahren verteidigen zu können, fügte er hinzu.

      2. @Frank
        «So kommt Sahra Wagenknecht nicht mal mehr in den Bundestag».
        Ich denke der Fehler war, dass sie wie alle anderen gegen die Afd geschossen hat. Und sich genauso abgrenzen wollte. Sie hätte besser die berechtigte Kritik und die guten Ideen der Afd hervorgehoben und alles andere gelassen. Das habe ich als total schwach gesehen! Und mehr Mut zur Wahrheit. In ihrer Wagenknecht Wochenschau hat sie alle Missstände sachlich und sehr gescheit erklärt, im Parlament war sie dann recht brav (auf Kurs). Schade! Sehr schade! Das hat die Afd vor, mutig zur eigenen Meinung stehen – egal was kommt.

  2. Und diese restlichen 90% der deutschen Bevölkerung, die immer ärmer werden, wählen dann immer wieder genau die Parteien, die sie, gerade durch Hochrüstung und selbst verschuldete Energiekrise, noch ärmer machen. Es ist eben alles ganz“logisch“ im besten Deutschland aller Zeiten. Der Deutschel Michel ist also noch nicht mal dazu in der Lage, sich wenigstens passiv und distanziert gegenüber seinem „Totengräber“ zu verhalten.

    1. Es gibt da auch noch eine andere Möglichkeit: Wahlfälschung auf breiter Front.

      Mittlerweile halte ich das für nicht mehr ausgeschlossen. Einerseits können die Leute auf Dauer allesamt nicht so dumm sein und andererseits haben unsere Politiker in der Vergangenheit anderen immer wieder Dinge/Geschehnisse zum Vorwurf gemacht, die sie selbst tun, oft in weit größerem Ausmaß.
      Wie oft habe ich von unseren Politikern den Vorwurf der Wahlfälschung in anderen Staaten gehört…

  3. „Armutsgefährdet“ bzw. „von Armut bedroht“ ist übrigens ein amtlicher Euphemismus. Bis zur Einführung von HartzIV galt man mit weniger als 60% des Medianeinkommens als „relativ arm“. Dieser Begriff wurde nur ersetzt, eben durch „armutsgefährdet“, um die Armut der in HartzIV gestoßenen zu kaschieren. Der Begriff der „relativen Armut“ existiert seitdem einfach nicht mehr.

  4. Und wenn es nach den Liberalen und diversen BlackRock-Sklaven geht – ist das Sozialsystem und die Rentenkasse immer noch zu voll… – ganz zu schweigen von den „christen“ in cdu/csu und diversen anderen Plündererparteien – die nur an den eigenen Geldbeutel denken, wenn soziale Entscheidungen anstehen kommt von denen doch immer nur „kein Geld da“…

    …christliche Nächstenliebe – oder : wir müssen Lobby sein für die Armen?!? – nette Sprüche ohne Bedeutung, pure Lügen…

    Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!?! – trifft es wohl eher in der Form von – was müßt ihr euch selber hassen!
    😤😡😤

  5. Armut ist halt das einzige Wachstumssegment der deutschen Wirtschaft und Politik seit Schröder. Darüber darf man nicht spötteln, man muss schon eine Prise Mitleid einstreuen.
    Gut das ich weg bin, aus diesem Scheiss.

  6. „armutsgefährdet“ – was für ein lächerlicher Begriff. Die sind nicht gefährdet, die sind arm. Die restlichen 70% (lasse mal 10% eher reiche raus), die noch nicht arm sind, sind gefährdet.

  7. In der Schweiz
    Über 700’000 Menschen sind in der Schweiz arm, 1,2 Millionen sind armutsgefährdet. Trotz Wohlstand können sich viele das Nötigste kaum leisten. (Der Clup srf)

    In der Statistik wird wohl auch bei uns auf das Einkommen geschaut und weniger auf die Nebenkosten. Aber um diese geht es fast noch mehr als ums Einkommen. So lebe ich heute in einer supergünstigen Wohnung und Armut trifft überhaupt nicht zu, obwohl von der Statistik erfasst. Ich kenne das aber von früher, die Frage, welche Rechnungen kann ich bezahlen, welche sind wichtig, für alles reicht das Geld nicht, also verschiebt man auf nächsten Monat, und da dasselbe Spiel wieder, viel übrig bleibt nie. Das zehrt. In Corona gab es viele neue Millionäre und die es schon wahren haben zugelegt … Frechheit.

  8. Artikelauszug/Zitat:
    „Und das aus gutem Grund, denn die Blockparteien, die sich in Deutschland seit über 70 Jahren an der Regierung abwechseln, haben nur eine Priorität: Den deutschen Verteidigungshaushalt von jetzt 2 auf 3,5 oder mehr Prozent des BIP aufzublasen, also von jetzt 50 auf dann 140 oder mehr Milliarden Euro.“

    Zählt die AfD mittlerweile zu den ‚Blockparteien‘?
    Der schleichenden Verarmung begegnet allein die Sahra-Wagenknecht-Bewegung/BSW. Programmatisch!

    Und auch zu Waffenlieferungen/erhöhter Produktion dieser/Kriegseinsätzen/Lobbyismus hat Sahra Wagenknecht bereits zu ihrer Zeit bei der DieLinke eine eindeutige, und dabei unzweifelhafte, Haltung eingenommen.

    Die letzten zwei Buchveröffentlichungen von Wagenknecht lassen überdies keinerlei Zweifel hinsichtlich oekonomischer Klarsicht dieser Politikerin.

    BSW voll von ‚Putinknechten‘?
    Nein. Die BSW steht für die Interessen der Menschen – und sogar für die ‚der Wirtschaft‘.

    Hm, vielleicht doch ‚Putinknechte‘;).

  9. Aber Herr Röper, haben sie die AFD vergessen mit einer Weidel die über 5% vom BIP (=45% vom Bundeshaushalt) für den Kriegsetat möchte? Dazu ISrael weiter Waffen liefern will? Gleichzeitig Steuererleichterungen für Reiche möchte?
    NATÜRLICH gibts Parteien die all das ändern wollen: Im Reichstag das BSW. Noch besser außerhalb des Reichstags, inkl. Nato- und Eu-Austritt, Abschaffung der CO2-Steuer: Die DKP – die tritt allerdings nicht an wg der kurzen Zeit schaffen sie die geforderte Unterschriftenzahl nicht.

    1. Die durchschn. Rente beträgt 1200 Euro im Monat. Du darfst davon ausgehen daß die unter dem Durchschnitt anders wählen als die einiges über dem Durchschnitt.
      Der Lügen- und Stürmerpresse der Brd darf man nie etwas glauben: Die Trennung ist nicht zwischen jung und alt, schwarz und weiß, hetero und homo… sondern STETS zwischen arm und reich/Proletariat und Bourgeoisie (inkl ihren Knechten).

  10. Allein nicht wundern, wenn in wenigen Monaten auch ‚Omas gegen Rechts‘ ‚Hate-Aid‘ und ‚Seebrücke‘ in den Tafeln auftauchen werden.

    Zitat: „Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Middelberg, will die Förderung von an den Protesten beteiligten Vereinen prüfen. Er sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus seien unproblematisch. Wer sich aber an parteipolitischen Aktionen beteilige und Stimmung gegen die Union und Merz mache, riskiere seinen finanziellen Sonderstatus.“ (Quelle DLF)

    … die letzten beiden Sätze … muss ich noch mal grübeln: „Die verstehe ich so nicht.“🤣🙈

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