US-Präsidentschaftskandidat Biden: Saubermann oder korrupter Strippenzieher?

Als Joe Biden vor einigen Wochen seine Kandidatur für das US-Präsidentschaftsamt 2020 verkündet hat, freuten sich die deutschen Medien. Der neue Heilsbringer der deutschen Presse ist jedoch kein Mann mit einer weißen Weste, nur erfährt der deutsche Leser das nicht von seinen Medien.

Barrack Obama war und ist für die deutsche Presse fast ein Heiliger. Dass er mehr Kriege geführt hat, als der ungeliebte George Bush jr. wird dabei von der Presse in Deutschland geflissentlich übersehen. Und weil Joe Biden Vizepräsident unter Obama war, gilt er für die deutschen Medien automatisch als Hoffnungsträger.

Wichtiger sind jedoch seine Machenschaften, über die in den deutschen Medien kein Wort berichtet wird. Aber bevor wir dazu kommen, erst einmal das Bild, dass deutsche Medien für das deutsche Publikum von Joe Biden zeichnen. Als Biden am 25. April seine Kandidatur verkündete, freute sich der Spiegel:

„In den meisten Umfragen führt Biden das Feld der demokratischen Bewerber an. Sein Bekanntheitsgrad hilft ihm dabei. Ein weiterer Pluspunkt ist seine Bodenständigkeit, mit der er vermutlich vor allem bei älteren Wählern punkten kann. Und ganz klar: „Uncle Joe“ kann mit seinem kumpeligen Charme in den Staaten des „Rostgürtels“ im Norden der USA ähnliche Menschen ansprechen wie Donald Trump – weiße Arbeiter, verunsicherte Angehörige der Mittelschicht, Konservative.“

Am 30. April setzte der Spiegel noch einen drauf:

„Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Gelassenheit, das sind Joe Bidens Markenzeichen. Biden, der Ehrliche, der Kumpel von nebenan – so kennen ihn die meisten Amerikaner aus seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama.“

Joe Biden, der Bescheidene. Blöd nur, dass das ganz und gar nicht stimmt. Was die deutschen Medien lieber verschweigen ist, dass Biden für Vetternwirtschaft und Korruption steht.

Nach dem Maidan hat er seinen Sohn Hunter Biden in der ukrainischen Burisma Holdings, einem Gaskonzern, im Aufsichtsrat platziert. Biden Junior bekam dort 50.000 Dollar monatlich für seine Tätigkeit, obwohl er vorher noch nie etwas mit Bodenschätzen zu tun gehabt hat und als der ukrainische Staatsanwalt wegen Korruption gegen Bursima und Biden Junior ermitteln wollte, da stoppte Papa Biden die Ermittlungen. Und das ist kein böses Gerücht, Joe Biden hat das selbst bei einem Auftritt beim Council on Foreign Relations stolz erzählt:

„Ich sollte in Kiew eine weitere Kreditgarantie verkünden. Und ich hatte die Zusagen von Poroschenko und Jazenjuk, dass sie Maßnahmen gegen den Generalstaatsanwalt ergreifen würden und sie taten es nicht. Und als wir zur Pressekonferenz gingen, sagte ich ihnen: Ich kann Euch die Milliarde Dollar nicht geben.“ Sie sagten „Sie haben die Autorität nicht, Sie sind nicht der Präsident. Der Präsident hat es zugesagt.“ Ich sagte: „Ruft ihn an.“ Ich sagte: „Ich sage Euch, Ihr bekommt die Milliarde Dollar nicht.“ Ich sagte: „Ihr bekommt die Milliarde nicht, ich werde in etwa sechs Stunden abreisen.“ Ich sah sie an und sagte: „Ich reise in sechs Stunden ab, wenn der Generalstaatsanwalt bis dahin nicht gefeuert ist, bekommt Ihr das Geld nicht.“ Hurensohn, er wurde gefeuert. Und sie setzten jemanden ein, der zu der Zeit zuverlässig war.“

Quelle: siehe Video
Joe Biden Admits to Getting Ukrainian Prosecutor who Investigated Son Fired

In den USA ist das durchaus ein Thema, nur eben in Deutschland nicht. So hat die New York Times am 1. Mai einen ausführlichem Artikel über die Affäre veröffentlicht. Während man Biden in Deutschland als „Heilsbringer“ bezeichnet, befürchtet die New York Times anscheinend, dass Trump Bidens Vergangenheit im Wahlkampf durch die Medien zerren wird, was Bidens Reputation als bescheidener „Uncle Joe“ sehr schaden dürfte. Und so könnte Biden ungewollt zu Trumps Steigbügelhalter für die zweite Amtszeit werden.

In dem Artikel der New York Times kann man auch lesen, dass der danach ernannte „zu der Zeit zuverlässige“ Generalstaatsanwalt ein Herr Lutsenko war, der später ebenfalls Ermittlungen zu dem Thema aufgenommen hat, die jedoch bislang kein Ergebnis gebracht haben. Lutsenko ist eine Schlüsselfigur in der Ukraine, es geht auch um Ermittlungen gegen Poroschenko und seine Leute wegen Korruption, die Lutsenko bisher verhindert so gut er kann. Auch geht es nun wieder um die Todesschüsse auf dem Maidan.

Lutsenko hat bereits seinen Rücktritt angeboten, wenn Selensky Präsident wird, denn Lutsenko muss sich überlegen, wie er unbeschadet die Seiten wechseln kann, wenn er verhindern möchte, dass ein neuer, von Selensky ernannter Generalstaatsanwalt, gegen ihn Ermittlungen einleitet, weil er Strafverfahren verschleppt hat.

Hunter Biden hat sein Amt bei Burisma einen Monat vor der Verkündung der Kandidatur seines Vaters niedergelegt. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein, man will vermeiden, dass die fragwürdigen Verbindungen in die Ukraine, verbunden mit Korruption und persönlicher Bereicherung, während des Wahlkampfes andauern. Jetzt kann man wenigstens behaupten, all das sei lange vor der Kandidatur beendet worden.

Im übrigen ist es doch vielsagend, dass ausgerechnet Joe Biden, der ständig anderen Ländern vorwirft, sich in Wahlen in den USA einzumischen, völlig offen erzählt, dass er dies für die USA selbst in anderen Ländern getan hat. Doppelmoral der USA eben.

Und auch für Europa würde Biden kaum etwas Gutes bedeuten, denn was er von den Europäern hält, hat er noch als Vizepräsident deutlich gesagt. Biden hält die Europäer für Vasallen, die der US-Politik auch dann kritiklos folgen sollen, wenn es zum eigenen Schaden ist.

Er gab schon Ende 2014 ganz offen zu, dass die EU keine Sanktionen gegen Russland verhängen wollte, weil diese der EU schaden würden. Und er hat stolz erzählt, dass es zu diesen Sanktionen nur gekommen ist, weil Präsident Obama und er so einen starken Druck auf die EU ausgeübt haben, dass die EU schließlich notgedrungen Sanktionen zum eigenen Schaden beschlossen hat.

Und so einen Mann sehen die deutschen Medien als „Heilsbringer“, als „ehrlichen Kumpel von nebenan“?

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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