Coronavirus: Wie ist die Lage in Russland und wie wird in Russland berichtet?

Während das Coronavirus Deutschland mehr und mehr lahmlegt, geht das Leben in Russland bisher weitgehend normal weiter. Hier werde ich über eigene Eindrücke aus Russland berichten und einen Beitrag des russischen Fernsehens über Russlands Maßnahmen gegen die Pandemie übersetzen.

Sicherlich gibt es auch bei Russen und in sozialen Netzwerken Panik wegen des Coronavirus. Aber in meinem eigenen Bekanntenkreis wird die Geschichte mit Humor genommen. Auch Hamsterkäufe gibt es in Russland nicht, alle Supermärkte sind gefüllt wie eh und je. Lediglich Desinfektionsmittel und Schutzmasken sind kaum noch zu bekommen.

Als wir uns am Wochenende mit Freunden getroffen haben (eine alte Freundin war nach zwei Jahren mal wieder in Petersburg und so traf sich eine „alte Clique“ im Pub), war eines der Themen natürlich Corona. Aber es wurden in erster Linie Witze gemacht. In Russland wurden praktisch alle Flüge ins Ausland eingestellt, das Land trennt sich von der mit Corona infizierten Welt ab. Und so war einer der Witze des Abends die „Verschwörungstheorie“, dass die Krim der wahre Urheber des Coronavirus sein muss. Schließlich wird der Tourismus auf der Krim dieses Jahr blühen, wenn die Russen nicht mehr nach Ägypten, in die Türkei oder nach Griechenland an den Strand fliegen können.

Aber wenn man es ernsthaft betrachtet, dann bemerkt man in Russland nur, dass die Flüge ins Ausland eingestellt worden sind. Ansonsten ist noch alles wie immer. Die Menschen sind auf den Straßen, in den Kneipen, in den Museen, die Geschäfte sehen aus, wie immer und Videos über leere Regale in Europa werden mit ungläubigem Staunen auf WhatsApp und anderen sozialen Medien geteilt.

Und tatsächlich hat Russland bei der Bekämpfung des Virus bisher sehr viel richtig gemacht. Als erstes Land hatte Russland die Grenze zu China geschlossen und schon seit fast zwei Wochen müssen Einreisende aus europäischen „Corona-Ländern“ wie Deutschland automatisch nach der Einreise in eine 14-tägige Quarantäne. Bei Verstößen gegen die Vorschriften drohen bis zu fünf Jahre Haft. Und die Vorschriften sind einfach: Man darf die Wohnung 14 Tage nicht verlassen, unter keinen Umständen. Wer einen Arzt braucht, der ruft an und der Arzt macht einen Hausbesuch. Lebensmittel können beim Lieferservice bestellt werden, bezahlt wird online.

Diese kompromisslosen Maßnahmen haben dazu geführt, dass es in Russland (Stand Montag mittag) 63 Corona-Infizierte gibt und fast alle haben die Infektion aus dem Ausland mitgebracht. Erst am Freitag wurde der erste Fall gemeldet, der sich in Russland bei einem aus den Ausland zurückgekehrten Touristen infiziert hat. Und auch da geht Russland hart vor: Nicht nur die Personen, die Kontakt mit dem Infizierten hatten, müssen nun in Quarantäne, sondern auch die Menschen, die mit den Kontaktpersonen Kontakt hatten. Und auch diejenigen, die mit den Kontaktpersonen der Kontaktpersonen Kontakt hatten. Man redet von den „drei Kreisen“, die so um eine infizierte Person gezogen werden.

Ob Russland so einen unkontrollierten Ausbruch, wie er nun in Europa zu beobachten ist, verhindern kann, bleibt abzuwarten. Zumindest funktionieren die Maßnahmen in Russland bisher und für alle anderen geht das Leben normal weiter.

Das russische Fernsehen hat in der Sendung „Nachrichten der Woche“ am Sonntag über die Situation in Russland und die Maßnahmen der Regierung im Kampf gegen das Coronavirus berichtet und ich habe den Bericht des russischen Fernsehens übersetzt. Er bestand aus zwei Beiträgen, einem Bericht aus dem Studio und einer Reportage über die Maßnahmen in Moskau.

Beginn der Übersetzung:

In Russland ist die Situation mit dem Coronavirus immer noch spürbar entspannter, als in Europa oder Asien, denn während es dort Tausende von Fällen gibt, sind es in Russland nur ein paar Dutzend. Und das sind zur überwiegenden Mehrheit importierte Fälle aus Italien, Frankreich, Österreich und China. Allerdings wurde nun die erste Infektion innerhalb des Landes bekannt, als ein aus Ausland heimgekehrter Mensch einen anderen mit dem Virus identifiziert hat.

Aber trotzdem wiederhole ich es, in Russland ist es nicht wie in Europa: Das Leben verläuft hier insgesamt normal. Bei uns werden nicht ganze Regionen geschlossen, Verkehr und Handel arbeiten normal. Man hat den Eindruck, dass hier keine Maßnahmen ergriffen werden. Aber das stimmt nicht ganz.

Erinnern wir uns daran, dass Russland durch die mit dem Präsidenten abgesprochene Entscheidung der Regierung, das erste Land der Welt war, das die Grenze zu China geschlossen hat. Das war eine schmerzhafte, aber entscheidende und wirksame Entscheidung. Nun wurde beschlossen, den Eisenbahnverkehr mit Lettland sowie mit der Ukraine und Moldawien einzustellen. Auch die Grenze mit Weißrussland wird in der kommenden Woche aus Gründen der Quarantäne geschlossen. All dies ist wichtig, denn die ukrainischen Auslandsarbeiter fahren über Ostern sowohl aus Europa, als auch aus Russland nach Hause. Wenn sie sich zu Hause unter´s Volk mischen und sich dabei den Coronavirus einfangen, ist es riskant, sie danach wieder nach Russland zu lassen.

Die Regierung hat sich getroffen, um ein Maßnahmenpaket und neue Empfehlungen zum Schutz und zur Unterstützung der Russen zu entwickeln. Ministerpräsident Mischustin wird sie am 16. März morgens bekannt geben, aber es ist bereits bekannt, dass unter anderem Entschädigungen für entgangenes Einkommen für Bürger, Einzelunternehmer und Selbstständige, die sich in Quarantäne befinden, diskutiert wird.

Eine weitere Idee ist die Einführung von Steuerferien, auch im Tourismus und im Luftverkehr. (Anm. d. Übers.: „Steuerferien“ sind eine Maßnahme, die die russische Regierung ab und zu für bedrohte Branchen einführt. Es bedeutet eine zeitweise, komplette Befreiung von der Steuerpflicht und ist ein sehr unbürokratisches Instrument zur finanziellen Unterstützung) Außerdem wird ein vierteljährlicher Zahlungsaufschub für kleine und mittlere Unternehmen bei den Steuern vorgeschlagen. Es versteht sich, dass Ärzte und medizinisches Personal, die gegen den Coronavirus kämpfen, besondere Zulagen verdienen. Die Schulferien werden verlängert. Ein wichtiger Punkt: Veranstaltungen, an denen mehr als 1.000 Personen beteiligt sind, können verboten werden. Es ist klar, dass solche restriktiven Maßnahmen gegebenenfalls verschärft werden können.

Gleichzeitig ist der Kampf gegen das Coronavirus komplex. Und hier ist es interessant, wie gezielt die verantwortlichen Dienste im Kampf gegen den Virus arbeiten. Das Hauptziel ist es, Erkrankte zu identifizieren. Wenn bei einem die Diagnose gestellt wird, werden viele hundert Menschen, die mit der Krankheit in Berührung gekommen sind, sofort unter Kontrolle gebracht. Das ist der so genannte „Erste Kreis“. Aber auch der zweite und der dritte Kreis werden untersucht und unter Quarantäne gestellt. Das heißt, die Personen, die mit dem Erkrankten in Kontakt standen, werden ebenfalls unter Quarantäne gestellt und untersucht. Und auch die, die mit der Kontaktperson Kontakt hatten. Und als dritte Runde auch die, die Kontakt mit der Kontaktperson der Kontaktperson des Erkrankten Kontakt hatten. Sie sind schließlich alle gefährdet.

Nicht nur die Ärzte sind an der Ermittlung der Risikogruppe beteiligt, sondern auch die Regierung und die für unsere Sicherheit verantwortlichen Dienste. Das bedeutet viel harte Arbeit. Wir bemerken es gar nicht, aber es ist effektiv. Man bedenke, dass es in Russland nur ca. 60 Menschen gibt, die infiziert sind, aber mehr als 100.000 Tests wurden bereits durchgeführt.

Apropos Tests. In Russland wurde vor einigen Wochen das Testsystem „Vector“ entwickelt und eingesetzt. Seine hohe Genauigkeit wurde in China getestet. Viele Menschen sind überrascht, dass in Kliniken keine Tests durchgeführt werden. Aber sie sollen dort auch nicht durchgeführt werden, denn wer Fieber hat, sollte derzeit nicht in eine Klinik gehen, um andere nicht zu infizieren. Rufen Sie stattdessen einen Arzt und Sie werden zu Hause getestet. Oder im Krankenhaus, wenn der Arzt entscheidet, dass Sie ins Krankenhaus eingeliefert werden sollten.

Selbstbeschränkung aus Gründen der Sicherheit ist heute die richtige Philosophie, denn es ist klar, dass man – im übertragenen Sinne – nicht jeden an die Kette legen kann. Es hängt also viel von jedem von uns ab. Es ist notwendig, die Gewohnheiten zu ändern. Jetzt ist Distanz angesagt, weniger Berührungen und Händeschütteln, Hände sehr oft waschen, Handschuhe, Desinfektion und strikte Quarantäne für alle, die aus den Pandemiegebieten ankommen.

Es ist bekannt, dass das Coronavirus für über 60-jährige besonders gefährlich ist. Dieser Risikogruppe bietet der Premierminister sogar an, unabhängig und freiwillig in eine 14-tägige Quarantäne zu gehen. Angehörige sollten sich um sie kümmern, ihre Rechnungen bezahlen, ihnen Lebensmittel kaufen und sie einfach moralisch unterstützen.

Und vergessen wir nicht, dass die Corona-Epidemie dank der getroffenen Maßnahmen, streng genommen, noch nicht in Russland angekommen ist. Glücklicherweise haben wir keinen einzigen Todesfall durch das Coronavirus. Aber die Zahl der Fälle nimmt weiter zu. Die Lage ist also ernst. Man denke nur daran, dass in Italien, das den Höhepunkt der Epidemie noch nicht überschritten hat, lokale Zeitungen bereits Todesanzeigen auf mehr als zehn Seiten veröffentlichen, während zuvor eine oder zwei Seiten ausgereicht haben.

Über die aktuelle Lage in Russland berichten wir in dieser Reportage.

Bis vor wenigen Tagen war hier noch ein freies Feld. Heute sind hier Hunderte von Bauarbeitern, Muldenkipper und Bagger. Der Bau eines neuen 500-Betten-Infektionskrankenhauses begann 30 Kilometer von Moskau entfernt. Das Krankenhaus in Schnellbauweise wird in Rekordzeit gebaut werden. Es wird ein Krankenhaus für Patienten mit Verdacht auf Coronavirus sein, für den Fall, dass der Bedarf an zusätzlichen Betten wächst. Heute werden sie in der 1. Infektionsklinik und dem Medizinischen Zentrum in Neu-Moskau untergebracht.

In diesem Krankenhaus kommen täglich neue Patienten an. Sie haben nach der Rückkehr aus Westeuropa, China und Südkorea Symptome einer Virusinfektion oder stehen unter Quarantäne. Im Krankenhaus kann die Entwicklung der Krankheit beobachtet werden. Die Zimmer des 600-Betten-Projektes sind bereits zur Hälfte belegt. Wenn sich das Virus weiterhin schnell ausbreitet, kann es bis zu 800 Menschen aufnehmen. Alle Patienten befinden sich im selben Flügel, aber in isolierten Zimmern. Anstelle von Fachabteilungen – Neurologie, Chirurgie, Gynäkologie – arbeitet das Krankenhaus vorübergehend nur mit Coronavirus-Patienten und Verdachtsfällen.

Der Krankenhauskomplex sollte im Frühjahr als multidisziplinäres medizinisches Zentrum eröffnet werden. Aber seit dem 1. März werden hier Patienten unter Quarantäne gestellt. In den zwei Wochen wurde das Coronavirus bei 12 von 300 Personen bestätigt.

„Die Quarantänemaßnahmen, um gefährdete Patienten zu identifizieren und sie zu isolieren, die wir in Moskau sehen, sind ein relativ gutes Bild, wenn wir es mit Italien vergleichen. So einfach ist es.“, sagte Denis Protsenko, Chefarzt des Moskauer Klinikums Nr. 40.

Immer noch sind viele Russen im Ausland und weil die Flüge weitgehend eingestellt wurden, muss auch hier eine Lösung gefunden werden. Die Fluggesellschaften arbeiten an Lösungen.

„Wir haben beschlossen, dass wir bis zum 19. März 14 Mal mit leeren Flugzeugen nach Deutschland, Spanien und Israel fliegen, um unsere Kunden nach Hause zu bringen“, sagte Elena Selivanov, eine Sprecherin der Fluggesellschaft „Pobeda“.

Europäische Flüge werden am Flughafen Scheremetjewo, Terminal F, abgefertigt. Am Flughafen finden doppelte Temperaturmessungen statt. Der erste Test gleich an Bord des ankommenden Liners, der zweite dann im Terminal. Die Wärmebildkamera hat eine Genauigkeit 0,1 Grad Celsius.

Flüge von Berlin, Wien und Seoul landen hier. Es sind fast keine Ausländer an Bord, es sind unsere Rückkehrer nach Russland. An jeden Passagier im Flugzeug werden Masken ausgeteilt. Jeder muss ein Formular und einen Fragebogen ausfüllen. Danach werden sie zur Quarantäne nach Hause geschickt.

Für Krankschreibungen muss man nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus, Ehrenamtliche bringen sie nach Hause. Medizinische Handschuhe, Masken, Spray, kein persönlicher Kontakt. Das Dokument wird über die Türschwelle übergeben.

Die Krankschreibung kann man telefonisch bestellen. Es gibt drei Callcenter in Moskau. Zweihundert Mitarbeiter wurden in einer Sporthalle untergebracht und sie beantworten die Fragen der Anrufer.

„Die Menschen müssen sich 14 Tage lang selbst isolieren. Es gibt keine Möglichkeit, die Wohnungen zu verlassen. Sie dürfen keine Massenveranstaltungen, Geschäfte oder Apotheken besuchen und sie dürfen nicht arbeiten oder studieren. Sie müssen Wege finden, mit der Außenwelt zu interagieren, zum Beispiel Lieferdienste oder Hilfe von Freunden oder Nachbarn“, sagte Vera Ardanets, Hotline-Mitarbeiterin im Moskauer Gesundheitsministerium.

Anna Bakurskaya hilft ihren Nachbarn: Das Paar ist vor kurzem aus Italien zurückgekehrt, jetzt darf es das Haus nicht verlassen. Sie arbeiten über das Internet von zu Hause aus. Schwieriger ist es mit den Lebensmitteln, denn hier auf dem Dorf, das hundert Kilometer von Moskau entfernt ist, gibt es keinen Lieferservice.

Sie packt die Lebensmittel in Tüten und hängt die an den Zaun: Wenn die Frau vom Tor weggeht, können die isolierten Nachbarn sie abholen. Das Geld überweisen sie online. Aber nicht jeder ist bereit, zwei Wochen Quarantäne zu bleiben.

Eine Bewohnerin von Miassa, Larissa Yasnev, die aus Italien zurückkehrte, weigerte sich, sich auf das Virus testen zu lassen. Sie hält sich für gesund, aber vor Gericht funktioniert ein solches Argument nicht. Yasnev wurde gefasst und zur Zwangsquarantäne verurteilt – nicht zu Hause, sondern im Krankenhaus. Bevor sie abgetaucht ist, hatte sie sich noch bei Reportern beschwert: Ihre Rechte würden verletzt.

In der Tschechischen Republik droht bei Verletzung der Quarantäne eine Geldstrafe von bis zu 130.000 Dollar, in Israel bis zu sieben Jahren Gefängnis. In Italien drohen drei Monate Gefängnis. Das Gesetz zieht Menschen für persönliche Verantwortungslosigkeit zur Verantwortung. Jede infizierte Person ist gefährlich für andere Menschen.

„Bei der Bevölkerung muss das Bewusstsein und die Bereitschaft geweckt werden, sich nicht nur selbst zu schützen, sondern auch den Ärzten zu helfen, die wirklich heldenhafte Arbeit leisten, damit das medizinische System nicht zusätzlich durch Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit belastet wird. Letzten Monat habe ich China zweimal besucht und ich konnte sehen, wie sich das Verhalten der Menschen auf der Straße verändert hat. Wenn es Anfang Februar dort noch normal war, ein Stück Papier neben den Mülleimer auf der Straße zu werfen, ist es den Menschen nun zur Gewohnheit geworden, sich ständig die Hände zu waschen, auch die Straßen sind so sauber geworden, dass man sich – bildlich gesprochen – auf dem Asphalt schlafen legen kann. Und jeder erwartet irgendwie, dass die Wissenschaftler oder Ärzte nun das Geheimnisse lüften, wie man dem Coronavirus entfliehen kann. Das Geheimnis ist, dass ein Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil das wichtigste ist“, sagte Alexander Semenov, stellvertretender Direktor des St. Petersburger Instituts für Epidemiologie und Mikrobiologie.

Kein Händedruck ist auch ein Ausdruck des Bewusstseins. Grüßen Sie sich mit einem Lächeln. Waschen Sie Ihre Hände so oft wie möglich mit Antiseptik- oder Alkoholservietten. Die Maßnahmen sind einfach und unkompliziert, aber effektiv, versichern die Ärzte.

In Eingängen der U-Bahn-Stationen Moskaus und in den Eingangsbereichen von Fabriken, gibt es auch Sanitäter mit Wärmebildkameras. Wer über 37 Grad hat, wird nach Hause geschickt. Die Eisarena von ZSKA schickte die Hockey-Fans nach Hause. Das Spiel der russischen Eishockeyliga fand ohne Zuschauer statt. In Moskau und den Vororten wurden Veranstaltungen mit mehr als fünftausend Menschen verboten, in St. Petersburg Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern.

Das Bildungsministerium schlägt vor, dass die Schulen vorübergehend auf Fernunterricht umstellen. In Lipezk wurden alle Bildungseinrichtungen der Region unter Quarantäne gestellt. Die Klassenräume sind leer, sie werden desinfiziert. Lehrer arbeiten online mit ihren Schülern und erklären ihnen, wie sie sich vor dem Virus schützen können: „Man muss die Hände gründlich waschen und Masken tragen.“

Aber medizinische Masken sind schwer zu bekommen. Wir besuchten Apotheken in verschiedenen Regionen des Landes: Lipezk, Pensa, Jekaterinburg, Vladikavkaz. Auch in der Apotheke des Flughafens Scheremetjewo, wo internationale Flüge ankommen, gibt es keine Masken.

In Swerdlowsk, wo medizinische Masken genäht werden, arbeiten sie in zwei Schichten. Menschen und Maschinen ruhen nicht einmal nachts. Im Februar kam es zu Unterbrechungen der Rohstofflieferungen. Jetzt ist die Nachfrage ins Unrealistische gewachsen. Die Produktionsmengen haben sich verdoppelt, aber es ist immer noch nicht genug.

Die Maske ist kein Allheilmittel. Für präventive Zwecke macht sie nur im ÖPNV und an überfüllten Orten Sinn. Das Virus kann über jede Schleimhaut in den Körper gelangen, auch durch die Augen, die ungeschützt bleiben. Die Masken sind nur in Kombination mit Antiseptika und gut gewaschenen Händen wirksam.

Ende der Übersetzung

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

6 Antworten

  1. Früher oder später gibt es in RU dieselben Probleme. Am heutigen Nachmittag sind es schon 93 bestätigte Fälle und die Dunkelziffer dürfte wie überall in Europa höher sein. Alle staatlichen Schulen werden in Moskau ab dem 21.3 .2020 geschlossen.

  2. Rigorose Maßnahmen, auch wenn sie natürlich wenig populär sind und ggf. auch Existenzen bedrohen können, sind nun mal die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung zu verhindern. Natürlich verursachen solche Maßnahmen auch enorme Kosten. Aber wie sieht die Alternative aus? Die Ausbreitung ist nicht zu verhindern, wenn wie bisher in Deutschland nur halbherzige Maßnahmen ergriffen wurden, die wirtschaftliche Depression zieht sich über Wochen und Monate hin und verursacht zum Schluss viel höhere Schäden!

  3. Mal eine blöde Frage: Wie groß ist denn in Russland der Grenzwechsel über die grüne Grenze durch Schmuggel, Menschenhandel oder ähnliches? Bei einem so großen Land kann ich mir kaum vorstellen, dass da nicht tatsächlich so einiges passiert.
    Dennoch sind die Maßnahmen im Rahmen der legalen Grenzwechsels mehr als richtig.

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