Eklat

Ecuadorianische Polizei stürmt mexikanische Botschaft

Die ecuadorianische Polizei hat den ehemaligen Vizepräsidenten Jorge Glas, der in Mexiko Asyl gesucht hatte, verhaftet und die Botschaft des Landes in Quito gestürmt. Mexikanische Diplomaten wurden verletzt und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden abgebrochen.

Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Beziehungen zwischen Mexiko-Stadt und Quito, die die Ausweisung der mexikanischen Botschafterin zur Folge hatten.

Die TASS hat die wichtigsten Informationen über den Vorfall zusammengefasst.

Was den Konflikt verursachte

Am 9. August 2023 wurde der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio während einer Wahlveranstaltung in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ermordet. Anschließend wurden inhaftierte Kriminelle bei einer Gefängnisrevolte getötet.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador erinnerte auf einer Pressekonferenz am 3. April an den Fall und sagte, dass vor den Wahlen in Ecuador 2023 „ein Kandidat, der schlecht über den führenden Konkurrenten sprach, plötzlich ermordet wurde“. Zwei Tage später wiederholte der mexikanische Präsident seine Äußerungen.

Ecuador erklärte die mexikanische Botschafterin Raquel Serur Smeca zur „persona non grata“. Mexiko-Stadt erklärte, es werde nicht spiegelbildlich handeln.

Asyl für den Politiker

Vor diesem Hintergrund kündigte López Obrador an, Jorge Glas, der sich an die Botschaft gewandt hatte, Asyl zu gewähren, woraufhin die Entscheidung vom mexikanischen Außenministerium offiziell bekannt gegeben wurde. Die genauen Bedingungen für die Abreise sollten nach der Genehmigung durch die ecuadorianische Seite festgelegt werden.

Glas ist Angeklagter in einem Korruptionsfall, er war von 2017 bis 2022 im Gefängnis und beantragte im Dezember 2023 Asyl in Mexiko. Seitdem war er in der mexikanischen Botschaft und Mexiko-Stadt hat sich geweigert, der ecuadorianischen Polizei die Verhaftung des Politikers zu gestatten.

Quito hat Mexiko aufgefordert, den ehemaligen Vizepräsidenten auszuliefern, und beschuldigte das Land, Glas bei der „Flucht vor der Justiz“ zu helfen.

Stürmung der Botschaft

Daraufhin drang die ecuadorianische Polizei gewaltsam in die mexikanische Botschaft ein und nahm Glas fest. Die Polizei fuhr mit gepanzerten Fahrzeugen auf das Botschaftsgelände, mehrere Beamte kletterten über den Zaun.

Glas wurde in eines der Fahrzeuge gesetzt und an einen unbekannten Ort gebracht, sagte Roberto Canseco, Mexikos Geschäftsträger in Quito. Die ecuadorianische Regierung bestätigte die Festnahme und teilte mit, Glas sei „an die zuständigen Institutionen“ übergeben worden.

Das mexikanische Außenministerium erklärte, mehrere Diplomaten seien bei dem Angriff verletzt worden, und bezeichnete den Vorfall als „eklatante Verletzung des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen“.

Der mexikanische Präsident kündigte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Ecuador an und wies das mexikanische Außenministerium an, „innerhalb der Grenzen des Gesetzes zu handeln“.

Übersetzung aus der russischen Nachrichtenagentur TASS


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

17 Antworten

  1. Hm, Mexiko strebt doch nach der Mitgliedschaft bei BRICS, bzw denkt offen darüber nach BRICS bei zu treten. Die USA würden wohl ienen BRICS Staat vor der Haustür dulden, wäre jetzt interessant zu wissen in wie weit die USA da ihre Finger in Ecuador drin haben um Mexiko eventuell abzustrafen.

  2. Also wenn sich denn keiner mehr irgendwie an geltende Gesetze und Absprachen halten will – nur noch egoistisch seine „Interessen“ durchsetzt – dann ist es wohl doch Zeit für den ganz großen Knall, denn mit Zivilisation hat das alles nun mal so gar nichts mehr zu tun – eher mit barbarischen Steinzeitmethoden frei nach dem „Recht des Stärkeren“ – auch wenn man es doch eigentlich gar nicht ist…

    Also wie ich nun auch schon des Öfteren verlauten lies – fröhliches Aussterben denne noch… 😤😤

  3. …waren Botschaften jemals sicher.

    Jamal Khashoggi, 2. Oktober 2018, saudi-arabische Konsulat in Istanbul;
    Julian Assange, 11. April 2019, ecuadorianisches Konsulat in London…

    Sonnig. Friedlich.

  4. hm…. schade, dass die Übersetzung nicht mehr zum ursprünglichen Sachverhalt hergibt oder auch zu den ‚Verhandlungen‘ zwischen den beiden Staaten in der Sache…
    lt. wiki zu dem Herren, handelt es sich um einen verurteilten Straftäter, der die mex. Botschaft missbraucht hat um politisches Asyl zu bekommen?

    https://en.wikipedia.org/wiki/Jorge_Glas
    „Am 15. Dezember 2017 wurde Glas zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, weil er 13,5 Millionen Dollar vom brasilianischen Mischkonzern Odebrecht angenommen hatte. [13]

    Am 2. Januar 2018 wurde Glas gemäß Artikel 146 der ecuadorianischen Verfassung seines Amtes enthoben, da er 90 Tage lang nicht in der Lage war, sein Amt auszuüben. [14] Am 6. Januar 2018 wurde María Alejandra Vicuña formell als Vizepräsidentin Ecuadors vereidigt, nachdem die Nationalversammlung dafür gestimmt hatte, sie für das Amt zu bestätigen. [Zitat erforderlich]

    Im Oktober 2019 bestätigte der Oberste Gerichtshof seine sechsjährige Haftstrafe. Glas wurde 2017 in Latacunga, südlich von Quito, inhaftiert. [15]

    Im April 2020 wurde Glas von einem Gericht des Nationalen Gerichtshofs wegen schwerer Bestechung zu 8 Jahren Haft verurteilt. Zudem verlor er für 25 Jahre seine politischen Rechte. [16]

    Im Januar 2021 verhängte der Oberste Gerichtshof Ecuadors eine weitere Haftstrafe von acht Jahren wegen Missbrauchs öffentlicher Gelder bei einem Ölvertrag. [17]

    Am 10. April 2022 wurde ihm das Habeas-Corpus-Urteil gewährt, das es ihm ermöglichte, für 40 Tage auf Bewährung freigelassen zu werden,[18] was von einem Gericht in der Provinz Santa Elena widerrufen wurde, woraufhin Jorge Glas erneut inhaftiert wurde. [19]

    Er flüchtete in die mexikanische Botschaft und erhielt politisches Asyl. Am 5. April 2024 wurde er von der ecuadorianischen Polizei nach einer Razzia in der Botschaft in Quito festgenommen. [20] Nach diesem Vorfall erklärten Ecuador und Mexiko, dass sie ihre Beziehungen abbrechen werden.“

  5. Vielleicht ein Testlauf mit 2 relativ unbedeutenden Ländern, um zu sehen, wie die Weltbevölkerung darauf reagiern würde, wenn US-, UK- und EU-Invasoren die russischen Botschaften in ihren Ländern „erobern“ und die russischen Diplomaten foltern würden?

  6. Botschaften können weg. Un-resolutionen und IGH-Entscheidungen sind unverbindliche Meinungsäußerungen. Olympische Spiele und Musikkonzerte sind politische Kampfinstrumente geworden, und was die Medien berichten und Menschen im Internet diskutieren dürfen, entscheiden Regierungen in Berlin und Brüssel. Die WHO, das gesamte Konsteukt der internationalen Handelsbeziehungen, wurde mit Keule „Nationale Sicherheit“ zertrümmert und durch willkürliche Sanktionen ersetzt. Bisher praktisch nur durch Nato-Länder. Allerdings gibt das Huthi-Embargo einen ersten Vorgeschmack auf die schöne neue Welt, die der Westen da gerade konstruiert.

    Vergesst den Klimawandel. Wenn die Schlafwandler, die gerade das internationale Wertesystem zertrümmern, noch ein paar Jahre weitermachen, dann erleben weder wir noch unsere Kinder eine Zukunft, bevor die Golfen des Klimawandels relevant werden.

    Ist den

  7. Bisschen dünn, die informationslage : Man weiß ja nicht genau, welchen Verbrechens Glas beschuldigt wird – Korruption ist ja ein allgemeiner Vorwurf und ein bei unseren „Eliten“ allgemein akzeptiertes Kavaliersdelikt.

    Sicher ist nur, dass die Ecuadorianer richtig sauer auf Glas sind – und die Abwertung samt Verwilderung diplomatischer Gepfleogenheiten ist nicht zuletzt auf den Trampel zurückzuführen, der unseren Außenminister spielt.

    Unser Trampel sollte sich ein Beispiel an seinem Parteifreund Habeck nehmen : Der spielt den Vollidioten.

    Endlich mal was, was er kann und wo er brilliert.

  8. Aus meiner Sicht ist das „Wiener Abkommen“ heutzutage langsam nicht mehr wert, die wird in vielen Stellen gebrochen oder ignoriert. Ich werde das nicht auflisten, dazu ist die Liste einfach zu lang und die Diplomaten tragen dazu auch ihren Teil bei, das dies echt ein Witz ist.

    Da gibt nur 2 Möglichkeiten. Entweder man schafft das kommt ab oder es wird reformiert und jeder wird sich auch daran halten, mit allen Konsequenzen.

    So wie es ist, so kann es nicht weitergehen.

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