Was ist die Aufgabe der Tagesschau-Moderatoren?
Kürzlich machte eine Episode aus der Tagesschau-Redaktion ein paar Schlagzeilen, die man eigentlich in den Bereich der Regenbogenpresse schieben könnte. Tagesschau-Moderatorin Judith Rakers hat in einer Talkshow zugegeben, in einer Tagesschau-Sendung die Nachrichten „leicht angeschickert“ verlesen zu haben.
Was vorgefallen ist
Einige Medien, unter anderem der Stern, haben darüber berichtet. Im Stern heißt es:
„“Ich war leicht angeschickert“, sagte Rakers in der Personality-Show „Ringlstetter“ von Kabarettist Hannes Ringlstetter im Bayerischen Rundfunk. Der Moderator hatte die Nachrichtensprecherin gezielt auf das Gerücht angesprochen: „Ich habe irgendwo mal gelesen, dass du angetrunken eine ‚Tagesschau‘ moderiert hast.“ Rakers gab den Fauxpas zu. „Es war ein Versehen“, erklärte die gebürtige Paderbornerin. „Ich hatte mich im Tag vertan“, sagte sie. Dabei hätte sie eigentlich Nachtschicht gehabt.
Sie sei mit einer Freundin beim Italiener gewesen und habe „süße Plörre“ getrunken, als ein aufgeregter Anruf aus der Redaktion der „Tagesschau“ kam. Sie habe zuerst an ein Versehen gedacht. Doch sie war es, die sich geirrt hatte. „In neun Minuten ist die Sendung“, sagte ihr Kollege. Normalerweise falle es früher auf, wenn jemand fehle. Doch es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen. Es drohte also, keine Nachrichtensprecherin im „Nachtmagazin“ da zu sein.“
Das ist eine lustige Geschichte, könnte man meinen. Aber sie zeigt ungewollt auf, wie die Nachrichtensendungen bei der ARD anscheinend heute gemacht werden.
Was bedeutet das?
Die Zuschauer haben den Eindruck (und früher wurde das auch in Interviews gesagt), dass die Nachrichtensprecher als Teil der Redaktion an der Auswahl der Meldungen der Sendung beteiligt sind. Wenn Rakers aber an dem Tag nicht da war und dann im Studio nur die Nachrichten abgelesen hat, die andere vorbereitet haben, dann scheint es so zu sein, dass die Moderatoren nur Sprechpuppen sind, die das ablesen, was andere ihnen vorlegen.
Das ist ein wichtiges Detail, denn immerhin werden die Moderatoren der Nachrichtensendungen immer wieder mit Preisen für ihre journalistische Arbeit ausgezeichnet. Aber von was für einer journalistischen Arbeit kann man reden, wenn sie nur vom Blatt ablesen? Das würde bedeuten, dass ihre wichtigste Qualifikation ist, eine gute Lesestimme zu haben, und nicht etwa herausragende Journalisten zu sein.
Manche sind gleicher…
In dem Stern-Artikel konnte man weiter erfahren:
„Sie sei dann ins Auto gestiegen, über mehrere Ampeln gefahren und stürmte ins Studio des NDR. Die Kollegen hatten den Nachrichtenblock ganz nach hinten geschoben.“
Politik und Medien sprechen immer von der Vorbildfunktion, die Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, ausüben sollten. Wer sich als Sportler mal politisch ungeschickt äußert, erntet einen Shitstorm. Wer wegen Trunkenheit am Steuer aufgefallen ist, darf sich danach wochenlang in den Medien öffentlich geißeln. Die Medien nutzen solche privaten Verfehlungen gerne, um unliebsame Menschen an den medialen Pranger zu stellen.
Judith Rakers gibt offen zu, nachts durch betrunken durch Hamburg gerast zu sein und mehrere rote Ampeln überfahren zu haben. Dass sie sich dabei an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hat, ist eher unwahrscheinlich. Ich frage mich, wo hier die mediale Aufregung, ist die anderen Menschen, die sich im Straßenverkehr so verhalten, entgegenschlägt.
Ich will niemanden in Schutz nehmen und auch Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung nicht bagatellisieren, aber vor zehn Jahren wurde Bischöfin Käßmann von der Polizei erwischt, wie sie betrunken über rote Ampeln gefahren ist. Das hat lange Schlagzeilen gemacht. Aber im Falle von Judith Rakers, die ein solches Verhalten im Straßenverkehr öffentlich zugegeben hat, schweigt die Presse. Und die wenigen Medien, die darüber berichten, stellen es als lustige Anekdote aus der Tagesschau-Redaktion dar, aber kritische Fragen haben sie keine.
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Und auch die Polizei hat sich offenbar nicht bei Rakers gemeldet und ihren Führerschein gefordert. Man kann zwar den Alkoholgehalt im Nachhinein nicht mehr feststellen, aber die überfahrenen roten Ampeln reichen normalerweise für den Entzug des Führerscheins aus. Aber auch die Behörden scheinen kein Problem mit dem Verhalten der wichtigen Moderatoren des staatlichen Fernsehens (das in Deutschland „öffentlich-rechtlich“ genannt wird) zu haben.
Sind hier einige Menschen gleicher als andere?
24 Antworten
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lölchen, dazu gibt es aus den USA ein ähnliches Beispiel wo eine Newssprechering bestätigt das sie jeden Satz den sie sagt erst der Chefin vorlegen muss und das Leute mit einer Kritischen Einstellung erst gar nicht eingestellt werden.
> Das würde bedeuten, dass ihre wichtigste Qualifikation ist, eine gute Lesestimme zu haben, und nicht etwa herausragende Journalisten zu sein.
Weitere Kernkompetenzen: sympathisches und zugleich seriöses Erscheinungsbild. Und: niemals hinterfragen!
Zum Teufel mit diesen Langweilern von der Tagesschau. Ich sehe nur noch die deutsche Wochenschau – da kriege ich meine Propaganda wenigstens mit ner schmissigen Musik garniert.
https://www.youtube.com/watch?v=0wTEEtMplYg
Und die Sprecher knien sich auch noch richtig rein. Es dauert tatsächlich Wochen solch ein Video zu erstellen. Das kann man nicht mal eben besoffen vom Italiener angerauscht machen.
Wie geil ist das denn? Der absolute Brüller!!!!
😉👍
Perfekt!
Die Tagesschau Moderatoren habe ich immer schon als Sprechpuppen betrachtet.
Das Mindeste wäre eine MPU. Heutzutage bekommt ein “Normalsterblicher“ (Lohnsklave) den Führerschein schneller entzogen als vor 30 Jahren. Und dabei muss ist es nicht mal um straßenverkehrsbezogene Sachen gehen. Siehe Führerscheinentzug bei Straftaten und kleinen Delikten – dank sPD. Und MPU ist dann so oder so vorgegeben.
In der Fernsehserie “ The Newsroom“ von Aaron Sorkin wird die Maschine hinter einer Nachrichtensendung gut dargestellt.
Hallo liebe Gemeinde!
Das mag ja alles sein und welcher aufgeklärter Mensch guckt sowas.
Aber meine Bekannte in Moskau haben mir erzählt, die wiederum einen Journalisten kennen, dass die Berichterstattung auf Vorlagen der präsidialadministration beruhen. Das was die Sender sagen sei auch ganz nah an der Regierungsmeinung.
Kann man das glauben oder soll ich den Kontakt meiden?
Es dürfte wohl in allen Ländern selbstverständlich sein, dass die führenden Medien überwiegend die Regierungsmeinung vertreten. Warum auch nicht? Problematisch wird es ja nur, wenn die Medien die Wahrheit verdrehen müssen, um das Volk auf Linie zu halten. Das dürfte in Russland nicht so sehr das Problem sein wie bei uns im Westen.
Naja…in Russland gibt es ja auch einige Beispiele – jedes Problem scheint aus dem Westen verursacht oder es gibt keins, weil es vom Westen künstlich kreiert wird. Kleines Beispiel? USA haben INF-Vertrag gekündigt, richtig – aber Russland hat zuvor gesagt es habe gar keine solche Raketensysteme, dann auf einmal doch, aber vertragskonform und jetzt nach Ende des Vertrag reihenweise solche Systeme. Das kann man ja wohl als Salamitaktik an der Grenze zur Lüge bezeichnen, halt auf den eigenen Vorteil bedacht , gibt es nix schönzureden,ist halt die Realität mit der man umgehen muss.
Russland als Land ist großartig, aber es ist auch nicht so dass der Kreml der Verteidiger der Meinungsfreiheit und Wahrheit ist. In Talkshows – die dann ja auch die Regierungsmeinung vertreten – wird einem amerikanischen Diskussionsteilnehmer dann auch mal an die Gurgel gegangen, das kann man nicht alles als Ausrutscher , übereifrigkeit etc. kleinreden, aber jedes Beispiel im Westen für schlechte Pressearbeit in eine westliche Dauerverschwörung gegen Russland einordnen.
„… aber Russland hat zuvor gesagt es habe gar keine solche Raketensysteme, …“
Dabei ist das einzig Wesentliche, dass Russland eine gegenseitige Überprüfung angeboten und gefordert hat.
„… aber es ist auch nicht so dass der Kreml der Verteidiger der Meinungsfreiheit und Wahrheit ist.“
Wenn ich in diesem Fall vergleichen will, dann betrachte ich mir die Ziele, die eine Regierung verfolgt. Es macht auf mich nicht den Eindruck, dass der Kreml Ziele gegen das eigene Volk verfolgt, im Gegensatz zu unserer Regierung. Dann schaue ich mir die Gegner der Regierungen an, was sie vertreten und von wem sie gegebenenfalls finanziert werden. Wenn ich mir russische Regierungsgegner und ihre Geldgeber betrachte, dann habe ich Verständnis dafür, wenn denen das Maul gestopft, also ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. In D sieht es für mich anders aus, dort finde ich keine offensichtlich aus dem Ausland finanzierte Gegnerschaft und ich verstehe Gegner, die gegen eine Regierung vorgehen, die nicht im Sinne des eigenen Volkes handelt. Wenn deren Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, ist das m. E. eben nicht in Ordnung. Wenn zwei das Gleiche tun ist es halt nicht das Selbe. 😉
Das kommt ganz auf die Perspektive wohl an, wenn mir ein russischer Menschenrechtsanwalt erzählt er habe Angst bedroht zu werden und der Spielraum durch neue Gesetze etc. immer enger wird , kann man das ja nicht einfach abtun. Was ist die Definition von „Gegen das Volk“ regieren ? Russland besteht wie jedes andere Land auch aus Interessengruppen und Machtstrukturen. Nicht alle die gegen das Regime in irgendeiner Weise sind, sind vom Westen finanziert, da wird’s hahnebüchen. Es lässt sich doch auch durch keine demokratische Instanz sagen, welche Protestgründe legitim sind und welche nicht, das geht eben nur in einer Autokratie. In D können Sie gegen alles und für nichts auf die Straße gehen, es geht nur um die Mittel – und die sind auch in Russland überwiegend friedlich, aber dennoch „gibst eine aufs Maul“.
Zu INF noch kurz: Fakt ist, Russland hat landgestützte nukleare systeme und Kurzstreckenraketen wohl auch in Kaliningrad, die NATO hat nichts dergleichen in Europa. Wieso soll ich in einem Vertrag bleiben, an den sich die andere Seite nicht gebunden fühlt ?
Aha…
Puh.
😂
Ähh… wie, echt jetzt? Gibt es Menschen, die glauben, die schreiben ihre Nachrichten selbst? Natürlich sind das alles „Schauspieler“, normal, seriös, irgendwie sympathisch wirkend (naja, ok… von Kleber mal abgesehen! Aber der hört ja Gott sei Dank auf!), Stimme und Mimik geschult… Die Journalisten im Hintergrund, ich meine die Befehlsempfänger, erwarten die Nachrichten aus der Fabrik, copy/paste, und ab in den Prompter. Die vor der Kamera lesen nur vor, ich denke sogar, dass die nicht mal verstehen, was sie da sagen, weil sie sich zu sehr auf die Betonungen und Grimassen zu den einzelnen Propagandaberichten konzentrieren müssen. Ach ja, und dann gibts da noch die eigenen „Faktentschäcker“, geiles Wort, die die eigenen Meldungen für richtig erklären. Perfektes System, muss man anerkennen! Interessantes Buch, „Die Macht um Acht“.
Dr. Röper, Sie haben übersehen, dass Judith Rakers keine Tagesschau-Moderatorin, sondern eine Tagesschau-Sprecherin ist. Und eine Sprecherin hat offiziell nur die Aufgabe, vorzulesen
Ich vermute mal, es wird eher so sein, dass sie den Mist, den sie als Nachrichten bezeichnen und unters Volk bringen nur besoffen ertragen können…
Vielleicht könne sie auch nur sich selbst im Suff ertragen, weil sie sich dafür hergeben.
Möglich. In den Spiegel schauen, können sie schon lange nicht mehr…:-)
Machen wir uns nichts vor, im Radio und Fernsehen waren schon immer Stimme und Aussehen die relevanten Kriterien, wenn es um Sprecher ging. Nachrichtensprecher müssen keine Journalisten sein. Sie lesen ja meist überwiegend von den Redaktionen erstellte Texte vor.
Ein exemplarisches Beispiel war für mich immer Max Schauzer. Ein als „Stimmungskanone“ bei „Pleiten Pech und Pannen“ grandios inkompetenter Mensch! Schloß man jedoch die Augen, merkte man, was seine eigentliche Qualität war: eine sonore phantastisch verständliche Baritonstimme. Der geborene Sprecher! Und das war er ja ursprünglich auch nur.
Dr. Röper,
Ihr Artikel wurde auseinander genommen!
https://twitter.com/FWikihausen/status/1407061547990536201