Welche Bilanz Russland über den Afghanistankrieg zieht
Dass die USA und die Nato in Afghanistan kläglich gescheitert sind und das Land nun de facto wieder den Taliban zurückgeben, wird in der westlichen Presse möglichst nicht gesagt. Und der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden hat allen Ernstes verkündet:
„Ich kann sagen, dass die Vereinigten Staaten das Ziel erreicht haben, das zu Beginn des Einsatzes in Afghanistan festgelegt wurde. Es ging um den Umgang mit denen, die uns am 11. September angegriffen haben.“
Und auch die führende deutsche Militärexpertin, Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, hat verkündet, das „Hauptziel nach 9/11“ sei erreicht worden.
Dabei ist die Bilanz des Krieges nüchtern betrachtet eine Katastrophe. Das Land ist nicht befriedet, die Taliban, die man vertreiben wollte, kontrollieren das halbe Land und den Abzug mussten die USA mit den Taliban anstatt der afghanischen Regierung aushandeln, was nicht eben nach einem erfolgreichen und siegreichen Krieg klingt. Hinzu kommen zehntausende tote Zivilisten und die Tatsache, dass Afghanistan unter der Herrschaft der Nato zum größten Opiumanbaugebiet der Welt geworden ist. Die Nato hat keines ihrer gesetzten Ziele erreicht, im Gegenteil.
Das allerdings hört man im Westen in Politik und Medien so nicht. Anders in Russland: Maria Sacharova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, hat in einer offiziellen russischen Erklärung eine ganz andere Bilanz gezogen und ich habe sie übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Die Entscheidung, den NATO-Einsatz in Afghanistan zu beenden, hat Aufmerksamkeit in den internationalen Medien erhalten. Dieses Thema stand schon seit vielen Jahren auf der Tagesordnung. Wie Sie sich vielleicht erinnern, haben die amerikanischen Präsidenten mal Kontingente abgezogen, und dann wieder erhöht. Jetzt dürfen wir die nächste Etappe dieser Situation beobachten.
Wir haben die Entscheidung der NATO zur Kenntnis genommen, ihre Kontingente aus Afghanistan abzuziehen, nachdem Washington eine ähnliche Erklärung abgegeben hatte.
So wie wir es verstehen, geht die zwanzigjährige Präsenz der NATO-Truppen in Afghanistan demnächst zu Ende. Der militärische Feldzug, der unter dem Slogan der Bekämpfung von Al-Qaida und der sich dahinter verbergenden Taliban-Bewegung begann, hat sich in die Bemühungen für den Aufbau der Staatlichkeit in dem asiatischen Land verwandelt. Westliche Beobachter haben eingeräumt, dass die Mission der Allianz in Afghanistan durchaus als Misserfolg bezeichnet werden kann. Es wäre schon, wenn nicht nur Experten und Journalisten das beurteilen würden, obwohl sie alle ein Recht auf ihre Sichtweise haben. Es wäre wichtig, im UN-Sicherheitsrat einen Bericht über die langjährigen Bemühungen der Kontingente zu hören.
Nach zwei Jahrzehnten der Konfrontation gehen sogar die konservativsten Schätzungen davon aus, dass die Taliban mehr als die Hälfte des Landes kontrollieren und sie setzen den bewaffneten Kampf gegen die Regierung von Afghanistan fort. Obwohl die Fähigkeiten von al-Qaida reduziert wurden, sind Zellen der Organisation nach Angaben der UN noch in 11 afghanischen Provinzen präsent. Außerdem ist Afghanistan trotz der Präsenz der NATO-Truppen zu einem sicheren Hafen für die neue globale Terrorgruppe IS geworden, die bis zu 4.000 Kämpfer im Land hat und regelmäßig Terroranschläge verübt, auch in Kabul.
Das Bild beim Kampf gegen Drogen ist düster. Während der NATO-Präsenz in Afghanistan ist die Anbaufläche für Schlafmohn um mehr als das 20-fache auf 163.000 Hektar im Jahr 2019 gestiegen. Auf Afghanistan entfallen mehr als 80 Prozent des weltweiten Opiumanbaus. Nach Angaben der UN produzieren 24 der 34 Provinzen des Landes Drogen.
Trotz milliardenschwerer Finanzspritzen, die die Mittel des US-Marshall-Plans für den Wiederaufbau des Nachkriegseuropas übertroffen haben, ist die Islamische Republik Afghanistan nach wie vor das ärmste Land Asiens, mit einer der höchsten Korruptionsraten in der Welt und mindestens ein Drittel der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung ist arbeitslos.
Milliarden von Dollar, die für die Ausbildung der nationalen afghanischen Sicherheitskräfte aufgewendet wurden, sind verpufft. Dass es für die afghanischen Probleme keine militärische Lösung gibt, haben die Amerikanern erst nach Jahrzehnten des unrühmlichen Feldzugs eingestanden. Während dieser Zeit wurden Zehntausende von Zivilisten getötet oder verstümmelt. Viele fielen wahllosen Angriffen der NATO-Truppen zum Opfer, die von der Allianz zynisch als „Kollateralschäden“ – so reden die über Menschen! – bezeichnet werden und Zehntausende weitere waren gezwungen, auf der Suche nach einem friedlichen Leben aus Afghanistan zu fliehen. Bis heute stellen die Afghanen eine der größten Gruppen der Flüchtlingen, die in Europa Asyl suchen.
Bei ihrem Abzug versprachen die Amerikaner und andere NATO-Mitglieder, die afghanischen Streitkräfte weiterhin zu unterstützen. Ob sie Erfolg haben werden, ist die große Frage, da es der Allianz in zwei Jahrzehnten nicht gelungen ist, fähige lokale Sicherheitskräfte aufzubauen, die das Land schützen und die Rechtsstaatlichkeit selbst durchsetzen könnten.
Ende der Übersetzung
14 Antworten
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Aha – Bodenschätze geplündert (u.a. Uran!) – nix mehr zu holen… – drum zieht der yankee seine Marodeure ab – um sie „gewinnbringend“ in anderen Regionen „einzusetzen“…^^
Von Uran weiß ich nichts. Afghanistan hat Kohle, Eisen- und Kupfererze, Erdöl und Erdgas – und neuerdings ist auch Lithium interessant geworden, von dem das Land ähnlich große Vorkommen haben soll, wie Bolivien.
Und das alles ist keineswegs „geplündert“, sondern vielmehr unerreichbar, so lange das Land im Kriegszustand ist. Und das wird es wohl noch lange sein.
Uran hat man wohl eher dort gelassen, wie z.B. auch in Serbien oder dem Irak.
Soll ja auch nicht „offiziell“… – aber das gleiche Spiel macht Frankreich in Mali – Uran-Klau… – und auch dort „hilft“ die Bundeswehr…^^
Aus US und Nato Sicht muss das kein Misserfolg sein.
Wenn der Plan der maximale Ausbau der Opiumproduktion für die legale und illegale Opiumversorgung der westlichen Welt zur Finanzierung der staatlichen westlichen Mafiastrukturen war, dann war es ein Erfolg.
Es war auch ein Erfolg, wenn es um die Istallierung grosser Terrorverbände ging. Auch das hat geklappt.
Es hat auch geklappt, dass die halbe Welt glaubt es würde um Mädchenschulen, Wasserbrunnen oder Wohlstand und Entwicklung von Afghanistan gegangen sein.
Ja die BRD Söldner haben auch Brunnen gebohrt, wenn der CIA, Wasser zum Bewässern, seiner Opium Felder benötigte.
Vielleicht können Nestlé und Co die Brunnen gleich nutzen, um jetzt das afghanische Wasser zu privatisieren. Und Bayer-Monsanto liefert gleich ein bisschen Gen-Opium hinterher. Dann noch alle schnell durchgeimpft – und zack – Gates, Schwab und Co freuen sich wie ein Schnitzel
Das Ziel ist doch erreicht, wahrscheinlich Übertroffen worden. Die Afghanen hatten die Produktion von Opium / Heroin, aus N U L L runter-gefahren, nun nach 20 Jahren Aufbauarbeit, Produziert der CIA, 9000 Tonnen Opium und die Söldnertruppe aus der BRD, hat die ganze Zeit, die Opium Felder bewacht und den Transport zu den Stützpunken, der US air Forces gesichert.
Nun geht das US Imperium da raus, weil seine Herrscher Häuser, das Heroin nicht mehr benötigen, sie haben jetzt, 7 000 000 000 Menschen, an der Nadel.
Der Abzug, so er denn stattfindet, könnte der RF und der VRC auch einige Probleme bereiten.
Genau das wissen die Betreffenden auch. Deshalb haben sich ja auch Putin und Xi längst angefangen, mit den Taliban Gespräche aufzunehmen. In unserer Presse wird das dann so dargestellt, als ob sie mit den Taliban gemeinsame Sache machen…
Mir deucht da ein ganz anderer Hintergrund:
Russland hat bei weiteren „Frechheiten“ von seiten westlicher Partner, damit gedroht die Überflugsrechte zurückzunehmen. Ich weiss aus persönlicher Erfahrung, das man Russlands Territorium überfliegen muß, um nach Afghanistan zu fliegen bzw. von dort wegzukommen.
Also denke ich, wird es zu weiteren Stänkereien kommen oder der Krisenherd Ukraine / Schwarzes Meer wird heiss, dass ein überfliegen in nächster Zeit nahezu unmöglich wird. Auch die Inszenierung eines weiteren Abschusses wäre denkbar – aber sicher Verschwörungstheorie…
Und ausserdem werden die NATO-Truppen bald an anderer Front benötigt… – sicher auch ne Verschwörungstheorie…
Manchmal hab ich Angst vor mir selbst ;P
Die „ukraine“ wird heiß – Ende April oder Anfang Mai soll es dort laut Expertenaussagen richtig losgehen… – sowie die Kriegspropaganda bei den „qualitäts-Medien“ inzwischen immer mehr Fahrt aufnimmt – frag Herrn Röper, der hat das gut erklärt…;))
Ganz richtig analysiert. Die NATO-Schlächter aus Afghanistan werden jetzt für den neuen Einsatz in der Ukraine gebraucht. Das wird fürchterlich werden. Und deutsche Soldaten sind wieder mit dabei…
Wie viel Opium muss denn Afghanistan noch an die USA liefern bis die „Befreiung-und Stationierungskosten abgetragen sind ?
Ich nehme mal an, AI steht schon mit einer Kolonne von Rechtsanwälten bereit um Kriegsverbrechen ALLER Beteiligten zu verfolgen. (Ironie off)
Was hoffnungsvoll begann endet nach 20 Jahren Raub, Mord und unendlichem Leid wie es einst begann.
„Gleichzeitig mit dem Pipeline-Plan war auch die Idee geboren, die Taleban als Instrument zur inneren Stabilisierung Afghanistans und damit als Sicherheitsgaranten für den ungehinderten Rohstoff-Transport einzusetzen. Pakistans Regierung, zunächst zumindest mit der nicht nur stillschweigenden Duldung Washingtons, nahm die „Finanz- und Waffen-Pipelines“ nach Afghanistan wieder in Betrieb, die sich schon im US-Stellvertreterkrieg der afghanischen Mudschahedin gegen die sowjetischen Besatzungstruppen (1979-89) bewährt hatte. US-Diplomaten machten sich als erste nach Kabul auf, als die Taleban dort einmarschiert waren, um Kontakte herzustellen. Im Ruhestand befindliche oder noch aktive Angehörige des pakistanischen Militärgeheimdienstes ISI, der schon die CIA-Gelder an die Mudschahedin kanalisiert hatte, wurden reaktiviert.“
http://www.trend.infopartisan.net/trd1101/t411101.html
„Doch es gibt Leute, die bieten eine Lösung an: Lasst uns den Krieg privatisieren! Dafür muss man nur die US-Soldaten sowie mit ihnen Verbündete durch sogenannte Contractors ersetzen.“
„Für die Firmenchefs ist das ein lukratives Geschäft. Doch es geht um mehr – es geht um Gold, Silber und Platin, um Eisen, Lithium, Kupfer und Uran. Der Wert der afghanischen Bodenschätze liegt bei rund 1000 Milliarden US-Dollar – weshalb es auch höchst blauäugig wäre, anzunehmen, den Taliban und anderen Islamisten liege nur die Befreiung ihrer Heimat am Herzen.“
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1111107.privatisierung-des-krieges-gold-silber-lithium.html
Diese Truppen gibt es in einer Höhe von geschätzt knapp 20.000 Mann. Die sind vom Abzug nicht betroffen. Darauf weisen verschiedene Quellen hin, nur unsere Medien natürlich nicht. Westliche Medien baden sich lieber im Siegestaumel der westlichen Scheinwelt.
Und jetzt schließen die USA Frieden mit den Taliban? Nach eigener Aussage sind das doch alle Terroristen, oder gibt es jetzt schon gute und böse Terroristen? Muss wohl so sein denn in Syrien spielt man das gleiche Spiel.
Vom 10 Mio. $ US und UN Terroristen zum Vorzeige-Demokraten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Abu_Muhammad_al-Dschaulani
oder hier
„Die Interviews werden Teil einer kommenden FRONTLINE-Dokumentation sein, die Jolanis Aufstieg zu einem führenden islamistischen Kämpfer untersucht und seine Bemühungen, sich trotz seiner Vergangenheit mit Al-Qaida und Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen als einflussreiche Kraft in Syriens Zukunft zu positionieren.“
https://www.pbs.org/wgbh/frontline/article/abu-mohammad-al-jolani-interview-hayat-tahrir-al-sham-syria-al-qaeda/
https://www.youtube.com/watch?v=9L5a2oHqT30
Ein anderer „Zufall“
https://mikenagler1.files.wordpress.com/2017/01/mali-in-zahlen-aus-imi-factsheet.jpg
Kaum im Land tauchen Terroristen auf. Dann spielt man Feuerwehr und rafft sich Alles zusammen was geht.
Und wir sollen glauben das sich die USA und die NATO aus Afghanistan zurückzieht weil das Einsatzziel erreicht wurde? Der alte US Freund Osama ist schon eine ganze weile tot, genau wie der alte US Freund Hussein.