Ölpreiskrieg: OPEC-Plus einigt sich unter Vorbehalt auf Reduzierung der Ölförderung
Die Medien melden eine Einigung im Streit um die Ölförderquoten, dabei ist die Einigung noch nicht in trockenen Tüchern. Was ist das Ergebnis der elfstündigen Telefonkonferenz der OPEC-Plus-Länder?
Über die Chronologie des „Ölpreiskrieges“ zwischen Saudi-Arabien und Russland und die Standpunkte der Länder vor der Telefonkonferenz am Donnerstag habe ich am Mittwoch ausführlich geschrieben. Um das jetzt nicht alles zu wiederholen, verweise ich hier auf den Artikel von Mittwoch.
Wenn die Medien den Verfall des Ölpreises als Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland darstellen, ist das eine starke Vereinfachung. Es geht nämlich auch um die USA. Während sich die OPEC und Russland vor Jahren zur OPEC-Plus zusammengetan haben, um den Ölpreis durch eine Koordinierung der Fördermengen zu kontrollieren, haben sich die USA diesen Bemühungen nicht angeschlossen.
Der Ölpreis lag in den letzten Jahren zwischen 60 und 100 Dollar. Die USA sind in dieser Zeit zum größten Öl-Produzenten der Welt aufgestiegen, weil sie auf Fracking setzen. Fracking ist nicht nur sehr umweltschädlich, sondern vor allem teuer. Damit sich das Fracking in den USA (und Kanada, das auch stark auf Fracking setzt) lohnt, muss der Ölpreis über 50 Dollar liegen. Liegt er darunter, macht die Frackingindustrie Verluste.
Die USA haben während die OPEC-Plus ihre Fördermengen reduziert hat, um den Ölpreis stabil zu halten, diese Situation ausgenutzt und ihre Produktion erhöht und sich so Marktanteile erobert. Das hat den OPEC-Plus-Ländern, vor allem Saudi-Arabien, nicht gefallen.
Als sich die OPEC-Plus-Länder Anfang März nicht auf neue Fördermengen einigen konnte, hat Saudi-Arabien den Markt mit Öl überflutet und der Ölpreis ist zeitweise auf unter 20 Dollar gefallen, er hat sich also mehr als halbiert.
In dieser Situation war die Lage vor der Telefonkonferenz schwierig. Abgesehen davon, dass eine weltweite Reduzierung der Ölförderung um zehn und später sogar bis zu zwanzig Prozent im Raum stand, die man innerhalb der OPEC-Plus-Länder aufteilen musste, war die Frage auch, wie die USA sich an der Reduzierung der Fördermengen beteiligen. Die USA sitzen da jedoch gar nicht mit am Tisch, aber die OPEC-Plus-Länder waren nicht bereit, erneut einseitig die Förderung zu reduzieren, damit die USA weiterhin auf ihre Kosten Marktanteile erobern.
Die Einigung, die die OPEC-Plus-Länder nach der elfstündigen Telefonkonferenz verkündet haben, steht noch unter einem anderen Vorbehalt: Im Spiegel konnte man lesen:
„Mexiko ist den Opec-Angaben zufolge der einzige große Ölförderstaat, der sich nicht an der Erklärung beteiligt hat. „Die Vereinbarung ist abhängig von der Zustimmung Mexikos“, heißt es nun in der Erklärung.“
In dem ganzen Spiegel-Artikel wurde praktisch nur über die Diskussionen in der OPEC-Plus berichtet und darüber, dass die Einigung scheitert, wenn Mexiko nicht zustimmt. Das ist zwar richtig, aber unvollständig. Erst im letzten Satz des letzten Absatzes hat der Spiegel die USA zumindest noch erwähnt:
„Am Freitag soll eine Telefonkonferenz der G20-Energieminister stattfinden, bei der der Ölmarkt ebenfalls eine Rolle spielen dürfte. Experten gehen davon aus, dass die Opec+ dort Unterstützer suchen wird, die ihre Produktion dann ebenfalls kürzen könnten. Vor allem ein Beitrag der USA dürfte der Opec+ wichtig sein.“
Im russischen Fernsehen gab es mehr Details, als in den meisten deutschen Medien. Die Schwierigkeit bei den Verhandlungen war, wer seine Fördermengen wie starkt senkt. Alle haben sich geeinigt, aber Mexiko war mit der Forderung, seine Förderung um 400.000 Barrel täglich zu senken, nicht einverstanden und hat nur 100.000 Barrel angeboten. Die weltweite Förderung soll aber mindestens um 10. Millionen Barrel gesenkt werden, später möglicherweise sogar um bis zu 20 Millionen.
Außerdem wurde das russische Fernsehen deutlicher, was die Bedeutung der USA angeht:
„Die Marktteilnehmer werden am Freitag die Verhandlungen der Energieminister der G-20 genau beobachten. Der Einsatz der größten Erdölproduzenten, einschließlich der USA und Kanada, die ihre Förderung um fünf Millionen Barrel täglich reduzieren können, kann die Bemühungen für eine Stabilisierung des Ölpreises stimulieren.“
Die Kuh ist also noch nicht vom Eis, die USA und Kanada sollen sich mit bis zu fünfzig Prozent an der Senkung der Ölförderung beteiligen. Der Ölmarkt schaut nun auf Mexiko, die USA und Kanada.
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