Ein Artikel des russischen Präsidenten Putin: „Russen und Ukrainer sind ein Volk!“
Den Artikel von Putin habe ich komplett übersetzt, auch wenn er für deutsche Leser sehr speziell ist, denn wer in Deutschland kennt schon die geschichtlichen Wurzeln Russlands und der Ukraine? Aber ich finde den Artikel von Putin sehr wichtig, denn er zeigt, wie Putin – und mit ihm die Mehrheit der Russen – über die Ukraine, die Situation in dem Land und die politische Lage denken. In Russland herrscht keine anti-ukrainische Stimmung, es herrscht Bedauern und Mitleid vor, weil die Ukraine nach dem Maidan so ausgeplündert und ruiniert wurde. Das sind keine leeren Worte, denn es gibt – geschichtlich bedingt – Millionen russisch-ukrainischer Familien, die nun in beiden Ländern unter der Politik in der Ukraine leiden, wo alles Russische verteufelt wird.
Um diese russische Sicht auf die Ukraine verständlich zu machen, habe ich Putins sehr langen Artikel übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Kürzlich antwortete ich auf eine Frage zu den russisch-ukrainischen Beziehungen beim „Direkten Draht“, dass Russen und Ukrainer ein Volk, ein Ganzes sind. Diese Worte sind kein Tribut an irgendeine Konjunktur oder an die aktuellen politischen Umstände. Ich habe das mehr als einmal gesagt, das ist meine Überzeugung. Deshalb halte ich es für notwendig, meine Position im Detail darzulegen, meine Einschätzungen der aktuellen Situation mitzuteilen.
Ich will gleich betonen, dass ich die Mauer, die in den letzten Jahren zwischen Russland und der Ukraine, zwischen Teilen des im Wesentlichen gleichen historischen und kulturellen Raumes, entstanden ist, als ein großes gemeinsames Unglück, als eine Tragödie empfinde. Das ist in erster Linie eine Folge unserer eigenen Fehler, die wir in verschiedenen Perioden gemacht haben. Aber es ist auch ein Ergebnis der zielgerichteten Arbeit derjenigen Kräfte, die schon immer versucht haben, unsere Einheit zu untergraben. Die Formel, die angewendet wird, ist seit jeher bekannt: teile und herrsche. Das ist nichts Neues. Daher gibt es die Versuche, mit der nationalen Frage zu spielen, um Zwietracht zwischen den Menschen zu säen. Und als Superaufgabe, eine Nation zu teilen und die Teile dann gegeneinander auszuspielen.
Um die Gegenwart besser zu verstehen und in die Zukunft zu schauen, sollten wir uns der Geschichte zuwenden. Natürlich ist es im Rahmen dieses Artikels unmöglich, alle Ereignisse zu behandeln, die in mehr als tausend Jahren passiert sind. Ich werde mich auf die wichtigen Wendepunkte konzentrieren, an welche sich zu erinnern sowohl in Russland als auch in der Ukraine wichtig ist.
Russen, Ukrainer und Weißrussen sind alle Erben des alten Rus, das der größte Staat Europas war. Slawische und andere Stämme in dem riesigen Raum – von Ladoga, Nowgorod, Pskow bis Kiew und Tschernigow – waren durch eine Sprache (heute nennen wir sie Altrussisch), wirtschaftliche Verbindungen und die Macht der Fürsten der Rurik-Dynastie vereint. Und nach der Taufe der Rus auch durch den orthodoxen Glauben. Die Entscheidung des heiligen Wladimir, der sowohl der Fürst von Nowgorod als auch der Großfürst von Kiew war, bestimmt unsere Verwandtschaft auch heute noch in vielerlei Hinsicht.
Der Kiewer Fürstenthron nahm eine beherrschende Stellung im altrussischen Staat ein. So war es seit dem Ende des neunten Jahrhunderts. Die Worte des Weisen Oleg über Kiew: „Es soll die Mutter der russischen Städte sein“ wurden für die Nachkommen in der „Erzählung vergangener Jahre“ bewahrt.
Später sah sich die alte Rus, wie andere europäische Staaten dieser Zeit, mit der Schwächung der Zentralregierung und der Zersplitterung konfrontiert. Gleichzeitig empfanden sowohl der Adel als auch das einfache Volk die Rus als gemeinsamen Raum, als ihr Vaterland.
Nach dem zerstörerischen Einmarsch von Batyj, bei dem viele Städte, darunter auch Kiew, verwüstet wurden, verstärkte sich die Zersplitterung. Die nordöstliche Rus fiel in die Abhängigkeit der Horde, behielt aber eine begrenzte Souveränität. Die südlichen und westlichen russischen Gebiete wurden größtenteils in das Großfürstentum Litauen einbezogen, das, darauf möchte ich hinweisen, in den historischen Dokumenten das litauische und russische Großfürstentum genannt wurde.
Vertreter von Fürsten- und Bojarengeschlechtern wechselten die Dienste von einem Fürsten zum anderen, führten Fehden miteinander, schlossen aber auch Freundschaften und Bündnisse. Auf dem Kulikowo-Feld kämpften neben dem Großfürsten Dmitri Iwanowitsch von Moskau, Bobrok aus Wolyn, die Söhne des Großfürsten Olgerd von Litauen – Andrej Polotsk und Dmitri Bryanskij. Zur gleichen Zeit führte der Großfürst von Litauen Jagaila – der Sohn der Prinzessin von Twer – seine Truppen an, um sich Mamai anzuschließen. All dies ist eine Seite unserer gemeinsamen Geschichte, ein Spiegelbild ihrer Komplexität und Multidimensionalität.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass sowohl die westlichen als auch die östlichen Gebiete Russlands die gleiche Sprache sprachen. Der Glaube war der Orthodoxe. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts blieb die einheitliche Kirche erhalten.
Bei einer neuen Wendung der historischen Entwicklung konnten die Gebiete der alten Rus und der litauischen Rus zu den Anziehungspunkten und zur Konsolidierung der stärker werdende Moskauer Rus‘ werden. Die Geschichte hat es so eingerichtet, dass Moskau das Zentrum der Wiedervereinigung war, das die Tradition der alten russischen Staatlichkeit fortsetzte. Die Moskauer Fürsten – Nachkommen des Fürsten Alexander Newski – warfen das äußere Joch ab und begannen, den historischen russischen Boden zu einen.
Im Großfürstentum Litauen gingen andere Prozesse vor sich. Im 14. Jahrhundert konvertierte die herrschende Elite Litauens zum Katholizismus. Im 16. Jahrhundert wurde die Vereinigung von Lublin mit dem polnischen Königreich vollzogen – es entstand die „Rzeczpospolita der zwei Nationen“ (de facto war sie polnisch und litauisch). Der polnische katholische Adel hat den beträchtlichen Landbesitz und die Privilegien auf dem Gebiet der Rus erhalten. Unter der Brester Union von 1596 hat sich ein Teil des westrussischen orthodoxen Klerus der Autorität des römischen Papstes unterworfen. Es wurden eine Polonisierung und Latinisierung durchgeführt, die Orthodoxie wurde verdrängt.
Als Antwort darauf wuchs im 16. und 17. Jahrhundert eine emanzipatorische Bewegung der orthodoxen Bevölkerung des Dnjeprgebiets. Entscheidend wurden die Ereignisse aus der Zeit des Hetmans Bohdan Chmelnizkij. Seine Anhänger versuchten, Autonomie von der polnisch-litauischen Rzeczpospolita zu erhalten.
In der Petition der saporizhischen Truppen an den König der Rzeczpospolita im Jahre 1649 stand, dass die Rechte der russisch-orthodoxen Bevölkerung respektiert werden sollten und „der Woiwode von Kiew sollte russischen Volkes und griechischen Rechts sein, damit er nicht auf Kirchen Gottes trete…“. Aber sie wurden nicht gehört.
Es folgte der Aufruf von Chmelnizkij an Moskau, über die in der Zemsky Kathedrale entschieden wurde. Am 1. Oktober 1653 beschloss dieses oberste Vertretungsorgan des russischen Staates, die Glaubensbrüder zu unterstützen und sie unter ihren Schutz zu nehmen. Im Januar 1654 hat die Rada von Perejaslawl diese Entscheidung bestätigt. Dann bereisten die Botschafter von Chmelnizkij und Moskau Dutzende von Städten, darunter auch Kiew, dessen Einwohner dem russischen Zaren den Eid schworen. Nichts dergleichen geschah übrigens beim Abschluss der Union von Lublin.
In einem Brief an Moskau bedankte sich Chmelnizkij 1654 bei Zar Alexej Michailowitsch dafür, dass er „die ganze saporizhische Armee und die gesamte russisch-orthodoxe Welt unter die starke und hohe Hand des Zaren gestellt hat.“ Das heißt, in den Appellen sowohl an den polnischen König, als auch an den russischen Zaren nannten sie sich Saporoschje und verstanden sich als russisch-orthodoxe Menschen.
Während des langen Krieges zwischen dem russischen Staat und der polnisch-litauischen Rzeczpospolita wandten sich einige der Hetmans, Nachfolger von Chmelnizkij, zeitweise von Moskau ab und suchten Unterstützung in Schweden, Polen und der Türkei. Aber ich wiederhole, der Krieg hatte für die Menschen in der Tat den Charakter eines Befreiungskrieges. Er endete mit dem Waffenstillstand von Andrusowo im Jahre 1667. Als Endergebnis wurde 1686 der „Ewige Frieden“ festgelegt. Die Stadt Kiew und die Ländereien am linken Ufer des Dnjepr, einschließlich des Gebiets Poltawa, des Gebiets Tschernigow und Saporoschje wurden Teil des russischen Staates. Ihre Bewohner wurden mit dem Hauptteil des russisch-orthodoxen Volkes wiedervereinigt. Für diese Region wurde der Name „Kleinrussland“ („Malorossija“) eingeführt.
Der Name „Ukraine“ wurde dann häufiger in der Bedeutung verwendet, wie das altrussische Wort „Okraina“ („Umland“) in schriftlichen Quellen aus dem 12. Jahrhundert zu finden ist, wenn es um die verschiedenen Gebiete entlang der Grenze ging. Und das Wort „Ukrainer“ bezeichnete, nach den Archivdokumenten zu urteilen, ursprünglich die Grenzwächter, die für den Schutz der Außengrenzen sorgten.
Auf dem rechten Ufer, das in der Rzeczpospolita verblieb, wurden die alten Ordnungen wiederhergestellt und die soziale und religiöse Unterdrückung verstärkt. Auf dem linken Ufer begannen sich die Ländereien, die unter den Schutz des Einheitsstaates genommen wurden, im Gegenteil aktiv zu entwickeln. Hierhin begannen die Menschen von der anderen Seite des Dnjepr in Scharen zu ziehen. Sie suchten Unterstützung bei Menschen mit der gleichen Sprache und natürlich mit dem gleichen Glauben.
Während des Nordischen Krieges mit Schweden hatten die Bewohner von Kleinrussland keine Wahl, wem sie sich anschließen wollten. Die Meuterei von Mazepa wurde nur von einem kleinen Teil der Kosaken unterstützt. Die Menschen der verschiedenen Stände betrachteten sich als russisch und orthodox.
Vertreter der Kosakenführer, die in den Adel aufgenommen wurden, erreichten die höchsten politischen, diplomatischen und militärischen Ämter in Russland. Die Absolventen der Kiewer-Mohyla-Akademie spielten eine führende Rolle im kirchlichen Leben. So war es auch während der Hetman-Zeit – im Grunde ein autonomer Staat mit seiner eigenen spezifischen inneren Struktur – und dann im Russischen Reich. In vielerlei Hinsicht schufen die Kleinrussen ein großes gemeinsames Land, seine Staatlichkeit, Kultur und Wissenschaft. Sie waren an der Erschließung des Urals, Sibiriens, des Kaukasus und des Fernen Ostens beteiligt. Übrigens, auch in der Sowjetzeit besetzten die in der Ukraine Geborenen die bedeutendsten Ämter, darunter die höchsten Posten in der Staatsführung. Es genügt zu sagen, dass die KPdSU insgesamt fast 30 Jahre lang von Chruschtschow und Breschnew geführt wurde, deren Parteibiographie auf das Engste mit der Ukraine verbunden war.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach den Kriegen mit dem Osmanischen Reich, gliederte Russland die Krim und die Küstengebiete am Schwarzen Meer ein, die „Noworossija“ („Neurussland“) genannt wurden. Sie wurden von Menschen aus allen russischen Provinzen besiedelt. Nach den Teilungen der Rzeczpospolita nahm sich das Russische Reich die westlichen altrussischen Gebiete zurück, mit Ausnahme von Galizien und Transkarpatien, die Teil des österreichischen und später des österreichisch-ungarischen Reiches wurden.
Die Integrierung der westrussischen Gebiete in den gemeinsamen Staatsraum war nicht nur das Ergebnis politischer und diplomatischer Entscheidungen. Sie basierte auf dem gemeinsamen Glauben und gemeinsamen kulturellen Traditionen. Und wieder möchte ich besonders auf die sprachliche Nähe hinweisen. Anfang des 17. Jahrhunderts berichtete einer der Hierarchen der ukrainischen Kirche, Joseph Rutsky, nach Rom, dass die Moskauer die Russen aus der polnisch-litauischen Rzeczpospolita als ihre Brüder bezeichneten, dass ihre Schriftsprache absolut identisch war und ihre Umgangssprache zwar unterschiedlich, aber die Unterschiede unbedeutend waren. Seinem Zitat nach, so wie bei den Einwohnern von Rom und Bergamo. Diese sind, wie wir wissen, das Zentrum und der Norden des modernen Italiens.
Natürlich haben sich über viele Jahrhunderte der Zersplitterung, des Lebens in verschiedenen Staaten, regionale sprachliche Eigenheiten herausgebildet. Die Literatursprache wurde auf Kosten der Volkssprache bereichert. Eine große Rolle spielten dabei Iwan Kotljarewski, Skoworoda und Taras Schewtschenko. Ihre Werke sind unser gemeinsames literarisches und kulturelles Erbe. Taras Schewtschenko schrieb Gedichte auf Ukrainisch und Prosa – meist auf Russisch. Die Bücher von Nikolai Gogol, einem Patrioten Russlands, der aus dem Gebiet Poltawa stammte, sind in russischer Sprache geschrieben und voll von kleinrussischen Volksausdrücken und Folkloremotiven. Wie kann man dieses Erbe zwischen Russland und der Ukraine aufteilen? Und wozu?
In den südwestlichen Gebieten des Russischen Reiches, Kleinrussland und Neurussland, entwickelte sich die Krim in ihrer vielfältigen ethnischen und religiösen Zusammensetzung. Hier lebten Krimtataren, Armenier, Griechen, Juden, Karaiten, Krymchaken, Bulgaren, Polen, Serben, Deutsche und andere Völker. Sie alle behielten ihren Glauben, ihre Traditionen und Bräuche bei.
Ich will nichts idealisieren. Ich kenne auch das Valuev-Rundschreiben von 1863 und das Emsker Gesetz von 1876, das die Veröffentlichung und Einfuhr von religiöser und gesellschaftspolitischer Literatur in ukrainischer Sprache aus dem Ausland einschränkte. Aber hier ist der historische Kontext wichtig. Diese Entscheidungen wurden vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse in Polen und dem Wunsch der Führer der polnischen Nationalbewegung getroffen, die „ukrainische Frage“ für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Ich füge hinzu, dass weiterhin künstlerische Werke, Sammlungen ukrainischer Gedichte und Volkslieder veröffentlicht wurden. Objektive Tatsachen zeigen, dass im Russischen Reich ein aktiver Prozess der Entwicklung der kleinrussischen kulturellen Identität innerhalb der großen russischen Nation stattfand, die die Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen vereinte.
Gleichzeitig wurden unter der polnischen Elite und einem Teil der kleinrussischen Intelligenz Ideen über ein vom russischen Volk getrenntes ukrainisches Volk gebildet und verstärkt. Es gab dafür keine historische Grundlage und konnte keine geben, darum wurden die Schlussfolgerungen auf einer Vielzahl von Fälschungen aufgebaut. Bis hin zu der Tatsache, dass die Ukrainer angeblich gar keine Slawen seien, oder, im Gegenteil, dass die Ukrainer echte Slawen sind, und die Russen, die „Moskowiter“, nicht. Solche „Hypothesen“ wurden in der Konkurrenz zwischen europäischen Staaten immer häufiger als Mittel der Rivalität zu politischen Zwecken eingesetzt.
Ende des 19. Jahrhunderts griff die österreichisch-ungarische Regierung dieses Thema auf – als Gegengewicht sowohl zur polnischen Nationalbewegung als auch zur moskowitischen Stimmung in Galizien. Während des Ersten Weltkriegs förderte Wien die Bildung der sogenannten Legion der ukrainischen Schützen. Galizier, die verdächtigt wurden, Sympathien für die Orthodoxie und Russland zu haben, wurden grausamen Repressionen ausgesetzt und in die Konzentrationslager in Talerhof und Theresienstadt geworfen.
Die weitere Entwicklung ist verbunden mit dem Zusammenbruch der europäischen Imperien, mit einem heftigen Bürgerkrieg in den Weiten des ehemaligen Russischen Reiches, mit ausländischen Interventionen.
Nach der Februarrevolution wurde im März 1917 in Kiew die Zentralrada geschaffen, die den Anspruch erhob, die oberste Autorität zu sein. Im November 1917 erklärte sie in ihrer Dritten Universale die Gründung der Ukrainischen Volksrepublik (UNR) als Teil Russlands.
Im Dezember 1917 kamen Vertreter der UNR nach Brest-Litowsk, wo Sowjetrussland Gespräche mit Deutschland und seinen Verbündeten führte. Bei einem Treffen am 10. Januar 1918 verlas der Leiter der ukrainischen Delegation eine Note über die Unabhängigkeit der Ukraine. Dann erklärte die Zentralrada in ihrer Vierten Universale die Ukraine für unabhängig.
Die proklamierte Souveränität erwies sich als kurzlebig. Nur wenige Wochen später unterzeichnete eine Delegation der Rada einen separaten Vertrag mit den Ländern des deutschen Blocks. Deutschland und das in Not geratene Österreich-Ungarn brauchten ukrainisches Brot und Rohstoffe. Um die Versorgung in großem Umfang sicherzustellen, holten sie sich die Zustimmung, ihre Truppen und ihr technisches Personal in die UNR zu schicken. De facto benutzten sie das als Vorwand für die Besetzung.
Diejenigen, denen die heutige Ukraine die volle Kontrolle nach außen gegeben hat, sollten sich daran erinnern, dass damals, im Jahr 1918, eine solche Entscheidung für das Regime in Kiew fatal war. Unter direkter Beteiligung der Besatzungstruppen wurde die Zentralrada gestürzt und Hetman Skoropadskij an die Macht gebracht, der anstelle der UNR den ukrainischen Staat proklamierte, der faktisch unter deutschem Protektorat stand.
Im November 1918 – nach den revolutionären Ereignissen in Deutschland und Österreich-Ungarn – schlug Skoropadskij, der die Unterstützung durch die deutschen Bajonette verloren hatte, einen anderen Kurs ein und erklärte, dass „die Ukraine als erste am Aufbau der Allrussischen Föderation beteiligt ist.“ Das Regime wurde jedoch bald ausgewechselt. Es begann die Zeit des sogenannten Direktoriums.
Im Herbst 1918 riefen die ukrainischen Nationalisten die Westukrainische Volksrepublik (WUVR) aus und im Januar 1919 verkündeten sie auch deren Vereinigung mit der Ukrainischen Volksrepublik. Im Juli 1919 wurden die ukrainischen Truppen von polnischen Truppen besiegt und das Gebiet der ehemaligen WUVR stand unter der Herrschaft Polens.
Im April 1920 unterzeichnete Petliura (einer der „Helden“, die der modernen Ukraine aufgezwungen wurden) im Namen des Direktoriums der UNR den Geheimvertrag, der – im Austausch für militärische Unterstützung – Polen Ländereien in Galizien und Westvolynien gab. Im Mai 1920 marschierte Petliura mit einem Konvoi polnischer Einheiten in Kiew ein. Aber nicht für lange. Bereits im November 1920, nach dem Waffenstillstand zwischen Polen und Sowjetrussland, kapitulierten die Reste der Petliura-Truppen vor den Polen.
Das Beispiel der UNR zeigt, wie instabil alle Arten von quasi-staatlichen Formationen waren, die auf dem Territorium des ehemaligen Russischen Reiches während des Bürgerkriegs und der Unruhen entstanden. Die Nationalisten strebten nach der Schaffung eigener, separater Staaten, während die Führer der Weißen Bewegung ein ungeteiltes Russland favorisierten. Auch viele Republiken, die von Anhängern der Bolschewiki gegründet wurden, sahen sich nicht außerhalb Russlands. Stattdessen wurden sie von der bolschewistischen Parteiführung aus verschiedenen Gründen manchmal buchstäblich aus Sowjetrussland hinausgedrängt.
So wurde zum Beispiel Anfang 1918 die Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh ausgerufen, die sich mit der Bitte nach Beitritt zum Sowjetrussland an Moskau wandte. Es folgte eine Ablehnung. Lenin traf sich mit den Führern dieser Republik und überredete sie, als Teil einer sowjetischen Ukraine zu agieren. Am 15. März 1918 beschloss das ZK der RKP(b) direkt, Delegierte, auch aus dem Donbass, zum ukrainischen Sowjetkongress zu schicken und auf dem Kongress „eine Regierung für die ganze Ukraine“ zu schaffen. Die Gebiete der Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh bildeten später die Provinzen der Südostukraine.
Durch den Vertrag von Riga 1921 zwischen der RSFSR, der Ukrainischen SSR und Polen wurden die westlichen Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches an Polen abgetreten. In der Zwischenkriegszeit betrieb die polnische Regierung eine aktive Umsiedlungspolitik und versuchte, die ethnische Zusammensetzung in den „Ostgebieten“ – so die polnische Bezeichnung für die Gebiete der heutigen Westukraine, Westweißrusslands und Teilen Litauens – zu verändern. Es gab eine harte Polonisierung und die lokale Kultur und Traditionen wurden unterdrückt. Später, bereits während des Zweiten Weltkriegs, nutzten radikale Gruppen ukrainischer Nationalisten dies als Vorwand, um nicht nur die polnische, sondern auch die jüdische und russische Bevölkerung zu terrorisieren.
1922, bei der Gründung der UdSSR, zu deren Gründern die Ukrainische SSR gehörte, wurde nach einer recht hitzigen Diskussion unter den bolschewistischen Führern der leninistische Plan umgesetzt, einen Unionsstaat als Föderation gleichberechtigter Republiken zu bilden. Der Text der Deklaration über die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und später die Verfassung der UdSSR von 1924 enthielten das Recht der Republiken, sich frei von der Union abzuspalten. Damit wurde die gefährlichste „Zeitbombe“ in das Fundament unserer Staatlichkeit gelegt. Sie explodierte, sobald der Sicherheitsmechanismus in Form der führenden Rolle der KPdSU, die schließlich von innen zusammenbrach, verschwand. Eine „Parade der Souveränitäten“ begann. Am 8. Dezember 1991 wurde das sogenannte Beloweschskaja-Abkommen über die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten unterzeichnet, in dem erklärt wurde, dass „die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken als Subjekt des Völkerrechts und der geopolitischen Realität aufhört zu existieren.“ Übrigens, die 1993 verabschiedete Charta der GUS wurde von der Ukraine weder unterzeichnet noch ratifiziert.
In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts haben die Bolschewiki die Politik der „korenizatsiya“ aktiv gefördert, die in der Ukrainischen SSR als Ukrainisierung durchgeführt wurde. (Anm. d. Übers.: Die „korenizatsiya“ war eine Politik der Stärkung der Ethnien, von der die Bolschewiki glaubten, sie würde ihre Herrschaft stärken. Tatsächlich legte sie den Grundstein für den Zerfall der Sowjetunion) Es ist symbolisch, dass im Rahmen dieser Politik, mit Zustimmung der sowjetischen Regierung, Gruschewski, der ehemalige Vorsitzende der Zentralrada und einer der Ideologen des ukrainischen Nationalismus, der einst die Unterstützung Österreich-Ungarns hatte, in die UdSSR zurückkehrte und in die Akademie der Wissenschaften gewählt wurde.
Die „korenizatsiya“ spielte sicherlich eine große Rolle bei der Entwicklung und Stärkung der ukrainischen Kultur, Sprache und Identität. Gleichzeitig wurde die Ukrainisierung unter dem Deckmantel der Bekämpfung des so genannten russischen Großmachtchauvinismus oft denjenigen aufgezwungen, die sich nicht als Ukrainer betrachteten. Es war die sowjetische Nationalitätenpolitik, die statt einer großen russischen Nation eine dreigliedrige Nation aus Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen auf staatlicher Ebene die Stellung dreier getrennter slawischer Völker – Russen, Ukrainer und Weißrussen – festschrieb.
Im Jahr 1939 wurden die zuvor von Polen besetzten Gebiete an die UdSSR zurückgegeben. Ihr größter Teil wurde der sowjetischen Ukraine zugeschlagen. 1940 wurden ein Teil von Bessarabien, das 1918 von Rumänien besetzt worden war, und die nördliche Bukowina in die UdSSR eingegliedert. Im Jahr 1948 kam die Schwarzmeerinsel Smeyni hinzu. Im Jahr 1954 wurde die Krim von der RSFSR an die Ukrainische SSR übertragen – in eklatanter Verletzung des damals geltenden Rechts.
Über das Schicksal der Unterkarpaten-Rus, das nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie in der Tschechoslowakei landete, werde ich gesondert berichten. Ein bedeutender Teil der lokalen Bevölkerung waren Rusinen. Man erinnert sich heute kaum noch daran, aber nach der Befreiung Transkarpatiens durch sowjetische Truppen forderte der Kongress der orthodoxen Bevölkerung der Region die Eingliederung der Unterkarpaten-Rus in die RSFSR oder direkt in die UdSSR – als eigene Karpaten-Russische Republik. Dieser Wille der Menschen wurde jedoch ignoriert. Und im Sommer 1945 wurde – wie die Zeitung „Prawda“ schrieb – über den historischen Akt der Wiedervereinigung der Transkarpaten-Ukraine „mit ihrem alten Heimatland – der Ukraine“ berichtet.
So ist die moderne Ukraine ganz und gar ein Kind der Sowjetära. Wir wissen und erinnern uns, dass sie zu einem großen Teil auf Kosten des historischen Russlands geschaffen wurde. Es genügt zu vergleichen, welche Gebiete im 17. Jahrhundert mit dem russischen Staat wiedervereinigt wurden und mit welchen Gebieten die Ukrainischen SSR aus der Sowjetunion ausgetreten ist.
Die Bolschewiki sahen das russische Volk als unerschöpfliches Material für soziale Experimente an. Sie träumten von einer Weltrevolution, die ihrer Meinung nach die Nationalstaaten gänzlich abschaffen würde. Deshalb schnitten sie Grenzen willkürlich zu und verteilten großzügige territoriale „Geschenke“. Wovon genau sich die bolschewistischen Führer beim Zerhacken des Landes leiten ließen, spielt keine Rolle mehr. Über die Details, den Hintergrund und die Logik dieser oder anderer Entscheidungen lässt sich streiten. Eines ist klar: Russland wurde de facto ausgeraubt.
Bei der Arbeit an diesem Artikel habe ich mich nicht auf irgendwelche Geheimarchive gestützt, sondern auf offen zugängliche Dokumente, die bekannte Fakten enthalten. Die Führer der modernen Ukraine und ihre ausländischen Führer ziehen es vor, sich an diese Tatsachen nicht zu erinnern. Andererseits ist es heute üblich, die „Verbrechen des Sowjetregimes“ bei passenden und unpassenden Anlässen im In- und Ausland zu verurteilen, auch bei solchen Ereignissen, mit denen weder die KPdSU, noch die UdSSR, geschweige denn das heutige Russland etwas zu tun hatten. Gleichzeitig werden die Handlungen der Bolschewiki bei der Abtrennung historischer Gebiete von Russland nicht als kriminelle Handlungen betrachtet. Es ist klar, warum: Weil das zur Schwächung Russlands geführt hat, gefällt es denen, die Russland nichts Gutes wünschen.
In der UdSSR wurden die Grenzen zwischen den Republiken natürlich nicht als Staatsgrenzen wahrgenommen, sie hatten einen bedingten Charakter innerhalb eines einzigen Landes, das trotz aller Attribute einer Föderation im Wesentlichen stark zentralisiert war – wegen der, ich wiederhole es, führenden Rolle der KPdSU. Aber 1991 befanden sich all diese Gebiete und vor allem die Menschen, die dort lebten, plötzlich im Ausland. Und nun waren sie wirklich aus ihrer historischen Heimat herausgerissen.
Was kann man dazu sagen? Alles verändert sich. Auch Länder und Gesellschaften verändern sich. Und natürlich kann sich ein Teil einer Nation im Laufe ihrer Entwicklung aus verschiedenen Gründen, aufgrund historischer Umstände, zu einem bestimmten Zeitpunkt als eigene Nation fühlen. Wie sollten wir das behandeln? Darauf kann es nur eine Antwort geben: mit Respekt!
Möchten Sie Ihren eigenen Staat erstellen? Bitte schön! Aber zu welchen Bedingungen? Ich möchte hier an die Einschätzung einer der hellsten politischen Figuren des neuen Russlands erinnern, des ersten Bürgermeisters von St. Petersburg Sobtschak. Als hochprofessioneller Jurist war er der Meinung, dass jede Entscheidung legitim sein sollte, und deshalb vertrat er 1992 folgende Meinung: Die Republiken, die die Union gegründet haben, sollten, nachdem sie selbst den Vertrag von 1922 annulliert haben, zu den Grenzen zurückkehren, innerhalb derer sie in die Union eingetreten sind. Alle anderen Gebietserwerbungen sind Gegenstand von Diskussionen und Verhandlungen, da die Gründungsurkunde aufgehoben wurde.
Mit anderen Worten: gehen Sie mit dem, womit Sie gekommen sind. Es ist schwierig, mit einer solchen Logik zu streiten. Ich möchte nur hinzufügen, dass die Bolschewiki, wie ich schon gesagt habe, schon vor der Gründung der Union mit einer willkürlichen Neuziehung der Grenzen begonnen haben, und alle Manipulationen mit den Gebieten wurden willkürlich durchgeführt, ohne Rücksicht auf die Meinung der Menschen.
Die Russische Föderation hat die neuen geopolitischen Realitäten anerkannt. Und sie hat sie nicht nur anerkannt, sondern viel dazu beigetragen, dass die Ukraine ein unabhängiges Land wurde. Wir haben die Ukraine in den schwierigen 90er Jahren und im neuen Jahrtausend maßgeblich unterstützt. Kiew bedient sich seiner eigenen „politischen Arithmetik“, aber in den Jahren 1991-2013 hat die Ukraine allein dank der niedrigen Gaspreise ihren Haushalt um mehr als 82 Milliarden Dollar entlastet, und heute „klebt“ sie buchstäblich an 1,5 Milliarden Dollar russischer Zahlungen für den Transit unseres Gases nach Europa. Würden unsere Länder hingegen ihre Wirtschaftsbeziehungen beibehalten, würde sich der positive Effekt für die Ukraine auf Dutzende von Milliarden Dollar belaufen.
In Jahrzehnten und Jahrhunderten haben sich die Ukraine und Russland als ein einheitliches Wirtschaftssystem entwickelt. Um die Tiefe der Zusammenarbeit, die wir vor 30 Jahren hatten, können uns die Länder der Europäischen Union heute beneiden. Wir sind natürliche, sich ergänzende Wirtschaftspartner. Diese enge Beziehung ist in der Lage, Wettbewerbsvorteile zu stärken und das Potenzial beider Länder zu erhöhen.
Und die Ukraine verfügte über ein bedeutendes Erbe, darunter eine leistungsfähige Infrastruktur, ein Gastransportsystem, fortschrittliche Industrien des Schiffs- und Flugzeugbaus, der Raketenproduktion sowie Wissenschafts-, Design- und Ingenieurschulen von Weltrang. Als sie dieses Erbe bekamen, versprachen die Führer der Ukraine, als sie ihre Unabhängigkeit erklärten, dass die ukrainische Wirtschaft zu einer der führenden werden würde und dass der Lebensstandard zu den höchsten in Europa gehören würde.
Heute liegen die industriellen Hightech-Giganten, die einst die Ukraine und das ganze Land stolz machten, am Boden. In den letzten 10 Jahren ist die Produktion des Maschinenbaus um 42 Prozent gesunken. Das Ausmaß der Deindustrialisierung und des allgemeinen Verfalls der Wirtschaft lässt sich an einem Indikator wie der Stromproduktion ablesen, die sich in der Ukraine in den letzten 30 Jahren fast halbiert hat. Schließlich lag das BIP pro Kopf der Ukraine laut IWF im Jahr 2019, noch vor der Coronavirus-Epidemie, bei weniger als 4.000 US-Dollar. Das liegt unter der Republik Albanien, der Republik Moldau und dem nicht anerkannten Kosovo. Die Ukraine ist heute das ärmste Land in Europa.
Wessen Schuld ist das? Etwa die der Menschen in der Ukraine? Nein, natürlich nicht. Es sind die ukrainischen Regierungen, die die Errungenschaften vieler Generationen verschleudert und vergeudet haben. Wir wissen, wie fleißig und talentiert die Menschen in der Ukraine sind. Sie können beharrlich und ausdauernd Erfolge und hervorragende Ergebnisse erzielen. Und diese Eigenschaften, sowie Offenheit, natürlicher Optimismus und Gastfreundschaft sind nicht verschwunden. Die Gefühle von Millionen von Menschen, die Russland nicht nur gut, sondern mit großer Liebe behandeln, so wie wir es mit der Ukraine tun, bleiben die gleichen.
Vor 2014 arbeiteten Hunderte von Abkommen und gemeinsamen Projekten daran, unsere Wirtschaft, Geschäfts- und Kulturbeziehungen zu entwickeln, die Sicherheit zu stärken und gemeinsame soziale und ökologische Probleme zu lösen. Sie brachten den Menschen greifbare Vorteile – sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Das war für uns das Wichtigste. Deshalb haben wir mit allen, ich möchte das betonen, mit allen Führern der Ukraine fruchtbar zusammengearbeitet.
Selbst nach den bekannten Ereignissen in Kiew im Jahr 2014 habe ich der russischen Regierung die Anweisung gegeben, Optionen für Kontakte durch Fachministerien und Behörden zu prüfen, um unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu unterstützen. Auf der anderen Seite ist ein solches Verlangen jedoch bis heute nicht vorhanden. Trotzdem ist Russland immer noch einer der drei wichtigsten Handelspartner der Ukraine und Hunderttausende von Ukrainern kommen zu uns, um zu arbeiten und hier Gastfreundschaft und Unterstützung zu finden. So ein „Aggressorstaat“ sind wir.
Als die UdSSR zusammenbrach, glaubten viele in Russland und der Ukraine aufrichtig daran, dass unsere engen kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Bindungen überleben würden und dass die Gemeinschaft der Menschen, die sich im Kern immer verbunden gefühlt hatten, intakt bleiben würde. Doch die Ereignisse begannen sich – zunächst schleichend, dann immer schneller – in eine andere Richtung zu entwickeln.
Im Grunde haben die ukrainischen Eliten beschlossen, die Unabhängigkeit ihres Landes durch die Leugnung seiner Vergangenheit zu rechtfertigen, abgesehen von der Frage der Grenzen. Sie begannen, die Geschichte zu mythologisieren und umzuschreiben, alles auszulöschen, was uns verbindet, und über die Zeit, als die Ukraine Teil des Russischen Reiches und der UdSSR war, als Besatzung zu sprechen. Die gemeinsame Tragödie der Kollektivierung und die Hungersnot der frühen 30er Jahre werden als Genozid am ukrainischen Volk dargestellt.
Radikale und Neonazis verkünden offen und zunehmend dreister ihre Ambitionen. Sie wurden sowohl von der offiziellen Regierung als auch von lokalen Oligarchen gehätschelt, die, nachdem sie das ukrainische Volk ausgeraubt hatten, das gestohlene Geld in westlichen Banken aufbewahrten und bereit waren, ihr Mutterland zu verkaufen, um ihr Kapital zu erhalten. Dazu kommt die chronische Schwäche der staatlichen Institutionen, die Position des Landes als freiwillige Geisel des geopolitischen Willens von anderen.
Lassen Sie mich daran erinnern, dass die USA und die EU-Länder die Ukraine vor langer Zeit, lange vor 2014, systematisch und hartnäckig dazu gedrängt haben, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland zu beschneiden und zu begrenzen. Wir haben als größter Handels- und Wirtschaftspartner der Ukraine angeboten, die aufkommenden Probleme im Format Ukraine-Russland-EU zu diskutieren. Aber jedes Mal wurde uns gesagt, dass Russland nichts damit zu tun hat, da die Angelegenheit nur die EU und die Ukraine betrifft. De facto lehnten die westlichen Länder wiederholte russische Vorschläge zum Dialog ab.
Schritt für Schritt wurde die Ukraine in ein gefährliches geopolitisches Spiel hineingezogen, das darauf abzielt, die Ukraine in eine Barriere zwischen Europa und Russland zu verwandeln, in einen Brückenkopf gegen Russland. Unweigerlich kam der Zeitpunkt, an dem das Konzept „die Ukraine ist nicht Russland“ nicht mehr zufriedenstellend war. Es wurde ein „Anti-Russland“ benötigt, mit dem wir uns niemals abfinden werden.
Diejenigen, die dieses Projekt in Auftrag gaben, gingen von den Vorstellungen der alten polnisch-österreichischen Ideologen vom „antimoskovitischen Russland“ aus. Und Sie sollten niemanden damit täuschen, dass das im Interesse der Menschen in der Ukraine geschehe. Die Rzeczpospolita brauchte nie die ukrainische Kultur, geschweige denn die Autonomie der Kosaken. In Österreich-Ungarn wurden die historischen russischen Gebiete gnadenlos ausgebeutet und blieben die ärmsten des Landes. Die Nazis, die von Kollaborateuren, Nachkommen der OUN-UPA, bedient wurden, brauchten nicht die Ukraine, sondern einen Lebensraum und Sklaven für die arischen Herren.
An die Interessen des ukrainischen Volkes hat man nicht einmal im Februar 2014 gedacht. Die berechtigte Unzufriedenheit des Volkes, verursacht durch akute sozioökonomische Probleme, Fehler und inkonsequentes Handeln der damaligen Regierung, wurde einfach zynisch ausgenutzt. Westliche Länder mischten sich direkt in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein und unterstützten den Putsch. Radikale nationalistische Gruppen fungierten als ihr Rammbock. Ihre Parolen, Ideologie und unverhohlene aggressive Russophobie wurden weitgehend zur Grundlage der Regierungspolitik in der Ukraine.
Alles, was uns vereint hat und immer noch vereint, ist unter Beschuss geraten. In erster Linie die russische Sprache. Ich erinnere mich, dass die neuen „Maidan“-Regierungen zuerst versucht hat, das Gesetz über die staatliche Sprachpolitik aufzuheben. Dann gab es das Gesetz zur „Säuberung der Regierung“, das Bildungsgesetz, das die russische Sprache praktisch aus dem Bildungswesen verbannte.
Und schließlich brachte der amtierende Präsident bereits im Mai dieses Jahres das Gesetz über „einheimisch Völker“ in die Rada ein. Als solche werden nur die anerkannt, die eine ethnische Minderheit darstellen und außerhalb der Ukraine keinen eigenen Staat haben. Das Gesetz wurde verabschiedet. Neue Samen der Zwietracht wurden gesät. Und das in einem Land, das – wie ich bereits festgestellt habe – sehr komplex ist, was seine territoriale, ethnische und sprachliche Zusammensetzung, seine Entstehungsgeschichte angeht.
Man kann argumentieren: Wenn man von einer einzigen großen Nation spricht, einem dreieinigen Volk, welchen Unterschied macht es dann, für wen sich die Menschen halten – für Russen, Ukrainer oder Weißrussen? Dem stimme ich voll und ganz zu. Zumal die Entscheidung über die ethnische Zugehörigkeit, insbesondere in gemischten Familien, das Recht eines jeden Menschen ist, der frei in seiner Wahl ist.
Aber es geht darum, dass in der Ukraine heute die Situation völlig anders ist, weil wir über einen erzwungenen Identitätswechsel sprechen. Und das Widerlichste ist, dass die Russen in der Ukraine nicht nur gezwungen werden, auf ihre Wurzeln, auf die Generationen ihrer Vorfahren zu verzichten, sondern auch zu glauben, dass Russland ihr Feind ist. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass der Kurs in Richtung Zwangsassimilation, in Richtung Bildung eines ethnisch reinen ukrainischen Staates, der gegenüber Russland aggressiv ist, in seinen Folgen mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen uns vergleichbar ist. Als Ergebnis eines solchen groben, künstlichen Bruchs zwischen Russen und Ukrainern kann das russische Volk um Hunderttausende oder sogar Millionen Menschen reduziert werden.
Sie haben auch unsere geistige Einheit angegriffen. Wie zu Zeiten des Großfürstentums Litauen haben sie eine neue Kirchenabgrenzung begonnen. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass sie politische Ziele verfolgen, mischten sich die weltlichen Regierungen grob in das Leben der Kirche ein und brachten sie zur Spaltung, zur Beschlagnahmung von Kirchen, zum Verprügeln von Priestern und Mönchen. Auch die weitgehende Autonomie der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die zwar ihre geistige Einheit mit dem Moskauer Patriarchat bewahrt, passt ihnen kategorisch nicht. Dieses sichtbare, jahrhundertealte Symbol unserer Verwandtschaft müssen sie um jeden Preis zerstören. (Anm. d. Übers.: Die von Präsident Poroschenko durchgedrückte Kirchenspaltung in der Ukraine ist ein komplexes Thema, über das im Westen nie berichtet wurde, das in der Ukraine aber für viel böses Blut, Gewalt und vor allem Spaltung gesorgt hat)
Ich denke, es ist nur folgerichtig, dass ukrainische Vertreter wiederholt gegen die Resolution der UN-Generalversammlung stimmen, die die Verherrlichung des Nazismus verurteilt. Unter dem Schutz der offiziellen Regierung finden Märsche und Fackelzüge zu Ehren der Kriegsverbrecher aus den SS-Verbänden statt. Mazepa, der alle seine Leute verraten hat, Petliura, der den polnischen Schutz mit ukrainischen Ländereien bezahlte, und Bandera, der mit den Nazis kollaborierte, werden zu Nationalhelden erklärt. Sie tun alles, um die Namen von echten Patrioten und Siegern, auf die man in der Ukraine immer stolz war, aus dem Gedächtnis der jungen Generationen zu löschen.
Für die Ukrainer, die in den Reihen der Roten Armee, in den Partisanenkommandos kämpften, war der Große Vaterländische Krieg wirklich ein vaterländischer, denn sie schützten ihre Heimat, ihr großes gemeinsames Vaterland. Mehr als zweitausend wurden zu Helden der Sowjetunion. Unter ihnen sind der legendäre Pilot Iwan Nikitowitsch Kozhedub, die furchtlose Scharfschützin und Verteidigerin von Odessa und Sewastopol Ljudmila Michailowna Pawlitschenko, der tapfere Partisanenführer Sidor Artemjewitsch Kowpak. Diese unbezwingbare Generation kämpfte, gab ihr Leben für unsere Zukunft, für uns. Ihre Leistung zu vergessen, bedeutet, unsere Großväter, Mütter und Väter zu verraten.
Das „Anti-Russland“-Projekt wird von Millionen von Ukrainern abgelehnt. Die Menschen auf der Krim und in Sewastopol haben ihre historische Wahl getroffen. Und die Menschen im Südosten versuchten friedlich, ihre Position zu verteidigen. Aber alle, auch die Kinder, wurden als Separatisten und Terroristen abgestempelt. Sie begannen, mit ethnischer Säuberung und dem Einsatz von militärischer Gewalt zu drohen. Und die Bewohner von Donezk und Lugansk griffen zu den Waffen, um ihre Heimat, ihre Sprache, ihr Leben zu schützen. Hatten sie denn – nach den Pogromen, die durch ukrainische Städte fegten, nach dem Horror und der Tragödie vom 2. Mai 2014 in Odessa, wo ukrainische Neonazis Menschen bei lebendigem Leib verbrannten – eine andere Wahl, etwa ein neues Katyn? Solche Massaker zu begehen waren auch die Anhänger von Bandera bereit, auf der Krim, in Sewastopol, Donezk und Lugansk. Auch jetzt sind sie nicht gegen solche Pläne. Sie warten auf ihre Stunde. Aber sie wird nicht kommen.
Der Staatsstreich und die darauf folgenden Aktionen der Regierung in Kiew provozierten unweigerlich Konfrontation und Bürgerkrieg. Nach Angaben des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat die Gesamtzahl der Opfer in dem Konflikt im Donbas 13.000 überschritten. Darunter sind auch Alte und Kinder. Schreckliche, unersetzliche Verluste.
Russland hat alles getan, um den Brudermord zu stoppen. Das Minsker Abkommen, das auf eine friedliche Beilegung des Konflikts im Donbass abzielt, wurde abgeschlossen. Ich bin überzeugt, dass es dazu immer noch keine Alternative gibt. Jedenfalls hat niemand seine Unterschrift unter dem Minsker Abkommen oder den entsprechenden Erklärungen der Führer der Länder des Normandie-Formats zurückgezogen. Niemand hat eine Revision der Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 17. Februar 2015 initiiert.
Während der offiziellen Verhandlungen, vor allem nach dem „Druck“ durch unsere westlichen Partner, erklären die Vertreter der Ukraine regelmäßig die „volle Verbundenheit“ mit dem Minsker Abkommen, während sie sich in Wirklichkeit von der Position leiten lassen, dass es „inakzeptabel“ ist. Sie haben nicht die Absicht, ernsthaft über den Sonderstatus des Donbass oder Garantien für die dort lebenden Menschen zu sprechen. Sie ziehen es vor, das Bild des „Opfers äußerer Aggression“ auszuschlachten und mit Russophobie hausieren zu gehen. Sie arrangieren blutige Provokationen im Donbass. Kurzum, sie ziehen mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit ihrer ausländischen Herren und Meister auf sich.
Allem Anschein nach, und davon bin ich zunehmend überzeugt, braucht Kiew den Donbass einfach nicht. Warum? Erstens werden die Bewohner dieser Regionen niemals die Ordnung akzeptieren, die Kiew mit Gewalt, Blockade und Drohungen durchzusetzen versucht hat und weiterhin durchzusetzen versucht. Und zweitens widersprechen die Ergebnisse sowohl von Minsk-1 als auch von Minsk-2, die eine echte Chance zur friedlichen Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine bieten, indem sie unter Vermittlung Russlands, Deutschlands und Frankreichs direkt mit Donezk und Lugansk verhandelt werden, der gesamten Logik des „Anti-Russland“-Projekts. Das kann nur durch die ständige Kultivierung des inneren und äußeren Feindbildes aufrechterhalten werden. Und ich sollte hinzufügen – unter dem Protektorat, unter der Kontrolle der Westmächte.
Das ist es, was in der Praxis passiert. Vor allem wird in der ukrainischen Gesellschaft ein Klima der Angst geschaffen, eine aggressive Rhetorik, ein Frönen der Neonazis und eine Militarisierung des Landes. Damit einher geht nicht nur eine völlige Abhängigkeit, sondern auch eine direkte Kontrolle von außen, einschließlich der Überwachung der ukrainischen Behörden, Geheimdienste und Streitkräfte durch ausländische Berater, der militärischen „Erschließung“ des ukrainischen Territoriums und der Einrichtung von NATO-Infrastruktur. Es ist kein Zufall, dass das oben erwähnte skandalöse Gesetz über „einheimischen Völker“ in der Ukraine unter dem Deckmantel groß angelegter NATO-Manöver verabschiedet wurde.
Auch das Schlucken der Reste der ukrainischen Wirtschaft und die Ausbeutung ihrer Bodenschätze werden unter demselben Deckmantel durchgeführt. Der Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen ist nicht mehr weit entfernt, und es ist klar, wer sie aufkaufen wird. (Anm. d. Übers.: Die ukrainische Schwarzerde gilt als der fruchtbarste Boden der Welt und sie wird nun auf Druck des IWF zur Privatisierung an ausländische Unternehmen freigegeben) Ja, von Zeit zu Zeit erhält die Ukraine finanzielle Mittel und Kredite, aber zu den Bedingungen und Interessen von westlichen Unternehmen und mit Präferenzen und Privilegien für westliche Unternehmen. Übrigens, wer wird diese Schulden zurückzahlen? Offenbar soll das nicht nur die jetzigen Generation von Ukrainern tun, sondern auch deren Kinder, Enkel und wahrscheinlich Urenkel.
Die westlichen Autoren des „Anti-Russland“-Projekts passen das ukrainische politische System so an, dass zwar Präsidenten, Abgeordnete und Minister wechseln, die Politik der Trennung und Feindschaft mit Russland aber unverändert bleibt. Frieden war vor der Wahl der wichtigste Slogan des amtierenden Präsidenten. Er kam auf dieser Grundlage an die Macht. Diese Versprechen haben sich als Lüge herausgestellt. Es hat sich nichts geändert. Und in gewisser Weise hat sich die Situation in der Ukraine und um den Donbass auch noch verschlechtert.
In dem „Anti-Russland“-Projekt ist kein Platz für eine souveräne Ukraine oder für politische Kräfte, die versuchen, ihre wirkliche Unabhängigkeit zu verteidigen. Diejenigen, die über Versöhnung in der ukrainischen Gesellschaft sprechen, über Dialog, darüber, um einen Weg aus der entstandenen Sackgasse zu finden, werden als „pro-russische“ Agenten abgestempelt.
Ich wiederhole: Für viele Menschen in der Ukraine ist das „Anti-Russland“-Projekt einfach inakzeptabel. Und es gibt Millionen solcher Menschen. Aber sie dürfen den Kopf nicht erheben. Sie sind praktisch der rechtlichen Möglichkeit beraubt, ihren Standpunkt zu verteidigen. Sie werden eingeschüchtert, in den Untergrund getrieben. Sie werden für ihren Glauben, für das gesprochene Wort, für die offene Äußerung ihrer Position nicht nur verfolgt, sondern auch getötet. Die Mörder gehen in der Regel straffrei aus. (Anm. d. Übers.: Das ist keine russische Propaganda, das berichtet das UNHCR jedes Mal in seinen regelmäßigen Berichten über die Lage der Menschenrechte in der Ukraine)
Als „echter“ Patriot gilt in der Ukraine jetzt nur noch der, der Russland hasst. Mehr noch, die gesamte ukrainische Staatlichkeit soll, wie wir es verstehen, in Zukunft ausschließlich auf dieser Idee aufgebaut werden. Hass und Verbitterung – und das hat die Weltgeschichte immer wieder bewiesen – sind ein sehr wackeliges Fundament für Souveränität, das mit vielen ernsten Risiken und schlimmen Folgen behaftet ist.
Wie verstehen alle Tricks, die mit dem Projekt „Anti-Russland“ verbunden sind. Und wir werden niemals zulassen, dass unsere historischen Gebiete und die dort lebenden, uns nahestehenden Menschen gegen Russland eingesetzt werden. Und denjenigen, die einen solchen Versuch unternehmen werden, möchte ich sagen, dass sie damit ihr Land zerstören werden.
Die gegenwärtige Regierung in der Ukraine bezieht sich gerne auf die westlichen Erfahrungen und betrachtet sie als Vorbild, dem man folgen sollte. Schauen Sie sich doch mal an, wie Österreich und Deutschland, die USA und Kanada nebeneinander leben. Sie sind sich durch ethnische Zusammensetzung, Kultur und de facto eine Sprache nahe, sie bleiben trotzdem souveräne Staaten, mit ihren eigenen Interessen, mit ihrer eigenen Außenpolitik. Das hindert sie aber nicht an engster Integration oder Bündnisbeziehungen. Sie haben sehr transparente Grenzen. Und ihre Bürger fühlen sich zu Hause, wenn sie sie überqueren. Sie gründen Familien, studieren, arbeiten und machen Geschäfte. Das gilt übrigens auch für Millionen von Einwohnern der Ukraine, die jetzt in Russland leben. Für uns sind sie unsere Leute, unsere Lieben.
Russland ist offen für den Dialog mit der Ukraine und bereit, die komplexesten Fragen zu diskutieren. Aber es ist wichtig für uns zu verstehen, dass unser Partner seine nationalen Interessen verteidigt und nicht die von jemand anderem bedient und kein Werkzeug in den Händen eines anderen ist, um gegen uns zu kämpfen.
Wir respektieren die ukrainische Sprache und Traditionen. Wir respektieren das Streben der Ukrainer danach, ihr Land als freies, sicheres und wohlhabendes Land zu sehen.
Ich bin überzeugt, dass eine echte Souveränität der Ukraine nur in Partnerschaft mit Russland möglich ist. Unsere geistigen und zivilisatorischen Bande haben sich seit Jahrhunderten gebildet, entstammen denselben Quellen und wurden durch gemeinsame Prüfungen, Errungenschaften und Siege gestärkt. Unsere Verwandtschaft wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Sie ist in den Herzen, in der Erinnerung der Menschen, die im heutigen Russland und der Ukraine leben, in den Blutsbanden, die Millionen unserer Familien vereinen. Gemeinsam waren und sind wir immer viel stärker und erfolgreicher. Denn wir sind ein Volk.
Heute werden diese Worte von einigen mit Feindseligkeit wahrgenommen. Sie können beliebig interpretiert werden. Aber viele Menschen werden mich hören. Und ich sagen nur eines: Russland war nie und wird nie „anti-ukrainisch“ sein. Aber was die Ukraine sein wird, müssen ihre Bürger entscheiden.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Da die Ukraine für die Russen ein sehr wichtiges Thema ist, gibt es in dem Buch natürlich auch ein sehr ausführliches Kapitel über den Konflikt in der Ukraine.
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Ein programmatischer Putin-Artikel, der mir aus der Seele spricht. Vor allem sollte man in Erinnerung behalten, dass Putin in erster Linie kein Historiker oder Aufklärer ist, sondern ein Politiker. Wenn er einen Artikel schreibt, ist das keine zufällige Laune, sondern ein Signal und eine ideologische Vorbereitung. Die Hauptaussagen: „Wir werden kein Anti-Russland an unseren Grenzen dulden“, „Die Ukraine kann ihre Ansprüche auf die russischen territorialen Geschenke aus der Sowjetzeit verwirken“. Ich denke, das Ganze ist als letzte Warnung an die ukrainische Führung zu verstehen, dass es so nicht weitergehen kann.
Na sicher ist das ein „politisches Statement“.
Aber was er schreibt, geht auch unter historischen Gesichtspunkten im Großen und Ganzen in Ordnung.
Voevoda sagt: Ich denke, das Ganze ist als letzte Warnung an die ukrainische Führung zu verstehen, dass es so nicht weitergehen kann.
RT-übersetzte auch auszugsweise den Artikel unter der Überschrift:
„Die Mauer zwischen uns ist eine Tragödie“: Putin analysiert Beziehungen zur Ukraine . Leider hat RT den- für gerade Deutschland – wichtigsten Absatz überlesen. Wie auch Thomas Röper in seinem eigenem Einführungskommentar, welcher, dem Grunde nach, nur auf das hinlenken zum Verständnis historischer Tatsachen aufbaut.
Ich kommentierte bei RT und stellte den für Deutschland wesentlichen Absatz in Form eines Fotos ein
https://images.spot.im/image/upload/v200/ce5288414cc36db45b7e68ed5e7f3d8b Der Einfachheithalber hier die Kopie des Kommentars auf RT
RT sollte sich etwas intensiver mit dem beschäftigen, was Putin letztendlich mit dem Artikel ausdrücken will.
Ja..es geht um die Ansprache an die Ukrainer – und auch an die Russen- Doch die Ukrainer sollten eben auch genau sich den Artikel durchlesen… Vor allem jedoch die Berliner….
Warum?
Putin spricht nur in einem einzigen Absatz die Werte-HerrenMenschen an, welche die Ukraine als ihren Hass-Speer in Richtung Russland und gleichzeitig als Spucknapf benutzen. Gerade Berlin sollte Putins Artikel nicht nur lesen, sondern beginnen, ihn auch zu beherzigen. Man spürt in Putins Artikel mit jedem Absatz mehr und mehr seine nachlassende Geduld. Das Ringen mit sich selbst, dem Ukraine-Spuk ein Ende zu bereiten, bevor auch noch der letzte Ukraine seine Würde komplett verliert.
Denke mal, die Wertewesten-Analysten der Regierungen haben den Wink mit dem Zaunpfahl ( ROTE LINIEN) sehr wohl verstanden. Doch viel wichtiger scheint mir, dass es die Basis versteht. Weil die Basis sterben wird, wenns in der Ukraine dann tatsächlich mit militärischen Mitteln geregelt werden muss und die Nato mit seiner Speerspitze Deutschland, sich dort einmischen wird wollen.
Habe gestern so die mir bekannten Experten in Russland angeschaut. Und alle halten sich in ihren Kommentaren nicht an dem auf, welche die historischen Gemeinsamkeit betreffen, weil die kennt jeder halbwegs normale Ukrainer und die Russen wohl ebenso.
Wenn demnach Voevoda sagt: Ich denke, das Ganze ist als letzte Warnung an die ukrainische Führung zu verstehen, dass es so nicht weitergehen kann….. dann ist das richtig, doch eben die wesentliche Warnung spricht Putin an Wertewesten-HerrenMenschen
Man muss das zusammenfassen:
Sofern auch schon nur die Nato würde in entsprechendem Statement die Aufnahme der Ukraine an bestimmten Datum würde festmachen, ist der Tag gekommen, dass präventiv durch Russland gehandelt werden muss. Nicht kann, sondern MUSS.
Muss das sogar nochmal korrigieren. Dachte die Aufnahme wäre die ROTE Linie. Doch ich denke, mich der Meinung der Direktorin von Russtrad https://russtrat.ru/news/13-iyulya-2021-1202-5020 anschließen zu müssen, was die Sache gerade für die Deutschen, wird nicht einfacher wird machen. Man kann es sogar zeitmäßig eingrenzen. Nämlich dann, wenn die Briten tatsächlich beginnen wollen, eine Militärbasis in der Ukraine zu bauen.
Wladimir Putin markierte erneut die rote Linie im Schicksal der Ukraine
MOSKAU, 13. Juli 2021, Institut RUSSTRAT.
Am 12. Juli 2021 erschien der Artikel von Wladimir Putin „Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern“. Er versprach es während der jährlichen Direktverbindung am 30. Juni 2021, ihn zu schreiben. Hier ein Zitat aus dem Artikel:
„Alle Tricks, die mit dem Anti-Russland-Projekt verbunden sind, sind uns klar. Und wir werden niemals zulassen, dass unsere historischen Territorien und die dort lebenden Menschen, die uns nahe stehen, gegen Russland verwendet werden. Und denen, die einen solchen Versuch unternehmen, möchte ich sagen, dass sie auf diese Weise ihr Land zerstören werden.“
Diese Aussage formuliert eine der roten Linien sowohl für die sogenannte ukrainische Elite als auch für ihre Kuratoren im Namen des kollektiven Westens. Wir sprechen über die Unannehmbarkeit des Szenarios, wenn die Ukraine in einen gegenüber unserem Land völlig feindlichen Staat verwandelt wird, wenn die militärische Infrastruktur der NATO auf ihrem Territorium stationiert wird.
In diesem Fall wird Russland gezwungen sein, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, auch militärischer Art. Gleichzeitig ist es möglich, dass diese Maßnahmen präventiven Charakter haben.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass der Artikel genau am 12. Juli veröffentlicht wurde, als orthodoxe Gläubige den Gedenktag der Heiligen Ersten Apostel Petrus und Paulus feiern.
Elena Panina , Direktorin des Instituts RUSSTRAT
Na da lesen Sie mal das (vom 07.07.):
_____://russtrat.ru/analytics/7-iyulya-2021-0010-4938
„Меркель сама заводит диалог с Россией в тупик“
geDeepLt.
„Merkel bringt den Dialog mit Russland selbst ins Stocken
Ist Berlin bereit, den dritten fatalen Fehler mit Moskau zu begehen?
MOSKAU, 7. Juli 2021, RusSTRAT-Institut. Wenn man versucht, eine Analyse der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland zu konstruieren, muss man über die bestehende politisch korrekte Sprache hinausgehen, die die Realität in Begriffen beschreibt, die in den liberalen Wertekodex und die Terminologie der Politikwissenschaft passen.
…“
Ich wollte das eigentlich lieber nicht an die große Glocke hängen – weil man da alles mögliche interpretieren kann, und ich von dieser These, wonach die Briten, als die alles steuernde, finstere Macht im Hintergrund, quasi für nahezu alles Elend verantwortlich seien, nicht so recht überzeugt bin – aber die ist auch nur die „Trägerfrequenz“ für die Botschaft, und wenn es nun einmal soweit ist, sollten die Deutschen doch zur Kenntnis nehmen, daß die Zeiten der „deklaratorischen Freundschaft“ oder „postulierten Interessengemeinschaft“ vorbei sind.
Und mein ganz persönliches Hochlicht ist da der allerletzte Satz:
„… Третий раз мы из Берлина, чтобы он снова стал унизительным вассалом англосаксов, не уйдем.“
gedeepLt lautet der wohl deutsch:
„… Wir werden Berlin nicht ein drittes Mal verlassen, um es wieder zu einem demütigenden Vasallen der Angelsachsen zu machen.“
Ist mir natürlich bekannt. Eben, um Putins Artikel „in die richtige Richtung verstehen zu wollen“ ist es nun mal notwendig, die kausalen Zusammenhänge aller gemachten Aussagen zu sehen. Die des Aussenministeriums, ebenso wie von einigen anderen, von denen man weiß, dass diese Gespräche nun mal auch (intern) so geführt werden… dies über Monate, bis es sich in einer – DANN – vielbeachteten Aussage Putins wiederfindet. …
Nun, wie auch immer. Für die Erkenntnis der BASIS in Deutschland müssen wohl noch andere Konzepte durch Russland geschaffen werden, als Journalisten eine Basis zu schaffen (RT z.Bsp) und dann das Interpretieren der Aussenpolitik diesen zu überlassen. Eben, weil diese wieder mit WEST-Denken an die Sache herangehen und eben nicht, wie die Direktorin Elena in der Lage ist, die Spreu vom Weizen zu trennen….
Dieses „WEST-Denken“ is mir da auch schon mehrmals übel aufgestoßen…
https://www.facebook.com/frankingo.gottschlich.1
Das vergessen wir mal ganz schnell…
Noch eine wichtige Aussage: „Sie warten auf ihre Stunde. Aber sie wird nicht kommen.“
Super Artikel, werter Herr Röper. Wieder was gelernt, Dank dafür.
Mm, und ich hab mich mit DeepL geplagt …
Tolle Arbeit – diese Übersetzung! Danke!
Die Nachkommen der SS Division Galizien, aus dem ehemaligen K&K Gebiet, sind also für Präsident Putin Brüder. Ob der schon mal von Kain und Abel gehört hat ?????
Für die Herrenmenschen aus den K&K gebieten, waren die Slawen, schon immer ausschließlich Sklaven, darum haben sie sie ja auch so benannt. Die sind ganz tief, immer der Überzeugung, Russen sind Untermenschen. Darum haben sie ja auch so begeistert und Glühend, bei dem Ausrotten der Russen, der SS Divisionen und Wehrmacht mit gewirkt.
Nette Brüder haben sie da, Herr Putin.
Um „ein Volk“ zu sein – müssen diese ukri’s erst mal ent-nazi-fiziert werden – und zwar gründlichst… – wir vergessen z.B. Odessa niemals!!
Ein tiefgründiger geschichtliche Abriss 🙂 Ich habe von westlichen Politikern bisher nicht erlebt, dass sie sich die selbe Mühe machen, hingegen aber in den Wörterbüchern herumschnüffeln, um uns mit neuen „Wortschöpfungen“ zu belästigen, in die Irre zu führen und gegeneinander aufzuhetzen.
Sofern ich die lange bewegte Geschichte im Osten verstanden habe, kann man also grob das gesamte Gebiet der Russen in Großrussland, Weißrussland, Kleinrussland und Neurussland aufteilen, wobei jetzt Kleinrussland (Kiew) unter westlicher Infiltration sein eigenes Ding zu machen glaubt. Nun gut – das ist derzeit kaum zu ändern, aber Kiew wird Neurussland mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr unter seine Kontrolle bringen können und in dieses miese Spiel mit hineinziehen … und das ist für den Weltfrieden auch gut so 🙂
Die Bolschewiki sahen das russische Volk als unerschöpfliches Material für soziale Experimente an. Sie träumten von einer Weltrevolution, die ihrer Meinung nach die Nationalstaaten gänzlich abschaffen würde. Deshalb schnitten sie Grenzen willkürlich zu und verteilten großzügige territoriale „Geschenke“. Wovon genau sich die bolschewistischen Führer beim Zerhacken des Landes leiten ließen, spielt keine Rolle mehr. Über die Details, den Hintergrund und die Logik dieser oder anderer Entscheidungen lässt sich streiten. Eines ist klar: Russland wurde de facto ausgeraubt.
Da sehen wir die Initiatoren der Revolution von 1917 direkt vor uns, denn es sind dieselben, die auch neute die Völker abschaffen wollen und sich für Experimente am „neuen Menschen“ mit zig Geschlechtern nicht zu schade sind. Ich war lange nicht hier, aber es lohnt sich!!!
Rußland wurde nach 1917 ausgeraubt. Der Zarenschatz verschwand genauso wie das russische Gold..
Wenn man sich in London, auf die Straße stellt und Ruft, alle Werte von Russland raus kommen, dann wird man von Gold Erschlagen
„Nicht von der Hand zu weisen“….
Herr Röper, wenn Ihr Putin-Buch irgendwann einmal einen Folgeband er-halten sollte, dann muss dieser Artikel unbedingt dort hinein.
@ Im Jahr 1939 wurden die zuvor von Polen besetzten Gebiete an die UdSSR zurückgegeben.
Eine sehr gewagte Formulierung unter Beachtung des polnisch-sowjetischer Nichtangriffspakts von 1932.
Pssst … ( 🙂 ) Wir wollen in der Zukunft leben… da muss schon mal was gewagt werden ..
Der semantisch korrekte Ausdruck wäre zurückerobert oder gewaltsam rückgegliedert, allerdings ist der Fuchs Putin zu schlau, um auf die als „Raffinesse“ bezeichnete Darstellung von Sachverhalten gemäß der eigenen Position beim Verfassen einer politischen Rede zu verzichten.
Hat was von „Mein Kampf“.
Schätze „Historiker“ Putin hat Ostmarkgefühle.
Krimsekt und Champangerbann.
Na da freuen wir uns doch, daß liberale Demokraten da wieder intellektuelle Hochlichter beizusteuern belieben, welche von dem zeugen, was der Bundesgerichtshof da einst so schön mit „Einfache Denkungsart“ zu umschreiben verstand. (Das war in den längst vergangenen Zeiten, als deutsche Rechtsdogmatik noch das Recht beherrschte, als Recht noch als „Wert an sich“ galt.)
Und es ist im Übrigen ja eine Binsenweisheit, daß gerade Großdeutsche ihre Seele in der Weise erleichtern, als daß sie ihre geheimsten Wünsche in den Feinde projizieren, was ihnen die eine oder andere mentale Dissonanz, weil doch der Russe nun nicht mehr im deutschen Reiche steht, man sich statt dessen an einer viel weiter östlich gelegenen Front mit ihm herum schlagen muß, erträglicher macht … obwohl, vielleicht werden da auf diesem nur zu bekanntem Terrain einfach glückselige Erinnerungen an einstige Größe wach…
Herr Putin hat die Lügenhaftigkeit der ukrainischen Geschichtspolitik widerlegt.
Besonders erbaulich finde ich die These des Völkermords durch Hunger, die von Repräsentanten des Tiefen Staates der USA, wie Frau Applebaum, vehement verfochten wird. Lustig wird es auch, wenn die Ukrainer einerseits als Angehörige des lateinischen Kulturkreises, andererseits aber als wahre Erben der – nur von Historiker als Kiewer Rus bezeichneten – Reiches der Rus, dargestellt werden.
Was sind die Ukrainer nun Lateinier oder Slawo-Orthodoxe? Eine Entscheidung für etwas ist immer auch ein Entscheidung gegen etwas! Die (westlichen – im Sinne von aus dem westlichen Landesteilen stammenden) Ukrainer scheinen bis heute an einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden, weil sie offenkundig ihren Platz in der Geschichte noch nicht gefunden haben!
*Historikern
Na da freuen wir uns doch, daß liberale Demokraten da wieder intellektuelle Hochlichter beizusteuern belieben, welche von dem zeugen, was der Bundesgerichtshof da einst so schön mit „Einfache Denkungsart“ zu umschreiben verstand. (Das war in den längst vergangenen Zeiten, als deutsche Rechtsdogmatik noch das Recht beherrschte, als Recht noch als „Wert an sich“ galt.)
Und es ist im Übrigen ja eine Binsenweisheit, daß gerade Großdeutsche ihre Seele in der Weise erleichtern, als daß sie ihre geheimsten Wünsche in den Feinde projizieren, was ihnen die eine oder andere mentale Dissonanz, weil doch der Russe nun nicht mehr im deutschen Reiche steht, man sich statt dessen an einer viel weiter östlich gelegenen Front mit ihm herum schlagen muß, erträglicher macht … obwohl, vielleicht werden da auf diesem nur zu bekanntem Terrain einfach glückselige Erinnerungen an einstige Größe wach…
Nur jemand mit so einem großen Geschichtswissen kann überhaupt so ein guter Staatsmann sein wie Putin.
Ich würde wetten das KEINER der Mitglieder unserer Regierung so gut über die deutsche oder irgend eine Geschichte Bescheid weiß.
Die Ukrainer sind sehr wohl ein eigenständiges Volk, allerdings besitzt dieses keine signifikante Eigenart, ebenso wie die Tschechen und Slowaken sich voneinander sprachlich, kulturell und mental nicht markant unterscheiden.
Die Ukrainer hätten ein Volk Russlands im Sinne der Friesen in Deutschland werden können, aber bedauerlicherweise wurden sie dazu gezwungen den Weg der Nationalisierung zu beschreiten.
*Historikern
Es hat eine Weile gedauert, aber siehe da:
https://www.freitag.de/autoren/ulrich-heyden/geschichtsstunde-mit-putin