Telefonstreich: Russische Pranker täuschen US-Beauftragten für Venezuela, der mit ihnen offen über US-Pläne spricht
Zwei in Russland für ihre Telefonstreiche bekannte Männer, „Vovan“ und „Lexus“, so ihre Künstlernamen, haben einen ganz besonderen Coup gelandet. Es gelang ihnen, sich als „Schweizer Präsident“ auszugeben und am Telefon mit dem US-Beauftragten für Venezuela Elliott Arams zu sprechen. Das Gespräch ist Realsatire vom Feinsten, denn Abrams redet ganz offen über seine Politik in Sachen Venezuela. Er fordert, Guthaben in der Schweiz einzufrieren oder gleich Guaido zu übergeben. Und er sprach auch über eine mögliche US-Invasion.
Das russische Fernsehen berichtete heute über diese Geschichte und veröffentlichte die Mitschnitte, die ich am Ende des Artikels verlinkt habe. Die Gespräche sind auf Englisch mit russischen Untertiteln, sodass jeder mit Englischkenntnissen sich das anhören kann. Es handelt sich um zwei Telefonate, denn am Ende des ersten Gespräches wurde das weitere Vorgehen und der Austausch von Informationen besprochen. Es folgte ein Schriftwechsel per e-Mail und ein zweites Telefonat.
Tatsächlich hat das US-Finanzministerium sogar eine Liste mit 20 Namen aus dem angeblichen Umfeld von Präsident Maduro geprüft. Die Namen waren jedoch frei erfunden, genauso, wie die angebliche schweizer Bank mit Konten aus Venezuela.
Um nicht alles selbst zu schreiben, übersetze ich ab hier den Beitrag des russischen Fernsehens dazu.
Beginn der Übersetzung:
Zum Thema Venezuela haben wir eine sehr interessante Audio-Datei erhalten. Es ist die Aufzeichnung eines Telefongesprächs mit einer Diskussion über die Konten der Ölgesellschaften der Bolivarischen Republik Venezuela bei Schweizer Banken, sowie Konten von Privatpersonen, die angeblich Personen aus dem Umfeld des legitimen Präsidenten Nicolas Maduro gehören. Der US-Beauftragte für Venezuela, Elliot Abrams, nimmt an dem Gespräch teil und auf der anderen Seite eine Person, die sich als Präsident der Schweiz ausgibt. Er war der Initiator des Telefonates. Und er hat Abrams in seinem Büro angerufen. Technische Nuancen treten im Vergleich zum Inhalt des Gesrpäches in den Hintergrund. Kurzum: Die amerikanische Seite beharrt entgegen allen Normen des Wirtschaftsrechts auf der totalen Sperrung aller venezolanischen Vermögenswerte bei schweizer Banken. Und dabei ahnt Abrams nicht einmal, dass sein Gesprächspartner nicht der Schweizer Präsident ist, für den er sich ausgibt.
Das Telefongespräch beginnt mit einem kurzen Austausch von Höflichkeiten. Dann geht es schnell zur Sache. Der „Schweizer Präsident“ erzählt, dass bei einer frei erfundenen Bank mit dem Namen „Limpopo“ Konten der Regierung von Venezuela sind, auf denen Einnahmen aus dem Öl-Geschäft Venezuelas liegen. Dann fragt er Elliott Abrams: „Was tun? Schließlich ist es sauberes Geld, es gibt nichts zu beanstanden“
Die augenblickliche Reaktion des Amerikaners lautet „einfrieren“. Und dann lässt er uns sofort wissen, was passieren würde, wenn die Schweiz nicht gehorcht.
„Es besteht die Gefahr, dass jede Schweizer Bank, die diese Vermögenswerte nach Venezuela überweist, in Zukunft von der künftigen legitimen Regierung Venezuelas (also Guaido) verklagt werden kann, da eine solche Bank diese Vermögenswerte de facto gestohlen hat“ droht wird der Sonderbeauftragte des US-Präsidenten für Venezuela, Elliott Abrams.
Und dabei dachte man doch, dass diese Insel der finanziellen Unabhängigkeit bei allen politischen Verwerfungen neutral bleiben sollte. Und vom angeblichen Präsidenten dieses sicheren Hafens, der Guaido nicht einmal anerkannt hat, erwarten die USA volle Loyalität. Ein Diplomat diktiert einem fremden Staatsoberhaupt die Regeln! Aber das hat den Amerikaner nicht aufhalten können.
„Ja, wir werden diese Konten sperren, wenn Sie uns alle Daten zur Verfügung stellen“ stimmt der „Chef der Schweizerischen Eidgenossenschaft“ zu.
„Okay, was bedeutet das? Welche Informationen brauchen Sie von uns? Wie machen wir das am Besten?“ fragte darauf Elliot Abrams.
„Informationen, dass diese Gelder mit kriminellen oder anderen illegalen Mitteln erhalten wurden“ lautet die Antwort.
Nach dem Gespräch schickte Elliot Abrams den Telefon-Scherzbolden eine Sanktionsliste mit 100 venezolanischen Bürgern. Als Reaktion schickten die Pranker „Vovan“ und „Lexus“ ihre eigene Liste mit 20 Personen zurück. Die meisten von ihnen sind augedachte Fantasiefiguren aus Fernsehserien. Sogar Dmitry Bykov und Marc Feigin waren auf der Liste.
„Wir haben beschlossen, eine eigene Liste zu erstellen, um zu sehen, wie kompetent diejenigen sind, mit denen wir sprechen. Sie nahmen diese Liste ernst. Sie liegt nun im US-Finanzministerium. Der stellvertretende Finanzminister rief mich in dieser Nacht an. Er fragte, ob wir die Liste bekommen haben, die Abrams geschickt hat. Und er war bereit, die Liste zu prüfen, die wir ihnen geschickt haben. Es waren absolut fiktive Charaktere auf dieser Liste, aber sie wurde für ein paar Tage ernstgenommen“ erzählt der Pranker Alexej Stoljarov (Lexus).
Das paradoxe Hauptziel der Amerikaner ist nicht nur, die Konten zu sperren, sondern dieses Geld an Juan Guaido zu überweisen. Es ging dann nur noch um technische Fragen und wirtschaftliche Tricks. Man müsse einen Fonds schaffen, der angeblich das Geld für Nicholas Maduro wäscht. Diese Anschuldigung wird dann durch die Presse veröffentlicht. Was auch sofort getan wurde: Ein bestellter Artikel wurde von einem der größten westlichen Wirtschaftsportale geschrieben, von Bloomberg. Damit hätte man einen Grund für die Sperrung der Konten.
„Der Artikel wurde veröffentlicht. (Anm. des Übersetzers: Der am 25. Februar veröffentlichte Artikel wurde von Bloomberg am 6. März, also nach der Ausstrahlung der Sendung im russischen Fernsehen, verändert, wie auch im Artikel selbst vermerkt ist. Mal sehen, wie lange er noch online ist) Er hat uns diesen Text in einer Mail geschickt, damit wir, wenn nötig, Korrekturen an diesem Artikel vornehmen konnten. Er muss eine sehr enge Beziehung zu einigen Journalisten von Bloomberg haben, zu der Führung von Bloomberg, wenn sie bereit sind, auch ohne es zu überprüfen, alles zu veröffentlichen, was vom US-Beauftragten kommt“ erklärt Vladimir Kuznetsov (Vovan).
Am Ende des Gesprächs mit Abrams kam ein ganz wichtiges Detail. Es stellt sich heraus, dass die Amerikaner nicht vorhaben, mit ihren Truppen in Venezuela einzumarschieren. Aber in der Öffentlichkeit deuten sie es ständig an. Warum?
„Wir wollen nicht Sie und den Kongress nervös machen. Wir versuchen, die venezolanischen Streitkräfte nervös zu machen. Und wir glauben, dass es ein taktischer Fehler wäre, ihnen die Zusicherung zu geben, dass die US-Streitkräfte nie dort einmarschieren werden. Aber wir machen etwas anderes. Wir beschäftigen uns mit dem, was Sie sehen. Finanzieller Druck, wirtschaftlicher Druck, diplomatischer Druck“ erklärte Elliot Abrams.
Alle Korrespondenz und alle Gespräche sind übersichtlich dokumentiert. Auch die Pläne, wie man dem selbsternannten Präsidenten Venezuelas das Geld zukommen lassen wollte. Doch nur wenige werden sich über diese Tatsache wundern: Abrams wird als Spezialist für blutige, pro-amerikanische Staatsstreiche in Lateinamerika bezeichnet.
Ende der Übersetzung
Vovan und Lexus sind in Russland sehr bekannt, sie haben seinerzeit auch einen ähnlichen Telefonstreich mit dem britischen Außenminister Boris Johnson gemacht, der in Russland für viele Lacher gesorgt hat.
Nachdem ich in diesem Beitrag nur die Meldung über diesen „Telefonstreich“ zitiert habe, können Sie hier noch mehr Details über den Artikel bei Bloomberg lesen und wie er nach dieser Veröffentlichung verändert wurde.
Die Pranker Vovan und Lexus haben die beiden Gespräche auf YouTube veröffentlicht, es ist auf Englisch mit russischen Untertiteln. Ab Minute 15.30 beginnt das zweite Telefonat.
Nächster Beitrag: Deutscher Botschafter in Venezuela wurde zur Persona non grata erklärt