Angebliche russische Einmischung in US-Wahlen: Die Propaganda-Tricks des Spiegel

Wenn es um Trump und die angebliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf von 2016 geht, dann nimmt der Spiegel es mit der Wahrheit nicht so genau. Heute kann man wieder einen Artikel lesen, der den Leser unterbewusst beeinflussen soll.
 
Über diese angebliche Russlandaffäre habe ich schon vor einiger Zeit einen ausführlichen Artikel geschrieben. Hier können Sie die Details der Anschuldigungen und die Hintergründe nachlesen, auf die ich hier nicht alle nochmal eingehen werde.
 
In dem heutigen Artikel im Spiegel geht es darum, dass ein weiterer Vertrauter von Trump im Zusammenhang mit der angeblichen Wahleinmischung Russlands vorübergehend festgenommen wurde. Das ist zwar interessant, für jemanden, der analytisch an die Berichterstattung herangeht, sind die Details zwischen den Zeilen jedoch wesentlich interessanter. Es geht darum, wie der Spiegel quasi nebenbei den Leser unterbewusst beeinflusst.
 
Es beginnt mit einem Bericht über die Festnahme von Roger Stone, die von CNN gefilmt wurde. Der Spiegel stellt aber nicht die Frage, wie ein Team von CNN davon vorher erfahren hat und so vor Ort sein konnte. Hier sieht man schon, dass es in den USA mehr um Bilder und Propaganda geht, als um Fakten, wenn die Ermittler die Presse zu Verhaftungen mitnehmen. Natürlich stellt der Spiegel diese Frage nicht.
 
Stone wird vorgeworfen, etwas mit den Emails zu tun zu haben, die im Sommer 2016 von Wikileaks veröffentlicht wurden. Wir erinnern uns: Im Sommer 2016 veröffentlichte Wikileaks Emails der Demokratischen Partei, aus denen hervorging, dass die Partei den Vorwahlkampf des Kandidaten Sanders behindert und gleichzeitig Clinton bei den Vorwahlen bevorzugt hat. In der Folge musste die Parteichefin zurücktreten, die später in diesem Zusammenhang sogar von Korruption zugunsten von Clinton sprach.
 
Das war aber merkwürdigerweise nicht der Skandal und kein Staatsanwalt hat sich dieser Sache angenommen. Zum Skandal wurde stattdessen, dass Wikileaks die Emails veröffentlicht hat. Es wurde behauptet, dass Russland diese Mails gehackt und an Wikileaks weitergeben hat, was sowohl Russland als auch Wikileaks bestreiten. Wikileaks nennt als Quelle einen Insider in der Demokratischen Partei, was auch der Einschätzung der Experten entspricht, die bei der Analyse festgestellt haben, dass die Mails nicht über das Internet aus dem Server gesaugt wurden, sondern dass die Geschwindigkeit der Datenübertragung auf einen USB-Stick hindeutet. Das allerdings wird in den Medien nie erwähnt.
 
Stattdessen schreibt der Spiegel heute: „Es geht um die Veröffentlichung kompromittierender E-Mails der Demokraten während des Wahlkampfs 2016. Diese E-Mails waren von Russland gehackt und dann von der Enthüllungsplattform WikiLeaks publiziert worden.
 
Kompromittierende Emails? OK, aber warum verschweigt der Spiegel seinem Leser, was da so kompromittierend war? Nämlich dass Clinton zusammen mit der Parteiführung mit unfairen und undemokratischen Methoden versucht hat, ihren innerparteilichen Konkurrenten auszuschalten. Kein Wort darüber im Spiegel.
 
Stattdessen stellt der Spiegel es als Tatsache dar, dass Russland die Mails gehackt habe, dabei gibt es dafür keine Beweise, nicht mal Belege oder Hinweise. Und dass Experten widerlegen, dass es sich überhaupt um einen Hack gehandelt haben kann, sondern um einen USB-Stick gehandelt haben soll, verschweigt der Spiegel komplett. Es geht dem Spiegel hier offensichtlich nicht darum, den Leser zu informieren, sondern ihn mit Falschinformationen zu verwirren.
 
Man könnte diese Dinge ja widerlegen, wenn sie nicht stimmen, aber sie komplett zu verschweigen, hat nichts mit Journalismus, dafür sehr viel mit Meinungsmache zu tun. Und Meinungsmache ist nur ein anderes Wort für Propaganda.
 
Wenn Trump bei den Ermittlungen Muellers von einer Hexenjagd spricht, dann wird das in den Medien lächerlich gemacht, dabei stellte Trump eine wichtige Frage, wie man im Spiegel lesen kann: „“Größte Hexenjagd in der Geschichte unseres Landes!“, twitterte Trump selbst. „Wer hat CNN vorab informiert, dass sie dabei sein konnten?“
 
Ja, wer war das? Und warum? Geht es um sachliche Ermittlungen oder um eine Medienshow? Die Frage ist doch berechtigt.
 
Und obwohl die Medien ständig von der angeblichen russischen Einmischung in die Wahlen berichten, als sei das eine bewiesene Tatsache, ist bis heute nichts bewiesen und nichts bestätigt. Bis heute gibt es keinen handfesten Hinweis für Russlands angebliche Einmischung. Sonderermittler Mueller hat Millionen verpulvert aber noch nicht eine einzige heiße Spur gefunden. Stattdessen hat er ein paar Weggefährten Trumps wegen anderer Delikte angeklagt. Aber er hat eben noch nichts in Sachen Russland gefunden. Das kann man ganz am Ende des Artikels auch noch lesen, nachdem im Artikel vorher alles so dargestellt wurde, als seien es bewiesene Fakten.
 
Zuerst wird im Spiegel-Artikel massiv Stimmung gemacht und wenn die Meinung des Lesers feststeht, dann kommt am Ende des Artikels die Einschränkung, die der inzwischen aber unterbewusst beeinflusste Leser kaum mehr objektiv einordnen kann: „Mueller soll herausfinden, ob die Wahlmanipulation durch Russland und andere Akteure mit dem Trump-Team koordiniert war, und wenn ja, wie. Auch untersucht er mutmaßliche Versuche der späteren Vertuschung und Justizbehinderung. Mueller hat inzwischen 34 Personen aus Trumps Umfeld angeklagt – wenn auch nicht wegen konkreter Russland-Vergehen, sondern wegen anderer Vorwürfe wie Meineid, Justizbehinderung und Steuerbetrug.
 
Und obwohl nichts erwiesen ist, steht in dem Satz trotzdem nochmal die Formulierung „ob die Wahlmanipulation durch Russland und andere Akteure mit dem Trump-Team koordiniert war“, womit wieder suggeriert wird, dass es diese „Wahlmanipulation“ wirklich gegeben hat. Dabei gibt es dafür auch nach inzwischen über zwei Jahren intensiver Ermittlungen noch immer keinen einzigen Beleg. Der Spiegel schafft es trotzdem, in drei Sätzen die „Wahlmanipulation“ als Fakt darzustellen und gleichzeitig mitzuteilen, dass der Sonderermittler bisher nichts außer Meineid, Justizbehinderung oder Steuerhinterziehung gefunden hat.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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