Heutige „Frontal 21“ Sendung über russischen Einfluss auf deutsche Politik basiert auf gefälschten Quellen
Heute Abend wird das ZDF in „Frontal 21“ eine „Enthüllung“ über die angebliche russische Einflussnahme auf die deutsche Politik präsentieren, die komplett konstruiert ist. Das ist so offensichtlich, dass man dies schon vor der Ausstrahlung sicher sagen kann, denn die „Enthüllung“ wurde bereits letzte Woche angekündigt und ist auch die Titelstory des Spiegel in dieser Woche. ich hatte also Zeit, die Hintergründe zu recherchieren und will sie Ihnen hier schon vor der Sendung aufzeigen.
Diese Kampagne basiert ausschließlich auf Quellen, die sich bei einer Nachprüfung als Fake herausstellen und stützt sich auf ungenannte Experten, die diese Fake-Quellen bestätigen sollen. Diese „Bestätigungen“ von Fake kann man also auch als Fake einstufen. Der Sinn dieser Kampagne scheint zu sein, die Chancen der AfD bei der Europawahl zu reduzieren.
Vorweg: Ich bin kein Anhänger der AfD, mir geht es nur um die Wahrheit und nicht um eine Partei, welche auch immer es sei!
Bei dem „Skandal“, den „Frontal 21“ in dem Trailer zur heutigen Sendung ankündigt, geht es um „Putins Puppen“, wie der Spiegel diese Woche auf der Titelseite meldet. Das ZDF, die BBC, der Spiegel und eine italienische Zeitung wollen aufgedeckt haben, dass Russland den AfD-Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier „vollständig unter Kontrolle“ habe. Das wäre in der Tat ein Skandal. Also lohnt sich ein Blick auf die Quellen.
Die Information kommt vom „Dossier Center“ des ehemaligen Oligarchen und rechtskräftig verurteilten Betrügers Michail Chodorkowski. Der Mann hat sich in den 1990er Jahren skrupellos auf Kosten des russischen Staates so sehr bereichert, dass er eine zeitlang der reichste Mann Russlands war. Später wurde er angeklagt und wegen Betruges und Steuerhinterziehung verurteilt. Chodorkowski rief darauf hin den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an, der das Urteil jedoch bestätigt hat und ausdrücklich festgestellt hat, dass es kein politisch motivierter Prozess war. Lediglich die Haftbedingungen hat der Gerichtshof kritisiert.
Die ganze „Enthüllung“ bezieht sich also auf Dokumente, die ein rechtskräftig verurteilter Betrüger den Medien zugespielt hat, der eine Rechnung mit Putin offen hat. Man muss weder die AfD noch Putin mögen, um zu verstehen, dass dies ganz objektiv betrachtet keine verlässliche oder gar neutrale Quelle ist.
Über diese Quelle habe ich hier bereits berichtet.
Um diese fragwürdige Quelle aufzuwerten, schrieb der Spiegel in seiner Titelstory im Heft dieser Woche: „Geheimdienstexperten bewerten sie als plausibel„. Da wäre es interessant zu wissen, wer denn diese Experten sind und bei welchem Geheimdienst sie arbeiten. Ohne diese Angaben ist jemand, der eine unglaubwürdige Quelle glaubwürdig machen soll, unglaubwürdig.
Dies alles mag man noch als Spekulation meinerseits sehen, aber das ändert sich sofort, wenn man sich die Dokumente anschaut, auf die sich die Medien berufen. Der Kern der Geschichte ist eine Email, die das ZDF bereits letzte Woche gezeigt hat. Diese Email, die angeblich innerhalb der russischen Regierung kursierte, soll beweisen, dass ein russischer Abgeordneter namens Pjotr Premjak hinter der geplanten Einflussnahme auf den Bundestagsabgeordneten Frohnmaier steckt.
Nur ist diese Mail ein Fake, sie kommt nicht von dem Abgeordneten, wie jeder Mensch mit Russischkenntnissen mithilfe von Google in drei Minuten feststellen kann. Wenn man die gezeigte Mailadresse [email protected] googelt, findet man eine Beschwerde eines Russen namens Philip Petrovitsch Premjak, der sich 2016 bei seiner Hausverwaltung über eine falsche Abrechnung der Wohnnebenkosten beschwert hat.
Darüber habe ich gestern bereits inklusive der Sreenshots geschrieben, die das aufzeigen. Um das zu erkennen, braucht man nicht einmal Russischkenntnisse, man muss nur die vom ZDF gezeigte Mailadresse mit der Mailadresse aus der Google-Suche vergleichen. Das hat ein YouTube-Blogger entdeckt, der Meldungen aus Deutschland für die Russen übersetzt und den ich seit einigen Monaten kenne. Ihm war gar nicht bewusst, dass er der erste war, der das entdeckt hatte.
Außerdem ist es eine Mail von einem Yandex-Account. Yandex ist ein Freemail-Anbieter in Russland, wie zum Beispiel gmx, web.de oder gmail. Das ist sicher kein Kanal, über den Regierungsmitglieder eine Geheimoperation zur Beeinflussung von ausländischen Abgeordneten diskutieren. Dazu haben sie gesicherte dienstliche Mail-Accounts. Schon das sollte also jeden stutzig machen, auch ohne dass man weiß, dass der gezeigte Account nicht zu dem russischen Abgeordneten Pjotr Premjak gehört.
Und das ist alles, worauf sich die aktuelle Medienkampagne von Spiegel und ZDF über eine neue angebliche russische Einmischung in die deutsche Politik, stützt: Eine fragwürdige Quelle und ihre Dokumente, die einer Überprüfung nicht standhalten, aber von ungenannten „Geheimdienstexperten“ als „plausibel“ bewertet werden.
Mehr wurde nicht präsentiert, dafür gab es im 8-seitigen Spiegelartikel lange Tiraden über die bösen Russen als Unterfütterung des „Skandals“.
Ich weiß nicht, ob ZDF und Spiegel diese Sache zusammen mit Chodorkowski fabriziert haben oder ob sie sich nur so sehr über die Geschichte von Chodorkowski gefreut haben, dass sie sie ungeprüft übernommen haben. Oder ob sie es überprüft haben und trotzdem veröffentlicht haben, in der Hoffnung, dass niemand bemerkt, dass es konstruiert ist.
Man darf gespannt sein, wie „Frontal 21“ heute Abend darüber berichtet.
Nachtrag: Die Sendung ist gelaufen, hier finden Sie meinen Artikel dazu.
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