USA vs. China

Gegen China: US-Atom-U-Boote für Australien

Am Donnerstag wurde überraschend gemeldet, dass die USA und Großbritannien Australien Technologie zum Bau von Atom-U-Booten zur Verfügung stellen und dass die drei Länder ein eigenes Verteidigungsbündnis schließen. Die bekannten Fakten.

Es war eine sehr unerwartete Meldung, die geopolitisch wie eine (kleine) Bombe eingeschlagen ist. Australien hatte mit Frankreich den größten Rüstungsvertrag seiner Geschichte geschlossen, wonach Frankreich Australien nicht-atomare U-Boote liefern sollte. Australien hat diesen Vertrag nun storniert und eine noch umfangreichere Zusammenarbeit mit den USA und Großbritannien verkündet, in deren Folge Australien die Technologie für Atom-U-Boote bekommen und diese selbst bauen soll. Das Abkommen ist, das wird recht offen gesagt, gegen China gerichtet.

In Frankreich ist man indessen stinksauer über die Kündigung des Milliardenvertrages Australiens. Der französische Außenminister erklärte:

„Heute bin ich wütend und sehr verbittert über das Scheitern dieses Vertrags. So verhalten sich Verbündete nicht“

Dieses Zitat hat Maria Sacharova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, mit Blick auf den vor einigen Jahren von Frankreich gekündigten Vertrag über die Lieferung moderner Hubschrauberträgers an Russland zu folgender Reaktion auf Telegram veranlasst:

„Woher die Wut und die Verbitterung? Der Bruch von Verträgen ist für Frankreich anscheinend normal. Im Jahr 2015 kündigte Paris ein Abkommen mit Russland über zwei Mistral-Flugzeugträger.
Oder sind nur die Messer, die man im eigenen Rücken spürt, schlecht?“

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat eine erste Zusammenfassung über das Abkommen zwischen den USA, Großbritannien und Australien und die internationalen Reaktionen veröffentlicht, die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Atom-U-Boote für Stabilität. Was über die Allianz zwischen Australien, Großbritannien und den USA bekannt ist

Australien, Großbritannien und die USA kündigten am 16. September eine neue trilaterale Sicherheitspartnerschaft – AUKUS – zur Stützung „der Stabilität in der indopazifischen Region“ an. Dazu gehört der Bau von mindestens acht atomgetriebenen U-Booten für Australien und die Ausrüstung der australischen Streitkräfte mit den neuesten US-Marschflugkörpern.

Die Nachricht hat bereits Reaktionen aus China und Neuseeland hervorgerufen, deren Regierungen schon angekündigt haben, australische U-Boote nicht in ihre Gewässern zu lassen, sowie aus Frankreich, das aufgrund der neuen Partnerschaft einen der größten Rüstungsaufträge in seiner Geschichte verloren hat.

TASS hat die wichtigsten Informationen über AUKUS zusammengestellt.

Was vereinbart wurde

Die USA werden Australien in den nächsten anderthalb Jahren die Technologie für den Bau von atomgetriebenen U-Booten zur Verfügung stellen, die in Werften von Adelaide gebaut werden sollen.

Australien wird die Technologie für den Bau von mindestens acht U-Booten mit Gesamtkosten von mehr als 90 Mrd. australischen Dollar (65,9 Mrd. US-Dollar) einsetzen. Die ersten Boote werden voraussichtlich im Jahr 2036 in Betrieb genommen.

Die Australier werden auch Zugang zu US-Raketentechnologie und Tomahawk-Marschflugkörpern für Zerstörer des Typs Hobart sowie zu JASSM (Luft-Boden-Marschflugkörper) und LRASM (Nachfolger der Anti-Schiffsrake Harpoon) für Flugzeuge der Typen F/A-18 und F-35 bekommen.

Die australischen Bodentruppen erhalten Raketen, die Ziele in über 400 km Entfernung zerstören können. Der konkrete Typ wurde noch nicht genannt, aber es handelt sich wahrscheinlich um den fortschrittlichen operativ-taktischen Flugkörper PrSM, der derzeit für das US-Militär entwickelt wird.

Australien wird eine Milliarde australische Dollar (mehr als 0,7 Milliarden US-Dollar) für die Entwicklung von Hyperschallraketen für die Luftverteidigung und präzisionsgelenkte Bodenziele bereitstellen.

Washington, London und Canberra haben darüber hinaus vereinbart, in den Bereichen Cyberspace, künstliche Intelligenz und Quantentechnologien sowie bei „zusätzlichen U-Boot-Fähigkeiten“ zusammenzuarbeiten.

Was das bedeutet

Australien kündigt den größten Rüstungsvertrag seiner Geschichte mit Frankreich, der den Australiern 12 nicht-nukleare U-Boote auf der Grundlage der französischen Atom-U-Boote vom Typ Barracuda liefern sollte. Die Kosten für dieses Programm wurden auf 50 Mrd. australische Dollar (etwa 40 Mrd. US-Dollar) geschätzt.

Australien kündigt seine Absicht an, dem elitären Club von Ländern mit eigenen Atom-U-Booten beizutreten. Heute besteht dieser Club aus den USA, Russland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, China und Indien.

Es geht nicht darum, dass Australien Atomwaffen erhält, versicherte US-Präsident Joe Biden.

Dies ist ein weiteres Bündnis Washingtons im asiatisch-pazifischen Raum, obwohl die USA mit Australien bereits im Rahmen von ANZUS und den Five Eyes, einer Geheimdienst-Allianz, zusammenarbeiten, zu der auch das Vereinigte Königreich gehört.

Wie die Welt darauf reagiert

Das chinesische Außenministerium hat bereits erklärt, dass die Weitergabe von Technologie für den Bau von Atom-U-Booten an Australien dem System der Nichtverbreitung von Kernwaffen schadet und „das Wettrüsten verschärft“. Die USA und Großbritannien, so Peking, „messen mit zweierlei Maß, was extrem unverantwortlich ist“.

China forderte die Mitglieder des neuen Bündnisses außerdem auf, „die überholte Mentalität des Kalten Krieges“ und „engstirnige geopolitische Konzepte“ aufzugeben.

Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian bezeichnete die Aufkündigung des U-Boot-Vertrags mit Australien als „einen faktischen Schlag in den Rücken“. Er sagte, Paris habe auch Fragen zum Verhalten der USA, das „an die Zeiten von [Donald] Trump“ erinnere.

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern hat bereits angekündigt, dass australische U-Boote mit Atomantrieb nicht in neuseeländische Gewässer eindringen dürfen, da das Land seit 1987 atomwaffenfrei ist. Gleichzeitig begrüßte sie die verstärkte Präsenz der USA und des Vereinigten Königreichs in der asiatisch-pazifischen Region.

Russland hat sich noch nicht zu der neuen Partnerschaft geäußert. Wie der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow erklärte, „müssen wir zunächst die Einzelheiten dieses Bündnisses verstehen“.

Ende der Übersetzung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

20 Antworten

  1. Ozeanien wird zusammengeschmiedet. Man kann auch schlicht statt Ozeanien , das Britisch Empire, ihrer Majestät Queen Lisbet sagen.
    Auch der Eurasische Block, ist im Entstehen, so das beide Blöcke, ihre Untertanen, mit dem anderen Block, in Angst und Kontrolle halten können. Win – Win für beide.

  2. Die australische Regierung ist genauso den USA untertan wie etwa die von Panama, UK oder Deutschland. Opposition ist genauso marginal. Australien wäre ohne China schon lange nicht mehr besonders wohlhabend. China nimmt 42% der australischen Exporte (Japan 13%, USA 6%, Indien 3%). Nun gibt als Australien 90 Mrd Aus.$ für U-Boote aus, die essentiell unter US-Kommando sich bereitstellen sollen, Handelsschiffe auf dem Weg von und nach China zu versenken. Mittlerweile läuft die Propagandamaschina auf Hochtouren: Fernsehprogramme wie „China is getting ready for War“ werden angekündigt. Die Frontseiten von bspw. Le Monde und Le Figaro seigen sich enttäuscht über den von den USA instigierten Vertragsbruch Australiens.

    Die Sonne scheint wohl fürderhin etwas weniger hell über dem Sonnenkontinent, den China wird seine Importe von dort entsprechend den Möglichkeiten weiter reduzieren. Wein und diverse andere Produkte sind schon der chinesischen Schere zum Opfer gefallen. Indien, entgegen den Hoffnungen vieler Unbedarfter, wird den „Aussies“ wohl kaum helfen können. 1990 war das BSP (PPP pro Kopf) dort noch knapp 20% über dem von China. Heute beträgt das indische noch 20% von dem Chinas.

    Auch die Chinesischen Studenten, oh, es heißt jetzt „Studierende“, werden nicht mehr in großer Zahl nach Australien kommen. Die haben mit ihren hohen Gebühren wesentlich zum Wohlergehen australischer Universitäten beigetragen. Seit Covid sind sie ohnehin schon ausgeblieben und die Unis haben seither 40.000 Mitarbeitern gekündigt.

    1. Vor allem hält es die US-Wirtschaft „am Laufen“ und zumindest statistisch „oben“.

      Vor einiger Zeit hörte man, sogar im Hauptstromfernsehen, daß mehr als 50% der amerikanischen (Real-?)Wirtschaft zumindest mittelbar an der Rüstung hängen. Daß die sich das überhaupt leisten können, ist ein höchst verwickeltes Phänomen der Weltwirtschaft, das bei näherer Untersuchen wohl zum Ergebnis führen dürfte, daß alle Staaten an deren Finanzierung mehr oder weniger beteiligt sind.
      Besonders spannend sind da die statistischen Spielchen, die die Amerikaner getrieben haben, um sich besser aussehen zu lassen, was im Hinblick auf das Kriterium „gefühlte Solvenz“ von nicht unerheblicher Bedeutung ist.

      N. Häring hat 2016 hier:

      _____://norberthaering.de/reform-der-wirtschaftswissenschaft-dossiers/irland-bip/

      „Irlands absurd hohes Wachstum zeigt, wie fragwürdig BIP-Statistiken sind“

      einiges „gucken lassen“ – besonders unter dem Abschnitt:

      „USA als Vorreiter beim Statistik-Schmu“

      Mein absoluter Lieblingssatz:
      „…
      So buchten sie [die USA] als Erste Militärausgaben sowie Software-Ausgaben als Investitionen und schoben damit ihr Bruttoinlandsprodukt an.
      …“

  3. Die Medien versuchen ja, zu beruhigen, indem sie überlaut betonen, daß diese Uboote nur atomar betrieben seien, nicht aber atomar bewaffnet. Wenn ic aber lese, daß darauf US-Marschflugkörper zum Einsatz komen sollenm gehärt nicht viel Fantasie dazu, sich auszurechnen, daß die Raketenschächte das übliche „Dual Use“ als Feature haben werden…

  4. Es ist doch eine uralte menschliche Erkenntnis, dass sich Lumpenpack untereinander auch gegenseitig betrügt und bekämpft. Seit die EU unter Mitwirkung auch Frankreichs USA-hörig ist, d.h. von politischem Lumpenpack dorthin verkauft, muss man sich absolut nicht über den Umgang untereinander wundern. Die europäischen politischen Führungskräfte haben einfach nicht mehr die Kultur ihrer weltbekannten Vorfahren – es sind nur noch Bastarde 🙂

  5. die angelsachsen machen immer zu schnell die schnauze auf. Bis 8 atom u-boote in australien gebaut sind bin ich ur-grossvater und die welt sieht anders aus, weniger yanks und inselaffen, mehr Russen und Chinesen.

          1. Das war nur ein Scherz. Mehr Russen muss ja nicht heißen, dass die Bevölkerung wächst, es kann schließlich auch ein Schrumpfen der anderen bedeuten, wie ja auch von omissis so despektierlich ausgedrückt. 😉

            1. Nun ja, schaut man sich die demografische Entwicklung vieler westlicher Laender an, dann ist es wohl abseits von Afrika und den Nahen Osten, wohl wirklich ein Wettrennen, wer nun am wenigsten schrumpft…

  6. China hat vielleicht ein Problem, mehr noch jene, die bewährte militärische Verträge mit Russland und dem Iran aufkünden. Irgendwie passt alles zusammen.
    Seit Mai 2021 erleidet Westkanada bis Alaska und durch die USA und Mexiko rekordverdächtige Hitzewellen, die durch exzessive historische Dürren angeheizt wurden, hunderte von Mega-Waldbränden toben. Bis September 2021 wurden in Kalifornien insgesamt 7203 Brände registriert, die 8.292 km² Wald verbrannten. Auch in Sibirien brennen die Wälder und ein Ende ist nicht in Sicht. Mehr als 17,6 Millionen Hektar sind bereits verbrannt und haben seit Anfang Juni 800 Megatonnen Kohlendioxid freigesetzt und damit den Rekord vom letzten Jahr beinahe verdoppelt….. Unser Haus brennt und die Kindsköpfe rüsten auf.

  7. „Heute bin ich wütend und sehr verbittert über das Scheitern dieses Vertrags. So verhalten sich Verbündete nicht“ – „Woher die Wut und die Verbitterung? Der Bruch von Verträgen ist für Frankreich anscheinend normal. Im Jahr 2015 kündigte Paris ein Abkommen mit Russland über zwei Mistral-Flugzeugträger.
    Oder sind nur die Messer, die man im eigenen Rücken spürt, schlecht?“

    Frankreich und Russland waren 2015 Verbündete?

    Spaß beiseite:
    Ist dies der Anfang vom Ende der Nato?

  8. Dass Frankreich sich ärgert, ist verständlich.

    Die Aufregung ansonsten finde ich nur eingeschränkt nachvollziehbar, abgesehen davon, dass sich mit dem Deal die Rüstungsspirale weiterdreht und Steuergelder verpulvert werden.

    Es gibt doch einen ganz klaren Unterschied zwischen atomar bewaffneten und atomar betriebenen U-Booten. Ich meine, man kann natürlich der Ansicht sein, dass atomar betriebene U-Boote ganz besonders unsichere Containments für Nuklearreaktoren sind, aber mir ist kein Fall bekannt, in dem es in einem U-Boot einen GAU gegeben hätte. (Okay, das muss nichts heißen, denn im militärischen Sektor wird ohnehin nicht alles offengelegt, und wahrscheinlich würde ein Land eher einen solchen GAU versenken, als ihn publik zu machen. Aber das ist noch kein Beweis fürs Gegenteil.)

    Dass die Chinesen keine australischen U-Boote in ihren Hoheitsgewässern haben wollen, gilt wohl allgemein, nicht nur für nuklear betriebene. Dass die Neuseeländer sich so weltfriedensbewegt geben, erstaunt mich. Ich hatte sie für politische nahe Nachbarn der Aussis gehalten.

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