Abschied von einem Massenmörder – Wie die Medien die Verbrechen von George Bush senior ignorieren

Ich wollte mich eigentlich nicht an der Berichterstattung über den Tod von Ex-Präsident George Bush beteiligen, zumal ich es für unpassend halte, schlecht über jemanden zu schreiben, der gerade gestorben ist. Aber eine solche Überschrift wie diese im Spiegel kann ich nicht unkommentiert stehen lassen. Daher eine kurze Richtigstellung.
 
Der Spiegel titelt heute zum Abschied von George Bush „Trauerfeier für George Bush – Abschied von einem Großen
 
Da fragte ich mich unwillkürlich, ob sie am Ende das Wort „Massenmörder“ vergessen haben. Ich will daher nur kurz auf die Verbrechen aufmerksam machen, die George Busch zweifelsfrei begangen hat.
 
Ende 1989 überfiel Bush Panama, offiziell um einen Diktator zu vertreiben, den die USA anschließend in einem Schauprozess nach US-Recht zu 40 Jahren Gefängnis in Florida verurteilten. Tatsächlich ging es jedoch um den Panamakanal, den die USA für sich beanspruchen und der für sie strategisch wichtig ist, um die US-Flotte schnell zwischen Atlantik und Pazifik verlegen zu können. Im Ergebnis gab es Schäden in Milliardenhöhe und tausende Tote. Der Krieg war ein illegaler Angriffskrieg und Bush damit ein Kriegsverbrecher per Definition.
 
Auch der erste Golfkrieg gegen den Irak war ein Verbrechen, denn Sadam hatte bei der Botschafterin der USA in Bagdad nachgefragt, wie die USA sich verhalten würden, wenn er Kuweit annektieren würde. Die Antwort war, dass sich die USA nicht in innere Angelegenheiten der Region einmischen würden.
 
Sadam nahm das als Freibrief und griff 1990 Kuweit an. Die USA mimten die Entsetzten und stellten eine internationale Invasionsarmee zusammen, die im Januar 1991 den Irak angriff. Der Krieg selbst war zwar vom UN-Sicherheitsrat erlaubt und damit legal, allerdings war er eben durch einen Trick der USA erst möglich geworden. Bush hatte Sadam in eine Falle gelockt.
 
Auch gab es in diesem Zusammenhang die sogenannte „Brutkastenlüge“. Die Menschen im Westen wollten nicht wegen Kuweit in einen Krieg ziehen und so wurde eine Werbeagentur beauftragt, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das Ergebnis war, dass eine kuweitische Krankenschwester vor einem US-Ausschuss berichtete, wie irakische Soldaten in Kuweit in den Krankenhäusern die Frühgeburten aus den Brutkästen genommen und mit dem Kopf auf den Boden geschlagen hätten, bis die Babys tot waren.
 
Diese Geschichte, die Bush selbst bei jeder Gelegenheit wiederholte, machte die Öffentlichkeit im Westen endlich kriegsbereit.
 
Heute weiß man, dass diese Geschichte erfunden ist und dass die „Krankenschwester“ in Wirklichkeit die Tochter des kuweitischen Botschafters in Washington war, die nie in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Die Geschichte war frei erfunden.
 
Die Zahl der Toten dieses Krieges ist umstritten, man spricht von bis zu 200.000 toten Irakern. Außerdem wurden 320 Tonnen Uranmunition verschossen, die im Südirak ganze Landstriche radioaktiv verseucht haben und in der Folge zu ungezählten Krebstoten und missgebildeten Neugeborenen geführt haben.
 
Die Sanktionen, die dann gegen den Irak verhängt wurden, haben allein mindestens 500.000 Kinder das Leben gekostet, weil der Irak nicht einmal mehr Medikamente importieren durfte.
 
Bush ist also, ohne dass man sich mit weiteren Recherchen in andere Themen einarbeiten muss, wie zum Beispiel seine Tätigkeit für Nixon oder seine Zeit als CIA.Chef, alleine in seiner Präsidentschaft für hunderttausende Tote und zwei Kriege direkt persönlich verantwortlich.
 
Wie also kommt der Spiegel auf die Idee, ihn „einen Großen“ zu nennen, ohne das Wort Massenmörder anzuhängen?
 
Hintergrundinformationen zu der Brutkastenlüge und dem ersten Irakkrieg finden Sie zusammen mit den Quellen in diesem Vortrag, falls das Thema für Sie neu sein sollte.
Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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