Propaganda

Scholz war in Moldawien und dazu gab es im Spiegel die übliche Desinformation

Bundeskanzler Scholz war in Moldawien, was den deutschen Medien kaum Berichte wert war. Und wenn es doch erwähnt wurde, war es - wie beim Spiegel - mal wieder reine Desinformation.

Für die deutschen Medien ist es ein Leichtes, Desinformationen über Moldawien zu verbreiten, weil kaum jemand in Deutschland etwas über das kleine, bettelarme osteuropäische Land weiß, oder es auf Anhieb auf der Landkarte finden würde. Daher war der Besuch von Kanzler Scholz in Moldawien den deutschen Medien auch keine großen Berichte wert, der Spiegel hat den Besuch nur am Ende eines Artikels mit der Überschrift „Scholz in Moldau – Wie der Kanzler versucht, die Zweifel an der deutschen Ukrainehilfe zu zerstreuen“ erwähnt. In dem Artikel ging es, wie die Überschrift schon zeigt, vor allem um den Streit in Deutschland über die Höhe der deutschen Ukraine-Hilfen im nächsten Jahr.

Zu Moldawien selbst kam der Spiegel erst am Ende seines Artikels und weil das so geballte Desinformation war, schauen wir uns das einmal an.

Russische Desinformation?

Der Spiegel schreibt:

„Die moldauische Präsidentin wirkt dankbar für Scholz’ Besuch. Sandu sieht ihr Land im Fadenkreuz einer breit angelegten Hybridattacke Russlands. »Durch Desinformation versucht der Kreml, sich in die Wahlen einzumischen und die Wahl der Moldauer zu beeinflussen«, sagt sie.“

Der Spiegel übernimmt hier blind die Propaganda der moldawischen Regierung, die allerdings kompletter Unsinn ist, weil Moldawien bereits eine strenge Zensur eingeführt und regierungskritische Webseiten und Fernsehsender verboten hat. Wie also soll Russland in „einer breit angelegten Hybridattacke“ „Desinformation“ in Moldawien verbreiten, wenn alles streng zensiert ist?

Was der Spiegel nicht erwähnt, ist, wie sehr der Westen in Moldawien propagandistisch aktiv ist. Gerade erst war US-Außenminister Blinken in Moldawien und bei der Gelegenheit hat er darauf hingewiesen, wie wichtig die „Unterstützung der Demokratie angesichts der Bedrohung“ sei. Und er hat versprochen, beim US-Kongress weitere 50 Millionen US-Dollar für Moldawiens Kampf gegen „russische Desinformation“ zu beantragen, was direkte Wahlkampfunterstützung für Präsidentin Sandu wäre. Seit 2022 haben die USA der Sandu-Regierung bereits 700 Millionen Dollar zur Unterstützung ihres prowestlichen Kurses überwiesen, was für ein kleines, bettelarmes Land mit kaum 2,5 Millionen Einwohnern eine astronomische Summe ist.

Das zeigt anschaulich, wie schlecht es den Menschen in Moldawien geht, seit Sandu die Wirtschaft des Landes an die Wand gefahren hat, wenn die Menschen trotz der in Moldawien allgegenwärtigen, vom Westen finanzierten Propaganda nicht allzu viel für ihre prowestliche Regierung übrig haben.

Aber an all dem ist natürlich Russland Schuld und Spiegel-Leser erfahren solche Details gar nicht erst. Und sie erfahren auch nicht, mit welchen Tricks Sandu versucht, die anstehenden Wahlen zu manipulieren, worüber ich gerade gestern erst berichtet habe.

„Putins Expansionslust“

Westliche Medien können heutzutage fast nichts über Russland schreiben, ohne zu behaupten, dass Putin die Sowjetunion wiederherstellen und ein russisches Imperium erschaffen will. Daher ging es auch in dem Spiegel-Artikel nicht ohne diese Behauptungen über Putins angeblichen Imperialismus:

„Wladimir Putins Expansionslust, davon sind viele in Moldau überzeugt, endet nicht in der Ukraine. Den großen Nachbarn im Osten betrachten viele Moldauer als Bollwerk gegen Moskau. Fällt die Ukraine, werde Moldau Putins nächstes Opfer sein, so die weitverbreitete Befürchtung.“

Das ist von vorne bis hinten gelogen und natürlich weiß die Spiegel-Redaktion das auch. Gerade erst musste die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage hin zugeben, dass die Behauptung, Putin sage ständig, er wolle die Sowjetunion wiederherstellen, gelogen ist. Auf die Anfrage antwortete die Bundesregierung hochoffiziell:

„Äußerungen des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, wonach eine Wiederherstellung der Sowjetunion beabsichtigt werde, sind der Bundesregierung nicht bekannt.“

Das hindert den Spiegel und andere deutsche Medien aber natürlich nicht daran, die Lüge, Putin wolle nach der Ukraine auch Moldawien, oder irgendein anderes europäisches Land, angreifen fleißig zu wiederholen. Die Propaganda muss laufen, wen in der Spiegel-Redaktion interessieren schon Fakten?

Was will die Mehrheit in Moldawien?

Danach schreibt der Spiegel:

„Mit 2,6 Millionen Einwohnern zählt es zu den kleinsten Ländern Europas, auch zu den ärmsten. Durch die einstige Sowjetrepublik geht ein tiefer Riss. Ein Teil der Bevölkerung blickt nach Moskau, der andere, größere fordert eine stärkere Westbindung.“

Dass der größere Teil der Bevölkerung Moldawiens „eine stärkere Westbindung“ fordere, ist glatt gelogen, denn völkerrechtlich gehört auch die abtrünnige Region Transnistrien zu Moldawien, in der die Mehrheit der Bevölkerung eine prorussische Politik will, das war ja einer der Streitpunkte bei der Abspaltung von Transnistrien von Moldawien.

Aber auch im von der Regierung kontrollierten Moldawien fordert der größere Teil der Bevölkerung keineswegs „eine stärkere Westbindung“, denn wenn das so wäre, dann müssten die USA die prowestliche Propaganda nicht mit über 700 Millionen Dollar finanzieren und Sandu müsste sich keine Sorgen über ihre Wiederwahl im Oktober machen. Sie macht sich jedoch so große Sorgen, dass sie gerade erst dafür gesorgt hat, dass die Vereinigung der Opposition kurzerhand nicht zur Wahl zugelassen wurde.

Der Spiegel lügt also auch hier, denn in Moldawien ist die EU zwar populär, weil viele Modawier sich von der EU Geld und damit ein wenig Wohlstand erhoffen, aber ein NATO-Beitritt beispielsweise ist in Moldawien sehr unpopulär, weil die Menschen dort mehrheitlich blockfrei bleiben wollen. Im Juli hat eine Umfrage ergeben, dass insgesamt 51,5 Prozent der Moldawier für die Erhaltung der Neutralität des Landes sind, während nur nur 7,5 Prozent einen NATO-Beitritt wollen.

Klingt das so, als fordere der größere Teil der Bevölkerung Moldawiens „eine stärkere Westbindung“, wie der Spiegel behauptet?

Aber die Propaganda muss laufen, wen in der Spiegel-Redaktion interessieren schon Fakten?

Der „lange Arm des Kreml“

Zum Abschluss feuert der Spiegel noch einmal die gesamte Breitseite der anti-russischen Propaganda ab:

„Der Arm des Kreml reicht schon heute tief hinein in das kleine, zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene Land. Moskau rüttelt an der Sicherheit des Landes, seiner Wirtschaft und Demokratie. Es flutet das Land mit Fake News, päppelt prorussische, separatistische Kräfte und inszeniert angebliche regierungskritische Aufstände. Zuletzt nahmen die Einflussversuche zu, im Oktober stehen Präsidentschaftswahlen an, Sandu stellt sich zur Wiederwahl.“

Die Wirtschaft hat die Sandu-Regierung selbst zerstört, indem sie – wie in Europa heutzutage üblich – billiges russisches Gas abgelehnt hat. Daran hat sie Russland daran die Schuld gegeben, weil Russland den Gashahn abgedreht hat, nachdem die moldawische Regierung ihre Gasrechnung wiederholt nicht bezahlt hat. Das absurde dabei: Gazprom hatte Moldawien sogar großzügige Rabatte eingeräumt, wenn es nur seine Altschulden abstottert und künftig pünktlich zahlt.

Das hat Sandu nicht getan und seitdem kauft sie Gas auf dem europäischen Markt, wofür Sandu wieder die EU um Geld anbetteln musste, um das Gas zu europäischen Preisen überhaupt bezahlen zu können, denn das europäische Gas kostet ein Vielfaches des russischen Preises und Sandu hat auch nicht die Möglichkeit, Schulden durch unbezahlte Gasrechnungen anzuhäufen. Aber laut Spiegel „rüttelt“ Russland an Moldawiens Wirtschaft.

Die Explosion der Gaspreise hat in Moldawien zu einer 30-prozentigen Inflation geführt, woraufhin viele Menschen in dem bettelarmen Land vor Wahl standen, zu heizen oder Lebensmittel zu kaufen. Daher gab es Massenproteste gegen die Sandu-Regierung, die der Spiegel, dessen Leser von all dem nichts wissen, als „angebliche regierungskritische Aufstände“ bezeichnet, die demnach Russland inszeniere.

Ich bin immer wieder fasziniert von dem Talent westlicher Medien wie dem Spiegel, wie sie in nur vier Absätzen so viele Desinformationen platzieren können.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

10 Antworten

    1. Was den Lynch und seinen Geschäftspartner (der 3 Tage vor ihm ins Gras gebissen hat) angeht, sind sie der beste Beweis daß man bestimmte Firmen nicht um 11 Milliarden betrügen sollte.

      Aber sie haben Recht, die Fakten in einem Artikel zu bündeln könnte interessant sein.

  1. Wahlbeeinflussung ! … ein unschlagbares neues Schlagwort (wer hat das eigentlich erfunden ?).
    Unterstelle dem Feind / Gegner einfach das, was du selber tust … beweisen kann und braucht man das ohnehin nicht … die Behauptung reicht vollkommen.
    Gerade im „Besten D. alles Zeiten“, dieser Vorzeigedemokratie, sollte man sich da imho sehr verschämt zurückhalten … ich erinnere an die letzte Landtagswahl in Thüringen (2019) … oder dieses unsägliche, konzertierte Anti-Trump und AfD Getrommel …
    Und wenn das alles nicht geklappt hat wie gewollt … erkennt man das Wahlergebnis einfach nicht an …
    Die Welt ist schon ein verkommener Ort !

  2. Jeder, der schon mal in einen Spiegel geblickt hat, weiß, dass dieser die Welt seitenverkehrt zeigt. Und jeder, der schon mal in DEN SPIEGEL geschaut hat, weiß, dass der die Welt zusätzlich auch noch auf den Kopf stellt.

    Also, einfache Faustregel: Immer das Gegenteil von dem, was der STÜRM… äh… SPIEGEL schreibt, ist wahr.

    😉

  3. SPIEGEL: „Die moldauische Präsidentin WIRKT dankbar für Scholz’ Besuch.“

    Filmisch betrachtet, wirkt diese Frau angesichts Scholz‘ ‚Vorbeibesuch‘ … etwas VERHALTENS-originell … (Frage … Rage??)
    nun gut: hat Modawien eine schiere UNENDLICHE Bedeutung für Brüssel … ÜBER Nordmazedonien … UNTER Nordmazedonien?

    BITTE verzeiht mir: ich frage nur für einen mir wirklich nahestehenden, aber wirklich neugierigen FREUND!

  4. Man muss einfach die Wörter „Russische Föderation“ durch „USA“, „Kreml“ durch US-Regierung und „Moskau“ durch „Washington“ ersetzen, dann passt es:

    Zitat:
    „„Der Arm des Kreml reicht schon heute tief hinein in das kleine, zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene Land. Moskau rüttelt an der Sicherheit des Landes, seiner Wirtschaft und Demokratie. Es flutet das Land mit Fake News, päppelt prorussische, separatistische Kräfte und inszeniert angebliche regierungskritische Aufstände. Zuletzt nahmen die Einflussversuche zu, im Oktober stehen Präsidentschaftswahlen an, Sandu stellt sich zur Wiederwahl.““

    Beispiel:
    Der Arm der US-Regierung reicht schon heute tief hinein in das kleine, zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene Land. Washington rüttelt an der Sicherheit des Landes, seiner Wirtschaft und Demokratie. Es flutet das Land mit Fake News, päppelt prowestliche, separatistische Kräfte und inszeniert angebliche regierungskritische Aufstände. Zuletzt nahmen die Einflussversuche zu, im Oktober stehen Präsidentschaftswahlen an, Sandu stellt sich zur Wiederwahl.““

    Da haben wir das Skript für „orangene Revolutionen“ der USA und ihrer Vasallen, siehe Ukraine 2014. – Voilà.

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