Krieg in Gaza

Die Bedingungen von Waffenstillstand und Austausch der Geiseln

Um 6.00 Uhr morgens ist der Waffenstillstand in Gaza in Kraft getreten und wird bisher eingehalten. Hier fasse ich die Bedingungen zusammen, die dem Waffenstillstand und dem Austausch der Geiseln zugrunde liegen.

In Gaza schweigen seit 6.00 Uhr die Waffen, weil sich Israel und die Hamas auf einen Waffenstillstand und Austausch von Geiseln geeinigt haben. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat zusammengefasst, was darüber bekannt ist und ich habe die TASS-Meldung übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Was über die Bedingungen des Waffenstillstands zwischen der Hamas und Israel bekannt ist

Der Waffenstillstand sieht in der ersten Phase eine viertägige Einstellung der Feindseligkeiten und die Freilassung von 50 der Geiseln vor, die von der Hamas am 7. Oktober bei dem Angriff in Israel entführt wurden. Sie werden gegen 150 Palästinenser ausgestauscht, die in israelischen Gefängnissen inhaftiert sind. Die Unterbrechung der Feindseligkeiten könnte verlängert werden.

Der Waffenstillstand sollte am 23. November in Kraft treten, um israelischen Richtern Zeit zu geben, mögliche Klagen in dieser Angelegenheit zu prüfen. Die Seiten meldeten den Waffenstillstand am 24. November um 06:00 Uhr.

Die TASS hat die Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zusammengefasst.

Einstellung der Feindseligkeiten

  • Die radikale palästinensische Bewegung Hamas hat sich mit Israel auf einen viertägigen Waffenstillstand geeinigt, der von Katar und Ägypten vermittelt wurde.
  • Beide Seiten verpflichten sich zu einem Waffenstillstand, der eine Einstellung „aller Feindseligkeiten in allen Gebieten des Gazastreifens“ garantiert.
  • Hunderte von Lastwagenladungen mit humanitärer und medizinischer Hilfe sowie Treibstoff werden in ausnahmslos alle Gebiete des Gazastreifens, im Norden wie im Süden, geliefert.
  • Der Flugverkehr im Süden des Gazastreifens wird vollständig eingestellt, während er im Norden täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr Ortszeit für sechs Stunden unterbrochen wird.
  • Israel verpflichtet sich, während der Waffenruhe in allen Gebieten der palästinensischen Enklave niemanden festzunehmen und die Bewegungsfreiheit von Norden nach Süden entlang der Salah al-Din-Autobahn zu gewährleisten.
  • Nach Ablauf der Feuerpause werden die israelischen Streitkräfte ihre Operationen im Gazastreifen in vollem Umfang wieder aufnehmen.

Freilassung von Geiseln

  • In der ersten Phase sehen die Vereinbarungen die Freilassung von 50 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln, Frauen und Kindern unter 19 Jahren, „im Austausch für die Freilassung von 150 Frauen und Kindern unter 19 Jahren“ aus israelischen Gefängnissen vor.
  • Israel wird jeden Abend eine Liste mit den Namen der Entführten erhalten, die am nächsten Tag von den Radikalen freigelassen werden. Die Hamas wird in den ersten Tagen voraussichtlich jeden Tag etwa 12 Personen freilassen.
  • Die freigelassenen Frauen und Kinder werden zunächst dem Roten Kreuz und dann den israelischen Verteidigungsstreitkräften übergeben. Als Teil der Vereinbarung hat sich die Hamas auch bereit erklärt, dem Roten Kreuz zu gestatten, die Entführten zu besuchen und sie mit Medikamenten zu versorgen.
  • Die Zahl der freigelassenen Geiseln kann in den nächsten Phasen der Vereinbarung noch erhöht werden. Für die Freilassung von zehn weiteren Geiseln wird Israel die Feindseligkeiten für einen Tag einstellen. Außerdem wird Israel für jede Geisel gleichzeitig drei palästinensische Gefangene freilassen. Nach Angaben der israelischen Seite halten die Militanten mehr als 200 Personen gefangen.
  • Das israelische Justizministerium veröffentlichte eine Liste der palästinensischen Gefangenen, die im Rahmen des Geiselrückgabeabkommens freigelassen werden können. Sie enthält Angaben zu 300 palästinensischen Gefangenen, das sind doppelt so viele, wie Israel im Austausch für die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freilassen würde.
  • Die Times of Israel rechnet vor, dass die palästinensische Gefangenenliste des israelischen Justizministeriums die Namen von 13 palästinensischen Frauen enthält, die wegen versuchter Terroranschläge verurteilt wurden, sowie von 287 Jugendlichen unter 18 Jahren, die wegen Ausschreitungen inhaftiert sind.
  • Der israelische Plan zur Freilassung von Geiseln ist auf 10 Tage ab der Rückkehr der ersten Gruppe von Entführten aus dem Gazastreifen angelegt.

Die Billigung des Abkommens durch Israel

  • Die Sondersitzung der israelischen Regierung zum Waffenstillstandsabkommen dauerte mehr als sechs Stunden.
  • Die Vereinbarung wurde zunächst von den rechtsgerichteten Parteien Religiöser Zionismus und Jüdische Kraft abgelehnt. Daraufhin stimmten Vertreter aller Parteien für das Abkommen, mit Ausnahme von drei Ministern der Jüdischen Kraft, die dagegen stimmten.
  • Nachdem das israelische Kabinett das Abkommen offiziell gebilligt hatte, wurde der Öffentlichkeit eine Frist von 24 Stunden eingeräumt, um die Freilassung bestimmter palästinensischer Gefangener vor Gericht anzufechten.

Reaktionen auf das Waffenstillstandsabkommen

  • Der israelische Staatspräsident Yitzhak Herzog nannte das Abkommen eine „moralische Verpflichtung“, die zeige, wie wichtig Tel Aviv die Freilassung der Geiseln sei.
  • Der Sprecher der israelischen Streitkräfte Jonathan Conricus äußerte die Befürchtung, die Hamas nutze die Waffenruhe, um ihre Truppen neu zu formieren und sich mit Munition zu versorgen.
  • Der katarische Premierminister und Außenminister Mohammed bin Abdul Rahman Al-Thani dankte Ägypten und den USA für ihren Beitrag zur Einigung zwischen Israel und der palästinensischen islamistischen Bewegung Hamas.
  • Die palästinensische Regierung begrüßte die Einigung auf einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln und forderte eine politische Lösung des Problems.
  • US-Präsident Joe Biden erklärte, dass die USA, Ägypten, Israel und Katar zusammenarbeiten werden, um die Vereinbarungen mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln umzusetzen.
  • US-Außenminister Anthony Blinken bestätigte, dass sich unter den 50 Geiseln, die von der radikalen palästinensischen Bewegung Hamas in der ersten Phase der Umsetzung des Abkommens mit Israel freigelassen werden, mindestens drei Amerikaner befinden werden. Nach Angaben der Zeitung Politico ist darunter ein dreijähriges amerikanisches Mädchen, dessen Eltern bei einem Hamas-Anschlag getötet wurden.
  • Von den 50 Geiseln, die freigelassen werden sollen, seien die meisten Ausländer, sagte Hamas-Politbüromitglied Musa Abu Marzouk. Die meisten der Palästinenser, die Israel freilassen wird, stammen aus dem Westjordanland, sagte er.
  • Der militante Flügel der schiitischen Hisbollah-Partei im Libanon ist bereit, im Rahmen der Vereinbarungen zwischen Israel und der Hamas eine humanitäre Pause einzuhalten, so eine Quelle in der Organisation gegenüber Al Jazeera TV.

Ende der Übersetzung


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

15 Antworten

  1. Netanjahu: Nach Feuerpause kämpft Israel „bis zum endgültigen Sieg“

    US-Präsident Joe Biden hat sich am Montag zuversichtlich zum Geiseldeal zwischen der Hamas und Israel geäußert. Das israelische Kriegskabinett stimmte der von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Einigung zu, die eine vier- bis fünftägige Waffenruhe und die Freilassung von 50 Israelis im Austausch gegen 150 palästinensische Gefangene vorsieht.

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bereits deutlich gemacht, dass der Krieg damit noch nicht zu Ende ist. Er werde mit dem Ziel fortgesetzt, alle Geiseln zurückzubringen und die Zerschlagung der Hamas zu vollenden, so Netanjahu. Auch die Führung der Hamas spricht nur von einer „temporären“ Feuerpause.

    https://odysee.com/@RTDE:e/Netanjahu–Nach-Feuerpause-k%C3%A4mpft-Israel–bis-zum-endg%C3%BCltigen-Sieg-:f

    1. …und in den Medien von „D“ schwafelt man sofort von Schüssen und Explosionen direkt nach Inkrafttreten der Waffenruhe – klar, man will der Mafia den Rücken freihalten um mit ihrem Holokaust an den Palästinensern fortfahren zu können, der Michel braucht/darf ja nicht (zu) wissen – WER der wahre Schuldige dort ist!

      Die Sklaven in der oberen Etage von „D“ sind längst wieder mitschuldig am Massenmord!

      Pfui Deibel!

      😡😤😡

    2. Hatte nicht damit gerechnet, dass BIBI..Netanjahu diese strategische Schwäche zeigt mit der Waffenruhe. Jetzt ist es ganz vorbei. Und das ist natürlich gut so.

      Mit der Waffenruhe unterbricht man natürlich auch den schon eingesetzten weltweiten Teil-Gewöhnungs-Effekt an die Hinnahme des Faktors Sterben von Kindern.

      Ja, er wird es wahrscheinlich nochmal beginnen können, doch der Krieg ist vom Ergebnis her schon verloren. So sehr die Präsenz des Militärs quasi an jeder Strassenkreuzung das Gegenteil wird zeigen wollen. Auch dann, wenn es gelingen sollte, die Hamas bis zum letzten Mann zu zerschlagen.

      Ein einziger Märtyrer hätte schon gereicht. Jetzt hat quasi jede Einzelfamilie im Gaza den eigenen….

  2. Niemand von Uns weiß wie es nach der Feuerpause weiter geht !
    Die Kabale wird die Feuerpause mit Sicherheit nutzen um sich den Realitäten anzupassen , in diese Kulisse haben Wir keine Einsicht , also Glaskugel putzen und weiter gehts . 😀

  3. …rechtsgerichteten Parteien Religiöser Zionismus und Jüdische Kraft…

    Lustige Namen… Warum sind die denn „rechtsgerichtet“? Ist der jüdische Glaube an sich etwa rechtsextrem?
    Merkt man sonst so gar nicht. 😉

    1. Ob Fake oder nicht, die Aussage stimmt. Wobei deutsche Außenpolitik das Problem auch nicht löst.
      Als erstes wäre die israelische Zivilgesellschaft am Zug. Wo bleibt er denn, der Widerstand gegen die Zustände im eigenen Land? Gaza und Westbank gehören dazu, selbst wenn es nur besetzte Gebiete sind.

      Ich meine 1933-45 war Widerstand schwierig, wer Widerstand leistete, war selbst weg vom Fenster. Was genau hält die Israelis also auf?
      Nichts wahrscheinlich, daher trägt die israelische Zivilgesellschaft auch eine kollektive Mitschuld an extremistischen Auswüchsen unter den Palästinensern. Und Israel lässt sie reichlich spüren, des sie nicht erwünscht sind. In der Westbank herrscht Kriegsrecht, das sieht ungefähr so aus wie das, was die SA damals in Deutschland veranstaltet hat. Vielleicht nicht ganz so gründlich und flächendeckend, aber in Gewalt-/Willkürspitzen ist das kaum voneinander zu unterscheiden.

  4. Jahrzehntelange israelische Herzlichkeit führt zu jahrzehntelangen „unprovozierten“ palästinesischen Aufständen.

    „As part of the exchange deal, prisoner Fatima Nasr Muhammad Amarneh, 44 years old, from Ya’bad, will be released today, where she was arrested on September 4, 2023 from Jerusalem while leaving Al-Aqsa Mosque, and she is still detained.“
    https://t.me/SabrenNews22/92715

    Oder wie es Norman Finkelstein über seine Eltern ganz richtig ausdrückt: „people [..] have the right to hate the people who destroyed their lives.“

    „I as I’m able to, I once asked my late mother. I said to her, what was your feeling when you heard that the German cities were being terror bombed during World War II. The carpet bombing of the German cities targeting civilians, what was your feeling. And my mother’s response to me was quote: Our feeling was, if we’re going to die, we’re going to take some of them with us.

    Now, that’s not the most morally elevated statement. I agree. And do I wish my mother had and my father had a heightened sensitivity to German civilian life? I suppose I would wish it. But I will tell you, Piers, to the last day
    of my parents‘ life, it was unthinkable that they would have a kind word to say about Germans and it was unthinkable that I would ever quarrel with them on that point. [Okay] I accepted that given their life experience they had the right to hate the people who destroyed their lives and the people of Gaza have the right to hate the people who destroyed their lives.“

    Auszug Video 1:40 [https://www.youtube.com/watch?v=qnYGhKVscjQ]

    23.11.2023 Video 27:04 Piers Morgan Uncensored
    [https://www.youtube.com/watch?v=I_Sh-ERypMA]

  5. Dieses Szenario des Geiselaustauschs hätte man schon vor Wochen haben können.
    Nur sind ein paar Israelis halt wertlos, wenn man dafür massenhaft Palistenser schlachten kann. Die Hamas hat eine ähnliche Haltung, nur andere Ziele.

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