Atomwaffen

Wie das russische Fernsehen die Übungen der russischen taktischen Atomwaffen kommentiert

In Russland haben Übungen der taktischen Atomwaffen begonnen, worüber in westlichen Medien erstaunlich wenig berichtet wird.

Im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens gab es am Sonntag einen kurzen Kommentar zu den derzeit laufenden Übungen der russischen taktischen Atomstreitkräfte, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Die Übungen der nicht-strategischen Nuklearstreitkräfte sind eine Reaktion auf Drohungen des Westens

Russland hat die angekündigten Übungen der nicht-strategischen Nuklearstreitkräfte begonnen. In Putins Anweisungen an das Verteidigungsministerium heißt es, dies sei eine Reaktion auf Drohungen aus dem Westen. Nehmen wir die Ermutigung der Ukraine, unser Territorium mit Langstreckenraketen anzugreifen. Und was ist, wenn strategische Einrichtungen getroffen werden? Da ist alles möglich.

Jetzt läuft die erste Phase der Übungen. Weißrussland wird sich an der zweiten Phase beteiligen.

Die Informationen des Verteidigungsministeriums über die Übungen sind militärisch spärlich, aber ein Video, das veröffentlicht wurde, erlaubt es uns zu verstehen, was vor sich geht: Der mit einer Atomrakete beladene operativ-taktische Komplex Iskander wird in Kampfposition gebracht. Ohne Eile, aber schnell und ohne Aufhebens wird er kampfbereit gemacht. Die Reichweite der Iskander-Rakete soll bis zu 500 Kilometer betragen.

Aber es gibt auch eine Komponente in der Luft, die Hyperschallraketen „Kinzhal“.

„Waffen existieren, um sie einzusetzen.“ Das ist ein Zitat von Putin, so hat der Präsident es kürzlich in einem Interview mit mir gesagt. Aber bisher gab es keine Notwendigkeit, Atomwaffen einzusetzen. Ein Auszug aus dem Interview:

„Warum sollten wir Massenvernichtungsmittel einsetzen? Diese Notwendigkeit gab es nie“, sagte der Präsident.

„Sie haben also nie darüber nachgedacht?“

„Nein. Und wozu? Waffen existieren, um sie einzusetzen. Wir haben unsere eigenen Prinzipien. Was besagen sie? Dass wir bereit sind, Waffen einzusetzen, und zwar alle Waffen, auch die, die Sie erwähnt haben, wenn es um die Existenz des russischen Staates und um die Beeinträchtigung unserer Souveränität und Unabhängigkeit geht“, antwortete Putin.

Die laufenden Übungen sind ein Zeichen unserer Bereitschaft. Bislang haben die Amerikaner diese Bereitschaft nicht bemerkt. Hier ein Standardkommentar des Sprechers des amerikanischen Außenministeriums Matthew Miller zu diesem Thema: „Die USA haben keine Hinweise darauf, dass Russland den Einsatz von Atomwaffen vorbereitet. Wir werden das weiterhin genau beobachten.“

Das heißt, die USA haben bisher keine Bewegung in unseren Atomwaffenlagern bemerkt, niemand hat irgendetwas von dort entnommen, irgendwohin transportiert oder an irgendetwas angebracht. Alles ist ruhig. Zumindest haben sie dort nichts bemerkt. Der Sinn der laufenden Übungen ist es, diese Bewegung zu zeigen: Sie wurden herausgeholt, installier und angeschlossen.

Putin kommentierte die Ereignisse am Freitag in Minsk, als er eine Frage eines Journalisten beantwortete: „Das ist eine Sphäre, in der kein Versagen, kein Fehler, keine Inkohärenz erlaubt ist. Dieser Kohärenz sind die Übungen, nach denen Sie gefragt haben, gewidmet.“

„Wir tun nichts Besonderes, wir bereiten uns vor, wir trainieren, wir müssen bereit sein. Die Welt ist instabil, sie ist gefährlich, wir dürfen diesen Angriff nicht verpassen, wie wir es Mitte des letzten Jahrhunderts getan haben. Das werden wir nicht zulassen, das sollen die wissen“, betonte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko.

Interessanterweise beeilten sich die Amerikaner, nachdem sie von uns im Voraus über die bevorstehenden Übungen der russischen nicht-strategischen Nuklearstreitkräfte informiert worden waren, auch auf dieser Agenda aufzutauchen. Am Abend des 14. Mai führten sie auf dem Atomtestgelände Los Alamos in Nevada eine sogenannte subkritische Explosion durch. Subkritisch bedeutet, dass der Sprengstoff um eine nukleare Ladung herum detoniert, aber auf kontrollierte Weise, so dass keine kritische Masse für eine Kettenreaktion entsteht.

Die Franzosen sind auf dem gleichen Weg. Uns wurde mitgeteilt, dass am vergangenen Sonntag ein Rafale-Kampfflugzeug der französischen Luftwaffe einen Teststart einer atomaren Überschallrakete ASMPA mit einem leerem Sprengkopf durchgeführt hat. Insgesamt ist das eine veraltete Rakete, immerhin beträgt die Geschwindigkeit der ASMPA nur ein Viertel unserer Hyperschallrakete Kinzhal.

Aber dennoch, wir führen hier Übungen mit nicht-strategischen Nuklearstreitkräften durch, und werden wir irgendetwas sprengen oder werden wir nichts sprengen? Werden wir wenigstens eine kleine Artillerie-Atomgranate auf einer verlassenen Polarinsel testen? Die Antwort ist nein. Wir werden das nicht tun. Putin hat dafür eine klare Bedingung gestellt: Wenn sie es tun, dann tun wir es auch. Aber wir werden nicht die Ersten sein. Hier ist alles klar.

„Wenn sie solche Tests machen, schließe ich nicht aus, es ist nicht sicher, wir müssen noch darüber nachdenken, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass wir das Gleiche tun können“, sagte der russische Staatschef.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

13 Antworten

  1. Also man holt die Atomsprengsätze aus dem Lager und baut sie mal ein, so wie ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank hole und auf den Tisch stelle. Der Unterschied ist aber, daß ich das Bier dann auch aufmache und austrinke.

    Werden wir wenigstens eine kleine Artillerie-Atomgranate auf einer verlassenen Polarinsel testen? Die Antwort ist nein. Wir werden das nicht tun.

    Es wird also in dieser Hinsicht absolut überhaupt nichts passieren, das meinen Telegram Kanal füttern könnte. Nur geredet und gemeldet werden wird weiter, zumindest auf russischer Seite. Aber das ist zu wenig.

    1. Vielleicht solltest du dich darauf beschränken, auf „deinem Telegram-Kanal“ zu posten, denn hier interessiert deine Wichtigtuerei niemanden. Dein Post enthält etwa so viel Information wie die Telefonnummer meiner verstorbenen Oma.
      Und da du darüber hinaus auch noch den Inhalt des Artikels nicht verstanden zu haben scheinst, ist es noch dringlicher.

        1. @Lumi
          Einigen von euch Irren(dir im besonderen) gönne ich, einen Atomschlag zu erleben!
          Vielleicht ‚brennt‘ es eure Gehirnwindungen endlich frei, dass Ihr mal anfangt nachzudenken!
          Was ist los mit dir! … Begriffen hast du immer noch nicht, dass dann KEINER überleben wird!

          1. Begriffen habe ich von Anfang an, daß hier ein großer Krieg läuft. Viele andere begreifen das offenbar immer noch nicht, da sie unverdrossen auf den großen Paukenschlag der „Atombombe“ warten, der niemals kommen wird, weil es sich dabei nur um bald 80 Jahre alte amerikanische Lügen handelt.

  2. Naja, für mich ist es nicht erstaunlich, dass die deutschen Mainstream-Medien, aber auch viele der sogenannten alternativen deutschsprachigen Medien nicht bzw. kaum darüber berichten.
    Denn je weniger man darüber berichtet, desto weniger Angst haben die Menschen vor noch mehr Kriegsgefahr, vor einer totalen Eskalation mit Einsatz von Nuklearwaffen und darüber hinaus Forderungen US-Atombomben aus Deutschland und weiteren EU und NATO-Länder abzuziehen.

    Und das klappt sogar. Demos gegen US-Atomwaffen gibt es in Deutschland kaum noch bzw. sind vernachlässigbar. Menschen wollen Aufrüstung und dafür wird geklatscht.

  3. Putin hat den Ukrainekrieg nicht gewollt, Putin will den Nuklearkrieg nicht und dafür kann die Menschheit ihm dankbar sein. Aber wenn das dem US-Imperium nicht gefällt, eskaliert es Stück für Stück weiter, in dem Wissen, dass Putin den Nuklearkrieg vermeiden will.
    Mit dem Angriff auf die Radarstation der Familie Voronezh wurde die strategische Sicherheit der Russen untergraben. Nach meiner Ansicht ist ein wesentlicher Bestandteil in der modernen Kriegsführung die Zielführung Aufklärung durch UAV oder Satelliten von Drohnen, Drohnenschwärmen, Raketen, Geschossen, Lenkung und Standortbestimmung Infantrie usw.
    Die Zielführung auf die Radarstation erfolgte durch die USA, was die USA defakto zur Kriegspartei macht, die USA-NATO macht das nicht zum ersten Mal im Ukrainekrieg. Diese Unterstützung der USA-NATO für die Ukraine sollte von den Russen unterbunden werden.
    Vor einiger Zeit haben die Russen einen Satelliten gestartet, wo die USA behaupten es sei ein Kampfsatellit in der Umlaufbahn eines US-Satelliten. Die UAV über dem schwarzen Meer könnten abgekallt werden. Tut man nichts gegen die Zielführung des US-Imperiums, werden die weiter eskalieren. Warten wir mal die nächste Zeit ab.

    1. „Der Ministerpräsident [Viktor Orbán] wies darauf hin, daß die Westeuropäer den Konflikt nicht als einen Krieg zwischen zwei slawischen Nationen betrachten und ihn als solchen isolieren, sondern ihn als ihren eigenen identifizieren. Er fügte hinzu, daß die Änderungen der deutschen Position deutlich zeigten, wie wir Monat für Monat immer näher an den Krieg heranrückten.“

      Ministerpräsident, 24/05/2024
      https://miniszterelnok.hu/en/in-brussels-preparations-are-being-made-for-europes-entry-into-war/

      Orbán war kürzlich in den USA und hat den „ehemaligen“ Präsidenten Biden gar nicht aufgesucht, sondern den „künftigen“ Trump. Orbán versucht, mit Unterstützung aus den USA, und im Konflikt mit den Deutschen, sein Land aus dem Krieg herauszuhalten.

      Was interessiert uns ein „US-Imperium“? Die Deutschen treiben den Krieg an und halten sich in Washington an jeden, den sie dort finden können, der sie dabei unterstützt. Orbán hält sich auch an die USA, aber entgegengesetzte Kräfte, und auch Slowaken, Serben, Türken wollen nicht gen Osten ziehen.

      In Deutschland gibt es für einen Ausstieg aus dem Krieg schlicht keine Mehrheit, das ist das einzige Problem. Und Scholz ist nicht unbeliebt, weil er Krieg führt, sondern weil er „zauderhaft“ und erfolglos Krieg führt. Würde er die Niederlage erklären und den Krieg für Deutschland beenden, würde er in einem Sturm der Entrüstung untergehen.

      1. @паровоз ИС20 578
        „In Deutschland gibt es für einen Ausstieg aus dem Krieg schlicht keine Mehrheit, das ist das einzige Problem“

        War das je anders unter US-Hörigen ? Hier wird man erst kurz vor der maximalen Eskalation wach oder wenns grobe Klötze vom Himmel regnet. Es scheint man brauch das wiedermal hierzulande…

        1. Angenommen, Trump kommt wieder ins Amt und bläst den Ostfeldzug einfach ab: Dann ist es aber ganz schnell mit der „US-Hörigkeit“ der Deutschen vorbei. Ähnliche Effekte waren 2017 bis 2020 zu beobachten:

          „Brüskierung Trumps“
          „Frau Dr. Merkel ist das Zentrum des Anti-Trump-Widerstandes.“
          „Angela Merkel hat als Wortführerin der Kriegstreiber“

          — Pars Today, Iran, 2018 – „Angela Merkel, Anführerin ins Abseits“
          https://parstoday.ir/de/news/germany-i42588-die_eu_zwischen_den_stühlen_angela_merkel_anführerin_ins_abseits

          Die Deutschen sind nicht „hörig“ und nicht dumm. Die wissen genau, daß ihr Wohlstand nicht Folge ihrer Wissenschaft, Technik und Tüchtigkeit ist, sondern Frucht des Neokolonialismus, der Hegemonie, dem Vermögen, anderen die Bedingungen diktieren zu können und hin und wieder einmal ein Land zu zerstören als Warnung für die anderen.

          Die deutsche Außenpolitik basiert auf Destabilisierung, Umsturz, Terrorismus und Krieg oder der Drohung damit. Allerdings haben sie keine Strategie als mehr Gewalt, wenn Gewalt nicht reicht und sind auf eine Situation, wo sie – nötigenfalls als „Europa“ und im Schutze der großen Wummen von Uncle Sam – nicht die Stärkeren sind, nicht eingerichtet. Und da fängt es dann an, doch dumm zu werden.

          1. @El Loco
            „Die Deutschen sind nicht „hörig“ und nicht dumm.“

            Du – bist einfach nur ein antideutsches Wetterfähnchen, das sich wie es gerade gebraucht wird in ‚den‘ Wind dreht der am besten paßt.
            Dafür gibt es ein perfektes Wort – „агитация и пропаганда“ Steck Dir das doch bitte mal dahin wo es hingehört – zwischen die hinteren Backen.

    2. @teplinski popow
      „Die UAV über dem schwarzen Meer könnten abgekallt werden. Tut man nichts gegen die Zielführung des US-Imperiums, werden die weiter eskalieren. Warten wir mal die nächste Zeit ab.“

      Jo, mal gekuckt. Gerade dreht eine Global Hawk putzmunter ihre Runden in knapp 17.5 km Höhe weit vor der türk. Küste, also über int. Gewässern des Schwarzen Meeres. Was wäre denn die Konsequenz würde man sie dort runterholen, hm ? Es gäbe großes Gejaule seitens der Amis, sonst nix. Die Russen haben die 100%ig eh aufm Radar und solange die nicht über der Krim fliegt tun die nix. Von soher.

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